Stand: 04.03.2022
FAQs zum Eichenprozessionsspinner

Viele viele Rauben auf einem haufen an einem EichenstammZoombild vorhanden

Eichenprozessionsspinner-Nest (© G. Lobinger, LWF)

Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea L.) kommt in Bayern an allen Eichen-Arten, also Stieleiche, Traubeneiche und Roteiche vor. Schwerpunkte des Eichen-Schädlings liegen im Bereich der Fränkischen Platte zwischen Schweinfurt, Würzburg und Ansbach sowie im schwäbischen Donauries mit teilweise starkem Befall von Eichen in öffentlichen Grünanlagen, Gärten, Straßenbegleitgrün und Eichen im Offenland. Bei Massenvermehrung des Eichenprozessionsspinners können jedoch auch Wälder flächig befallen werden mit besonders hohen Dichten an den Waldrändern.

Eine Bekämpfung war früher dennoch nicht notwendig. Seit 1995 ist eine starke Zunahme dieses früher seltenen Schmetterlings in Unter- und Mittelfranken sowie im westlichen Oberfranken zu verzeichnen. Schwerpunkte des Eichen-Schädlings liegen im Bereich der Fränkischen Platte zwischen Schweinfurt,Würzburg und Ansbach mit teilweise starkem Befall von Eichen in öffentlichen Grünanlagen und in Gärten.

Welche Entwicklungsstadien durchlaufen Eichenprozessionsspinner bis zum fertigen Schmetterling?

Nahaufnahme einer EPS-RaupeZoombild vorhanden

EPS-Raupe (© K. Schreiber, LWF)

Beim Eichenprozessionsspinner findet die Überwinterung im Eigelege statt. Die Eier werden im August/September an Ästen in den Kronen von Eichen abgelegt. Im Herbst entwickeln sich im Ei die sog. Eiraupen, welche überwintern.

Üblicherweise schlüpfen die Raupen des Eichenprozessionsspinners ab der ersten Aprilwoche aus den Eiern. Sie bewegen sich dann zu den aufbrechenden Knospen und beginnen dort zu fressen. Die Raupen sind dabei vorwiegend nachtaktiv.
Anfang Mai sind die Raupen teils im zweiten Raupenstadium, also immer noch sehr klein (im Schnitt 5 bis 7 mm). Die Raupenfamilien sind in den ersten Stadien auch noch kleiner: sie bestehen zunächst nur aus den Raupen eines Geleges, d.h. ca. 150 Individuen. Mit zunehmender Entwicklung verbinden sie sich zu immer größeren Gruppen. Die kleinen Raupenfamilien sitzen Anfang Mai an den Ästen der Eiche und sind nur mit viel Glück zu erkennen. Auch Fraß und Häutungsgespinste sind in diesem Stadium schwer zu entdecken.
Gruppe Eichenprozessionsspinner an StammfußZoombild vorhanden

Eichenprozessionsspinner an Stammfuß (© C. Josten, ZWFH)

Raupenkolonien und größere Gespinstnester werden ab Ende Mai auffällig. Erst am Ende ihrer Entwicklung, meist ab Mitte Juni (5. bis 6. Larvenstadium) fertigen sie die großen, festen Gespinstnester am Stamm und an stärkeren Kronenästen an, in denen sie sich verpuppen. Das sind die Nester, die dann auch Spaziergängern oder Waldbesuchern deutlich auffallen.

Ab Mitte Juli schlüpfen aus diesen Gespinstnestern die fertig entwickelten Falter aus. Sie fliegen in den Nachtstunden in die Eichenkronen, wo die Weibchen an den äußeren Trieben ihre Eier ablegen. Die Falterflugzeit dauert je nach Witterung bis Anfang September.

Wie beeinflussen Witterungsbedingungen die Entwicklung des Eichenprozessionsspinners?

Die Witterungsbedingungen im Winter beeinflussen die Entwicklung des Eichenprozessionsspinners kaum. Er überwintert als bereits fertig entwickelte Larve im Ei (=Eiraupe) und kann auch niedrige Temperaturen bis –18°C ohne Schaden überstehen.

