07.06.2022
Altkäfer legen Geschwisterbruten an, Jungkäfer schwärmen bald! - Blickpunkt Waldschutz 7/2022
von K. Bork, H. Lemme

Der recht sonnige und überwiegend warme Mai bewirkte eine recht zügige Entwicklung der ersten Buchdruckergeneration. Bis in Höhen von 800 m üNN hat die Mehrzahl der Bruten das Puppenstadium erreicht. In tieferen Lagen sitzen bereits helle Jungkäfer ohne Reifungsfraß unter der Rinde. Zeitgleich schwärmen derzeit bei trocken-warmer Witterung die Altkäfer zur Anlage der Geschwisterbrut.

Graphen zeigen Schwärmverlauf des Buchdruckers im Vergleich der Jahre 2020, 2021 und 2022

Abb. 1: Schwärmverlauf des Buchdruckers im Vergleich der Jahre 2020, 2021 und 2022 für die ca. 130 Monitoringstandorte in Bayern. In 2022 ist der konzentrierte Hauptschwärmflug in den ersten beiden Maiwochen auffällig. Die rote Linie stellt die Gefährdungsschwelle dar (3.000 Buchdrucker/Falle und Woche), ab der mit Stehendbefall und Befallsausbreitung zu rechnen ist.

Bayernkarte zeigt räumliche Schwerpunkte der BorkenkäferfängeZoombild vorhanden

Abb. 2: Schwerpunkte der Borkenkäferfänge

Der Hauptschwärmflug der Buchdrucker begann heuer in der ersten Maiwoche und kulminierte in der 19. und 20. KW, also in den Tagen um den 15. Mai (vgl. Abb. 1). Unser Monitoring verzeichnete bayernweit ein sehr konzentriertes Schwärmen mit hohen Anflugzahlen oftmals über der Warnschwelle für Stehendbefall. Liegende Hölzer wurden massiv befallen. Trotz des späten Starts bewirkte die warme und sonnige Witterung – anders als im Vorjahr – dass sich die Larven schnell entwickelten.

Momentan erhalten wir Rückmeldung zu frischem Stehendbefall. Verantwortlich sind hier die Altkäfer, die nach der ersten Eiablage und einem Regenerationsfraß unter der Rinde erneut ausschwärmen, um eine Geschwisterbrut anzulegen.
Schwerpunkt des Befalls ist auch heuer das westliche Oberfranken (Frankenwald), ebenso die tieferen Lagen in Niederbayern entlang der Donau sowie das westliche Mittelfranken im Raum Ansbach (vgl. Abb. 2).

Das kühl-regnerische Wetter in der zweiten Juniwoche wird den Ausflug der ersten Jungkäfer noch etwas verzögern. Dennoch wird die erste Generation nur etwa 6-7 Wochen zur Entwicklung brauchen. Wir rechnen ab Mitte Juni mit einem geballten Schwärmen der ersten Jungkäfergeneration, sofern sich sommerliches Wetter ab dem zweiten Juniwochenende einstellt.
Rindenschuppen der Fichte

Abb. 3-1

Bohrmehl unter abgebrochenen Rindenschuppen der Fichte

Abb. 3-2

Abb. 3: Auch wenn Regen auf der Rinde liegendes Bohrmehl abwäscht und die Suche erschwert: Brechen Sie bei verdächtigen Bäumen ein paar Rindenschuppen ab (links). Auf den zweiten Blick finden Sie das Einbohrloch und das braune Bohrmehl -sichere Indizien für Buchdruckerbefall (rechts). (© K. Bork, LWF)

Handlungsempfehlungen

Bohrmehlsuche an stehenden Bäumen

  • Suchen Sie bei trockener Witterung Bohrmehl! Die Chancen sind weiterhin günstig, Bohrmehl zu finden, da die Altkäfer Geschwisterbruten anlegen und dabei gut sichtbares Bohrmehl produzieren! Starker Harzfluss ist bei ausreichender Wasserversorgung ebenfalls ein Indiz für Buchdruckerbefall. Schauen Sie unter die Rinde, wenn Sie sich unsicher sind.
  • Auch nach Regenfällen ist Bohrmehl weiterhin zu finden! Brechen Sie an verdächtigen Bäumen Rindenschuppen ab. Oft finden sich darunter Reste an Bohrmehl und Einbohrlöcher (vgl. Abb.3)!

Suche nach Bäumen mit fahlgrüner-rotstichiger Krone und starkem Harzfluss

  • Suchen Sie Bäume, die eine auffällig fahlgrüne bis rotstichige Krone haben und am Kronenansatz stark harzen! Suchen Sie v.a. an Randbäumen letztjähriger Käferlöcher, an südexponierten oder aufgerissenen Waldrändern und in Beständen mit Sturmschäden! Sowohl Käferbäume aus dem letzten Herbst als auch die ersten, frisch befallene Bäume von Anfang Mai zeichnen nun so.

Kontrolle von liegenden Hölzern

  • Den größtem Brutfortschritt mit Jungkäfern unter der Rinde zeigen derzeit liegende Hölzer. Dies können noch unaufgearbeitete Sturmhölzer vom Winter im Bestand oder Frischholzpolter an der Forststraße sein. Liegendes, befallenes Holz muss dringend jetzt aus dem Wald verbracht werden! Ist eine Abfuhr der Holzpolter nicht möglich, kann als „Ultima Ratio“ die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln in Betracht kommen.

Arbeiten Sie befallene Fichten umgehend auf und fahren Sie das Holz zügig ab!

  • Kontrollieren Sie Resthölzer auf Befall von Kupferstecher und verbringen Sie auch Gipfel, Äste und Resthölzer aus dem Wald oder hacken diese!
  • Kontrollieren Sie Ihre Fichtenwälder regelmäßig - gefährdete Bereiche am besten alle 1-2 Wochen!

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