Nachrichten aus dem ASP - LWF-aktuell 111

Das Bayerische Amt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht (ASP) verfolgt das Ziel die Vielfalt der Genressourcen in Bayerns Wäldern zu erhalten. Zu den zentralen Aufgaben des Amtes gehören demzufolge die Herkunftssicherung, die Umweltvorsorge und die Erhaltung der genetischen Vielfalt.

Die neuesten Erkenntnisse und Informationen aus der Landesstelle, den Bereichen Herkunftsforschung, Forschung und allgemeine Nachrichten des ASP finden sie auf dieser Seite. Die Nachrichten aus dem ASP erscheinen auch stets in der jeweiligen Ausgabe von LWF-aktuell.

"Waldbau-Trails" für die Beratung

Frau und Mann unterhalten sich in einem BuchenwaldZoombild vorhanden

Abb.1: Frau Dr. Konnert und Herr DI Jasser vor geasteter Roteiche (Foto: ASP)

Das ASP verbindet seit Jahren ein enger fachlicher Austausch mit den Forstkollegen in Oberösterreich. Ende Juni besuchten Dr. Monika Konnert und Dr. Roland Baier auf Einladung von Herrn DI Christoph Jasser vom Amt der Oberösterreichischen Landesregierung mehrere interessante Feldversuche bei Linz.

Der Oberösterreichische Landesforstdienst berät und fördert die Waldbesitzer rund um das Thema Wald. Rund 500.000 ha oder 42 % der Landesfläche sind mit Wald bedeckt. In Oberösterreich gibt es 30.000 land- und forstwirtschaftliche Betriebe mit Wald. Rund die Hälfte der Waldfläche ist Kleinwald, weitere 100.000 Hektar entfallen auf Forstbetriebe und circa 140.000 Hektar stehen im Eigentum der Österreichischen Bundesforste. Wie in Bayern steht die Umwandlung der Fichtenreinbestände in klimatolerante, naturnahe Laubbaummischbestände im Fokus der forstlichen Beratung.

Eine besonders wertvolle Beratungshilfe sind die über 100 »Waldbau-Trails« oder »waldbaulichen Demonstrationsflächen«, die bei engagierten Privatwaldbesitzern angelegt wurden. Die vom ASP besichtigten Demoflächen deckten Themen wie die Astung bei Laubbaumarten, Anbauversuche zu Schwarznuss, Hybridnuss und Walnuss oder Herkunftsversuche mit Slawonischer Eiche oder Kalabrischer Tanne ab.
Den Abschluss bildete die Besichtigung eines 45-jährigen, vorratsreichen Küstentannen-Bestandes. Insgesamt waren die von den Kollegen in Oberösterreich angelegten Feldversuche zu vielfältigen forstlichen Themen, wie vom Waldbau (Astung beim Laubholz) bis hin zu Herkunftsfragen, und der enge Bezug zum forstlichen Standort sehr eindrucksvoll und überzeugend.

Dr. Roland Baier

Grenzüberschreitende Tagung für Bewirtschafter Forstlicher Samenplantagen

Baumreihen auf grüner WieseZoombild vorhanden

Abb.2: Samenplantage (Foto: M.Luckas, ASP)

»Intensiver Wissens- und Erfahrungsaustausch fördert den Erfolg.« Dieses Motto stand im Mittelpunkt der ersten Bewirtschafter- Tagung der Forstlichen Samenplantagen im oberösterreichischen Feldkirchen an der Donau.

Neben den Verantwortlichen für die Samenplantagen aus allen österreichischen Bundesländern waren aus Bayern auch die für das Samenplantagenprogramm zuständigen Dr. Roland Baier und Michael Luckas vom ASP eingeladen. Initiiert wurde die Veranstaltung von Dr. Heino Konrad vom Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (BFW) in Wien.