Die frisch geschlüpfte Raupe ist gegenüber Frost und längeren Phasen (mehr als zwei Wochen) mit niedrigen Nachttemperaturen von unter 10°C empfindlich – da die Raupen vorwiegend nachts fressen. Sie nehmen in solch kühlen Nächten keine Nahrung auf und verhungern. Dies geschieht auch, wenn durch Frostschäden die ersten Eichenaustriebe zerstört wurden oder der Eichenaustrieb sehr lange nach dem Raupenschlupf eintritt. Auch dann kommt es zu hohen Absterberaten bei den Jungraupen durch Verhungern. Ältere Raupenstadien sind zwar nicht sehr witterungsempfindlich, jedoch verzögert sich bei anhaltend kühlen Nachttemperaturen die Entwicklung. Das dann immer stärker ausgehärtete Eichenlaub stellt keine so gute Nahrungsquelle mehr dar.

Ein weiteres witterungsempfindliches Stadium sind die Falter. Sie haben eine nur geringe Lebensspanne und schwärmen nicht bei Temperaturen unter 10°C (nachts) oder Regen. So kann es durch schlechte Witterung im Spätsommer vorkommen, dass nur sehr wenige Eier abgelegt werden und damit die Dichte im kommenden Jahr deutlich absinkt.

Welche Baumarten werden befallen?

Grundsätzlich kann sich der Eichenprozessionsspinner nach heutigen Erkenntnissen nur an Eichenarten fertig entwickeln. Fütterungsversuche, die an der LWF regelmäßig durchgeführt werden, zeigten, dass die Jungraupen bei Auswahl immer die Eiche befressen. Angesetzt an verschiedene andere Baum- und Straucharten fressen die Raupen gar nicht oder nur minimal, entwickeln sich nicht weiter und sterben spätestens im dritten Raupenstadium. Eine Entwicklung bis zur Puppe wurde bisher an keiner anderen Baumart als Eichenarten erzielt.

Grundsätzlich werden alle Eichenarten als Nahrungspflanze angenommen. In Deutschland sind das die hier vorkommende Stieleiche und die Traubeneiche, sowie mittlerweile auch die amerikanische Roteiche; in anderen Ländern zählen auch Zerreiche, Steineiche, Flaumeiche etc. dazu.
Die Weibchen des Eichenprozessionsspinners legen ihre Eier gezielt an Eichen ab, wobei bislang nicht bekannt ist, wie die Wirtsfindung erfolgt.

Welche Schadwirkungen hat der Eichenprozessionsspinner?

Für die Eiche
Grundsätzlich sind sehr hohe Besatzdichten mit z.B. über 10 großen Gespinstnestern pro Baum notwendig, um starke Fraßschäden erwarten zu lassen. Einmaliger Kahlfraß durch den Eichenprozessionsspinner hinterlässt üblicherweise keine nachhaltigen Schäden an der Eiche, da die Raupen langsam fressen und die Eiche zumindest in den ersten Wochen nach Austrieb noch assimilieren kann. Der Fraß dauert allerdings lange und betrifft oft auch teilweise den Johannistrieb. Die Eiche belaubt sich dennoch nach der Verpuppung des Eichenprozessionsspinners durch Johannistrieb und Ersatztriebe zumindest teilweise wieder und kann ein- oder bei guter Vitalität auch zweimaligen Fraß gut überstehen. Kommen aber weitere Schadeinwirkungen wie mehrjähriger Trockenstress, oder Fraß durch Eichenwickler und/oder Frostspanner, sowie ein Befall des nach Fraß neu gebildeten Laubes durch Eichenmehltau hinzu, so kann es zu teils massiven Vitalitätseinbußen und akutem Ausfallen von Eichen kommen. Das ist auch bei einem mehrmals hintereinander erfolgtem Kahlfraß durch Eichenprozessionsspinner der Fall.

