Eine Gruppe von Kindern steht in einem Laubwald.

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Die Flatterrüster, Ulmus ciliata Ehrhard, aus E. A. Roßmäßler: Der Wald (1881) – LWF Wissen 83

Erschienen in: E.A. Roßmäßler: Der Wald (1881)

Ein Blick auf unseren Holzschnitt zeigt uns eben so die Gattungszusammengehörigkeit der Flatterrüster mit den vorigen, wie die unterscheidenden Artkennzeichen, welche vorzüglich in den achtmännigen langgestielten Blüthen und der am Umkreis gewimperten Flügelhaut der Frucht liegen, in welcher der Spalt an der Spitze deutlich hervortritt. Das Blatt zeichnet sich meist durch eine besonders schlank ausgezogene Spitze und durch dichte fast wollige daher sammtartig anzufühlende graugrüne Unterseite aus; die Randzähne sind besonders scharf ausgebildet und die Spitzen der Hauptzähne etwas hakenförmig einwärts gekrümmt.

Auch die untersten nicht minder vielmal kleineren Blätter der Triebe als die oberen sind am Rande deutlich doppeltsägezähnig, während sie bei den vorigen (gemeint sind Feldrüster und Korkrüster; Anmerkung d. Red.) meist einfach gezähnt sind. Die Oberseite der Blätter ist meist ziemlich glatt und kahl, doch auch zuweilen, namentlich am Stockausschlag, von kleinen Borstenhärchen scharf und rauh.

Der kurze Blattstiel ist dicht und meist zugleich ziemlich lang behaart, eben so die jüngsten Triebe. Die Blüthenknospen sind kleiner und spitzer als bei der Feldrüster und die Laubknospen schmaler, spitzer, ganz kahl und hell zimmetbraun mit dunklen Schuppenrändern.
flatterulmenzeichnung, Aus: E. A. Roßmässler, Der Wald 1881 Zoombild vorhanden

Flatterulmenzeichnung, Aus: E. A. Roßmässler, Der Wald 1881

Im Bau des Stammes und der Aeste und der Verzweigung findet eine große Aehnlichkeit mit der Feldrüster statt; wie aber hierin beide und die Korkrüster voneinander abweichen, darüber finden sich in den Büchern äußerst wenige Mittheilungen. Die große Veränderlichkeit der Kennzeichen der Rüstern scheint sich auch in der Architektur des ganzen Baumes bis zu der feinsten Verzweigung — obgleich letztere im Grunde doch immer die abwechselnd zweizeilige Triebstellung bleibt — auszusprechen; es bedarf daher einer vielfachen und lange fortgesetzten Beobachtung zahlreicher Bäume, um hier Artverschiedenheiten festzustellen. …

Es scheint, als sei die Flatterrüster mehr als die anderen geneigt, ihre Zweigspitzen niederhängen zu lassen, was dem Baume, wenn er auf gutem Boden und in freier Lage steht, einigermaßen ein trauerweidenähnliches Ansehen giebt. … Eigentliche Abarten sind wohl kaum zu unterscheiden, wenigstens bin ich, selbst ohne die Blüthen und Früchte, nie über eine Flatterrüster in Zweifel gewesen, da die Zähnelung des Blattrandes immer entscheidet.

Die Schiefheit des Blattes scheint bei der Flatterrüster am weitesten zu gehen, indem Blätter vorkommen, an denen die eine Seite um 4 Seitenrippen tiefer an der Mittelrippe herabreicht als die andere. Zuweilen kommen Bäume vor, deren Blätter sehr breit verkehrt eiförmig sind (d. h. das breite Ende des Ei’s oben haben) und die etwas hakenförmig seitwärts gekrümmte Spitze fast unvermittelt aufgesetzt tragen. Selbst an Stockausschlägen ist die Art im Blatte leicht zu erkennen, ja meist noch sicherer, weil die großen einwärts gekrümmten Hakenzähne an ihnen besonders groß und tief gespalten sind. Zuweilen findet sich die sammetweiche Behaarung der Blattrückseite sehr vermindert.

Standort und Verbreitung theilt, wenigstens in Deutschland und Oesterreich, die Flatterrüster in der Hauptsache mit der Feldrüster, scheint aber fruchtbaren Niederungsboden noch mehr als diese vorzuziehen. Hinsichtlich ihrer Verbreitung in Europa bleibt sie hinter der Berg- und Feldrüster weit zurück, denn sie fehlt sowohl in Schweden und Norwegen, als in ganz West- und Südeuropa, und ist daher eine recht eigentliche mitteleuropäische Holzart. Uebrigens erscheint sie überall nur vereinzelt, in Wäldern eingesprengt, oder an Fluß- und Seeufern, Gräben, Wegen, Hecken, und Waldrändern vorzukommen.

Auch in dem ganzen Leben weicht sie nicht wesentlich ab, Blüthezeit, Laubausbruch und Fruchtreife sind dieselben; eigenthümlich ist ihr, daß bei dem Fruchtfall die langen Stiele noch einige Zeit straußweise am Baume hängen bleiben. Krankheiten und Feinde sind dieselben, obgleich die Flatterrüster viel weniger von den Blattläusen zu leiden scheint. Auch in den anderen Beziehungen, nach welchen wir bisher die Bäume betrachtet haben, stimmt sie mit den andern Rüstern überein.

Von volksthümlichen Benennungen ist Rauhrüster, rothe und Wasserrüster zu erwähnen.

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