Wald kompakt - LWF aktuell 154

20 Jahre waldwissen.net – Vom Bierdeckel zur führenden Wissensplattform

Gruppenbild von 8 Männern und einer FrauZoombild vorhanden

Die Vertreter der vier Gründungsinstitutionen und Redakteure beim Jubiläumsempfang am StMELF in München; von links: Dirk Schmechel (LWF), Florian Stahl (LWF), Dr. Ulrich Schraml (FVA), Martin Moritzi (WSL), Dr. Thomas Wohlgemuth (WSL), Melina Jakobi (BSW), Dr. Peter Mayer (BSW), Dr. Peter Pröbstle (LWF), Steffen Schlehe (FVA). (© D. Janker, StMELF)

Was einst vor 20 Jahren als spontane Idee bei einem Zwangsstopp am Flughafen begann, hat sich heute zur größten deutschsprachigen Plattform für forstliches Fachwissen entwickelt. 2025 feiert waldwissen.net sein 20jähriges Jubiläum.

Vor etwas mehr als zwei Jahrzehnten wurde die Idee eines länderübergreifenden Portals für Wald- und Forstwissen buchstäblich auf einem Bierdeckel skizziert – von den Leitern der forstlichen Forschungsanstalten aus Baden-Württemberg, Bayern, Österreich und der Schweiz. Nur kurze Zeit später, bereits am 16. Februar 2005, ging waldwissen.net online.

Ziel war es von Beginn an, qualitätsgesichertes Fachwissen rund um Wald und Forst frei zugänglich und verständlich aufzubereiten – für Fachleute und für interessierte Bürgerinnen und Bürger. Heute finden sich im Angebot von www.waldwissen.net rund 4.000 Beiträge in vier Sprachen. Dabei wird ein breites Themenspektrum abgedeckt: von Waldbau und Klimaanpassung über Forsttechnik und Wildtiermanagement bis hin zur Umweltbildung.

Anlässlich des Jubiläums würdigte Forstministerin Michaela Kaniber die Bedeutung der Plattform: »Eine bessere Wissensplattform zum Wald gibt es nicht. Waldwissen.net schafft es, aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse einfach und verständlich an die Praxis und die interessierte Öffentlichkeit zu vermitteln. Das Konzept kommt an, jährlich nutzen rund 2,5 Millionen Naturinteressierte das Portal. Auch ich persönlich bin immer wieder mal auf Wald­wissen.net unterwegs. Das sehr gute Angebot laufend aktuell zu halten ist eine große internationale Gemeinschaftsleistung. Eine besondere Anerkennung möchte ich hier allen aussprechen, die Waldwissen.net tagtäglich mit Leben füllen. Danke für den Einsatz – bitte machen Sie genau so weiter!«

Getragen wird das Portal von den vier Gründungsinstitutionen – BFW (Österreich), WSL (Schweiz), FVA (Baden-Württemberg) und LWF (Bayern). Inzwischen sind sieben weitere forstliche Forschungseinrichtungen aus Deutschland Partner, wodurch Inhalte und Perspektiven aus dem gesamten deutschsprachigen Raum einfließen. Am 1. Juli 2025 kamen die Präsidenten und Direktoren der Gründungseinrichtungen im Bayerischen Forstministerium in München zusammen, um gemeinsam zurückzublicken – und vorauszudenken: In Zukunft sollen neue Technologien, insbesondere Künst­liche Intelligenz, die Zugänglichkeit und Nutzbarkeit des Fach­wissens weiter verbessern. Ziel bleibt es, Waldwissen aktuell, unabhängig und verständlich aufzubereiten. Nach 20 Jahren erfolgreicher Entwicklung ist klar: Das nächste Kapitel waldwissen.net hat gerade erst begonnen.

Waldwissen-Team

Erfolgreiches Fortbildungsformat im Lehrer-Förster-Tandem veranstaltet

Grünes Laubblatt aus Papier mit silberner Schrift an TannenzweigZoombild vorhanden

Der Baum der Hoffnung. (© M. Hertel, BaySF)

In Grafrath konnte im April erstmals ein neues Fortbildungsangebot für rund 40 Lehrerinnen und Lehrer angeboten und durchgeführt werden. Das Angebot rich­tete sich an Lehrkräfte der Schularten Gymnasium und Realschule mit natur­wissenschaftlichem Unterricht in den Jahrgangsstufen 8 und 12. Konzipiert und durchgeführt wurde das Format von ak­tiven und ehemaligen Mitgliedern des Arbeitskreis Forstliche Bildungsarbeit. Verschiedene Tandems aus einer Försterin oder Förster sowie einer Pädagogin oder Pädagogen des Arbeitskreises leiteten die teilnehmenden Lehrerinnen und Lehrer gemeinsam an.
Mann steht vor Baumstamm an dem Papier geheftet istZoombild vorhanden

