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Theresia Eiglsperger
Heimkehr in unsere bayerischen Wälder - LWF-aktuell 109

Seit über 300.000 Jahren bewohnt die scheue Mäusejägerin unsere Wälder. Sie ist somit eine echte bayerische Ureinwohnerin – ganz im Gegensatz zu Hauskatzen, die von der nubischen Falbkatze abstammen und erst mit den Römern zu uns kamen. Die europäische Wildkatze galt hierzulande bereits als ausgestorben. Neben Lebensraumverlusten war auch die intensive Bejagung bis in die Hälfte des letzten Jahrhunderts hinein ein Grund für diese Entwicklung: Wildkatzen wurden als große Bedrohung für Rehkitze und anderes Niederwild angesehen. Inzwischen ist jedoch belegt, dass sich die scheuen Tiere, ganz nach Katzenmanier, zu über 90 % von Mäusen ernähren. Dank gut durchdachter, naturnaher Bewirtschaftung der Wälder schleicht sie sich nun seit einigen Jahren still und leise wieder zurück in ihre angestammte Heimat.

Seit den 1980er Jahren laufen Projekte, die eine Wiederbesiedlung der bayerischen Wälder durch die Wildkatze fördern und begünstigen sollen. In den 1990ern und frühen 2000ern gab es, vor allem in Nordbayern, immer wieder Sichtungen und Hinweise auf Vorkommen der scheuen Waldbewohnerin. Dabei ist es am lebenden Tier, selbst für fachkundige Beobachter, ausgesprochen schwierig, eine gewöhnliche getigerte Hauskatze optisch von einer echten Wildkatze zu unterscheiden. Letzte Gewissheit kann daher nur eine genetische Untersuchung bringen.

Wildkatze oder Stubentiger

Wildkatze im WinterwaldZoombild vorhanden

Abbildung 1: Europäische Wildkatze. Foto: ©XK-Fotolia.com

Das wohl auffälligste optische Unterscheidungsmerkmal ist der, bei Wildkatzen länger wirkende, buschige Schwanz. Dessen Ende ist stets stumpf und schwarz und mit wenigen, deutlich voneinander abgesetzten, geschlossenen Ringen versehen. Wildkatzen haben immer einen fleischfarbenen Nasenspiegel und wirken durch ihr längeres Fell generell kräftiger als Hauskatzen.

Um eindeutige Aussagen über etwaige Wildkatzenvorkommen in Bayern treffen zu können, hat das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in enger Zusammenarbeit mit verschiedensten Verbänden und Institutionen den »Aktionsplan I zur Förderung der Wildkatze in Bayern« erarbeitet. Mitbeteiligt waren unter anderem die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) und der Bund Naturschutz in Bayern.

Als gemeinsames Ziel setzte man sich neben der Schaffung von mehr Bewusstsein für die Wildkatze in der Bevölkerung auch die Erfassung und Förderung des bayerischen Wildkatzenbestands. Grundlage dieses Aktionsplans war unter anderem ein Habitatmodell für die Wildkatze in Bayern, das die LWF 2009 erstellen ließ. Darin wurde deutlich, dass Bayern durchaus geeignete Lebensräume für die Wildkatze zu bieten hat (Abbildung 3).

Mit Baldrian lockt man Katzen an

Forstminister Helmut Brunner, der Vorsitzende des Bund Naturschutz in Bayern, Prof. Dr. Hubert Weiger und der Vorstand der Bayerischen Staatsforsten Reinhardt NeftZoombild vorhanden

Abbildung 2: Forstminister Helmut Brunner, der Vorsitzende des Bund Naturschutz in Bayern, Prof. Dr. Hubert Weiger und der Vorstand der Bayerischen Staatsforsten Reinhardt Neft bei der Auftaktveranstaltung zum Wildkatzenmonitoring 2015 (v.l.n.r.). Foto: K. Höglmeier, StMELF

Seit Veröffentlichung des Aktionsplanes im Februar 2010 wird mit Hilfe der sogenannten »Lockstockmethode« nach Wildkatzen gesucht. Dabei macht man sich die Vorliebe der Wildkatzen (übrigens auch der Hauskatzen) für Baldrian zunutze. Denn statt wie beim Menschen zu beruhigen, hat das Kraut auf Katzen eine äußerst anregende und stimulierende Wirkung.

