Buchen-Komplexkrankheit
Seit über 120 Jahren gibt es Schadensmeldungen an Buchenstämmen. Im Jahr 1878 beschrieb erstmals der Münchner Forstpathologieprofessor Georg Ludwig Hartig die wohl wirtschaftlich wichtigste Buchenerkrankung. Im Laufe der Jahre war von Buchen-Rindennekrose, Buchensterben, Buche-Komplexkrankheit oder auch nur von Buchenschleimfluss die Rede.
Trotz gewisser Differenzen lässt sich der Ablauf der klassischen Erkrankung wie folgt beschreiben:
- Prädisponierende Klimaereignisse
- Starker Besatz mit Buchenwollschildlaus
- Infektion der Rinde mit Nectria-Pilzen
- Befall durch Rinden- und Holzbrütende Käfer sowie Weißfäuleerreger
Neuere Untersuchungen zeigen eine Beteiligung von Phytophthora-Cellulose Pilzen.
Als Symptome werden genannt:
- Rasche Blattwelke und absterbende Äste
- Schleimfluss am Stamm
- Flächig ablösende Rindenpartien
- Sekundärer Befall durch holzbrütende Käfer und holzzersetzende Pilze
Die Komplexerkrankung gilt als ein periodisch wiederkehrendes Phänomen und wird oft auch an den stärksten und vitalsten Buchen beobachtet.
Abb. 1: Schleimfluss am Stamm als ein Symptom der Buchen-Komplexkrankheit (Foto: R. Petercord, LWF)
Abb. 2: Knollenartige Wucherung (Foto: R. Petercord, LWF)
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Kleiner Buchenborkenkäfer
Der kleine Buchenborkenkäfer (Taphrorychus bicolor) tritt seit dem Trockensommer 2003 verstärkt in Bayern, vor allem In Unter- und Mittelfranken auf. Bislang trat dieser Borkenkäfer eher an absterbenden Ästen und gefällten Stämmen auf. Zunehmend werden aber auch geschwächte, gestresste, stehende Buchen an Bestandesrändern und in aufgelichteten Beständen befallen. Häufig ist der Buchenprachtkäfer mit in den betroffenen Buchenbeständen zu beobachten.
Abb. 4: Sternförmige, sich stark überkreuzende Larvengänge (Foto: M. Bartl, AELF Amberg)
Abb. 5: Schadbild (Foto: G. Lobinger, LWF)
Biologie des Kleinen Buchenborkenkäfer
Der polygame Rindenbrüter ist ähnlich klein wie der Kupferstecher und bildet in der Regel zwei Generationen pro Jahr aus. Hauptflugzeiten sind im März und im Juni. Die Weibchen nagen ein unregelmäßiges, sternförmiges Brutbild mit fünf bis acht Muttergängen und einer schwach ausgeprägten Rammelkammer. Der Larvenfraß zerstört die Kambialzone und den Rindenbast. Stehendbefall durch den Buchenprachtkäfer zeigt sich auf der Rinde durch zahlreiche, kleine Schleimflussflecken, die mehr oder weniger gleichmäßig am Stamm verteilt sind. Häufig überleben die Bäume, zeigen aber auffällige Rindenschäden.
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Buchenprachtkäfer
Der Buchenprachtkäfer (Agrilus viridis) ist als Schädling in Buchenheisterpflanzungen seit langem bekannt. Aufgrund trocken-warmer Witterung tritt dieser Prachtkäfer in Buchenaltbeständen immer häufiger in Erscheinung. Durch eine Trockenheit wie 2018 werden Buchenbestände auf großer Fläche anfällig. In der Folge muss mit einem Ansteigen der Population des Buchenprachtkäfers und damit des Schadholzanteils gerechnet werden.
Bei mehrjährigen großflächigen Schwächungen der Buche kann er Massenvermehrungen aufbauen. Die Schäden treten dabei typischerweise an exponierten Bestandsrändern und im Bestand nesterweise auf. Die Art ist in Europa heimisch und lebt hauptsächlich an der Rotbuche, vereinzelt auch an anderen Laubbaumarten. Einzelne Altbuchen werden nach plötzlicher, starker Freistellung befallen. Häufig ist der kleine Buchenborkenkäfer mit in den betroffenen Beständen zu beobachten.
Abb. 6: Larvenfraß an Buchenast (Foto: R. Petercord, LWF)
Abb. 7: Zickzack-förmige Larvenfraßgänge im Kambium (Foto: G. Lobinger, LWF)
Abb. 8: Ausbohrlöcher (Foto: LWF)
Biologie des Buchenprachtkäfers
Der Käfer ist zwischen 5 und 11 mm lang und hat eine metallisch grüne bis olivgrüne Färbung. Die Käfer schwärmen von Mitte Mai bis Oktober mit einem ausgeprägten Schwerpunkt im Juni/ Juli. Die Weibchen legen Eipakete auf der Rinde ab, bevorzugt auf der Südseite der Stämme und Äste. Die Larven bohren sich anschließend durch die Rinde und beginnen dann ihren Fraß in Bast und Kambium.
