Moorschutz im Wald

Etwa ein Drittel der bayerischen Moore sind bewaldet. Schon in den ursprünglichen Mooren spielte Wald eine große Rolle als natürlicher, sehr vielfältiger und artenreicher Moorwald. Noch heute sind in vielen Mooren solche Moorwälder aus Moor- und Waldkiefern, Moorbirken und Fichten erhalten geblieben, wenn auch oft nicht mehr völlig intakt, sondern durch Veränderungen des Wasserhaushaltes mehr oder weniger stark verändert.

Wir informieren Sie auf dieser Seite über den Wert der Moorwälder für die Waldnatur, für den Schutz der Moore, und auch für verschiedene weitere Aspekte und Ziele. Sie erfahren, was Waldbesitzer tun können, damit Wälder auf Moorstandorten möglichst vielfältige Funktionen erfüllen, und welche Fördermöglichkeiten es hierfür gibt.

Moorwälder in Bayern

Fichtenwald mit dicker Moosschicht auf dem BodenZoombild vorhanden

Abb 1: Moorwälder sind vielfältig. Gemeinsam ist ihnen ein nasser Standort, wie in diesem Torfmoos-Fichten-Moorwald im Allgäu (© S. Müller-Kroehling, LWF)

Zunächst: Moor ist nicht gleich Moor! Je nachdem, wie hoch die jährlichen Niederschläge liegen, bei über 1500 mm Jahresniederschlag, oder unter 800 mm, und je nach hydrologischem Typ der Entstehung des Moores, ist von völlig unterschiedlichen natürlichen Lebensräumen (Moortypen und ihren entsprechenden Vegetationstypen) auszugehen. Der bayerische Moortypenkatalog gibt einen anschaulichen Überblick, welche Moortypen in welchen Landesteilen zu erwarten sind.

In natürlichen und naturnahen, weitgehend intakten Mooren findet sich oft ein Mosaik aus natürlicherweise sehr nassen und daher baumfreien Moorbereichen und Flächen, deren Wasserausstattung ein Baumwachstum bereits wieder zulassen. Genauer gesagt, überall dort, wo der Moorwasserstand nicht dauerhaft höher als 10-15 cm unter Flur ansteht, können sich baumförmige Gehölze ansiedeln. Viele der bayerischen Moore waren daher auch bereits ursprünglich auf etwas höher gelegenen oder unmerklich hängigen Teilflächen mehr oder weniger mit Gehölzen bestockt. Da auch dort torfbildende Pflanzen wie Torfmoose, Wollgräser und Seggen wachsen können, handelt es sich bei intakten Moorwäldern durchaus auch um wachsende Moore.
Von Bäumen geprägte Lebensräume sind übrigens auch weltweit in einer großen Vielfalt wichtige Bestandteile der Moor-Ökosysteme, so in der borealen Taiga, aber auch in den Tropen, wie im Kongo-Becken, im Amazonas-Regenwald oder in Indonesien (Sumatra, Borneo).

Broschüre: Moorentwicklungskonzept Bayern - Moortypen in Bayern Externer Link

Nicht alle Waldbestände auf Torfböden sind Moorwälder. Zum Teil sind auch Forstbestände ohne moortypische Vegetation aus Torfmoosen und moortypischen Zwergsträuchern wie der Rauschbeere (Vaccinium uliginosus) vorhanden. Man sollte als unterscheiden zwischen „Wald auf Moorboden“, was alle Bestockungen auf Torfböden umfasst, und „Moorwald“. Letztere ist bayernweit auf ganzer Fläche auch durch Artikel 23 BayNatschG und in den FFH-Gebieten auch als – sogar prioritärer – FFH-Lebensraumtyp (Code *91D0) vor Verschlechterungen und Eingriffen geschützt.
Insgesamt zeigen viele der Bestockungen auf Moorstandorten eine positive Entwicklung hin zu feuchteren Bedingungen mit mehr moortypischer Vegetation (Kaule & Peringer 2015).
Auf manchen vorher offenen Mooren haben sich heute auch Moorwälder etabliert, meist durch natürliche Sukzession, etwa mit Spirken (Pinus rotundata). Sollen natürlicherweise ganz offene Moore erhalten werden, muss der Wasserhaushalt wieder auf 10 cm unter Flur oder weniger angehoben werden. Voraussetzungen sind ausreichende Niederschläge von über 1000 mm Jahrensniederschlag (Kaule & Peringer 2015), mit Variationen je nach Moortyp und Jahresdurchschnittstemperatur. Auf vielen durch frühere Entwässerung, Torfentnahme, Sackungen usw. veränderten Moorstandorten und angesichts des Klimawandels mit immer wärmer werdenden Jahrestemperaturen, häufigeren Trockenphasen und sinkender Gleichverteilung der Niederschläge stellen naturnahe Moorwälder heute die „hpNV“ dar, also die naturnächste „heutige potenzielle natürliche Vegetation“, selbst nach Schließung aller Entwässerungsgräben (Kaule et al. 2018).
    Allgemeine Literatur über die Moore in Bayern
    • Kaule, G. (1974): Die Übergangs- und Hochmoore Süddeutschlands und der Vogesen. - Diss. Bot. 27, 345 S. + Anl.
    • Kaule, G., & Peringer, A. (2015): Die Entwicklung der Übergangs- und Hochmoore im südbayerischen Voralpengebiet im Zeitraum 1969 bis 2013 unter Berücksichtigung von Nutzungs- und Klimagradienten. – Umwelt Spezial (Hrsg. LfU), 98 S. + Anh.
    • Kaule, G., Carminati, A., Huwe, B., Kaule, R., Müller-Kroehling, S. & Schwarz-von Raumer, H.G. (2018): Die Hochmoorwälder des süddeutschen Voralpengebietes: Bedeutung und Entwicklung im Klimawandel. – TELMA 48: 13-48.
    • Müller-Kroehling, S. (2024): Moorwälder – forstwirtschaftliche Nutzung und Moorschutz. - Rundgespräche Forum Ökologie (Hrsg.: Bayerische Akademie der Wissenschaften), Bd. 50 »Moore: Ökosystemfunktionen, Biodiversität und Renaturierung«, S. 77-94.
    • Müller-Kroehling, S. & Zollner, A. (2015): Moorschutz im Wald – gestern, heute, morgen. - LWF aktuell 104: 21-25.
    • Ringler, A. (2000): Moorentwicklungskonzept Bayern (MEK). Moortypen in Bayern. Augsburg (Hrsg. LfU), 103 S.
    • Ringler, A. & Dingler, B. (2000): Moorentwicklungskonzept Bayern. Phase II. Moortypen und Moorregionen in Bayern (rev. Fassung Dez. 2000). - Walpertskirchen, 239 S.
    • Siuda, C. (2002): Leitfaden der Hochmoorrenaturierung in Bayern. – Augsburg (Hrsg. LfU), 65 S.
    • Siuda, C.; Quinger, B.; Thiele, A. (2009): Moorrenaturierung kompakt. Evaluierung ausgewählter Moorobjekte und Evaluierungsgrundlagen. Augsburg (Hrsg. LfU), 11 S. + Anlage (236 S.)