Der forstliche Teil des Tandems in Aktion. (© M. Hertel, BaySF)

Ziel war es inhaltliche Impulse zu zentralen Zukunftsthemen wie Waldwirtschaft, Holznutzung, Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu geben, um diese praxisbezogen in den Unterricht zu integrieren. Die Lehrer-Förster-Tandems vermittelten den Teilnehmenden vielfältige Ansätze, wie sich das Ökosystem Wald thematisch mit Lehrplänen und Lernzielen verknüpfen lässt. Anregungen für neue Unterrichtsideen und didaktische Methoden für komplexe Themen wie Nachhaltigkeit oder Klimawandel wurden anschaulich und praxisnah verdeutlicht und transportiert.

Zum Beispiel mussten die teilnehmenden Lehrkräfte das Volumen eines stehenden Baumes berechnen und dieses anschließend mit CO₂-Emissionen verschiedener Länder und Lebensstile vergleichen - eine praxisnahe Möglichkeit, um die Themen Klimaschutz, Holzverwendung und Potenziale heimischer Wälder zur CO₂-Kompensation im Unterricht greifbar zu machen.

Alle waren sich einig: Der neue Ansatz, fachliche Inhalte im Tandem zu vermitteln und dabei unterschiedliche berufliche Perspektiven ganzheitlich und praxisnah für die Unterrichtsgestaltung zusammenzuführen, ist definitiv gelungen. Dabei wurde auch der Wunsch geäußert, dass Forstverwaltung und Kultusministerium diesen Ansatz weiter stärken und die Zusammenarbeit ausbauen, um auch künftig schul­artenübergreifend Fortbildungsangebote im Lehrer-Förster-Tandem gemeinsam zu entwickeln und umzusetzen.

Sabine Frommknecht und Florian Geiger, LWF

Kiefernvitalität nach Hagelschlag im Augsburger Lechauwald

Gruppe von Forstwirten an einem Baum mit HagelschadenZoombild vorhanden

Das Waldschutz-Team der LWF auf der Suche nach Anzeichen für eine Schädigung der gefällten Kiefern durch pilzliche oder tierische Schadorganismen. (© N. Burgdorf, LWF)

Im August 2023 wurde der Stadtwald Augsburg von einem heftigen Hagelschlag getroffen, wovon auch naturschutzfachlich besonders schützenswerte Schneeheide-Kiefernwälder betroffen waren. Die Waldkiefern zeigten bereits im Herbst 2023 eine dramatische Nadelverbraunung und Nadelverluste in den Kronen. Forstleute beurteilten den Zustand der Kiefern als besorgniserregend und stellten sich die Frage, welche Rolle das Diplodia-Triebsterben und waldschädliche Insekten dabei spielten. Ein Verlust der Kiefernwälder im Augsburger Stadtwald hätte gravierende Folgen für Forstwirtschaft, den Naturschutz und für Erholungssuchende.

Die LWF hat daraufhin die Folgen der Hagelschäden in vier betroffenen Waldbeständen untersucht und den Schädigungsgrad anhand der Nadelmasse und dem Anteil brauner Nadeln an ausgewählten Probebäumen erfasst. Vitalere Individuen wiesen 35 % grüne Nadelmasse auf, stärker geschädigte 5 %. Holzproben wurden entnommen und im Labor der LWF ausgewertet. Neben der Untersuchung der Proben auf Diplodia sapinea wurden Hagelschäden an den Zweigen ausgewertet. Zusätzlich wurden die Proben auf rindenbrütende Insekten hin untersucht (z. B. Blauer Kiefernprachtkäfer und verschiedene Kiefernborkenkäfer).