Zunächst wurde in Vorträgen und Diskussionen über Möglichkeiten und Vorschriften zum Pflanzenschutz sowie über biologische Mittel zur Wuchs- und Gesundheitsförderung gesprochen. Ganz im Zeichen der Praxis stand der zweite Teil des Treffens. Bei einer Besichtigungsrunde im Plantagenzentrum Mühldorf-Feldkirchen ermöglichte der Leiter des Zentrums, Alexander Gaisbauer, sehr anschaulich Einblicke in die Bewirtschaftungsgrundsätze der BFW.

Die 14 ha große Anlage der Landesforstdirektion Oberösterreich mit Samenplantagen von acht forstlichen Hauptbaumarten wurde ursprünglich unter dem Vorzeichen der Generhaltung angelegt. Nun gerät zunehmend die Saatgutproduktion in den Vordergrund. Diese Umstellung erfordert allerdings mehr Aufwand bei der Pflege und den Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln.

Die Teilnehmer konnten sich nicht nur vom hervorragenden Zustand der Plantagen überzeugen, sondern erfuhren sehr viel über die dabei gemachten Erfahrungen. Alle Teilnehmer waren sich darüber einig, dass innerhalb dieses forstlichen Spezialbereichs »Samenplantagen« ein Wissenstransfer unter Praktikern unverzichtbar ist. Die Tagung soll daher im jährlichen Turnus stattfinden.

Michael Luckas

»Trees4future« – EU-Projekt erfolgreich beendet

Eine Frau und zwei Mänenr stehen auf einer Versuchsfläche.Zoombild vorhanden

Abb.3: Gäste aus Litauen auf einer Versuchsfläche des ASP,
Juni 2013 (Foto: ASP)

Von 2011 bis 2016 lief ein europaweites Projekt zur besseren Vernetzung von Institutionen im Bereich Forstgenetik, Forstpflanzenzüchtung und Forstökologie. Das ASP als Partner konnte seine Expertise im Bereich Rückverfolgbarkeit von forstlichem Vermehrungsgut, Baumartenbestimmung mittels genetischer Methoden und Klonüberprüfung einbringen und z. B. in einem Ringtest zwischen mehreren molekulargenetischen Laboren die Qualität der verwendeten Analyseprotokolle überprüfen. In dem als »Transnational access« (frei übersetzt »Zugang über Grenzen hinweg«) überschriebenen Projektteil stellten Projektpartner ihre Laboreinrichtungen und Datensammlungen und die damit verbundene Beratung und Fachbetreuung zur Verfügung.

Das ASP ermöglichte Wissenschaftlern, sich über molekulargenetische Verfahren zur Herkunftsüberprüfung und zu Zertifizierungssystemen für forstliches Vermehrungsgut weiterzubilden. Insgesamt nutzten zwölf Gäste aus Tschechien, Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Griechenland, Serbien, Bosnien und Herzegowina, Polen und Litauen dieses Angebot zur Forschung an verschiedenen Baumarten am ASP.
Mit insgesamt 179 Tagen, in denen diese Besucher über die Projektlaufzeit hinweg am ASP betreut wurden, war das ASP eines der am meisten angefragten Service- Institutionen in diesem Projekt. Weitere Schwerpunkte im Projekt waren die Erarbeitung einheitlicher Protokolle zur Phänotypisierung bei Bäumen oder ein Statistikpaket für Züchter und Forstgenetiker zur Auswertung von Versuchsflächen.

Für die Forstpraxis wurde eine Internetanwendung (sog. »climate matching tool«) programmiert, mit der Regionen in Europa identifiziert werden können, an denen das aktuelle Klima dem zukünftig prognostizierten Klima einer bestimmten Suchregion entspricht. Solche Analogklimate helfen künftig, grenzüberschreitende Herkunftsgebiete auszuweisen und geeignetes forstliches Vermehrungsgut im Klimawandel zu finden.