    Funktionen von Moorwäldern

    Moore haben vielfältige Funktionen in der Landschaft und damit für die Umwelt und die menschlichen Ansprüche an diese. Im Einzelnen sind dies:
    • Klimaschutz durch Bindung von Kohlenstoff im Torfkörper
    • Bodenschutz durch Erhalt der Torfböden
    • Erhalt eines ausgeglichenen Landschaftswasserhaushalts durch Wasserspeicherung in Torfkörper und Vegetation, so dass Starkabflüsse und somit Hochwässer und auch Dürren möglichst vermieden oder reduziert werden
    • Schutz der moortypischen Biodiversität, der Moor-Lebensraum-Vielfalt und ihrer spezialisierten Arten
    • Schutz der Eigenart und Vielfalt der Landschaft, als Teil der Heimat und als Raum für sanfte Erholung
    • Archivierung der Landschaftsgeschichte in Form von Pollenprofilen und Großresten, d.h. fossilen Resten früheren Lebens
    Moorwälder erfüllen oftmals diese Funktion nicht schlechter oder sogar besser als manche offenen Vegetationszustände von Mooren. Entscheidend ist ohnehin die Vielfalt der Ausprägungen von Lebensräumen, häufig als Komplexe und Mosaike.

    Moorwälder – forstwirtschaftliche Nutzung und Moorschutz [in: Moore. Ökosystemfunktionen, Biodiversität und Renaturierung: Rundgespräch am 20. April 2023 in München. München März 2024. Rundgespräche Forum Ökologie: Band 50.] Externer Link

    Moore sind Heimat einer großen Zahl von Tier-, Pflanzen-, Pilz- und Bakterienarten, darunter zahlreiche Spezialisten, die weitgehend oder vollständig auf Moor-Lebensräume spezialisiert und daher in ihrer Verbreitung auf diese beschränkt sind.

    Der Bayerische Moorartenkorb – eine neues Instrument für Bewertungen und Prioritätensetzungen in Mooren

    Schwarzer Käfer auf MoosZoombild vorhanden

    Abb 2: Viele Moorspezialisten aus der Tier-, Pflanzen und Pilzwelt, wie hier der nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie prioritäre Hochmoorlaufkäfer, kommen in Moorwäldern vor (© B. Niederbacher)

    Jede dieser Arten, die man als „Moorarten“ bezeichnen kann, hat etwas andere Ansprüche an Moore, was mit der unterschiedlichen Biologie der verschiedenen Artengruppen zusammenhängt. Viele der Moorarten kommen nur in bestimmten Moorlebensräumen, also bestimmten Typen von Mooren vor. Ein großer Teil dieser Arten unterscheidet dabei weniger nach den Kategorien „Wald“ oder „Offenland“, beziehungsweise „mit Gehölzen“ oder „gehölzfrei“, sondern vor allem nach ihren speziellen Lebensraumrequisiten. Das können nasse Torfmoose sein, blanker Torf, eine bestimmte Moorpflanze als Wirtspflanze, organische Böden einer bestimmten Nässe und zugleich bestimmten pH-Werte-Bereichs und konkreter Nährstoffverhältnisse.

    In vielen natürlichen Mooren waren Lebensräume mit und ohne Gehölze im Wechsel der Jahrhunderte und Jahrtausende ein „Kommen“ und „Gehen“, wie uns die Torfhorizonte zeigen, die nicht nur die Pollen der dort wachsenden Pflanzen schichtweise archiviert haben, sondern in etlichen der Schichten auch Baumwurzeln oder das Holz abgestorbener Bäume. Auch waren die allermeisten Moore Mosaike aus verschiedenen Moorlebensräumen, mit und ohne Gehölze, wobei diese Komplexe oft bestimmten Gesetzmäßigkeiten der Verteilung im Moor folgen, wenn auch in jedem Moor etwas anders angeordnet.
    Gewässer in einer offenen MoorlandschaftZoombild vorhanden

    Abb 3: Moore fungieren als wichtiger Wasserspeicher in der Landschaft (© S. Müller-Kroehling, LWF)

    Intakte Moore sind wichtige Wasserspeicher in der Landschaft, da sie den Niederschlag verzögert und langsam an die Umgebung abgeben (Zollner 1996).

    In Zeiten zunehmender Starkniederschläge auf der einen Dürreperioden auf der anderen Seite gewinnt die Funktion von Mooren im Zusammenhang mit den Landschaftswasserhaushalt zunehmend an Bedeutung.

    Moore liegen als Hoch- aber auch als Quellmoore entweder oft an den Wasserscheiden und somit im Quellgebiet der Fließgewässer, oder aber korrespondieren im Fall der Niedermoore stark mit dem Grundwasser. Sie verfügen über die Moorvegetation und den Torfkörper, je nach Zustand derselben, über eine Fähigkeit, überschüssiges Wasser in gewissem Umfang auch zu speichern bzw. verzögert abzugeben. Mit der Wiederherstellung des Wasserhaushaltes besteht die Möglichkeit, diese Funktion der Moore wiederherzustellen bzw. zu stärken.
    Auf entwässerten Moorböden tragen Waldbestände durch die Interzeption (also das Festhalten eines Teiles des Niederschlags in den Baumkronen, so dass dieser Teil gar nicht auf den Waldboden gelangt) dazu bei, den Abfluss im Vergleich zum offenen Moor gebremst abzugeben (Zollner 2003, Zollner & Cronauer 2003). Dies gilt besonders für relativ dicht bestockte Wälder, da nur diese eine hohe Interzeption aufweisen. Lichtere, intakte Moorwälder, wie sie für nasse Moorlebensräume typisch sind, haben zwar eine deutlich geringere Interzeption, speichern aber ebenfalls viel Wasser, und zwar im Torfmoos, und sind insofern den intakten offenen Mooren ähnlich, die für das Abflussgeschehen bei Starkniederschlägen einen stark puffernden Einfluss haben (Zollner & Cronauer 2003).
    Den Landschaftswasserhaushalt beeinflussen Moorwälder ferner auch durch die von ihnen gespendete Windruhe – der so genannte „Oasen-Effekt“ und durch die von ihnen geleistete Transpirationkühlung, so dass unter ihren Schirm die Luftfeuchte wesentlich höher und die Luft kühler ist – der so genannte „Ammengehölz“-Effekt.
    Umgefallene Nadelbäume in einem MoorwaldZoombild vorhanden

    Abb 4: In Moorwäldern wird im Torfkörper, aber auch im aufstockenden Waldbestand einschließlich dem Totholz Kohlenstoff gespeichert (© S. Müller-Kroehling, LWF)

    Kohlenstoffhaushalt von Moorwäldern bzw. Wäldern auf Torfböden allgemein
    Moore speichern extrem viel Kohlenstoff in ihren Torflagerstätten, solange diese unter Luftausschluss unter Wasser stehen. Je nach Wasserstand binden oder emittieren Moore unterschiedlich große Mengen der Treibhausgase CO2, Methan und Lachgas. Da sich die einzelnen Treibhausgase dabei gegenläufig verhalten, geht man heute von einem Optimum bei einem Wasserstand von ca. 10 cm unter Flur aus. Wird der Kohlenstoff nach einem Absinken des Wasserstands (z.B. aufgrund aktiver Entwässerung) freigesetzt, entsteht vermehrt klimaschädliches Kohlendioxid.

