Eine Gruppe von Kindern steht in einem Laubwald.

RSS-Feed der Bay. Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft abonnieren

So verpassen Sie keine Neuigkeiten mehr. Unser RSS-Feed "Nachrichten der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft" informiert Sie kostenlos über unsere aktuellen Beiträge.

Aufruf des RSS-Feeds

Günter Dobler
Streit ohne Ende - LWF-aktuell 107

Multifunktionale Forstwirtschaft zeichnet sich dadurch aus, dass sie gleichzeitig mehrere, darunter auch konkurrierende Ziele verfolgt. Da es für jedes Ziel gute Gründe gibt, aber nicht alle maximal verwirklicht werden können, kann forstwirtschaftliches Handeln immer kritisiert werden. Aus diesem Grund werden auch Auseinandersetzungen um den richtigen Umgang mit Wald nie abbrechen. Selbst Autoritäten wie Wissenschaft, Ethik, Politik oder Recht werden von den beteiligten Streitparteien für ­ihre jeweilige Sache instrumentalisiert und verlieren daher an verbindlicher Orientierungskraft. Dies und andere Gründe machen den »Streit ohne Ende« zum Normalfall, auf den sich Forstwirtschaft einstellen muss.

Zeichnung von zwei gegenüberstehenden Kanonen aus denen Wegweiser, Paragrafen, Tortendiagramme und Lupen geschossen werden.Zoombild vorhanden

Abbildung: In Auseinandersetzungen um den richtigen Umgang mit Wald
instrumentalisieren die Streitparteien Autoritäten wie Wissenschaft (Lupe), Ethik (Wegweiser), Mehrheitswille
(Tortendiagramm), Recht (Paragraph) usw. für ihre Sache und verwenden sie als »Munition«. Zeichnung G. Dobler

Haben Sie nicht schon manchmal im Nachhinein mit Lebensentscheidungen gehadert? Hätten Sie nicht lieber einen anderen Beruf ergriffen? Wären Sie in jungen Jahren nicht gerne mehr gereist statt gleich zu arbeiten? Auch wenn Sie ganz zufrieden mit dem sind, was Sie gewählt haben. Man könnte auch gute Gründe finden, vieles anders zu machen. Es gibt kein klares Richtig oder Falsch, denn es geht nicht um einfache Fragen wie die, ob das Ulmer Münster oder die Münchner Frauenkirche höher sind. Um das zu klären, muss man nur messen oder in einer anerkannten Quelle nachlesen: Das Ulmer Münster gilt übrigens mit 161,53 Meter als das höchste Kirchengebäude der Welt (EMU 2015).

Wenn man sich, wie bei den oben angedeuteten Lebensentscheidungen, zwischen der Verwirklichung zweier Ziele entscheiden muss, befindet man sich in einer Dilemma-Situation. Man kann nicht beides haben, aber für beides hat man gute Gründe, es zu wollen. Der Begriff »Dilemma« stammt aus dem Griechischen: Der Wortbestandteil »di« steht für »zwei« und »lemma« für »Annahme«. Damit bezeichnet der Ausdruck aber nur die einfachste Variante solch kniffliger Situationen. Es können ja mehr als bloß zwei Ziele miteinander konkurrieren. Berechtigterweise spricht man in solchen Fällen dann von einem »Polylemma«.

Die Krux mit Polylemmata ist nicht nur, dass man sich hin- und hergerissen fühlt und es einem oftmals Kraft abverlangt, bis man sich zu etwas durchringt. Die Freude über das Erreichen eines Ziels wird noch dazu oft vom Bedauern über die dafür geopferten Möglichkeiten getrübt. Polylemmata sind nicht deshalb schwierig, weil es keine Lösung gäbe. Das Problem ist vielmehr, dass es viele davon gibt, aber keine davon sich eindeutig von den anderen abhebt.

weiterlesen ... Streit ohne Ende pdf 617 KB

Autor

  • Dr. Günter Dobler