Dr. Barbara Fussi

Vollständige Projektergebnisse im Internet

Forstgenetik und Naturschutz

Mit Blättern befüllte GlaskolbenZoombild vorhanden

Abb.4: In-vitro-Vermehrung von Riegelahorn am Thünen-Institut für Forstgenetik in
Waldsieversdorf (Foto: ASP)

Die diesjährige Jahrestagung der Sektion »Forstgenetik/Forstpflanzenzüchtung « im brandenburgischen Chorin stand unter dem Motto »Forstgenetik und Naturschutz «. 14 Vorträge beleuchteten das Spannungsfeld zwischen Forstgenetik und Naturschutz. Themen waren die unterschiedlichen Regelungen im FoVG und im Bundesnaturschutzgesetz, verschiedene Initiativen zur Erhaltung seltener Baumarten und Ergebnisse zur genetischen Diversität bei einheimischen und fremdländischen Baum- und Straucharten.

Seit Mitte der 1980er Jahre haben die Institutionen für Forstgenetik und Forstpflanzenzüchtung in Deutschland Erhaltungsplantagen für eine Vielzahl von Baum- und Straucharten angelegt. Viele dieser Anlagen haben inzwischen das Alter erreicht, in dem eine Erzeugung von Vermehrungsgut möglich ist. Dieses kann auch für naturschutzfachliche Aufgaben verwendet werden, was sich aber oftmals schwierig gestaltet. Solche Zusammenhänge und Bezugspunkte zum Naturschutz wurden anhand konkreter Beispiele wie der Alteichen in der Schorfheide oder der Hochlagenfichten im Nationalpark Bayerischer Wald dargestellt.

Weitere Themen waren unter anderem forstliche Initiativen zur Erhaltung der Esche, der Schwarzerle und der Hochlagenfichte. Mit fast 100 Teilnehmern war die Tagung sehr gut besucht, allerdings wurde auch bedauert, dass nur ganz wenige Vertreter des Naturschutzes teilgenommen haben und so die Gelegenheit zum direkten Austausch von Erkenntnissen und Standpunkten nicht möglich war.

Dr. Monika Konnert

Der Wald hat viele Gesichter

Mädchen bastelt mit Lehm ein Gesicht an einen Baum.Zoombild vorhanden

Abb.5: Die Kinder gestalteten ihre "Baumwesen" ausschließlich mit Naturmaterialien. (Foto: M.Walter, ASP)

Jeder Baum hat eine Mutter, einen Vater und oft viele Geschwister. Dies bereits den Kleinsten zu vermitteln war Ziel einer Aktion des ASP zusammen mit dem Waldkindergarten Laufen. Anlässlich der »Woche des Waldes« gestalteten 24 Kinder dazu unter Anleitung eines ASP Mitarbeiters mit kreativen Baumgesichtern ihre eigenen »Baumfamilien «.

Das ASP organisierte die Aktion, der Waldkindergarten hat sie tatkräftig unterstützt. Ziel war es, den Kindern spielerisch die Bedeutung von Verwandtschaftsverhältnissen in Waldbeständen näherzubringen. Dazu sammelten sie gemeinsam Äste, Blätter, Beeren, Rindenstücke und heruntergefallene Zapfen. Zum Modellieren organisierten die Erzieherinnen Lehm aus dem angrenzenden Teich.

Im Waldkindergarten sollen die Kinder den Wald selbstständig und mit allen Sinnen entdecken. So erweckten die Kinder die Bäume im Wald mit ihren eigenen Ideen zum Leben, wie etwa die vierjährige Leonie. »Mein Baum ist verliebt!«, sagte sie und drückte sorgsam ein Herz aus Lehm über ihrem Baumgesicht fest.

Mark Walter

Hohe Auszeichnung für die Leiterin des ASP

Frauen und Männer stehen mit Urkunden in der Hand vor einem Wald.Zoombild vorhanden

Abb.6: Umweltministerin Ulrike Scharf mit den Preisträgern. (Foto: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz)

Im Juni wurden von der Bayerischen Umweltministerin Ulrike Scharf zehn verdiente Umweltschützer für ihr Engagement für den Erhalt der Alpen geehrt. Zu den ausgezeichneten Frauen und Männern gehören die mehrmalige Biathlon- Weltmeisterin Magdalena Neuner als Botschafterin für Natur und Kultur im Bayerischen Alpenraum sowie Dr. Monika Konnert, die Leiterin des ASP. Die Ehrung fand am Sylvensteinspeicher statt.