    Obwohl Moore etwa 3% der bayerischen Landesfläche ausmachen, tragen sie mit über 6% zu den Treibhausgasemissionen bei – vor allem aus intensiv landwirtschaftlich genutzten Böden. Es gilt also, die Moore als Kohlenstoffsenken, d.h. jahrtausendealte Lagerstätten zu erhalten, und das geht nur, wenn man sie wieder so nass wie möglich macht. Hierbei gilt: jede Anhebung des Wasserspiegels ist gut für das Klima, nicht nur die maximale Anhebung, die oft gar nicht mehr ohne weiteres möglich ist.
    Kann nur eine gewisse Anhebung realisiert werden, kann eine Nassbewirtschaftung mit an feuchte Standorte angepassten Baumarten eine Option sein, etwa mit den sehr vielseitig einsetzbaren Moorbirken. Diese können unter anderem sogar Bau- und Wertholz erzeugen und zudem die Quelle zahlreicher Nebennutzungen und -produkte sein, vom Birkenpech bis zu Birkensaft und Birkenblättertee. Auf die Eignung der verschiedenen Baumarten für Moorstandorte wird weiter unten ausführlicher eingegangen.
    Die Speicher- und Substitutionsleistungen von Bäumen und Totholz im Moor und von Holzprodukten aus Moorwäldern müssen in die Gesamt-Treibhausgasbilanz einbezogen werden. Die Speicherleistungen im Holz können beträchtlich sein und je nach Situation des Kohlenstoffspeichers im Torf zu einer insgesamt positiven Treibhausgasbilanz auch teilvernässter Standorte beizutragen.
    Wissenschaftliche Messungen zeigen, dass bewaldete Moorflächen in der Regel deutlich weniger Treibhausgase emittieren als unbewaldete. Viele Waldbestände auf Moorstandorten werden forstlich genutzt und leisten auf diese Weise einen zusätzlichen Beitrag zur Produktion des nachwachsenden Rohstoffs Holz und dadurch dem Klimaschutz. Werden die Standorte gleichzeitig vernässt, gewinnen beide Speichersysteme, Holz und Torf, gleichermaßen an Bedeutung. Es gilt, für jede Situation den bestmöglichen Balance-Zustand beider Komponenten zu finden und so Treibhausgasemissionen zu vermeiden.

    Baumarten in Mooren

    Laubbaum mit weißer Rinde von unten fotografiertZoombild vorhanden

    Abb. 5: Die Moorbirke ist durch ihre fast waagerechten Äste und wenig oder nicht hängenden Zweige gut von der Sandbirke zu unterschieden (© S. Müller-Kroehling, LWF)

    Mitteleuropa verfügt seit der letzten Eiszeit über eine relativ limitierte Ausstattung mit natürlicherweise vorkommenden Baumarten, was mit der West-Ost-Ausrichtung der Gebirge zusammenhängt, die eine Wanderungsbarriere bei kälter werdendem Klima darstellen. Dennoch weisen gerade Moore auch einige Baumarten in ihren natürlichen Vorkommen auf, die uns sonst eher in Frostgebieten begegnen, wie die Gemeine Fichte (Picea abies) und die Waldkiefer (Pinus sylvestris). Sie hatten in vielen Regionen ihre einzigen oder ihre bevorzugten natürlichen Vorkommen in den Mooren, denn beide sind an Kälte angepasste „Hungerkünstler“ mit geringen Ansprüchen an den Boden, die auch einen Überschuss von Wasser relativ gut vertragen. Beides sind nordische Baumarten, die in Skandinavien bis über den Polarkreis vorkommen und auch im Gebirge relativ hoch steigen.

    Das gilt auch für eine dritte Baumart, die Moorbirke (Betula pubescens), auch wenn diese im Gegensatz zu den beiden Nadelbaumarten nie intensiv forstlich gefördert wurde, im Gegenteil.
    Ferner kommen in Mooren einige Baumarten oder Unterarten von Baumarten vor, die nur hier ihr Vorkommen haben, also echte Moorspezialisten mit ganz speziellen Anpassungen an das Vorkommen in Mooren. Diese Baumarten bzw. Unterarten haben oftmals eine auf Europa oder sogar Mitteleuropa beschränkte Verbreitung, sind also weltweit gesehen Arten, für die wir eine besondere Schutzverantwortung haben, zumal diese Baumarten Relikte der letzten Kaltzeiten sind, so genannte Kaltzeit- oder Eiszeitrelikte. An erster Stelle zu nennen ist hier die Spirke oder Aufrechte Moorkiefer (Pinus rotundata), aber auch die Moor-Waldkiefer (Pinus sylvestris turfosa) und die Karpatenbirke (Betula pubescens carpathica).
    Und dann gibt es da noch die Baumarten der Bruchwälder, sowie der Randwälder von Hochmooren, wie die Schwarzerle (Alnus glutinosa) und die bereits genannte Moorbirke, die in Wäldern auf Niedermoorstandorten oftmals eine prägende Rolle spielen.
    Und schließlich kommen in Mooren auch eine Reihe von strauchförmig wachsenden Gehölzen regelmäßig vor und prägen diese Lebensräume ebenfalls, wie etwa Strauchbirke (Betula humilis) und Zwergbirke (Betula nana), Ohrweide (Salix aurita]) und Faulbaum (Frangula alnus) oder die Rauschbeere (Vaccinium uliginosus). Manche dieser Gehölze wachsen oft sehr geringwüchsig, wie etwa die Kriechweide (Salix repens).
    Nur wenige heimische Baumarten sind an ein Vorkommen in teilvernässten und vernässten Mooren angepasst.
    Kleiner knorriger Nadelbaum