Die Einbohrlöcher sind sehr klein und deswegen mit bloßem Auge nur schwer zu erkennen. Die Fraßgänge sind zickzackförmig gewunden und werden mit zunehmendem Alter der Larven breiter. Die Larven werfen kein Bohrmehl aus, dieses verbleibt in den Gängen. Beim Fraß wird das Kambium zerstört.
Der flächige Fraß des Buchenprachtkäfers und der damit verbundenen Einschränkung des Wassertransports im gesamten Splintholz führen bei der Buche nicht zum sofortigen Zeichnen der Belaubung. Der Befall ist damit schwierig bzw. erst sehr spät zu erkennen. Auffällig sind die Eigelege auf der Rinde sowie Schleimflussflecken.
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Buchenspringrüssler
Der Buchenspringrüssler (Rhynchaenus fagi) kommt in Bayerns Buchenwälder relativ häufig vor und fällt in manchen Jahren durch starken Minierfraß der Larven und Lochfraß der Käfer an Buchenblättern auf. Durch den Minierfraß der Larven sterben Teile der Blätter ab. Oft sieht der Bestand in der zweiten Maihälfte aus, als wäre er durch einen Spätfrost geschädigt.. Nur bei massenhaftem Auftreten, bei dem ganze Buchenkronen braun erscheinen können, kann ein Zuwachs- und Mastverlust durch fehlende Assimilationsmasse entstehen. Die Larvalentwicklung ist nur an Buche möglich, die Käfer nagen gelegentlich auch an Obstbäumen, Erle und Birke.
Abb. 9: Larvenfraß von der Mittelrippe beginnend (Eiablage) hin zur Platzmine (Foto: Gyorgy Csoka, Hungary Forest Research Institute, Bugwood.org )
Abb. 10: Minierender Larvenfraß und Lochfraß der Jungkäfer an Buchenblättern (Foto: Daniela Lupastean, University of Suceava, Bugwood.org)
Biologie des Buchenspringrüsslers
Die Käfer überwintern in der Bodenstreu und in Rindenritzen und machen im Frühjahr Lochfraß an frisch ausgetriebenen Blättern, der sich schrotschussartig darstellt. Die Eiablage erfolgt in der Nähe der Mittelrippe in die Blätter. Die Larven minieren eine unregelmäßig geformte Platzmine. Sind dabei Blattnerven betroffen, vergilben die Blätter teilweise oder ganz. Nach ca. drei Wochen erfolgt die Verpuppung in der Platzmine Anfang Juni.
Innerhalb von ca. zwei Wochen schlüpfen dann massenhaft Jungkäfer, die einen weiteren auffälligen Lochfraß an Blättern und auch Früchten machen. Werden Blattstiele benagt, kommt es zum vorzeitigen Blattfall. Auch die Buchenmast kann durch die Fraßtätigkeit dezimiert werden.
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Laubnutzholzborkenkäfer
Der Laubnutholzborkenkäfer (Xyloterus (Trypodendron) domesticus) ist in Aussehen und Lebensweise dem gestreiften Nutzholzborkenkäfer am Nadelholz sehr ähnlich. Wie der Name schon sagt, kommt dieser aber an verschiedensten Laubhölzern, insbesondere an Buche, Birke, Ahorn, Linde und auch an Eiche, in lagernden oder anbrüchigen Stämmen vor. Erkennbar ist ein Befall ebenfalls am weißen Bohrmehlauswurf, und den Einbohrlöchern mit einem Durchmesser von ca. 2 mm.
Er ist ein wichtiger technischer Lagerholzschädling, die Brutsysteme und die Holzverfärbung entwerten das Holz. Eine Abfuhr von gefährdetem Holz bis Anfang März ist zu empfehlen.
Verwechslungsmöglichkeiten bestehen mit anderen holzbrütenden Borkenkäfern, z.B. Trypodendron signatum (Gestreifter Laubnutzholzborkenkäfer), Anisandrus dispar (Ungleicher Holzbohrer) oder mit dem Bohrkäfer Hylecoetus dermestoides.
Biologie des Laubnutzholzborkenkäfers
Der holzbrütende Borkenkäfer ist ca. 3,0 bis 3,5 mm groß, hat ein schwarzes Halsschild und helle Flügeldecken. Nur die Weibchen sind zur Anlage der Brutsysteme befähigt. Der Laubnutzholzborkenkäfer fliegt von Anfang März bis Ende Juli. Befallen werden frisch gefällte Stämme und Stubben sowie physiologisch geschwächte, stehende Stämme.
Die Muttergänge verlaufen radial bis zu 10 cm tief, nach einer 1,5 bis 4 cm langen Eingangsröhre gabelt sich der Muttergang auf in 2 bis 5 Brutgänge, die je nach Baumart dem Jahrringverlauf mehr oder weniger stark folgen. Die Larvengänge verlaufen in Faserrichtung bis 5 mm lang. Muttergang und Larvengänge bilden zusammen das, für die Gattung Trypodendron charakteristische Brutbild eines einholmigen Leiterganges. Es wird 1 Generation im Jahr ausgebildet. Die Überwinterung findet in den Brutsystemen und der Bodenstreu statt.
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