In der Folge kann sich das Schadgeschehen an den geschwächten Eichen durch Befall mit Sekundärschädlingen wie dem Eichenprachtkäfer und dem Eichensplintkäfer fortsetzen und in einen chronischen Verlauf münden, der weitere Absterbeerscheinungen im Eichenbestand nach sich ziehen würde.
Für die Gesundheit von Mensch und Tier
Ausschlaggebend für die Gesundheitsgefährdung von Mensch und Tier sind die ab dem 3. Raupenstadium gebildeten Brennhaare (Setae). Dies sind nicht die deutlich erkennbaren langen silbrigen Raupenhaare, sondern sehr kleine, mit Widerhaken versehene Härchen von ca. 0,2 mm Länge, die auf den Warzen zwischen den langen Haaren sitzen. Mit jeder Häutung nimmt die Anzahl der mit Brennhaaren besetzten Segmente der Raupe zu – eine Raupe im letzten Entwicklungsstadium kann mit 700.000 Brennhaaren besetzt sein. Die Setae enthalten das Toxin „Thaumetopoein“ und können sich bei Berührung oder Einatmen mit Hilfe von Widerhaken in Haut und Schleimhäuten festsetzen und dort ihre schädigende Wirkung auslösen.

Zu Fragen des Gesundheitsschutzes verweisen wir Sie an die Fachinformationen des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL).

Verlassen die EPS-Raupen auch den Baum, an dem die Eier abgelegt wurden? Und wie weit wandern sie?

Eichenprozessionsspinner-Nest mit HäutungsrestenZoombild vorhanden

Verlassenes Nest mit Häutungsresten (© K. Schreiber, LWF)

Die Raupen ziehen tatsächlich um, wenn „ihre“ Eiche kahlgefressen ist oder sie durch Witterung (Wind, Starkregen) abgeschüttelt wurden. Es konnte auch beobachtet werden, dass die Raupen in älteren Stadien bei massiver Belästigung durch Raupenfliegen oder durch räuberische Käfer wie Puppenräuber zu wandern anfangen. Üblicherweise wandern die Raupen so lange weiter, bis sie auf ein vertikales Hindernis treffen. Dieses halten sie vermeintlich für einen potenziellen Fraßbaum.

So kommt es, dass die Raupen sich auch an Nicht-Wirtsbäumen, Zaunpfosten oder sonstigen Strukturen hocharbeiten und dort in der Folge auch Häutungsgespinste gefunden werden. Sie verlassen diese aber wieder und wandern weiter, bis sie einen geeigneten Fraßbaum gefunden haben.

Wenn die Raupen in jüngeren Häutungsphasen als bewegungsunfähige Stadien in den lockeren Gespinsten sitzen, können sie auch durch Witterungseinflüsse aus der Krone fallen. Die Einzelraupen bzw. kleinen Gruppen am Boden versuchen dann sehr schnell, wieder Anschluss an ihren Verband zu bekommen und baumen wieder auf.

Welche Verwechslungsmöglichkeiten gibt es mit ähnlichen Raupen?

Der Eichenprozessionsspinner kann hinsichtlich des Erscheinungsbildes der Raupen und der Bildung von Gespinstnestern mit einigen anderen Schmetterlingsarten verwechselt werden. Die am häufigsten gemeldeten, mit dem Eichenprozessionsspinner verwechselten Arten sind:
  • Goldafter (Euproctis chrysorrhoea): Die Schmetterlingsart bevorzugt ebenfalls die Eiche als Wirtsbaumart, ist aber auch an Obstgehölzen häufig zu finden. Die Raupe ist rostbraun mit roten Warzen und weißen Feldern. Auch sie ist immer in Familiengruppen unterwegs. Sie besitzt ebenfalls giftige Brennhaare und ruft ähnliche mechanische und allergische Reaktionen hervor wie der Eichenprozessionsspinner. Auch hier ist also die gleiche Vorsicht im Umgang und im Umfeld befallener Bäume geboten. Die Gespinstnester unterscheiden sich deutlich von denen des Eichenprozessionsspinners; sie sind etwa faustgroß, sehr fest gesponnen (silbrig glänzend) und sitzen an den Enden der Zweige – nicht wie beim Eichenprozessionsspinner an Stamm oder dicken Ästen.
Raupen in Gespinsten an einem Baum