    © S. Müller-Kroehling, LWF

    Tabelle 1: Hauptbaumarten für organische Böden
    ArtUnterart bzw. FormVorkommen, spezielle Anforderungen und Anpassungen
    Spirke (Aufrechte Moorkiefer) (Pinus rotundata)(z.T. auch als Pinus mugo ssp. rotundata var. arborea bezeichnet, d.h. als Unterart eines Bergkiefern-Komplexes)Hochmoorzentren und -ränder, Adventivwurzeln ermöglichen Mitwachsen mit dem Moor, Mitteleuropäischer Endemit; sehr hohe bayerische Schutzverantwortung!
    Waldkiefer (Pinus sylvestris)(Nominatform)Kontinentale Hochmoore; Randwälder, Braucht sommerliche Trockenphasen (subkont. Klimate)
    Moor-Waldkiefer: Pinus sylvestris ssp. turfosaReliktäre Moor-Unterart „krüppelwüchsig“ in Moorzentren wachsend
    Gemeine Fichte (Picea abies) In Mooren v.a. die PlattenfichteMoorrandwälder, im Moorzentrum von Hochlagenwäldern, Befähigung zur Flachwurzelung auf nassen Standorten; „Kälteweltmeisterin“
    Schwarzerle (Alnus glutinosa)Nicht zu nährstoffarme Niedermoore (Bruchwälder), Aerenchymsystem, Atmung auch bei andauerndem Überstau
    Moorbirke (Betula pubescens)(Nominatform)Moorrandwald, auch nährstoffarme Niedermoore (Bruchwälder), Kältehart; reliktär verbreitete Unterart
    Karpatenbirke: Betula pubescens ssp. carpaticareliktär verbreitete, forstlich weniger gut nutzbare Form (oft eher mehrstämmiger oder krüppelförmiger Wuchs)

    Weitere Baumarten in Mooren

    Daneben spielen weitere Baumarten im Moor-Kontext eine meist untergeordnete Rolle, können aber v.a. auch aus Gründen der Stabilisierung durch Durchmischung und zur natürlichen Bereicherung der biologischen Vielfalt einzeln bis truppweise beigemischt werden, auf geeigneten Kleinstandorten oder an Moorrändern.
    Die in Tabelle 2 genannten Baumarten von geringer forstlicher Bedeutung sind keine Moorspezialisten, können aber gelegentlich auch in hydrologisch relativ intakten Moorkomplexen auftreten. Ihre Beteiligung an der Bestockung dient der Förderung der moortypischen Biodiversität. In Bezug auf eine forstliche Nutzung sind sie, zumal auf Moorstandorten, wenig bis nicht bedeutsam.
    Tabelle 2: Nebenbaumarten (Mischbaumarten mit sporadischem Auftreten in Mooren) für organische Böden
    ArtVorkommen, spezielle Anforderungen und Anpassungen
    Wacholder (Juniperus communis)auch in nicht zu nassen Bereichen von Wäldern auf Hoch-/Übergangsmooren einzeln beigemischt, oft in früher beweideten Mooren
    Eibe (Taxus baccata)auch in nicht zu nassen Bereichen von Wäldern auf Hoch-/Übergangsmooren einzeln beigemischt (als Vogelsaat)
    Stechpalme (Ilex aquifolium)Auch auf organischen Böden (als Vogelsaat), stark atlantisch getönte Baumart, natürliches Areal im Alpenraum, durch Klimawandel in Ausbreitung begriffen

    Baumarten für teilvernässte Moore und Moorränder

    Eine Reihe weiterer heimischer Baumarten (Tab. 3) ist vor allem auf Anmoor- und bestimmten Niedermoorstandorten relevant, d.h. fehlen auf Hoch- und Übergangsmoorstandorte vollständig, wenn sie nicht extrem stark ausgetrocknet und degradiert sind. Unter solchen Bedingungen können aber fast alle heimischen Baumarten auch in Mooren vorkommen (selbst Buche). In dauerhaft nassen bis sehr nassen Ausprägungen fehlen sie, können aber vorübergehende Nässe und insgesamt feuchte Standorte gut vertragen.
    Tabelle 3: Baumarten für anmoorige Standorte und flachgründige Niedermoore (Moorränder und Anmoore)
    ArtVorkommen, spezielle Anforderungen und Anpassungen
    Aspe (Zitterpappel) (Populus tremula)Moorrandwälder, v.a. auch Anmoorstandorte
    Flatterulme (Ulmus laevis)Bruchwälder v.a. auf Anmoorstandorten; erträgt langen Überstau
    Vogelbeere (Eberesche) (Sorbus aucuparia)auch in Moorwäldern z.T. als Vogelsaat beigemischt
    Wildbirne (Pyrus communis)Natürliche Standorte u.a. an Moorrandwäldern, meist am Waldaußenrand
    Weißtanne (Abies alba)auf Sauerhumusstandorten und an Moorrändern (Anmoore); die tiefe Pfahlwurzel erschließt den darunter liegenden Mineralboden
    Stieleiche (Quercus robur)Vorkommen auch auf anmoorigen Moorrand-Standorten; die tiefe Pfahlwurzel erschließt den darunter liegenden Mineralboden
    Die forstlichen Nutzungsmöglichkeiten auf feuchten (teilvernässten), d.h. forstlich noch nutzbaren Standorten fasst Tabelle 4 zusammen.
    Tabelle 4: Forstlichen Nutzungsmöglichkeiten auf feuchten (teilvernässten), d.h. forstlich noch nutzbaren Standorten
    ArtBauholzeignungWertholzeignung (auf Moorstandorten)Ausschlagwald und KUP
    FichteX
    WaldkieferX
    SchwarzerleXX
    MoorbirkeXXX
    FlatterulmeXX
    ZitterpappelXXX
    WeißtanneX
    StieleicheX
    Die übrigen Baumarten der Tabellen 1-3 sind forstlich im Wesentlichen nur als Energieholz (Brennholz) oder für Spezialverwendungen (Zaunpfähle u.ä.) nutzbar.
    • Bogenrieder, A. & Sengbusch, P. von (2002): Untersuchungen zur Ökologie von Pinus rotundata LINK (Moor-Bergkiefer) im Südschwarzwald. – Forschungsber. FZKA-BWPLUS Univ. Freiburg, 138 S.
    • Heinken, T. (2008) Die natürlichen Kiefernstandorte Deutschlands und ihre Gefährdung. - Beitr. Nordwestdtsch. Forstl. Versuchsanstalt (NW-FVA) 2: 19-41.
    • Hohenstatter, E. (1973): Das Moor als Standort von Pinus mugo arborea. AFZ 51/52: S. 1123–1128
    • Lutz, J.L. (1944): Über den Gesellschaftsanschluß oberpfälzischer Kiefernstandorte. – Ber. Bayer. Bot Ges. 28: 64 - 124.
    • Lutz, J.L. (1956): Spirkenmoore in Bayern. - Ber. Bayer. Bot. Ges. 31-58-69.
    • Müller-Kroehling, S. (2003): Flatterulme (Ulmus laevis Pall.). – in: Weisgerber, H. et al. (Hrsg.): Enzyklopädie der Holzgewächse, 33. Ergänzungslieferung, 13 S.
    • Müller-Kroehling, S. (2019a): In Dubio pro Betula! Plädoyer für mehr Toleranz gegenüber der Moorbirke in Mooren. – In: ANLiegen Natur 41(1): 135-144.
    • Müller-Kroehling, S. (2019b): Birken in Mooren: Plädoyer für eine forstliche Neubewertung. – AFZ/Der Wald 4/2019: 10-13.
    • Müller-Kroehling, S. (2021): Der Mantingerbos – ein Stechpalmenwald in den Niederlanden. – LWF Wissen 85 (Beiträge zur Stechpalme): 54-55.
    • Müller-Kroehling, S. & Schmidt, O. (2023): Die Moorbirke – wichtiger Bestandteil der Biodiversität in Mooren. – LWF Wissen 87: 34-53.
    • Müller-Kroehling, S. (2023): Moorbirke und Moorschutz. – LWF Wissen 87: 54-72.
    • Neuhäusl, R. (1972): Subkontinentale Hochmoore und ihre Vegetation. Sud. Cs. Akad. Ved. (Prag) 13: 1-121.
    • Neuhäusl, R. (1992): Primary and secondary succession on wooded peat-bogs. – Acta Societatis Botanicorum Polonias 61(1): 89-102.
    • Paul, H. (1906): Die Schwarzerlenbestände des südlichen Chiemseemoores. – Naturw. Z. f. Land- und Forstwirtschaft 4 (1906), in Mitt. k. bayer. Moorkulturanstalt 1: 52-74 (1907).
    • Priehäußer, G. (1952a): Über die Entwicklung von Auen, Filzen und anderen Waldvernässungen im Bayerischen Wald. - Mitt. aus der Staatsforstverwaltung Bayerns 27: 9-71.
    • Priehäußer, G. (1952b): Der Formenkreis von Betula verrucosa und Betula pubescens Ehrh. im Bayerischen Wald. – Mitt. Staatsforstverwaltung Bayerns Bd. 27: 72-92.
    • Thurm, E., Falk, W. & Müller-Kroehling, S. (2019): Die Flatterulme als Alternative bei der Baumartenwahl: Standorts- und Leistungspotenzial einer Baumart nicht nur für feuchte Standorte. – LWF Wissen 83: 31-41.
    • v. Leiningen, W. (1906): Beschreibung von Mooren in der Umgegend von Schongau. – Natuw. Zeitschr. F. Land- und Forstwirtsch. 4 (6): 1-33.
    • Walentowski, H. (1998): Die Weißtannen-Waldgesellschaften Bayerns. Eine vegetationskundliche Studie mit europäischem Bezug, mit waldbaulichen Anmerkungen und naturschutz-fachlicher Bewertung. (Diss. Bot. 291). – Berlin/Statttgart, 473 S.

