Nachrichten aus dem Zentrum Wald-Forst-Holz - LWF aktuell 140

Das Zentrum Wald-Forst-Holz Weihenstephan - bestehend aus der Studienfakultät für Forstwissenschaft und Ressourcenmanagement der Technischen Universität München, der Fakultät Wald und Forstwirtschaft der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und der Bayrischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft - vereint Forschung, Lehre und Beratung an einem Standort und bildet den Knotenpunkt forstlicher Kompetenz in Bayern.

Die neuesten Nachrichten und Informationen aus dem ZWFH finden Sie auf dieser Seite. Die Nachrichten aus dem Zentrum erscheinen auch stets in der jeweiligen Ausgabe der LWF aktuell.

Wissenschaftliche Einblicke in das geheime Leben der Bäume

Blick in eine Klimakammer mit EichenjungwuchsZoombild vorhanden

Forscherinnen und Forscher der TU München setzten Eichen- und Buchensämlinge in Klimakammern gezielt unter Trockenstress und Hitzeeinwirkung. (© Farhah Assaad, TUM)

Wie Trockenheit, Hitze und Insekten unsere Wälder stressen: Am 29. März 2023 widmete sich das 27. Statusseminar des Kuratoriums für Forstliche Forschung am Zentrum Wald-Forst-Holz Weihenstephan genau diesen Themen. Wichtigstes Ziel des Statusseminars ist es, neues Wissen für alle, die über die Zukunft des Waldes entscheiden, bereitzustellen. Über 350 Forstpraktiker sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nahmen an der online durchgeführten Tagung teil und diskutierten mit den Vortragenden.

In einem großen Experiment setzten Forscher der TU München (TUM) Buchen und Fichten im Kranzberger Forst künstlich mehrjähriger Sommertrockenheit aus. Professor Dr. Thorsten Grams von der Arbeitsgruppe Ökophysiologie der Pflanzen an der TUM zeigte, dass das Wachstum erwartungsgemäß sehr stark einbrach – dies führte aber nicht zu nennenswerten Ausfällen. »Faszinierend ist es, dass die Fichte besser wachsen kann, wenn sie in Mischung mit Buche steht, obwohl die Buche ihren Wasserverbrauch weniger einschränken kann«, betonte Grams. Welche Auswirkungen Dürresommer für die Buche auf der Fränkischen Platte und im Steigerwald haben und wie der Waldbau darauf reagieren kann, untersuchte Thomas Mathes an der TUM. Julia Schmucker vom Lehrstuhl für Waldwachstumskunde der TUM zeigte, dass Feldahorn, Flatterulme, Elsbeere und Hainbuche interessante Mischbaumarten im Klimawandel – auch für die Holzproduktion – sind. Die Wirkung von Trockenheit und Hitze auf Sämlinge von Buche und Eiche unter kontrollierten Bedingungen in Klimakammern erforschen Professorin Dr. Farhah Assaad und Professor Dr. Peter Annighöfer, beide TUM.

zwei auf der Rinde hockende Falter mit Eigelege

Schwammspinner mit Eigelege (© H. Lemme, LWF)

Ein Blick in die Baumkronen aus dem Betsand, im Frühling eigentlich grün, jetzt kahl gefressenZoombild vorhanden

Auf diesem Bild ist nicht frisches Frühjahrsgrün, sondern starker Fraß und Kahlfraß an Eichen durch Schwammspinner-Raupen im Juli zu sehen. (© Hannes Lemme, LWF)

Mimic®– gegen den »Angriff der Killerinsekten«: Was nach Hollywood-Horror klingt, kann für Eichenwälder ernst werden. In einem umfangreichen Verbundprojekt arbeiten Forscherinnen und Forscher an der Beantwortung der Frage, wie am besten auf die Massenvermehrungen des Schwammspinners reagiert werden sollte. Soll das Insektizid Mimic® eingesetzt werden, um Kahlfraß und in Folge Absterben zu stoppen? Oder sind die Kollateralschäden höher als die vermiedenen Schäden? Prof. Dr. Wolfgang Weisser, Lehrstuhl für Terrestrische Ökologie der TUM, Dr. Hannes Lemme, LWF, Dr. Torben Hilmers, Lehrstuhl für Waldwachstumskunde der TUM und Professor Dr. Jörg Müller von der Universität Würzburg gingen auf verschiedene Aspekte der Fragestellung näher ein. Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl die Auswirkungen des Pflanzenschutzmitteleinsatzes auf die Artengemeinschaften als auch einjähriger Kahlfraß auf Wachstum und Mortalität der Eichen geringere Auswirkungen haben als bisher angenommen.

Dr. Markus Schaller, Christoph Josten

Einen ausführlichen Bericht, Kurzfassungen der Vorträge zum Herunterladen sowie Links zu den Projektseiten finden Sie auf:

www.forstzentrum.de.

Rollenspiele: Wer stoppt den Klimawandel?