Goldafter (© G. Lobinger, LWF)

  • Ringelspinner (Malacosoma neustria): Er ist ebenfalls häufig an der Eiche zu finden. Die sehr attraktiven Raupen unterscheiden sich deutlich vom Eichenprozessionsspinner. Sie haben einen blauen Kopf und auch der Körper besitzt blaue Längsstreifen. Ihre Behaarung ist sehr fein. Eine Gefahr geht von den Raupen nicht aus. Auch der Ringelspinner ist immer in Verbänden aus mehreren Raupen zu finden. Die Raupenfamilien verspinnen sich beim Fressen zwischen Eichenblättern und fertigen zur Häutung und Verpuppung sehr fest gesponnene, weißliche, sehr flache Gespinste an (z.B. an Astgabeln). Damit sind sie von den eher sackartigen Gespinstnestern des Eichenprozessionsspinners gut zu unterscheiden.
Bunte, behaarte Schmetterlingsraupe auf Blatt

Ringelspinnerraupe (© J. Belz, AELF FFB)

Viele Raupen fressen an einem jungen Trieb

Ringelspinner (© G. Lobinger, LWF)

  • Wollafter (Eriogaster lanestris): Diese Art ist vorwiegend an Birke und Linde zu finden, nicht an Eiche. Die Raupen sind lang behaart, haben aber keine echten Gifthaare. Da sie bei empfindlichen Personen mechanische Reizungen verursachen können, sollte man sie nicht berühren. Die Gespinstnester unterscheiden sich deutlich von denen des Eichenprozessionsspinners. Sie hängen frei mit bis zu 50 cm Länge an den äußersten Zweigenden der Wirtsbäume.
Längliche, dunkle Gespinste in einer Birkenkrone

Birkennestspinner (© G. Lobinger, LWF)

  • Gespinstmotten (Yponomeutha spec.): Die bekanntesten vier Arten finden sich an verschiedenen Baum- und Straucharten, häufig artspezifisch spezialisiert (Weißdorn, Pfaffenhütchen, Traubenkirsche, Pflaume); an Eiche sind sie nicht zu finden. Die Raupen sind klein, unbehaart und harmlos. Sie fressen in kleinen Verbänden geschützt in einem weißlichen Gespinst, wo sie sich auch verpuppen. Die Wirtspflanze kann bei starkem Besatz kahlgefressen sein und vollkommen von dem weißen Gespinst eingehüllt sein.
Raupen der Pfaffenhütchen-Gespinnstmotte in ihrem Gespinst

Pfaffenhütchen-Gespinstmotte (© P. Gilbert)

Eingesponnene Triebe mit Raupen

Gespinstmotten (© L. Straßer, LWF)

Strauch mit massig Gespinsten

Gespinstmotten (© L. Straßer, LWF)

Wo kommt der EPS in Bayern vor?

De facto kommt der EPS landesweit überall vor. Zwischenzeitlich muss nahezu ganz Bayern als Gefährdungsgebiet eingestuft werden. Eine aktuelle Karte der nachgewiesenen Verbreitung und Befallsintensität finden Sie auf der Eichenprozessionsspinner-Webseite der LWF.

Wie hat sich die Befallssituation des Eichenprozessionsspinners in Bayern entwickelt?

Der Eichenprozessionsspinner ist ein Insekt des Offenlandes. Bevorzugt besiedelte er einzelnstehende oder kleine Gruppen von Eichen, die gut besonnt sind. Daher tritt der Befall auch zuerst und vorwiegend an Straßenalleen, Stadt- und Parkbäumen, Bäumen in Gärten oder Anlagen sowie an besonnten Waldrändern auf. Dort ist in den stark betroffenen Gebieten mittlerweile auch eine chronisch hohe Befallsdichte zu beobachten.