Die Ergebnisse zeigen, dass D. sapinea nachweislich in den Kiefernbeständen vorhanden ist. Es zeigte sich aber auch, dass der Erreger schon seit längerer Zeit die Bäume besiedelt und in stärker geschwächten Individuen auffälliger ist. Der Pilz D. sapinea und die Krankheit des Diplodia-Triebsterbens sind daher nicht für die plötzliche Verschlechterung der Baumvitalität und Nadelverbraunung ursächlich. Biotische Schaderreger (pilzliche Pathogene und Insekten) spielen beim Schadgeschehen in den beprobten Beständen insgesamt eine eher untergeordnete Rolle. Die aktuelle Vitalitätsschwäche mit Nadelverbraunung geht vielmehr unmittelbar auf den Hagelschlag im August 2023 zurück. Da zudem kaum Insekten der Arten gefunden wurden, die eine waldschädigende Wirkung entfalten können, geht von den vitalitätsgeschwächten Kiefern keine Gefahr für umliegende Waldbestände aus. Die grundsätzlich herabgesetzte Vitalität der Kiefern in der Hagelzone hat in erster Linie abiotische Ursachen.

Der Temperaturanstieg der letzten Jahre hat dazu geführt, dass sich die Standorte im Augsburger Stadtwald für die Waldkiefer ungünstig entwickelt haben und sie sich nun am trocken-warmen Rand ihrer Verbreitung befindet. Folglich ist die Waldkiefer durch den Klimawandel zunehmend unter Stress und einer erhöhten Vorschädigung ausgesetzt. Für die geschädigten Bestände bleibt die Hoffnung auf eine Revitalisierung: 400 Kiefern hat die LWF für eine längerfristige Beobachtung ausgewählt, um die Auswirkungen des Hagelschlags weiter zu beobachten.

Susanne Ritter, Nicole Burgdorf und Dr. Andreas Hahn, LWF

Berufsjägertag 2025 der Bayerischen Staatsforsten: Forschung trifft Praxis

Ein Mann erklärt anderen Männern etwas vor einem PlakatZoombild vorhanden

Dr. Hendrik Edelhoff bei der Präsentation der Projektergebnisse. (© N. Kolb, BaySF)

Am 15. und 16. Juli 2025 fand der 17. Berufsjägertag der Bayerischen Staatsforsten (BaySF) am Forstbetrieb Bad Tölz mit der Stabstelle Wildbiologie und Wildtiermanagement der LWF statt. Über 80 Berufsjäger und -jägerinnen sowie Mitarbeitende der Forstbetriebe und der BaySF-Zentrale diskutierten aktuelle Herausforderungen und sammelten neue Impulse für das Wildtiermanagement. Im Mittelpunkt standen Gams, Rot- und Rehwild sowie deren Wechselwirkungen im Bergwaldökosystem.

Am ersten Tag waren Exkursionen in das Karwendel geplant. Dr. Hendrik Edelhoff, Nicolas Cybulska und Dr. Wibke Peters präsentierten Telemetrie und Fotofallenmonitoring, Konditions- und Konstitutionsbewertungen sowie genetische Kotanalysen. Die Teilnehmenden erhielten Einblick in den Einsatz wissenschaftlicher Methoden und deren Erkenntnisse.

Am zweiten Tag rückten die Ergebnisse in den Fokus: Im Vortrag »Aus der Forschung in die Praxis: Erkenntnisse zu Schalenwild in Bayern« stellte das Wildbiologie-Team der LWF aktuelle Forschungsergebnisse vor. Genetische Analysen, Telemetriedaten und Blockzählverfahren zeigen die Plastizität der Gams und ermöglichen wichtige Rückschlüsse auf Verteilung, Populationsstruktur und Lebensraumnutzung. Die Interaktionen der Schalenwildarten untereinander wurden anhand der beobachteten räumlichen Verteilungsmuster erläutert. Auch zeigten die Mitarbeitenden der LWF anhand eines weiträumigen Rotwildforschungsprojekts im Böhmerwald-Ökosystem die Herausforderungen im Wildtiermanagement, das großräumige Wanderverhalten und die grenzüberschreitende Habitatvernetzung.

Die Forschung der LWF schafft eine belastbare Grundlage für ein evidenzbasiertes zukunftsfähiges Wildtiermanagement, das Raum-Zeit-Muster, Arten­beziehungen und Umweltver­än­derungen integriert. In enger Zusammenarbeit mit der BaySF werden kontinuierlich verlässliche Daten im Gelände erhoben, welche die Basis für die wildbiologische Forschung der LWF darstellen.

Der Berufsjägertag zeigte eindrucksvoll, wie praxisnahe Forschung, wie sie von der LWF betrieben wird, das Wildtiermanagement bereichern kann und zugleich zur Versachlichung der Debatte rund um Wild und Wald beiträgt.

Dr. Wibke Peters, LWF

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