Hans-Peter Dietrich, Dr. Lothar Zimmermann und Dr. Stephan Raspe
Wasserversorgung der Wälder und Stand der Bodenwasserspeicher bis zum Jahresende 2019
Die Wiederbefüllung der Bodenwasserspeicher nach dem Trockensommer 2019, im zweiten Extremjahr in Folge, ist für die Waldbesitzer von großer Bedeutung. Mit Sorge blicken sie auf das kommende Frühjahr und die nahende Pflanzzeit.
Auch durch die Medien wurde zu Beginn des Jahres immer wieder nachgefragt, wie es mit den Bodenwasserspeichern in den Wäldern Bayerns aussah, nachdem es im Januar zunächst wenig geregnet hatte und es sehr mild war. Die ergiebigen Regenfälle in den letzten Wochen haben nun allerdings landesweit für Entspannung gesorgt.
Anfang August 2019 hatten wir zuletzt zur Wasserversorgung von Bayerns Wäldern berichtet. Im Norden Bayerns gab es damals durch die Hitze und die Niederschlagsarmut verbreitet Trockenstress, selbst in höheren Lagen. Im Süden hingegen herrschten eine gute Wasserversorgung und optimale Wuchsbedingungen vor.
Zum Bericht:
Wasserversorgung von Bayerns Wäldern bis Anfang August 2019
Zum Ende der forstlichen Vegetationsperiode 2019 herrschte in Nordbayern vielerorts noch immer anhaltende Trockenheit. Die Regenmenge von Oktober bis Dezember war in der Mitte Bayerns unterdurchschnittlich
Nachfolgende Befunde zum Wasserhaushalt an Waldstandorten stützen sich auf die Messergebnisse an Bayerischen Waldklimastationen:
- Meteorologische Messdaten und Modellrechnungen an 18 Waldklimastationen 2019;
- Messungen zur Bodenfeuchte an sieben Schwerpunkt-Waldklimastationen 2019;
- Karten des relativen Niederschlags (zum Mittel 1961-90) sowie der Niederschlagssumme Oktober bis Dezember 2019 aus Rasterdaten des Deutschen Wetterdiensts (DWD).
Abb. 1: Relativer Niederschlags als Abweichung vom langjährigen Mittel 1961 – 90 (oben links) sowie absolute Niederschlagsmenge Oktober bis Dezember 2019 (oben rechts) (Daten DWD 2019).
Zum Ende der forstlichen Vegetationsperiode, Ende September 2019, war der Bodenwasservorrat in den Wäldern an den Waldklimastationen in Nordbayern durch die lange anhaltende Trockenheit weiterhin erschöpft (Altdorf bei Nürnberg, Bad Brückenau in der Rhön, Dinkelsbühl südlich von Ansbach, Ebrach im Steigerwald, Rothenbuch im Spessart, Würzburg, Riedenburg auf dem Jura). Im Fichtelgebirge an der WKS Goldkronach wurde der Trockenstressbereich Ende September gerade wieder verlassen. Einzige positive Ausnahme war im Frankenwald die WKS Rothenkirchen mit einem Füllungsstand jenseits des Trockenstressbereichs.
Südlich der Donau war die Lage verbreitet deutlich besser, hier befanden sich die Waldklimastationen außerhalb des Trockenstressbereichs (Freising, Höglwald, Ebersberg) und die alpinen Stationen (Berchtesgaden, Kreuth, Sonthofen) zeigten sogar vollständige Füllung. Die Regenmenge in den Folgemonaten von Oktober bis Dezember 2019 war dann durch besonders intensive Niederschläge im Süden und im Norden gekennzeichnet, dort waren sie überdurchschnittlich.
In der Mitte Bayerns (nördliches Schwaben und Oberbayern, südliche Oberpfalz und Niederbayern) blieben sie jedoch deutlich hinter dem langjährigen Mittel zurück, so dass die Wiederbefüllung der Bodenwasserspeicherung dort nur schleppend startete. Im Raum Augsburg fielen nur rund 140 l/m², während es bspw. im Raum Bamberg 180-220 l/m², in Ebrach 210 l/m² und in Würzburg rd. 160 l/m² waren (Daten DWD 2020) (Abbildung 1 rechts).