Seit Ende der 1990er Jahre wird zunehmend auch ein Befall in Waldgebieten beobachtet, seit der großflächigen Massenvermehrung des Eichenprozessionsspinners in Wäldern auf der Fränkischen Platte 2006 bis 2008 erfolgt der Befall auch im Inneren der Waldbestände mit teilweisem Kahlfraß. Die Massenvermehrungen im Wald verhalten sich allerdings aufgrund von Witterungseinflüssen, natürlichen Gegenspielern (sie brauchen das Ökosystem Wald), der Waldstruktur (Eichenanteile, lichte oder geschlossene Wälder) und vieler weiterer, zum Teil noch nicht bekannter Faktoren zyklisch. Die 2006-08 am stärksten betroffenen Eichenwälder in Unterfranken zeigten ab 2009 rückläufigen Befall. Erst ab 2016/17 erhöhten sich die Dichten wieder zunehmend. Es zeichnet sich ein ca. 10-jähriger Rhythmus für lokale Massenvermehrungen ab.

Aktuell sind die Populationsdichten des Eichenprozessionsspinners im gesamten bayerischen Befallsgebiet teils sehr hoch. In besiedelten Gebieten, an Straßenalleen, Tank- und Rastplätzen und in Freizeitgeländen wurden daher auch 2020 wieder Gegenmaßnahmen durchgeführt, die vorwiegend im Absaugen der aufgefundenen Gespinstnester bestehen.

Wo sind die Hotspots?

Kerngebiete mit hohen Dichten und kleinräumigen Massenvermehrungen des Eichenprozessionsspinners im Wald und im Offenland sind Unter- und Mittelfranken, Teile Oberfrankens, die westliche Oberpfalz (Raum Neumarkt, Regensburg, Schwandorf), nördliches Oberbayern (Raum Pfaffenhofen, Ingolstadt) und Schwaben (v.a. Raum Augsburg und Donauries). Im Donauries war 2017-2019 jedes Jahr ca. 500 ha Kahlfraß in Eichenwäldern zu verzeichnen; der Befall setzt sich auf Baden-Württemberger Seite fort.

Seit 2019 haben sich zudem Hotspots im südlichen Oberbayern (Raum Freising, Rosenheim, Wasserburg) und Ostallgäu (Raum Landsberg/Lech) sehr stark entwickelt. Diese beschränken sich allerdings nach wie vor auf urbanes Grün, Offenland und kleine Feldgehölze. In Wäldern wurde in diesen Regionen bisher kein Befall gemeldet.

Generell ist nahezu ganz Bayern Gefährdungsgebiet. Eine aktuelle Karte der nachgewiesenen Verbreitung und Befallsintensität finden Sie auf der Eichenprozessionsspinner-Webseite der LWF.

Besiedelt der Eichenprozessionsspinner vorrangig Bäume in Wäldern oder kann man beobachten, dass es auch große Populationen in den Städten gibt?

Der Eichenprozessionsspinner ist ein Insekt des Offenlandes. Er besiedelt bevorzugt einzelnstehende oder kleine Gruppen von Eichen, die gut besonnt sind. Daher tritt der Befall auch zuerst und vorwiegend an Straßenalleen, Stadt- und Parkbäumen, Bäumen in Gärten oder Anlagen sowie an besonnten Waldrändern auf. Dort ist in den stark betroffenen Gebieten mittlerweile auch eine chronische hohe Befallsdichte zu beobachten.

Die Besiedlung der Wälder mit hohen Dichten und teilweise massivem Fraß wurde erst seit Ende der 1990er Jahre in zunehmendem Maße beobachtet.

Gibt es Möglichkeiten, die Ausbreitung des Eichenprozessionsspinners einzudämmen?

Die Ausbreitung des Eichenprozessionsspinners kann in Bayern nicht mehr eingedämmt werden. Er ist überall dort nachgewiesen, wo er Nahrungsbäume, also Eichen findet. Er bevorzugt warm-trockene Regionen wie u.a. die Fränkische Platte oder das Donauries, wo er sich auch massenhaft vermehren kann und dann sehr auffällig wird. Die steigenden Jahrestemperaturen sorgen auch für eine Ausbreitung in Bereiche, die ursprünglich als wenig günstig eingestuft wurden.

