26.06.2025
Viele junge Fichtenborkenkäfer verursachen derzeit frischen Stehendbefall - Blickpunkt Waldschutz Nr. 8/2025
von Karin Bork, Tobias Frühbrodt, Cornelia Triebenbacher

Abb. 1: Ausflugbereite braune Jungkäfer (Bildmitte) und honigbraune Jungkäfer (links unten und mittig rechts) im Reifungsfraß befinden sich derzeit häufig im Brutbild. (© C. Müller, AELF Kempten)
Der Hauptschwärmen der ersten Jungkäfergeneration findet derzeit bayernweit bis in Höhen von 800 m ü. NN statt. Die Anteile der hellbraunen Jungkäfer in den Fallenfängen nehmen seit letzter Woche zu (siehe Abb. 1). Im Vergleich zum Vorjahr fliegen die Jungkäfer ca. eine Woche später aus und zu einem ähnlichen Zeitpunkt wie 2023.
In den Gebieten, in denen die Jungkäfer bereits in der ersten Junihälfte schwärmten, wie Frankenwald, Spessart, südliches Schwaben, entlang der Donau und südliches Niederbayern, legen diese derzeit bereits ihre zweite neue Brut (Geschwisterbrut) an.
Die teils unwetterartigen Gewitter der vergangenen Wochen haben in manchen Regionen zu einzelnen Windwürfen in Fichtenbeständen geführt. Für den Waldbesitzer sind sie Risiko und Chance zugleich. Denn die frisch gebrochenen oder geworfenen Fichten stellen für die schwärmenden Buchdrucker ideales Brutmaterial dar. Werden die Windwürfe schnell gefunden, können Sie im Zuge der Aufarbeitung eingebohrte Käfer unschädlich machen. Übersehene Schadhölzer hingegen führen bei Ausflug der Jungkäfer leicht zu neuen Käferlöchern.
Handlungsempfehlungen
Bohrmehl bei Neubefall zur Anlage der 2. Generation:
Suchen Sie Bohrmehl bei diesen heißen Temperaturen v.a. an Nordrändern von diesjährigen und letztjährigen Käferlöchern. Kontrollieren Sie an Südrändern auch bis zu 1-2 Baumlängen in den Bestand hinein und weiten Sie mit zunehmender Hitze die Suche auch auf das Bestandesinnere aus.
Sturmschäden
Befallene Fichten aus dem Frühjahr:
Praxishilfe: Buchdrucker und Kupferstecher - Befall erkennen
Die aktuelle Gefährdungskarte für Bayern mit wochenaktuellen Fallenfängen der Borkenkäfer-Monitoringstandorte finden Sie hier:
Pilze und Milben

Abbildung 2: Buchdrucker Altkäfer mit vielen Milben überzogen (© Felix Riegel, zugeschnitten, https://www.inaturalist.org/photos/171537708, Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/legalcode.de)
Bei der Verpilzung handelt es sich meist um entomopathogene Beauveria-Arten, insbesondere B. bassiana. Sie können in die Käfer eindringen und rasch alle Organe besiedeln, was eine hohe Sterblichkeit bedingt. Auch Milben sind seit langem als Gegenspieler von Borkenkäfer beschrieben. Für Süddeutschland wurden bereits mehr als 30 Milbenarten an Buchdrucker benannt, wobei viele den Käfer nur als Vektor (Transport) nutzen. Ihre Ernährung beziehen sie von Pilzen, Nematoden oder anderem. Nur wenige Milben leben räuberisch von Eiern, Larven oder Puppen des Buchdruckers. Weder über die Wirkung einzelner Milbenarten noch über die Verpilzung liegen verlässliche Erkenntnisse vor, wie sie auf die Populationsdichte der Buchdrucker wirken. Lokal ist eine Absenkung denkbar, auf Bestandesebene ist bislang kein ausreichender Einfluss beschrieben. Insofern: freuen Sie sich, wenn sie diese natürlichen Feinde des Buchdruckers entdecken, aber verlassen Sie sich nicht auf sie.