    Natürliche und künstliche Verjüngung

    Natürliche Verjüngung

    Kleine Fichten auf einem liegenden alten BaumstammZoombild vorhanden

    Abb. 7: Die Fichte ist in Moorwäldern vielfach gebietsheimisch. Ihre Verjüngung gelingt in nassen Mooren und schneereichen Lagen oft bevorzugt auf Moderholz, die so genannte Rannenverjüngung (© S. Müller-Kroehling).

    Die Naturverjüngung vorhandener heimischer Moorgehölze ist immer die beste Wahl, zumindest dann, wenn es sich um autochthone Vorkommen handelt. Naturverjüngte Gehölze weisen eine natürliche Nährstoffversorgung auf und sind daher oft weniger verbissanfällig als Gehölze aus Baumschulen . Auch tritt nach Pflanzung in die „raue Welt“ eines nassen, meist nährstoffarmen Moores kein „Planzschock“ auf.

    Tabelle 5 fasst wichtige Aspekte rund um die Verjüngung der wichtigsten Baumarten in Mooren zusammen.
    Tabelle 5: Rechtliche Vorgaben und fachliche Aspekte für die Verwendung der heimischen Moorgehölze bei Pflanzungen oder Saaten
    ArtFoVGSonstiges Hinweise zu HerkünftenNaturverjüngungVerbiss- und Fege-Empfindlichkeit
    Gemeine FichteXIn Mooren typisch ist die Plattenfichte als Varietät der heimischen Fichtev.a. am Saum sehr stark auflaufendGering
    WaldkieferXGgfs. auch die Moor-Waldkiefer berücksichtigen, sofern erhältllichv.a. auf RohbodenGering
    Spirke („Moorspirke“)NeinIm Handel wird z.T. auch die Hakenkiefer (Pinus rotundata) als „Spirke“ angeboten, diese ist für Moore nicht zu verwenden.v.a. auf Torfmoosflächen und z.T. auch feuchtem RohbodenHoch
    SchwarzerleXIm Handel angeboten werden nur zertifiziert Phytophtora-freie PflanzenFegen hoch
    MoorbirkeXUnterscheidung von Nominatform und Karpatenbirke sehr wichtig in Bezug auf Naturschutz und auch die forstliche NutzbarkeitHoch
    FlatterulmeNeinv.a. auf RohbodenMittel
    ZitterpappelXAuch durch WurzelbrutMittel
    WeißtanneXHoch
    StieleicheXv.a. auch HähersaatHoch

    Wahl des richtigen Vermehrungsgutes bei künstlicher Einbringung

    Für die aktive Einbringung von Gehölzen in die Moore gilt es, die fachlich geeigneten und rechtlich zulässigen Herkünfte zu wählen. Dabei ist zu gewährleisten, dass das Pflanzgut regionaltypisch (autochthon) ist, und somit auch besonders gut angepasst an die örtlichen Standortsbedingungen und v.a. das regionale Klima. Zum Teil haben sich auch seit vielen Jahrtausenden isoliert vom nächsten regionalen Vorkommen Regionalrassen herausgebildet.
    Bei der Wahl der Herkunft sind die geltenden Rechtsgrundlagen zu beachten. Gemäß §40 Absatz 4 BNatschG sind bei Pflanzungen oder Saaten „gebieteseigene Herkünfte“ zu verwenden. Ob dieser Vorgabe für die dem FoVG unterliegenden Baumarten durch Verwendung des forstlichen Herkunftsgebietes ausreichend Rechnung getragen wird, gilt es ggfs. zu prüfen. Speziell in Schutzgebieten sind auch die Vorgaben der jeweiligen Schutzgebietsverordnung stets einschlägig und sollten auch die Ausführungen in Fachplänen wie den Pflege- und Entwicklungsplänen oder den FFH-Managementpläne beachtet werden.
    Nähere Informationen zu den Herkunftsempfehlungen, zu zugelassenen Beständen und zu den Gebietseigenen Herkünften finden Sie unter folgenden Links:
    Speziell zur Genetik von Moorbirke und Spirke gibt es ein aktuelles Projekt des AWG, um die genetische Differenzierung innerhalb Bayerns noch besser zu verstehen:

    Genetik der Moorbirke und der Moorspirke in Bayern Externer Link

    Bei der Moorbirke und Moorspirke plant das AWG, die untersuchten Bestände, die aus genetischer Sicht geeignet sind, auf die Zulassungskriterien überprüfen zu lassen und ggfs. zuzulassen. Dann werden die Bestände ebenfalls im Erntezulassungsregister (EZR) und in das Register gebietseigener Gehölze (GEG) aufgenommen.