Gegenmaßnahmen werden vor allem in Bereichen getroffen, wo die menschliche Gesundheit durch die giftigen Brennhaare beeinträchtigt ist, also im Siedlungsbereich oder an häufig besuchten Orten für Freizeitgestaltung im Offenland und im Wald, an Autobahnraststätten etc. Diese Maßnahmen erfolgen stets punktuell oder kleinräumig, z.B. in Form von Absaugen der Raupenkolonien und Gespinstnester oder vereinzelt Einsatz von Insektiziden. Ziel ist dann der Gesundheitsschutz, nicht der Schutz von Wäldern gegen Gefahren.

Für Fragen rund um den Gesundheitsschutz sind die Gesundheitsämter an den Landratsämtern zuständig. Hilfreiche Informationen sind ebenfalls beim Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) zu finden.
Im Wald kann bei einer festgestellten Bestandesgefährdung (d.h. nach mehrmaligem Kahlfraß in aufeinanderfolgenden Jahren) und nach erneuter Kahlfraßprognose die Anwendung möglichst selektiv wirkender Pflanzenschutzmittel gegen die Jungraupen des Eichenprozessionsspinners überlegt werden.

Wie kann ich beurteilen, ob die Eichenprozessionsspinner-Dichte problematisch ist?

Hier muss zwischen der Schadwirkung auf die Eiche durch den Raupenfraß oder der gesundheitlichen Belastung von Mensch und Tier unterschieden werden.

Fraßschäden an Eiche, v.a. im Wald:

  • Grundsätzlich sind sehr hohe Besatzdichten mit z.B. über 10 großen Gespinstnestern pro Baum notwendig, um starke Fraßschäden erwarten zu lassen. Einmaliger Kahlfraß durch den Eichenprozessionsspinner wird dabei immer toleriert, da die Raupen langsam fressen und die Eiche zumindest in den ersten Wochen nach Austrieb noch assimilieren kann.
  • Werden im Frühjahr starke Fraßschäden festgestellt sowie ein starker Besatz mit Raupen und Gespinstnestern im Verlauf des Sommers, so wird eine Schadensprognose für das kommende Jahr durchgeführt.
  • Hierzu werden aus Eichenkronen Zweigproben entnommen und auf Besatz mit frischen Eichenprozessionsspinnergelegen untersucht. Der Vergleich zwischen Gelegen aus Vorjahren und neuen Gelegen zeigt, wie stark die Dichte angestiegen ist.
  • Die Gelege werden zum Schlupf angesetzt, um festzustellen, wie vital die Raupen sind.
  • Findet man 1 und mehr Eigelege pro 1 m Zweigprobe, so ist mit Kahlfraß zu rechnen und damit mit einer Schädigung der betroffenen Eichen.

Gesundheitsgefährdung für Mensch und Tier im Offenland und urbanen Grün:

  • Zu Fragen des Gesundheitsschutzes weisen wir Sie auf die Fachinformationen des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) hin. Die Gesundheitsämter an den Landratsämtern dienen ebenfalls als Ansprechpartner.

Welche Pflanzenschutzmittel und Biozide können verwendet werden?

Monatsaktuell finden sie die zugelassen Pflanzenschutzmittel auf der Homepage des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Die Eichenprozessionsspinner zählt im Pflanzenschutzrecht zu den „freifressenden Schmetterlingsraupen“.

Gibt es wirksame natürliche Gegenspieler und können diese gezielt gefördert werden?

Metallisch blaugrün glänzender Käfer sitzt auf einem EPS-Gespinst und isst eine RaupeZoombild vorhanden

Puppenräuber auf der Jagd (© V. Aschmann, LWF)

Der Eichenprozessionsspinner hat zahlreiche natürliche Gegenspieler. Hierzu gehören Vögel und räuberische Käferarten wie beispielsweise Puppenräuberarten. Die Fraßfeinde spielen allerdings bei hohen Besatzdichten des Eichenprozessionsspinners keine ausschlaggebende Rolle für die Populationsentwicklung.

