Stand: 04.03.2022
FAQs zur Ahorn-Rußrindenkrankheit

Stamm mit abplatzender Rinde und schwarzem Sporenpolster auf dem freien HolzkörperZoombild vorhanden

Sporenlager unter abgeplatzter Rinde (© N. Burgdorf, LWF)

Das Auftreten der Erkrankung in Bayern war infolge des Erstnachweises im Sommer 2018 vornehmlich auf Waldbestände im warm-trockenen Franken beschränkt. Derzeit ist eine weitere Verstärkung und Ausdehnung auch in südliche Gebiete Bayerns zu beobachten.

Der Befall wurde bei Bergahorn in Rein- und Mischbeständen verschiedener Altersklassen beobachtet. Sorge bereitet, dass neben dem Bergahorn auch die ebenfalls einheimischen, forstlich genutzten, aber als wärmeliebend geltenden Arten Spitz- und Feldahorn erkranken können.

Woher kommt das pilzliche Pathogen?

Der Erreger der Rußrindenkrankheit Cryptostroma corticale stammt ursprünglich aus Nordamerika (Kanada und Nordstaaten der USA) und wurde erstmals in Parkbereichen in den 1940er Jahren in London sowie in 1950er Jahren in Paris nachgewiesen. Der Erstbefund in Deutschland erfolgte bereits 1964 an einem gelagerten Brennholzstapel in Berlin, aber erst im Jahr 2004 wurde der Pilz in Bereichen des warmtrockenen Rheingrabens in Badem-Württembergs als Parasit an Waldbäumen nachgewiesen. Nach mehreren Befunden ab den 2000er Jahren in mehreren mitteleuropäischen Ländern sowie deutschen Bundesländern, konnte der Erreger 2018 erstmalig in Bayern nachgewiesen werden. Ab dann häuften sich die Nachweise, insbesondere in Bereichen der Mainfränkischen Platte in Bayern. In Folge warm-trockener Sommer ist mit einer weiteren Ausbreitung und Intensivierung der Erkrankung zu rechnen. Es ist davon auszugehen, dass der Erreger bereits in den meisten Beständen als symptomloser Besiedler des Holzkörpers vorhanden ist.

An welchen Symptomen kann man die Rußrindenkrankheit erkennen?

Als erste Symptome bei Ausbruch der Rußrindenkrankheit treten Blattwelke, die Ausbildung von Kronentotholz sowie häufig eine intensive Ausbildung von Wasserreisern am Stamm auf (siehe Bild Klasse 1). Das Pathogen breitet sich im Holzkörper im Laufe der Zeit immer weiter aus, was im Querschnitt durch gelb-grünliche Verfärbungen sichtbar wird. Erreichen die Verfärbungen Rindenbereiche, bilden sich bei Bergahorn unter der obersten Rindenschicht die schwarzen Sporenlager aus, was häufig im Sommer anhand von Rindenaufwölbungen oder Bläschen beobachtet werden kann. Bei einem leichten Anschneiden dieser Rindenbereiche können die staubenden rußartigen Sporen des Pathogens erkannt werden. Im weiteren Verlauf kommt es zu einer Ausbildung der flächigen Sporenlager in Stamm- und Starkastbereichen unter der Rinde, wodurch die Krankheit erst augenscheinlich wird (siehe Bild Klasse 2 und 3). Bei langzeitiger Lagerung von befallenem Berg-Ahorn können sich neuen Erkenntnissen zufolge unter dem abbrechenden Holz eines Jahrrings neue Sporenmassen des Pilzes ausbilden.

Diagramm mit fünf nebeneinander stehenden Bildern von Klasse 0 bis Klasse 4 zu Schäden an Bergahorn.

Abb. 1: Boniturschlüssel für die Beurteilung von Rußrinden-Befall an Bergahornen (© LWF)

Welche Baumarten werden befallen?

