Stephan Raspe, Christoph Schulz, Hans-Peter Dietrich und Nicole Foullois
Luftschadstoffbelastung der Wälder rückläufig - LWF-aktuell 82
Der Säureeintrag in die Wälder ist dank der Maßnahmen zur Luftreinhaltung stark rückläufig. Die Minderung eutrophierender Stickstoffeinträge bleibt vielerorts noch hinter den gesteckten Zielen zurück. An den bayerischen Waldklimastationen sind erste Erfolge nachweisbar. Der Rückgang der im Freiland gemessenen Stickstoffbelastung findet sich jedoch nicht im gleichen Ausmaß in den Wäldern unter den Baumkronen wieder. Noch immer werden kritische Belastungsschwellen an den meisten Standorten überschritten.
Schon in den 1960er Jahren wurde die Luftverunreinigung als politisches Thema aufgenommen, aber vorwiegend als ein lokales Phänomen betrachtet. 1961 hat Willy Brandt auf einem Wahlkongress den Slogan »Der Himmel über dem Ruhrgebiet muss wieder blau werden« ausgegeben. Es dauerte über zehn Jahre, bis die Politik mit dem Bundes-Immissionsschutzgesetz von 1974 erste Maßnahmen zu nationalen Reduktionen der Emissionen ergriff. Mit der Genfer Luftreinhaltekonvention 1979 wurde die Luftverschmutzung als grenzübergreifendes Problem anerkannt, welches nur durch gemeinsame, internationale Bemühungen zu Emissionsminderungen gelöst werden kann. Mehrere nachfolgende Protokolle haben die internationalen Maßnahmen zur Luftreinhaltung präzisiert.
Das Göteborg-Protokoll von 1999 legte Obergrenzen für Emissionen von Schwefeldioxid, Stickoxiden und Ozon bis 2010 fest. Erstmals wurden damit die Auswirkungen von Versauerung und Eutrophierung auf natürliche Ökosysteme als Kriterium für die Minderungsziele herangezogen. Im Vergleich zu 1990 sollten die Emissionsmengen in Deutschland bis zum Jahr 2010 bei Schwefel um 90 Prozent, bei Stickoxiden um 60 Prozent und bei Ammoniak um 28 Prozent reduziert werden. Mit dieser Begrenzung sollten die von übermäßiger Versauerung und Eutrophierung betroffenen Flächen in Europa bis zum Jahr 2010 von 93 auf 15 Millionen Hektar (Versauerung) bzw. von 165 auf 108 Millionen Hektar (Eutrophierung) verringert werden.
Mit Daten aus der Umweltbeobachtung in Wäldern durch die Bayerische Forstverwaltung und die Bayerische Umweltverwaltung kann die Politik in zweierlei Hinsicht beraten werden: Einerseits kann das Ausmaß der Schadstoffeinträge und ihrer Auswirkungen auf den Wald dargestellt werden, andererseits ist es möglich, die Erfolge der daraufhin ergriffenen politischen Maßnahmen der Luftreinhaltung am Ort der Wirkungen aufzuzeigen.
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