Im Beisein der Bayerischen Umweltministerin übergab dabei die Staatssekretärin im Bundesumweltministerium Frau Schwarzelühr-Sutter ein Album der Sondermarke »Die Alpen – Vielfalt in Europa«. In ihrer Laudatio hob sie die national und international geschätzte Forschungsarbeit von Frau Dr. Konnert zum Erhalt der Biodiversität und der genetischen Vielfalt in den Wäldern des bayerischen Alpenraumes als Grundlage für die künftige Anpassungsfähigkeit hervor.

In ihrer Festrede betonte die Bayerische Umweltministerin: »Der Klimawandel ist Fakt und dessen dramatische Entwicklungen müssen wir aufhalten. Dafür brauchen wir nicht nur die Politik, die Behörden und die Wissenschaft. Wir brauchen auch engagierte Menschen aus der Mitte der Bevölkerung, die vor Ort für den Umwelt- und den Klimaschutz werben und sich engagieren – Botschafter, die mit ihrer Überzeugungskraft und ihrem Wissen zum Schutz des sensiblen Alpenraums beitragen.«

Dr. Roland Baier

TUM-Studenten auf Exkursion

Am 20. Mai 2016 besuchten Studenten der TU München unter Begleitung von Prof. Dr. Mosandl und Dr. Bernd Stimm vom Lehrstuhl für Waldbau das Amt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht (ASP) in Teisendorf. Die Exkursion unter Leitung von Gerhard Huber führte zunächst auf den Teisenberg bei Anger.

Dort besichtigten die Studenten den im vergangenen Herbst ausgewiesenen ersten bayerischen Weißtannen-Generhaltungsbestand und diskutierten über das vorgestellte bayerische Konzept zur Erhaltung forstlicher Genressourcen, das neben den Wirtschaftsbaumarten auch seltene Baumarten und Vorkommen auf Sonderstandorten erfassen soll. Im ersten Schritt werden deshalb geeignete Bestände in ganz Bayern gesucht, die für die Erhaltung der heimischen Genressourcen unserer Baumarten von Bedeutung sind. Anschließend führte der Weg auf die nahegelegene Bergahorn-Versuchsfläche »Kohlhäusel«. Hier wurden der Aufbau und die Methoden von Feldversuchen erläutert. Überrascht zeigten sich die Teilnehmer, dass die Versuchslaufzeiten 30 und mehr Jahre betragen und oft mehrere Förstergenerationen daran mitarbeiten.

Herr Huber erläuterte, dass das ASP über 60 Versuchsflächen in ganz Bayern betreut und derzeit auch neue Baumarten wie die Zedern oder die Baumhasel im Blickfeld hat. Neuere Versuchsanbauten beschäftigen sich im Schwerpunkt mit den Auswirkungen des Klimawandels und der Frage, welche Herkünfte und Baumarten in Zukunft in Bayern angebaut werden können.

Im »Eichet« nahe Freilassing wurden Fragen des Forstvermehrungsgutgesetzes erläutert und darüber diskutiert, warum gesetzliche Vorschriften überhaupt notwendig sind. Neueste wissenschaftliche Projektergebnisse über die Weitergabe der genetischen Information vom Altbestand auf den Eichennachwuchs sollten die angehenden Försterinnen und Förster neugierig machen und ihnen das Fach Forstgenetik näher bringen. In der nahegelegenen Winterlinden-Plantage wurde der Sinn und Zweck von Samenplantagen besprochen und das Plusbaumkonzept des ASP vorgestellt.

Abschließend besichtigten die Studenten einige Testanbauten neuer Baumarten wie Schwarzkiefer, Flaumeiche und Lindenblättriger Birke. Insgesamt war es eine gelungene Exkursion mit positiven Rückmeldungen seitens der Teilnehmer. Diese praxisorientierte Exkursion des ASP soll die Forstgenetik- Vorlesung im Bereich Waldbau ergänzen.

Gerhard Huber