Neben dem primär befallenen Bergahorn wurden in Bayern einzelne Befunde an Spitz- und Feldahorn gemacht; an weiteren Arten wurde der Erreger bislang nicht nachgewiesen. In Deutschland sind neben den drei heimischen Ahornarten auch Befunde an Silber- (Acer saccharinum) und Eschenahorn (A. negundo) gemacht worden. Es ist daher davon auszugehen, dass grundsätzlich alle Arten der Gattung Ahorn anfällig gegenüber dem Erreger sind. Hinweise aus der Literatur, dass neben der Gattung Ahorn auch andere Baumarten befallen werden können, konnten in Deutschland bislang nicht bestätigt werden.

Wo kommt die Rußrindenkrankheit vor?

Die Ahorn-Rußrindenkrankheit tritt in Bayern hauptsächlich in Bereichen der Fränkischen Platte auf. Dabei sind vornehmlich Waldinseln betroffen, in denen Klimaextreme weniger abgemildert werden als in geschlossenen Waldbeständen. Außerhalb des Schwerpunktgebietes taucht der Erreger in Bayern vor allem in urbanen Bereichen sowie in den wärmebegünstigten Waldgebieten an der Donau und weiter südlich in Einzelbefunden bei München und Landsberg am Lech auf.

Ahorn-Rußrindenkrankheit: Nachweis je AELF (Stand: August 2021)

Bayernkarte mit Nachweise je Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

Welche Auslöser tragen zum Auftreten der Rußrindenkrankheit bei?

Es wird davon ausgegangen, dass der Pilz bereits großflächig in Bayern verbreitet ist und symptomlos in vielen Bäumen der Gattung Ahorn lebt. In mehreren Studien wird ein direkter Zusammenhang mit den Klimaaspekten Trockenstress und Hitze hergestellt. Somit kann bei gleichbleibenden trockenen und warmen Witterungsverläufen, wie dies in den letzten Jahren beobachtet wurde, mit einer zunehmenden Schwächung und Disposition, insbesondere beim auf höhere Niederschlagsmengen angewiesenen Bergahorn, gerechnet werden. Wichtiges Indiz für diese Szenarien sind die vermehrten Fälle in wärmebegünstigten urbanen Bereichen, erhöhte Ausfälle auf eher ungeeigneten Standorten sowie das Auftreten in kleinflächigen Waldinseln, in welchen Klimaextreme weniger abgemildert werden.

Wie kann der Pilz eindeutig nachgewiesen werden?

Mehre verschiedene Erreger können ähnliche Befallsbilder an Bäumen verursachen. Daher sollte zur Absicherung für die weitere Maßnahmenplanung ein eindeutiger Erregernachweis gemacht werden. Dies kann anhand der typischen Sporen des Pathogens im Labor über eine mikroskopische Diagnose oder einen PCR-Nachweis erfolgen. Hilfreich kann es sein, Bilder von Befallsbäumen an Pilzexperten zu schicken.

Welchen Maßnahmen kann man bei Feststellung der Rußrindenkrankheit ergreifen? Welche Handlungsempfehlungen bestehen?