Gruppenbild der AnwesendenZoombild vorhanden

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Vormittagsrunde mit erfolgreich verhandeltem Klimaschutz. (© C. Josten, ZWFH)

Klimaschutz verhandeln – das war das Motto der zwei Veranstaltungen mit den Simulationsmodellen EN-ROADS und C-ROADS von climateinteractive.org. Der Vormittag war für Studierende konzipiert, der Nachmittag für alle Interessierten offen. Ziel der gespielten Klimakonferenzen war, Maßnahmen zu verhandeln, die die globale Erwärmung auf maximal 2° C im Jahr 2100 begrenzen. Die Teilnehmenden repräsentierten dabei verschiedene Länder, Regionen und Interessen, die teilweise im Widerspruch zu diesem Ziel stehen. Hans Dieter Kasperidus vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung leitete die Veranstaltung. Er betonte – im Spiel als UN-Generalsekretär Antonio Guterres: »Ein ungebremster Klimawandel hätte verheerende Folgen für alle!«

Zur Begrenzung der Klimaerwärmung standen verschiedene Maßnahmen im Bereich Energie, Elektrifizierung und Effizienzsteigerung, Wachstum von Wirtschaft und Bevölkerung, aber auch der Landnutzung und Entwaldung zur Wahl. Die Dekarbonisierung konnte durch Wiederaufforstung und Technologieeinsatz beeinflusst werden. Die Ergebnisse zeigte, dass Simulationsmodell EN-ROADS direkt an – allerdings mit ernüchterndem Ergebnis. Um in Reichweite des Ziels zu kommen, mussten viel drastischere Maßnahmen ergriffen werden, als es den Vertreterinnen und Vertretern zunächst tragbar erschien. Denn auch Armutsbekämpfung und Wirtschaftswachstum sind global bedeutsame Ziele. Erst mit der dritten Verhandlungsrunde konnte die Temperaturerhöhung auf 1,9° C begrenzt werden. Im Hinblick auf den Beitrag von Wald und Forstwirtschaft zeigten die Modelle klar, dass sich der Klimawandel mit Entwaldungsstopps und maximaler Aufforstung allein nicht aufhalten lässt. Einig waren sich am Schluss alle, dass der Kampf gegen den Klimawandel durchaus möglich ist. Allerdings nur dann, wenn weltweit jeder Einzelne mit beherztem Einsatz dabei ist und Maßnahmen so früh wie möglich auf verschiedenen Ebenen gleichzeitig umgesetzt werden.

Christoph Josten

Studiengang »Arboristik und urbanes Waldmanagement«

Ein Baumkletterer bei der Arbeit über FreisingenZoombild vorhanden

Ab dem Wintersemester 2023 kann in Freising an der HSWT »Arboristik und urbanes Waldmanagement« studiert werden. (© S. Schwanenhorst)

Am 1. Oktober 2023 startet an der Fakultät »Wald und Forstwirtschaft« der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) der neue Studiengang »Arboristik und urbanes Waldmanagement«. Er vermittelt den Studierenden Kenntnisse und Fähigkeiten zur Baumpflege, Verwaltung, Besucherlenkung und zum Naturschutz auf Grünflächen und in stadtnahen Wäldern. Der Studiengang ist nicht zulassungsbeschränkt und umfasst sieben Semester, wobei das fünfte Semester als Praxissemester in entsprechenden Unternehmen oder Behörden vorgesehen ist. Studienabschluss ist der Bachelor of Engineering (B. Eng.).

Angesichts der wachsenden Bedeutung von Bäumen für Stadtklima und Erholung ist Urban Forestry ein weltweiter Trend – diesem folgt der neue Studiengang, der im süddeutschen Raum bislang einzigartig ist. »Arboristik und urbanes Waldmanagement« ist für all jene interessant, die sich ein praxisorientiertes und fächerüber­greifendes Studium wünschen. An dem Lehrangebot beteiligen sich die drei Fa­kultäten »Wald und Forstwirtschaft«, »Landschaftsarchitektur« sowie »Gartenbau und Lebensmitteltechnologie«. Der Campus und die grüne Infrastruktur der Stadt Freising bieten reichlich Möglichkeiten für Übungen, Praktika und Projekte. Zudem besteht innerhalb des europaweit einmaligen Kompetenzzentrums »Wald-Forst-Holz Weihenstephan« ein reger Wissens- und Informationsaustausch – ein weiterer Pluspunkt für das neue Studienangebot.

Prof. Dr. Jörg Ewald, Matthias Straßer

Kontakt: Studienfachberater Matthias Straßer
Telefon: +49 8161 71-3147
matthias.strasser@hswt.de

HSWT beliebteste Hochschule Bayerns

Die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) ist die beliebteste Hochschule Bayerns in der Kategorie 5.000-15.000 Studierende, bundesweit belegt sie den achten Platz in dieser Kategorie. Zudem erhält sie Bestnoten für ihre Lehre und Ausstattung. Dies geht aus dem veröffentlichten Ranking des renommierten Internetportals StudyCheck.de hervor. Als Basis für das Ranking dienen alle veröffentlichten Erfahrungsberichte des vergangenen Kalenderjahres 2022. Von rund 80.000 Bewertungen gingen 488 an die HSWT – 250 sind notwendig, um in die Gesamtwertung aufgenommen zu werden. Über die Platzierung der einzelnen Hochschulen entscheidet nach Angaben des Portals der sogenannte Scorewert, der durch die Sternebewertung sowie die Weiterempfehlungsrate der Studierenden gebildet wird. Letztere stellt im Ranking für 2022 mit 98 Prozent einen Spitzenwert dar, auch im Vergleich mit großen, renommierten Universitäten.

Amanda Shala

Beitrag zum Ausdrucken

Weiterführende Informationen