Günter Dobler
Ich sehe was, was du nicht siehst - LWF-aktuell 64
Wer eine Reise unternimmt, kommt oft bereichert zurück. Auch die Waldpädagogik kann außerhalb ihrer üblichen Grenzen sehr Nützliches entdecken, das unter anderem hilft, den Ansprüchen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung besser gerecht zu werden. Im Folgenden wird das Ergebnis eines Ausflugs in die Phänomenologie und in die Methodenkiste der Entwicklungszusammenarbeit geschildert.
Zoombild vorhanden
So sehen Forstleute ihren Wald,
meinen die Erbauer dieser Miniatur-Waldkarte (allesamt Nicht-Förster); (Bild: Günther Dobler)
Försterin Barbara schluckt schwer. Sie ist von naturgemäßer Forstwirtschaft überzeugt und vom Mischwaldgedanken beseelt. Sie identifiziert sich mit ihrem Beruf. Entsprechend schockiert ist sie von dem, was ihr als Perspektive des Försters gezeigt wird. Die Teilnehmer ihrer Waldpädagogik-Veranstaltung haben mit Hilfe von Naturmaterialien eine sehr radikale Forstkarte gestaltet. Da dominieren Lagerplätze mit mächtigen Holzpoltern, ein rigides Rechteckraster aus Forststraßen, das Waldstücke brutal voneinander trennt, die mit je nur einer Baumart in einem bestimmten Entwicklungsstadium bestanden sind.
»Ich dachte, Forstleute schauen doch auf räumliche Ordnung und wie sie überall ans Holz kommen und es verkaufsfertig herrichten!« heißt es von Seiten der Erbauer. »Ja, aber das ist stark überzeichnet! So einseitig gehen die mit dem Wald nicht um«, kommt ein Einwand aus dem Teilnehmerkreis.
Eine andere Gruppe hat ihren Miniaturwald so aufgebaut, wie ihn die Jäger ihrer Meinung nach sehen. Der Wald des Spaziergängers und des Schwammerlsuchers fehlt auch nicht. Erstaunlich wie der Wald sich im Blick derer wandelt, die mit ihm zu tun haben. Dadurch wird auch sichtbar, wo sich Konflikte ergeben könnten oder wo man voneinander profitiert.
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