23.09.2021
Borkenkäfer – zeitnahe Aufarbeitung, denn die Rinde sitzt in diesem Jahr jetzt schon locker! - Blickpunkt Waldschutz 7/2021
von Cornelia Triebenbacher, Karin Bork, Gabriela Lobinger, Conny Reichert und Ludwig Straßer

Die Ende Juni/Anfang Juli angelegte zweite Buchdruckergeneration ist fertig entwickelt. Mitte/Ende August wurde die zweite Geschwisterbrut angelegt. Diese befindet sich aktuell zum Großteil im Larven-, teilweise Puppenstadium unter der Rinde. Bei weiterhin Temperaturen über dem Entwicklungsnullpunkt von 8,3°C wird sie als Jungkäfer unter der Rinde überwintern.

Zwei Bilder zu Borkenkäferschäden. Im großen bild fällt die Rinde einer starken Fichte ab, im kleinen hält ein Mensch einen Rindenabschnitt.Zoombild vorhanden

Abb. 1: Nur ein Blick in die Rinde verrät, ob sich noch Borkenkäfer darin befinden (Foto: groß: A. Haikali, LWF; klein: F. Maier, AELF Weilheim).

Die Fichten aus dem Sommerbefall haben in den letzten Wochen mit Nadelverfärbung und –verlusten und mit Rindenabfall bei grüner und roter Krone gezeichnet. In diesem Jahr sitzt die Rinde durch die längere Entwicklungsdauer zum jetzigen Zeitpunkt besonders locker. Es ist also schon vor dem ersten Frost mit weiterem Rindenabfall zu rechnen!

Problematisch ist, dass bei Rindenabfall die unter der Rinde sitzenden Käfer „gezwungen“ werden, die Rinde zu verlassen. Bei warmen Temperaturen fliegen sie ggf. noch im Oktober und suchen sich einen neuen Überwinterungsstamm. Bei kühlen Temperaturen verbleiben sie in den abgefallenen Rindenstücken – zum Teil in mehreren Stockwerken - oder ziehen sich in den Boden zurück. Dort sind sie für eine waldschutzwirksame Aufarbeitung unerreichbar!

Für die Ausgangslage 2022 ist es daher entscheidend, Fichten mit Nadelverfärbung schnellstmöglich aufzuarbeiten, um einen Rindenabfall zu verhindern!
Bedeutet dies jetzt eine Aufarbeitung von „Totholz“? Nein, schauen Sie unter, besser noch in die Rinde! (Abb.1).

Wenn die Fichtenkrone kahl und die Rinde stark ausgetrocknet ist, haben die Käfer die Fichte bereits verlassen. Hat die Krone noch rote Nadeln, lohnt sich ein Blick in die Rinde. Ist diese zwar „mulmig“, aber noch etwas feucht, sind oftmals die Käfer in den tieferen Rindenschichten versteckt. Dann ist eine rasche Aufarbeitung notwendig!

Frische, im September befallene Fichten zeichnen v.a. mit Harzfluss. Bohrmehl ist eher selten sichtbar. Sie sollten möglichst gefunden und markiert werden, um sie im Laufe des Herbstes mit zweiter Priorität aufzuarbeiten und so die Ausgangsdichte für 2022 zu reduzieren.

Kahle Linden mit Säckchen in der Krone

Alte Bäume eines Waldrands. Einige Kronen sind sehr licht.Zoombild vorhanden

Abb. 2: Kahlgefressene Oberkronen an Linde mit deutlich erkennbaren Gespinstsäcken in einer Allee in der Nähe von Sauerlach. (Foto: C. Reichert, LWF)

In Südbayern sind derzeit - vor allem in Alleen - verkahlte Linden zu entdecken (Abb.2). Schuld daran sind Schmetterlingsraupen aus der Familie des Wollafters, welche an den Blättern fressen.
Der bekannteste Vertreter aus dieser Schmetterlingsfamilie ist der Eichenprozessionsspinner, der mittlerweile in ganz Bayern an Eichen zu finden ist.

Seine Raupen hinterlassen an den Eichen unangenehmen Brennhaare. Denn nach Berührung dieser Haare kommt es in der Regel zu unangenehmen Hautreizungen.
Kahlgefressenen Oberkronen einer Linde Zoombild vorhanden

Abb. 3: Die kahlgefressenen Oberkronen der Linden führen nur unbedeutenden Vitalitäts-einbußen der betroffenen Linden. (Foto: Cornelia Reichert, LWF)

Ein Verwandter des Eichenprozessionsspinners, der sogenannte Birkennestspinner (Eriogaster lanestris), führt zu den abgebildeten Schäden an der Linde (Abb. 3). Ein Kontakt mit den Raupen des Birkennestspinners können beim Menschen zu vergleichbaren, wenn auch schwächeren Symptomen wie beim Eichenprozessionsspinner führen.

Die Raupen haben zwar keine Brennhaare mit Toxinen wie Eichenprozessionsspinner, aber die sehr stachelige Behaarung kann auch Hautreaktionen auslösen. Heruntergefallene Nester oder Raupen sollten deshalb keinesfalls berührt werden.

Für die Lindenbäume hat der Fraß dagegen kaum Auswirkungen.

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