23.09.2025
Kleiner Käfer – hohe Dichten! Kupferstecher nicht unterschätzen! - Blickpunkt Waldschutz 10/2025
von Karin Bork, Cornelia Triebenbacher, Tobias Frühbrodt

Abb. 1: Borkenkäfermonitoring: Standorte mit mehr als 30.000 Kupferstechern je Falle und Woche im Betrachtungszeitraum von Anfang April bis Mitte September. Je dunkler die Färbung, desto höher sind die Kupferstecherdichten und umso häufiger wurden die Schwellenwerte für Stehendbefall erreicht (dunkelste Rotfärbung: 12 Wochen). (© Borkenkäfermonitoring, LWF)
Günstige Witterung und gutes Management der Waldbewirtschafter führen heuer zum zweiten Mal in Folge zu sinkenden Borkenkäfer-Schadholzmengen. Vergleicht man das erste Halbjahr 2025 mit 2024, so reduziert sich das Schadholz beim Buchdrucker bayernweit um rund 50 %. Beim Kupferstecher hingegen bleibt die Menge ähnlich hoch.
Dazu passt, dass das Borkenkäfermonitoring der LWF in Teilen Bayerns im Jahresverlauf sehr hohe Kupferstecherfangzahlen feststellt. In der Rückschau weisen nur die Jahre 2017 und 2019 vergleichbar hohe Fangzahlen auf. Die Schwerpunkte liegen insbesondere in Oberfranken, der östlichen Oberpfalz und südlich der Donau (siehe Abb. 1).
Besonderheit des Jahres: Hohe Kupferstecher-Anflugzahlen
Praxishilfe „Buchdrucker und Kupferstecher - Befall erkennen“
Faktoren, die die aktuell hohen Kupferstecherdichten begünstigt haben:
- Große Mengen Resthölzer aus der Buchdruckeraufarbeitung durch Schlagabraum und Astmaterial in den Rückegassen; dies gilt insbesondere für die Hauptschadensgebiete der vergangenen Jahre (v.a. Frankenwald)
- Nicht aufgearbeitetes, bruttaugliches Material aus Schneebruch- und Sturmschäden (Oberbayern/Schwaben)
- Abiotische Vorschädigungen durch Hagelschäden, Trockenstress und Niederschlagsdefizite: im Frühjahr gab es in Bayern Trockenstress; von vermindertem Harzdruck profitiert v.a. der Kupferstecher
- Hohe mögliche Vermehrungsrate von 3 Generationen pro Jahr mit Geschwisterbruten
Handlungsempfehlungen
- Sobald sich Fichten von oben herab rot verfärben oder auch nur ein Teil der Krone abstirbt, empfehlen wir in der jetzigen Situation mehrere solcher Bäume zur Probe zu fällen. Schauen Sie unter und in die Rinde und kontrollieren Sie diese auf Befall mit Kupferstecher und Buchdrucker. Bei Befall alle zeichnenden Bäume zügig einschlagen und noch vor den ersten starken Frösten im Frühwinter abfahren. Bei abfallender Rinde wandern die Käfer in den Boden zum Überwintern.
- Sollten in den Probebäumen keine Käfer und Bruten mehr zu finden sein, können diese als Totholz stehen bleiben. Kontrollieren Sie dafür das Umfeld – auch mit Probefällungen- auf Befall und bieten Sie dem Kupferstecher möglichst wenig Brutraum (Resthölzer). Schauen Sie nach frisch verfärbenden Überwinterungsbäumen, besonders nach den ersten intensiven Frösten.
- Kronen, Resthölzer und Schlagabraum einsammeln und am besten abfahren. Wenn das Restmaterial gehackt wird, dieses möglichst außerhalb des Waldes (500 m Distanz) hacken oder auf große Haufen aufschütten. Kein Verblasen in den Bestand, da die kleinen Käfer den Hackvorgang großteils überleben. Beim Verbrennen von Schlagabraum auf die einschlägigen Vorschriften und die Waldbrandstufe achten. Ein Pflanzenschutzmitteleinsatz für Kronenmaterial ist nicht zugelassen und wäre aufgrund der ungenügenden Mittelaufbringung (keine vollständige Benetzung im Haufen) nicht sinnvoll.
- Wird Restholz in Rückegassen eingebaut, dieses möglichst nach dem Hieb einsammeln und abfahren oder mulchen. Verbleibt das Material in der Rückegasse, sollte im folgenden Frühjahr kontrolliert werden, wie gut die Bastqualität ist (weiß, frisch und noch bruttauglich oder schon trocken, braun und damit schlechte Nahrungsqualität) und ggf. ob eine relevante Besiedlung durch Kupferstecher erfolgt (frisches Bohrmehl ab Mitte/Ende April).
- Kontrollieren Sie regelmäßig geschwächte, vorgeschädigte Bestände (Hagel, Trockenheit, Schneebruch- und Sturmschäden) und insbesondere jüngere Fichtenbestände auf möglichen Befall.