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Waldwissen zum Hören
Wie kommen neue Arten zu uns?

Europakarte mit Spuren von Vögeln etc darauf

Ob Pflanzen oder Tiere – die Anzahl der bei uns eingewanderten Arten nimmt stetig zu. Aber wie schaffen es diese Lebewesen überhaupt, die oft enormen Distanzen aus ihren eigentlichen Verbreitungsgebieten bis nach Mitteleuropa zu überwinden? Die Wege sind vielfältig.

Andernorts heimische aber bei uns neue Arten, so genannte Neobiota, können sich durch den Klimawandel und geänderte Umweltbedingungen besser etablieren. Sie gelangen auf unterschiedlichsten Wegen zu uns. Einen davon hat das Indische Springkraut genutzt: Es wurde absichtlich als Gartenpflanze eigeführt und hat sich dann aus den Gärten heraus in der freien Natur angesiedelt. Die „Bauernorchidee“, wie das Gewächs auch genannt wird, hat sich so mittlerweile weit verbreitet, vor allem entlang von Gewässerufern. Ähnliche Importgeschichten haben der Pyrenäen-Storchschnabel als Zier- sowie Topinambur als Nutzpflanze hinter sich.

Auch Tierarten wurden bewusst eingeführt, beispielsweise der ursprünglich auf Pelztierfarmen gehaltene Amerikanische Mink, der als Alternative zum selten gewordenen Europäischen Nerz galt. In den 1950er Jahren ist er entlaufen oder wurde freigelassen und breitet sich seitdem in Deutschland aus. Er wird vor allem in den Gebieten zum Problem, wo es den Nerz früher nicht gab. Denn hier sind die potenziellen Beutearten an solche Räuber nicht angepasst. Ebenso verursacht der zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingeführte Asiatische Marienkäfer inzwischen Probleme im Weinbau: Er kann massenweise an Rebstöcken vorkommen; wird er dann mit den Trauben geerntet, verursacht er einen bitteren Geschmack im Wein.

Mehr dazu erzählt uns Tina Heger, Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Renaturierungsökologie der TU München:

Wie kommen neue Arten zu uns? - Podcast zum Hören

Fremde Arten können aber auch als „blinde Passagiere“ zu uns gelangen. Das erfolgt unbeabsichtigt über Industrie- und Handelstransportwege. Samen können an den Gütern hängen, die Arten in der Verpackung sitzen oder im Transportraum von beispielsweise Flugzeugen einfach mitgeführt werden. Typisches Beispiel sind hierfür auch eingeschleppte Arten über Ballastwasser: In Schiffen werden oft große Mengen Wasser als Ballast transportiert und die Tanks dort abgelassen, wo die Ladung aufgenommen wird. In diesem Wasser können sich Millionen von Kleinstlebewesen, Pflanzen und Tieren befinden. Zudem setzen sich zahlreiche Meeresorganismen an den Schiffswänden fest. Insekten kommen an importierten Pflanzen oder in Verpackungen in neue Gebiete – oder Pflanzensamen im Reifenprofil.

Als unliebsame Folge eingeschleppter Neobiota können beispielsweise Krankheitserreger Haus- und Nutztierarten befallen. Manche Arten breiten sich in Bereichen ohne Konkurrenzdruck oder natürliche Feinde teilweise auch aggressiv aus. Dagegen kann jeder einzelne etwas tun: Man sollte keine Samen als Souvenir aus dem Urlaub mitbringen und daheim aussäen oder aufziehen und Gartenabfälle sachgerecht und keinesfalls in der freien Natur, beispielsweise dem angrenzenden Wald, entsorgen. Empfehlenswert ist es, heimische Arten im Garten zu pflanzen.

Grundsätzlich ist Vermeidung besser als Bekämpfung. Daher gibt es auch internationale Regelungen und Gesetze sowie Grenzkontrollen, beispielsweise von Verpackungshölzern. Generell ist es aber so, dass künftig auch neue Arten zu unserem Landschaftsbild gehören werden. Mit den sich verändernden Klima- und Umweltbedingungen müssen auch neue Tier- und Pflanzenarten dazu gehören. Wichtig ist es, die laufenden Veränderungen in der Artenzusammensetzung unserer Flora und Fauna zu beobachten und zu dokumentieren.

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