    Forstliche Nutzung von Wäldern auf Torfböden

    Birken-Fichtenwald mit einzelnen jungen FichtenZoombild vorhanden

    Abb. 8: Bei der forstlichen Nutzung bewaldeter Moore sollte es immer auch um den Erhalt natürlicher Mischungselemente und Bestandsstrukturen gehen, wie hier der Rottenstruktur und der beteiligten Moorbirken (© B. Mittermeier).

    Bei der forstlichen Nutzung von Wäldern und Forsten auf Torfstandorten sind stets die Voraussetzungen des Bodenschutzrechts zu beachten. Eine Befahrung der empfindlichen Böden darf nur erfolgen, wenn die Bodenstruktur dadurch nicht zerstört wird. Auch das Einbringen von Fremdmaterial, etwa im Rahmen von Wegebaumaßnahmen, unterliegt rechtlichen Einschränkungen. Bitte informieren Sie sich unbedingt bei Ihrem zuständigen AELF, bevor Sie forstliche Eingriffe oder Erschließungsmaßnahmen in Mooren planen.

    Die Erschließung muss auf Feuchtstandorten teilweise angepasst werden, beispielsweise mit sogenannten „Prügelwegen“ oder „Knüppelwegen“ als Unterbau, um für eine Bewirtschaftung nach erfolgter Vernässung noch geeignet und dauerhaft leistungsfähig zu sein. Auch kann es wichtig sein, ergänzende Durchlässe (also Rohre oder durchlässige Grobsubstrate wie Gabionen) in bestehende Wege oberhalb von Mooren einzubauen, die den Zufluss von Hangwasser in das Moor wiederherstellen helfen. Ihr zuständiges AELF und die Walderschließungs-Fachleute der Forstverwaltung beraten Sie gern, wenn Sie zu diesem Themenkomplex Fragen haben sollten.

    Die Holzbringung ist auf Feuchtstandorten und speziell auf Moorböden häufig mit Seilkränen sinnvoll, um die Anlage von Rückewegen minimieren zu können und so den Moorkörper und seine Hydrologie nicht zu beeinträchtigen. Sie ist aus diesem Grund und auf diesen Standorten über das Förderprogramm ForstFÖP auch außerhalb des Hochgebirges förderfähig. Damit die Seilkranbringung möglich und sinnvoll ist, müssen bestimmte Voraussetzungen gewährleistet sein. Ansprechpartner ist ihr örtlicher Revierleiter des AELF.

    „Seilakt“ im Moorwald – LWF aktuell 115

    Waldbestände auf vernässten oder wegen des torfigen Untergrundes schlecht erschlossenen Waldbeständen sind im Falle der Vermehrung von Borkenkäfern wie des Buchdruckers und des Kupferstechers oft schlechter zu kontrollieren als Wälder auf gut erschlossenen „Normalstandorten“. Allerdings ist hier der Nutzungsanspruch oft auch geringer. Ein kühl-feuchtes und luftfeuchtes Lokalklima durch intakten Wasserhaushalt kann oft helfen, dass sich die forstschädlichen Borkenkäfer nicht so stark vermehren können. Dennoch müssen in der Regel zu angrenzenden Wirtschaftswaldflächen anderer Waldbesitzer ausreichende Bereiche regelmäßig auf Befall kontrolliert werden.

    Befallene Bäume können dann vor Ort gefällt und belassen, oder ggfs. an Ort und Stelle entrindet oder mit speziellen Motorsägenaufsätzen geschlitzt werden, so dass ein aufwändiger Abtransport entfallen kann. In dem belassenen Totholz leben zahlreiche Arten, auch solche, die auf Moore spezialisiert sind, bzw. finden dort Tages- und Überwinterungsverstecke oder Sonnplätze. Für das Entrinden oder Schlitzen können ggfs. Fördermittel beim AELF beantragt werden.
    Für (teil)vernässte und nasse Moorstandorte geeignete Wirtschaftsbaumarten sind in Tabelle 4 (s.o.) aufgeführt.

    Erhaltung und Wiedervernässung von Mooren

    Bis 2040 sollen laut einem Beschluss der Bayerischen Staatsregierung Zug um Zug sämtliche bewaldeten Moorflächen in Bayern geprüft und, soweit notwendig und machbar, renaturiert und ggf. nachhaltig genutzt werden.
    Operativer Schwerpunkt ist bis 2030 die Renaturierung von 149 Hoch- und Übergangsmooren im Staatswald der Bayerischen Staatsforsten mit einer Gesamtfläche von rd. 2.700 ha. Von 2019 bis Mai 2024 wurden davon bereits rd. 2.500 ha in Bearbeitung genommen und davon rd. 1.000 ha abgeschlossen. Zudem werden aktuell die Grundlagen für entsprechende Aktivitäten im Bereich der An- und Niedermoore gelegt.
    Auch für Moorflächen in Privat- und Körperschaftswäldern sollen Impulse zum Erhalt und wo notwendig und machbar zur Wiederherstellung gegeben werden. Aufgrund der Rahmenbedingungen sind hierfür neben fachlichen Grundlagen vor allem Dialog und Kooperation mit Eigentümern und Verbänden sowie die Entwicklung entsprechender Förderinstrumente erforderlich.
    Je nach (Nutzungs-)Historie gibt es in Bayern Moorregionen, die sehr stark von Gemengelagen aus landwirtschaftlich genutzten und bewaldeten Mooren geprägt sind, oft noch verstärkt durch Besitzgrenzen innerhalb der Moorflächen. Das bedeutet für den Erhalt und Wiederherstellung eine deutlich komplexere Ausgangslage, die ein abgestimmtes Vorgehen der Eigentümer und der verschiedenen Verwaltungen (Landwirtschaft, Ländliche Entwicklung, Forst, Naturschutz, Wasserwirtschaft) erfordert.

    Fördermaßnahmen des Moorschutzes speziell in Moorwäldern

    Für die Vernässung bewaldeter Moore oder -moorteile stehen im Grundsatz dieselben Förderinstrumentarien zur Verfügung wie im „Offenland“, d.h. überwiegend gehölzfreien Mooren. Ohnehin sind die meisten Moore von Natur aus und auch aktuell Mosaike beider Teilzustände mit einer gemeinsamen Gesamt-Hydrologie, so dass es auch gar keinen Sinn machen würde, die Moorwaldbestände bzw. bestockten Teile der Moore nicht auch zu berücksichtigen.
    Die Förderinstrumente umfassen derzeit Angebote unter dem Dach des Bayerischen Umweltministeriums unter der Richtlinie der Landschaftspflege- und Naturpark-Richtlinie (LNPR).

    Landschaftspflege- und Naturpark-Richtlinien (LNPR) Externer Link

    Unter bestimmten Voraussetzungen und für größere Projekte können auch spezielle Programme wie LIFE+ als Umsetzungsinstrument für Natura 2000 oder EFRE (Europäischer Fonds für die Regionale Entwicklung), zwei Förderprogramme der Europäischen Union, in Betracht kommen. Anträge über diese Programme bedürfen einer sehr intensiven Vorbereitung der entsprechenden Anträge.
    Ansprechpartner in Bayern für alle diese Programme finden Sie an den Regierungen und beim Bayerischen Umweltministerium.