An geeigneten Stellen im Wald werden mit Baldrian besprühte Stöcke aufgestellt. Verwendet werden hierfür Dachlatten, die circa 50cm aus dem Boden ragen. Bekommt eine Katze den Baldrianduft in die Nase, wird sie davon angezogen und reibt sich ausgiebig am Lockstock. Dabei hinterlässt sie natürlich einige Haare an der rauen Oberfläche des ­Stockes.

Die LWF hat diese Monitoring-Maßnahme unter anderem durch die Bereitstellung von Karten für geeignete Lockstockstandorte unterstützt. Die Lockstöcke werden regelmäßig kontrolliert, dabei gefundene Haare abgesammelt und an das Bayerische Amt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht nach Teisendorf geschickt. Dort wird im Labor ein »genetischer Fingerabdruck« erstellt, mit dem sich eindeutig belegen lässt, ob es sich um die Haare einer echten Wildkatze, einer gewöhnlichen Hauskatze oder gar um die eines ganz anderen Waldbewohners handelt.

Auf leisen Sohlen Richtung Süden

Umrisskarte von Bayern: Geneteische Nachweise für Wildkatzen sind fast auschließlich in der Nordhälfte Bayerns zu finden.Zoombild vorhanden

Abbildung 3: Das Streifgebietsmodell identifiziert jene Bereiche, die als dauerhaftes Habitat geeignet sind. Demnach finden Wildkatzen
bereits heute auf über 85 Prozent der Waldfläche einen passenden Lebensraum vor. Die roten Punkte markieren genetische Wildkatzennachweise
von 2010 bis 2015.

Ausgehend von Nordbayern beobachtete man in den Jahren 2010 bis 2014 jährlich eine Ausbreitung der Wildkatze Richtung Süden. Aufgrund dieser Tendenz dehnte man das Monitoring ab 2015 verstärkt auf die südlichen Regierungsbezirke aus. Die Betreuung der Lockstöcke übernahmen neben vielen Mitarbeitern der Bayerischen Staatsforsten auch örtliche Jäger und zahlreiche ehrenamtliche Naturschützer.

Das Monitoring fand im Rahmen des Aktionsjahrs Waldnaturschutz statt, das Forstminister Helmut Brunner für 2015 ausgerufen hatte. Seit 2010 wurden in den bayerischen Wäldern so insgesamt rund 2.200 Lockstöcke aufgestellt. Das nachgewiesene Verbreitungsgebiet der Wildkatze erstreckt sich mittlerweile über ganz Nordbayern bis hin zur Donau. Aber auch im Bayerischen Wald sowie in Nord- und Mittelschwaben bis hin zu den Wäldern um Memmingen sind die scheuen Waldbewohner inzwischen wieder zu Hause. Lediglich die östlichen Gebiete Ober- und Niederbayerns zwischen Donau und den Alpen scheinen noch nicht wiederbesiedelt zu sein.

Die Rückkehr der Wildkatze in Bayern ist also eine ausgesprochene Erfolgsgeschichte. Die schon ausgestorben geglaubten Tiere können heute wieder zweifelsfrei nachgewiesen werden. Ihr Bestand wird bayernweit aktuell auf circa 600 Stück geschätzt. Ob es die scheuen Waldtiger schaffen, sich ganz Bayern wieder als Heimat zu erschließen, kann ein erneutes Monitoring in einigen Jahren zeigen.

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Autorin

  • Theresia Eiglsperger