Eine deutlich höhere Wirkung haben Parasitoide wie Raupenfliegen, Schlupfwespen, Brackwespen etc., welche die Eier, Raupen und Puppen des Eichenprozessionsspinners parasitieren. Bei hoher Wirtsdichte können sie ihre Populationen aufbauen und so hohe Parasitierungsgrade bewirken.

Somit können Parasitoide die Entstehung einer Eichenprozessionsspinner-Massenvermehrung nicht aufhalten, aber zu ihrem Zusammenbruch beitragen und die Dichte über längere Zeiträume auf Latenzniveau halten.

Krankheitserreger wie Viren, Bakterien, Microsporidien etc. sind nicht bekannt bzw. haben nur sehr geringe Wirkung auf die Dichteentwicklung.

Die Förderung natürlicher Gegenspieler ist ein großes Anliegen im Waldschutz. Viele der Parasitoide benötigen Blütenpflanzen, um sich vor der Eiablage zu stärken. Andere Arten benötigen Ausweichwirte und Überwinterungswirte (insbesondere solche, die mehrere Generationen im Jahr produzieren und nicht auf den Eichenprozessionsspinner spezialisiert sind). Diese Arten sind besonders wichtig, da sie auch andere forstliche Schadinsekten mit regulieren könnten. Hierzu ist aber ein großer Artenreichtum an Schmetterlingen erforderlich. Das bedeutet wiederum, dass auch die von den Schmetterlingsraupen benötigten Wirtspflanzen vorhanden sein müssen.

Eine hohe Diversität der Pflanzengesellschaft im Wald und besonders am Waldrand ist daher unverzichtbar, um natürliche Regulationsmechanismen zu fördern!

Welche Rolle kann der Vogelschutz bei der Bewältigung von EPS-Problemen spielen?

Uns ist keine wissenschaftlich fundierte Publikation über einen größeren Populationsrückgang bzw. -einfluss beim EPS durch Vögel bekannt. Generell ist der Eichenprozessionsspinner als Nahrungstier bei Vögeln nicht sonderlich beliebt. Es werden nur wenige Vogelarten (z.B. Kuckuck) genannt, die den Prozessionsspinner fressen.

Wenn man die Größe einer Kolonie mit einigen Tausend Raupen und die Verzehrmenge von Raupen (aller Art!) durch Vogelpaare hochrechnet, lässt sich auch keine für die Populationsdichte relevante Wirkung erwarten.

Das häufig genannte Aufhängen einer größeren Anzahl von Vogelnisthilfen wäre auch aus biologischen Gründen fragwürdig, da die meisten Vogelarten eine bestimmte Reviergröße beanspruchen, diese ihr Revier auch verteidigen und man die Vogelpopulationen daher nicht beliebig verdichten kann. Und bei dem Kuckuck folgt schon aus der Kenntnis seines Brutverhalten, dass Nisthilfen hier nicht sonderlich erfolgreich sein können. Der Abbruch einer Gradation durch Vögel ist aus unserer Sicht ausgeschlossen.

Wer sind die Ansprechpartner? Wer ist zuständig?

Ansprechpartner für die Kommunen und Grundstückseigentümer sind die Kreisverwaltungsbehörden, wenn der Befall außerhalb des Waldes liegt oder es um eine gesundheitliche Gefährdung durch Eichenprozessionsspinner geht. Dort gibt es verschiedene Ansprechpartner: bei der Öffentlichen Sicherheit und Ordnung, den Gesundheitsämtern und auch den Unteren Naturschutzbehörden. Einige Kreisverwaltungsbehörden informieren bereits direkt über den Eichenprozessionsspinner.

Bei einer Gefahr für den Waldbestand ist zuerst das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zuständig. Im Falle einer Prognose und einer Behandlung wird die Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) hinzugezogen.

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