    Ansprechpersonen Moorschutz in Bayern [LFU] Externer Link

    Speziell für Moorwälder bzw. bewaldete Moore gibt es weitere Fördermöglichkeiten, die wir in folgender Übersicht zusammengefasst haben:

    Bayerische Forstverwaltung im Privat- und Körperschaftswald

    Die Planung und Umsetzung von konkreten Einstaumaßnahmen („Bagger“) können von der Forstverwaltung nicht gefördert werden. Solche Maßnahmen müssen über die Ländliche Entwicklung oder über die Naturschutzverwaltung beantragt und realisiert werden.

    Forstliches Förderprogramm WALDFÖP unterstützt:

    • Waldumbau durch Einbringen standortsgerechter, u. a. auch moortauglicher, vernässungsgeeigneter Baumartenmischungen (in Mooren z. B. mit Waldkiefer, Moorbirke, Fichte, Spirke (Pinus rotundata), in Bruchwäldern Schwarzerle)
    • bodenschonende Seilbringung auch im Flachland, z. B. Feucht- und Moorstandorte
    • händische Unschädlichmachung von Käferholz (Schlitzen, Scheppsen) in nicht bringbaren Lagen
    • Antragstellung beim AELF

    VNP Wald unterstützt:

    • vollständiger Nutzungsverzicht in Moorwäldern (Bindefrist 12 Jahre)
    • Schaffung lichter Waldstrukturen mit vollständigem Nutzungsverzicht durch Beseitigung von Gehölzen (naturschutzfachliches Konzept, Bindefrist 5 Jahre)
    • Ausformen der Rottenstrukturen, Förderung seltenerer Bestandsglieder, speziell der moortypischen, vernässungsgeeigneten Baumarten
    • Antragstellung beim AELF

    ForstWegR unterstützt:

    • vernässungsgeeignete Maßnahmen beim Neu- oder Ausbau von Forstwegen
    • Anlage lebensraumtypischer Kleinstrukturen (z.B. feuchter Senken)
    • Ansprechpartner sind die ÄELF, unterstützt durch die Wegebauberater der FoV

    Richtlinien der Förderprogramme:

    Moorflächen im Staatswald (BaySF)

    Für Maßnahmen im Staatswald gibt es das Finanzierungsinstrument der sogenannten „Besonderen Gemeinwohlleistungen“, die nach der entsprechenden Richtlinie gefördert werden können (bGWLR):

    Nr. 4.4 Maßnahmen im Bereich Moorschutz

    • Renaturierung von Mooren; Grundlage Renaturierungsplanung
    • Erhalt von Mooren; Voraussetzung Moorökologisches Gutachten bzw. Fachkonzept
    • Grundlagenerhebungen, Moorgutachten, Monitoring und Wirkungskontrollen

    Angebote der Naturschutzverwaltung

    Landschaftspflege- und Naturpark-Richtlinien (LNPR)

    • fördert u.a. Pflege und Wiedervernässung von Moorflächen
    • Ansprechpartner: untere Naturschutzbehörde im Landratsamt bzw. kreisfreie Stadt

    Ökopunkte gem. Bayerischer Kompensationsverordnung (BayKompV)

    Eine Moorrenaturierung kann von der unteren Naturschutzbehörde als ökologische Aufwertung gem. BayKompV bewertet und mit Ökopunkten belohnt werden. Der Besitzer kann die Ökopunkte gewinnbringend verkaufen.
    Antragstellung bei unterer Naturschutzbehörde

    Ökokonto [LFU]

    Beispiele: Amtlich bestätigte Ökokontoflächen der BaySF

    • Hoch- und Niedermoor Mauserfilz
    • Moorrenaturierung Brunnhäusl

    Angebote des Bundes

    • Förderrichtlinie „Information, Aktivierung, Steuerung und Unterstützung von Maßnahmen zur Wiedervernässung von Moorböden“ (Förderrichtlinie InAWi) vom 05.09.2024; v.a. vorbereitende und übergreifende Informationsarbeit, Konzepte, Moormanagement
    • Förderrichtlinie „Wiedervernässung und Renaturierung naturschutzbedeutsamer Moore“ (Förderrichtlinie 1.000 Moore) vom 05.09.2024
    • Förderrichtlinie zur Wiedervernässung genutzter Moorböden ist angekündigt, aber noch offen

    Erläuterungen

    Im Programm „VNP Wald“ können bei gegebener Eignung für diese Maßnahme Moorwälder als „Lichte Wälder“ in Betracht kommen. Hier ist dann Gegenstand der Förderung, diese Wälder so zu durchforsten, dass moortypische Bestandsstrukturen gefördert werden, also Rottenstrukturen und ein oft, je nach Standort, eher lichter Bestandsaufbau, in dem moortypische, im konkreten Bestand seltenere Mischbaumarten gefördert werden.
    Die Pflanzung moortypischer, regional seltener Baumarten kann über das „WaldFÖP“-Förderprogramm gefördert werden, ebenso wie die Anlage von Kleinstrukturen wie kleinen Feuchtbiotopen. Bitte beachten Sie jedoch unbedingt, sich vorher von einem Mitarbeiter der Forstverwaltung beraten zu lassen, welche Maßnahmen sinnvoll und welche förderfähig sind, und welche auch weiterer Genehmigungen bedürfen würden, bevor sie durchgeführt werden können. Eingriffe in gesetzlich geschützte Biotope durch Maßnahmen, oder Maßnahmen in FFH-Gebieten bedürfen beispielsweise im Zweifelsfall einer Prüfung auf Verträglichkeit und Genehmigung.
    Seilkran in einem Nadelwald am Berg mit SchneeZoombild vorhanden

    Abb. 9: Auf Moorstandorten ist der Einsatz von Flachlandseilkränen oft eine mögliche Variante der Holzbringung, die sehr bodenschonend ist, aber ein hohes Maß an Vorplanung erfordert (© S. Müller-Kroehling, LWF)

    Die Erschließung muss auf Feuchtstandorten teilweise angepasst werden, beispielsweise mit sogenannten „Prügelwegen“ als Unterbau, um für eine Bewirtschaftung nach Vernässung noch geeignet und dauerhaft leistungsfähig zu sein. Auch kann es sinnvoll sein, ergänzende Durchlässe (also Rohre oder durchlässige Grobsubstrate wie Gabionen) in bestehende Wege oberhalb von Mooren einzubauen, die den Zufluss von Hangwasser in das Moor wiederherstellen helfen. Ihr zuständiges AELF und die Walderschließungs-Fachleute der Forstverwaltung beraten Sie gern, wenn Sie zu diesem Themenkomplex Fragen haben sollten.

