Thomas Knoke
Nutzen und Schutz: Wie viel Schutz braucht unser Wald? - LWF-aktuell 83

Die Ringvorlesung »Biodiversität, Profit und Gesellschaft« des Zentrums Wald-Forst-Holz Weihenstephan wurde im Wintersemester 2010/2011 mit einem Streitgespräch zwischen Prof. Dr. Hubert Weiger (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.) und Prof. Dr. Thomas Knoke (TU München) zum Thema »Wie viel Schutz braucht unser Wald?« abgeschlossen. Damit setzte das Zentrum mit einem nicht nur in Deutschland höchst kontrovers diskutierten Thema einen spannenden Schlusspunkt der insgesamt sehr gut besuchten Vorlesungssequenz.

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Abb.: Prof. Knoke (TUM) (li) im Streitgespräch mit Prof. Weiger (BUND) (re); Moderation: Dr. Bachmann (LWF) - Foto: ZWFH

Beide Referenten machten, in der vor allem auf Weihenstephaner Studierende und die interessierte Öffentlichkeit ausgerichteten Veranstaltung, ihre Positionen zu einem Konflikt deutlich, der international immer wieder unter der treffenden Überschrift »People versus Parks dilemma« thematisiert wird.

Die durch Prof. Weiger anschaulich vertretene Position des Bund Naturschutz lässt sich stark verkürzt als eine Kombination von aus der Nutzung genommenen Schutzgebieten mit einer schonenden, naturnahen Waldwirtschaft auf der restlichen Fläche umschreiben. Dieser Ansatz orientiert sich am Konzept einer differenzierten Landnutzung, welches »produktive« und »protektive« Ökosysteme in einer relativ kleinflächigen Mischung vorsieht. Als Bezeichnung für dieses Konzept wird oft der Begriff »Segregation« verwendet, weil die Produktionsfunktion über intensiv genutzte Flächen erbracht wird, wobei die Naturschutzfunktion räumlich getrennt, durch unbewirtschaftete, »protektive« Flächen gewährleistet wird.

Als Gegenpol zu dem von Prof.Weiger vorgestellten Naturschutzkonzept vertrat Prof. Knoke (TUM) eine dem Naturschutzkonzept kritisch gegenüberstehende Position. Um seine Bedenken den Zuhörerinnen und Zuhörern zu verdeutlichen, stellte er zu Beginn drei Thesen in den Raum: 1. Ein Nutzungsverzicht im Laubholz fördert die Fichte. Wo es nichts mehr zu schützen gibt, muss niemand mit Auflagen rechnen. 2. Holz, das in Deutschland ungenutzt bleibt,wird andernorts und zumeist weniger umweltschonend produziert. Segregation und »Feigenblatt-Naturschutz sind die Folge. 3. Erst eine möglichst umfassende sozioökonomische Quantifizierung der Konsequenzen der geforderten Nutzungsverzichte ermöglicht eine versachlichte Diskussion und einen effizienten Naturschutz.

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