Im Wald
Im Wald können, sofern keine Verkehrssicherungspflicht und keine Frequentierung durch Menschen bestehen, erkrankte Ahornbäume verbleiben. Die Fällung und der Abtransport der Bäume sind aus phytosanitärer Sicht nicht zwingend notwendig. Möglicherweise können diese Maßnahmen aber helfen, die Sporenlast in der Luft zu mindern, da die Sporenlager des Pilzes in großer Anzahl unter der aufplatzenden Rinde ausgebildet und mit der Zeit durch Wind und Regen abgetragen werden. Die Sporenlast nimmt im Laufe der Zeit wieder ab. In einigen Fällen konnte bei bereits befallenem Berg-Ahorn nach einer etwa zweijährigen Lagerungszeit jedoch eine neue Ausbildung von Sporenlagern unter dem abplatzenden Holz des äußersten Jahrrings beobachtet werden. Muss aus betriebswirtlichen und bewirtschaftungstechnischen Gründen die Fällung von erkrankten Ahornbäumen vorgenommen werden, sollte aus Gründen des Arbeitsschutzes die Aufarbeitung maschinell, sprich mit Harvester und Forwarder erfolgen. Für die fachgerechte Entsorgung des Materials müssen alle Stamm- und Astbereiche abgedeckt abtransportiert und in einer Großfeuerungsanlage verbrannt werden.
In Bereichen der Verkehrssicherungspflicht
In Bereichen der Verkehrssicherungspflicht und im städtischen Umfeld ist dringend zu einer Fällung und einem Abtransport der erkrankten Bäume mit Sporenlagern geraten. Einerseits sind die meist schnell absterbenden Ahorne stark bruchgefährdet und können so Passanten durch herabfallende Äste, Stammstücke oder dem Bruch ganzer Bäume gefährden, andererseits ist derzeit noch nicht hinreichend geklärt, ob die bei Ausbruch der Krankheit massiv gebildeten Sporen des Erregers für den Menschen bei Einatmen eine Gesundheitsgefahr darstellen. Die höchste Sporenlast tritt im Sommer auf, weshalb Fällungen im Frühjahr oder den Wintermonaten ratsam erscheinen.

Welche Pflanzenschutzmittel können verwendet werden?

Für eine Behandlung der Rußrindenkrankheit sind derzeit keine wirksamen Pflanzenschutzmittel bekannt oder zugelassen.

Welche Schutzausrüstung wird beim Arbeiten in Rußrinden-Beständen empfohlen?

PSA und Atemschutz mit mindestens FFP3-Maske aufgrund der Sporengröße von 5-6 µm.

Darf man das Holz nutzen?

Aus Sicht der LWF ist die Nutzung des Holzes nicht zu empfehlen. Durch die Nutzung von Ahornstämmen aus geschädigten Beständen können Waldbesitzer zum einen in Kontakt mit den als potentiell gesundheitsgefährlich eingestuften Sporen kommen. Zum anderen können durch die Lagerung des Holzes z.B. als Brennholz an oder im Gebäude die Sporen diese Orte verunreinigen und dort zu Gesundheitsproblemen der Anwohner führen. In mehreren Fällen wurde die Ausbildung der Sporenlager erst nach einer längeren Lagerung als Brennholz beobachtet, obwohl die Bäume zum Zeitpunkt der Fällung optisch symptomfrei erschienen.

Kann der Wald betreten werden, wenn Rußrinden-Symptome auftreten?

Ob durch die Sporenbelastung in der Luft eine Gefahr für Spaziergänger*innen ausgeht, kann vonseiten der LWF nicht beantworten werden, da hierfür Humanmediziner bzw. das Landesamt für Gesundheit zuständig sind. Aufgrund der hohen Stammbruchgefahr in der Nähe von Straßen und Wegen sollten Bestände in Bereichen der Verkehrssicherungspflicht gesichert werden bzw. bruchgefährdete Stämme gefällt werden. Die möglichst maschinelle Fällung sollte auf Entfernung von ein bis zwei Baumlängen vom Wegrand durchgeführt werden.

Wo können Verdachtsfälle gemeldet werden?

Bei Verdachtsfällen und Befunden in Ortschaften und städtischen Bereichen ist die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Institut für Pflanzenschutz der Ansprechpartner. Bei Auftreten und Verdachtsfällen der Rußrindenkrankheit in Wäldern kann die Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF), Abteilung Waldschutz kontaktiert werden (waldschutz@lwf.bayern.de, Stichwort Rußrinde). Für die Diagnose des Pathogens besteht die Möglichkeit, Bildaufnahmen, die einen ersten Hinweis liefern können oder Probematerial aus Bereichen der geschädigten Rinde und der Sporen einzusenden. Eine Meldepflicht bei Verdacht oder Feststellung der Ahorn-Rußrindenkrankheit besteht nicht.

Weiterführende Informationen