    Die Holzbringung ist auf Feuchtstandorten und speziell auf Moorböden häufig mit Seilkränen sinnvoll, um die Anlage von Rückewegen minimieren zu können und so den Moorkörper und seine Hydrologie nicht zu beeinträchtigen. Sie ist aus diesem Grund und auf diesen Standorten über das Förderprogramm ForstFÖP auch außerhalb des Hochgebirges förderfähig. Damit die Seilkranbringung möglich und sinnvoll ist, müssen bestimmte Voraussetzungen gewährleistet sein. Ansprechpartner ist ihr örtlicher Revierleiter des AELF.
    Lichter Birkenwald mit Gras am BodenZoombild vorhanden

    Abb. 10: Gutförmige Moorbirken auf feuchtem, aber nicht nassem Moorstandort. Scheidet eine stärkere Vernässung aus, kann auch eine solche Feuchtwaldnutzung eine klimafreundliche Nutzung darstellen, wenn man die Klimawirksamkeit des Holzes mit einrechnet (© S. Müller-Kroehling, LWF)

    Oft können Moorwälder auch nur teilweise vernässt werden, also der Wasserstand nicht wieder völlig hergestellt werden. Gründe können ein insgesamt stark abgesenkter Grundwasserspiegel oder auch Restriktionen durch angrenzende Nutzungen oder Infrastrukturlinien sein. Solche Wälder können daher auch oft nicht einfach aus der Nutzung genommen werden, sondern müssen oder sollen auch nach Teilvernässung noch weiterhin bewirtschaftet werden. Auf relativ nährstoffkräftigen Niedermoorstandorten würden die Flächen sonst oft mit nicht niedermoortypischen Pflanzen verwildern, etwa mit Neophyten (invasiven nichtheimischen Arten) und Nitropyhten (Stickstoff-Zeigern). Eine solche Nassbewirtschaftung ist zwar weniger mit Risiken behaftet als eine mit standortswidrigen Nadelholzreinbeständen auf entwässerten Torfen, aber auch weniger ertragreich und aufwändiger. Es werden daher Förderinstrumentarien entwickelt, die die Erschwernis ausgleichen sollen.

    Rodungen und Kahlhiebe im Moorwald

    Kahl geschlagene Fläche umringt von FichtenwäldernZoombild vorhanden

    Abb. 11: Oft werden mit Kahlhieben falsche Vorstellungen verbunden, was damit für den Moorschutz erreicht werden kann: ohne Einstau der Gräben praktisch nichts. Die Folgen sind dann meist dichte Faulbaum- und andere Gebüsche. (© S. Müller-Kroehling, LWF)

    Jede Maßnahme, die den Waldcharakter dauerhaft in Frage stellt, ist rechtlich als Rodung zu verstehen. Diese sollte nicht mit dem Kahlhieb verwechselt werden, in dessen Folge ein Kahlschlag entsteht, aber trotzdem weiterhin rechtlich Wald ist. Nicht so bei der Rodung, wo die Fläche in eine andere Nutzungsart überführt wird.

    Beides, Kahlschlag wie auch Rodung, unterliegt den Regelungen des Bundes- und des Bayerischen Waldgesetzes und ist genehmigungspflichtig. Ansprechpartner ist gegebenenfalls das örtliche AELF. Zudem sind viele Moorwälder gesetzlich geschützte Biotope nach § 30 Bundesnaturschutzgesetz.

    Kahlschläge weisen auch für die Moorrenaturierung ungünstige Bedingen auf, weil sie Freiflächenbedingungen mit viel Windbewegung und direkter Sonneneinstrahlung schaffen. Sie sollten daher auch aus Gründen der erfolgreichen Moorrenaturierung möglichst vermieden werden. Lediglich, wenn sehr monostrukturierte, einförmige, gleichaltrige Fichtenforste auf den zu vernässenden Moorstandorten stocken, kann ein Kahlhieb die einzig gangbare Option darstellen, weil eine Auflichtung der labilen bzw. nur kollektiv stabilen Fichtenreinbestände zu einer zu hohen Gefährdung durch Sturmwurf, Sturmbruch und anschließende Borkenkäfer-Massenvermehrung führen würde.
    Nadelwald mit Wollgras am BodenZoombild vorhanden

    Abb. 12: Unter einem lichten Bestandesschirm können sich Moorpflanzen oft besonders gut regenerieren, wie dieser Wollgras- und Torfmoos-Aufwuchs aus dem wiedervernässten Zentralbereich des Schorenmoos (Allgäu) illustriert. (© S. Müller-Kroehling, LWF)

    Oft werden mit den genannten Maßnahmen Rodung und Kahlhieb auf Moorstandorten falsche Vorstellungen verknüpft, dass diese per se dem „Klimaschutz“ dienten oder für die Moorrenaturierung unabdingbar seien, und dabei auch Rodung und Kahlhieb als sehr verschiedene rechtliche Dinge nicht hinreichend unterschieden (vgl. Müller-Kroehling et al. 2019).

    Müller-Kroehling, S., Schumacher, J. & Pratsch, S. (2019): Beseitigung von Gehölzen in Mooren. Rechtliche und fachliche Aspekte. – Naturschutz und Landschaftsplanung 51(6): 264-269. pdf 7,6 MB

    Ihre Ansprechpartner zum Moorschutz im Wald

    Die LWF als Fachbehörde der Bayerischen Forstverwaltung

    • initiiert und leitet oder wirkt mit an Forschungsprojekten zum Moorschutz im Wald.
    • berät und unterstützt die Forstbehörden an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie die sieben Fachstellen Waldnaturschutz.
    • arbeitet eng mit Partnern aus den anderen Fachbereichen zusammen. Gemeinsam mit LfU und LfL bildet sie die so genannte „Moordrehscheibe“, die in Bayern den Wissenstransfer und die Forschung in den Mooren koordinieren soll.
    • steht in engem Austausch mit den Bayerischen Staatsforsten A.ö.R. (BaySF), die für den Erhalt und die Renaturierung der Moore im Staatswald zuständig sind.
    Ansprechpartner bei den Bayerischen Staatsforsten: moor@baysf.de

    Moorschutz im Staatswald der Bayerischen Staatsforsten AöR Externer Link

    Wenn Sie als Waldbesitzer Fragen zur Umsetzung des Moorwaldschutzes und geeignete Maßnahmen oder Fördermöglichkeiten haben, wenden Sie sich bitte zunächst an Ihr örtlich zuständiges AELF.

    Übersicht der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bayern Externer Link

    Für Informationen zum Moorschutz im Bereich der Landwirtschaft und im Bereich des Naturschutzes wenden sie sich bitte an

    Weiterführende Informationen

    In den hier eingestellten Dokumenten und Links können Sie sich über Moorwälder und ihre vielfältigen Aufgaben für das Allgemeinwohl informieren. Weitere zahlreiche Literaturfundstellen sind in diesen Artikeln enthalten.

    Vielfalt der Bayerischen Moortypen in den Regionen, einschließlich ihrer Moorwälder Externer Link

    Folgende Artikel informieren Sie über Moorwälder und ihre vielfältigen Funktionen.

    Ansprechpartner an der LWF

    • Dr. Stefan Müller-Kroehling
    • Anna-Katharina Zech