Zu Ende 2019 Wiederbefüllung der Bodenwasserspeicher in den Wäldern in der Mitte Bayerns sowie in tiefergelegenen Regionen Nordbayerns noch unvollständig, an höher gelegenen Standorten und im Süden dagegen fast vollständig erfolgt
Bereits zum Ende 2019 war der pflanzenverfügbare Wasservorrat an den meisten nordbayerischen Waldklimastationen entweder wieder vollständig oder fast vollständig gefüllt. Dies trifft vor allem zu in Berglagen des Frankenwald (WKS Rothenkirchen mit Fichte) oder der Rhön mit der WKS Bad Brückenau (Buche), aber auch in den tiefer gelegenen Gebieten des Steigerwalds (WKS Ebrach mit Buche) oder im Nürnberger Reichswald (WKS Altdorf mit Kiefer).
Weniger gut, aber dennoch ausreichend gefüllt (60-75%) waren die Böden an den Waldklimastationen im Spessart (WKS Rothenbuch) oder im südlichen Mittelfranken (WKS Dinkelsbühl). Auf der fränkischen Platte an der WKS Würzburg (Eiche) zeigte zwar der Oberboden eine gute Füllung, aber im Unterboden war die Wasserversorgung noch mangelhaft. Sehr gering war der Füllstand noch im Jura auf der WKS Riedenburg (Eiche), dort war der Bodenwasserspeicher nur zu 40% wieder gefüllt.
Im nordschwäbischen und oberbayerischen Tertiärhügelland (WKS Höglwald, WKS Freising) waren die Waldböden bereits erst ausreichend bis gut wieder gefüllt. An allen übrigen Messstandorten im Süden und Osten Bayerns oder alpin, (WKS Ebersberg und Altötting oder an den WKS Mitterfels, Sonthofen, Kreuth und Berchtesgaden) waren die Bodenwasserspeicher Ende Dezember fast vollständig bis vollständig wiederbefüllt.
Also insgesamt lässt sich im Rückblick Ende Dezember 2019 bereits ein guter Füllstand, mit Ausnahme und Nachholbedarf in der Mitte Bayerns wie Jura und nördliches Tertiärhügelland sowie Mittelfranken und im Spessart festhalten.
Erholen sich die Vorräte im Laufe des Winters weiter?
Der Januar 2020 brachte bayernweit nur die Hälfte des langjährigen Niederschlags bei milden Lufttemperaturen. Ende Januar und im Februar regnete es jedoch ergiebig, so dass von einer weiteren Erholung der Bodenwasserspeicher, auch in den bisher vernachlässigten Gebieten, auszugehen ist. Mitte März werden wir den Stand nach dem Winter 2019/2020 hier veröffentlichen.
Ist die Wasserversorgung der Wälder in einem möglichen kommenden weiteren Hitzesommer gesichert?
Entscheidend für die Waldvegetation wird der Füllstand der Bodenwasserspeicher zu Beginn der forstlichen Vegetationsperiode Anfang Mai sein. Hierfür müssen wir die weitere Niederschlagsentwicklung im Frühjahr abwarten. Wie die Vergangenheit zeigte, sind zu Beginn der Vegetationszeit die Bodenwasserspeicher unserer Waldböden meist ausreichend bis gut gefüllt.
Auf Böden mit geringerer Wasserspeicherleistung erfolgt die Wiederbefüllung zwar rascher, ihr Speichervermögen ist bei ausbleibenden Niederschlägen im Sommer jedoch auch schneller erschöpft, wie im letzten Jahr an einigen nordbayerischen Waldklimastationen ab Juni gut zu beobachten. Für eine gute sommerliche Wasserversorgung der Wälder müssen immer wieder auch stärkere Niederschläge zwischendurch auftreten, um die Bodenwasserspeicher wieder kurzzeitig aufzufüllen um längere Trockenstresszeiten für die Bäume zu vermeiden.
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