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20.07.2017
Der Käfer fliegt und fliegt und fliegt! - Blickpunkt Waldschutz 12/2017
von Cornelia Triebenbacher und Ralf Petercord

Die derzeitige Entwicklungsgeschwindigkeit der Bruten des Buchdruckers ist eine der höchsten der vergangenen zehn Jahre. Heuer betrug die Entwicklungszeit des Buchdruckers nur fünf Wochen vom Ei bis zum fertigen Jungkäfer.

Kurvenverlauf der Populationsentwicklung des BuchdruckersZoombild vorhanden

Abbildung 1: Schwärmflug des Buchdruckers bis zur KW 28 (Grafik: LWF)

Jungkäfer der ersten Generation des Buchdruckers starten den Ausflug zur Anlage der Geschwisterbrut (Abb.1). Die in den vergangenen Wochen angelegte zweite Generation befindet sich schon im mittleren Larvenstadium. Die hohe Geschwindigkeit der Entwicklung kann an den ausgelegten Bruthölzern besonders gut nachvollzogen werden (Abb. 2).

In der 27. KW wurden von den Altkäfern Eier (grün) abgelegt. Diese sind eine Woche später nicht mehr vorhanden, weil die Käfer sich zu Laven (gelb) entwickelt haben. Das verdeutlicht, dass sich die Bruten bei den herrschenden Temperaturen sehr schnell entwickeln. Bleibt die Witterung wie vorhergesagt heiß, rechnen wir Anfang August bereits mit dem Ausflug der zweiten Generation zur Anlage einer dritten!
Balkendiagramm, auf welchem auf der x-Achse die Kalenderwoche und auf der y-Achse die Anzahl der Standorte dargestellt wird.Zoombild vorhanden

Abbildung 2: Entwicklung des Buchdruckers in den bayernweit ausgelegten Bruthölzern. (Grafik: LWF)

Der Ausflug der Jungkäfer zur Anlage der Geschwisterbrut erfolgt zeitlich synchron mit dem Ausflug der Jungkäfer der ersten Geschwisterbrut aus der ersten Maihälfte. Durch die zeitlich ausgedehnte erste Schwärmwelle überlagern sich die Schwärmflüge der Folgegenerationen und Geschwisterbruten und lassen sich zeitlich nicht mehr auseinanderhalten.

Das bedeutet, dass aktuell ein hoher Befallsdruck besteht und nahezu permanent mit frischem Stehendbefall zu rechnen ist.
Kurvenverlauf der Populationsentwicklung des Kupferstechers.Zoombild vorhanden

Abbildung 3: Schwärmflug des Kupferstechers bis zur KW 28. (Grafik: LWF)


Die Entwicklungssituation beim Kupferstecher ist 2017 mit der des Buchdruckers nahezu analog.
Abgefallene Fichtennadeln auf dem Waldboden.

Abbildung 4: Abfall gelblich-grüner Nadeln (Foto: C. Triebenbacher)

Altfichte mit abfallender Rinde.

Abbildung 5: Rindenabfall (Foto: C. Triebenbacher)

Fichten-Waldrand mit rot verfärbten Kronen.

Abbildung 6: Krone verfärbt (Foto: F. Stahl)

Jungkäfer beim Fraß unter Fichtenrinde.

Abbildung 7: Jungkäfer beim Reifungsfraß in der Rinde (Foto: F. Maier; AELF Weilheim)

Altfichten mit abfallender Rinde.

Abbildung 8: Abgestorben (Foto: G. Lobinger)

Empfehlungen

1. Gezielte Bohrmehlsuche
In den Beständen gezielt nach sich verfärbenden Fichtenkronen bzw. Nadelabfall suchen. In deren Nachbarschaft konsequent nach Bohrmehl suchen.
2. Unverzüglicher Einschlag und Aufarbeitung befallener Fichten bis Ende Juli
Befallene Fichten sind unverzüglich einzuschlagen und aufzuarbeiten. Es gilt den Ausflug der zweiten Generation zur Anlage einer dritten zu verhindern!
3. Umgang mit zeichnenden Fichten
a) Fichten mit beginnender Kronenverfärbung, Abfall gelblich-grüner Nadeln und abfallender Rinde bei grüner Krone sind in jedem Falle einzuschlagen und aufzuarbeiten. Die Krone ist unbedingt auf Befall durch den Kupferstecher zu kontrollieren.
b) Bei Fichten mit deutlicher Rotfärbung der Krone bzw. Abfall roter Nadeln ist die Brut ist bereits sehr weit entwickelt oder schon ausgeflogen. Der Einschlag dieser Fichten ist nur sinnvoll, wenn noch in nennenswertem Umfang Käfer in den Bäumen vorhanden sind (kontrollieren!) und die unverzügliche Abfuhr nach Einschlag gewährleistet ist. Die Käfer verpuppen sich in der Rinde, das bedeutet bei der Kontrolle auf Käferbefall muss die Rinde aufgebrochen werden, um die noch vorhandene Käferdichte abzuschätzen.

Bei der Fällung und Rückung muss auf abfallende Rindenpartien mit Jungkäfern geachtet werden. Diese dürfen nicht im Bestand verbleiben, sondern sind einzusammeln und müssen unschädlich gemacht werden (auf Haufen aufschütten, mit Folie abdecken, aus dem Bestand entfernen). Weiße Stadien und Käfer ohne Reifungsfraß sterben in der abfallenden Rinde ab.

Die Fällung solcher Bäume kann je nach Kronenzustand bereits ausgesprochen gefährlich sein, da die Krone nicht mehr über eine hohe Nadelmasse verfügt und das Gewicht bereits entsprechend reduziert ist, damit verlagert sich der Schwerpunkt sukzessive nach unten. Die Fällung erfordert daher i.d.R. Seilunterstützung und sollte daher aus Gründen der Arbeitssicherheit von Unternehmern mit entsprechendem Know-how und Equipment durchgeführt werden.
c) Bäume, die bereits vom Käfer verlassen wurden, sollten im Bestand verbleiben, sie enthalten natürliche Gegenspieler, die sich langsamer entwickeln und dem Bestand nicht entzogen werden sollten. Die Fällung solcher Dürrständer hat Zeit und kann im Winterhalbjahr erfolgen bzw. kann unterbleiben, dann dienen sie der Totholzanreicherung und damit dem Artenschutz.

Die Fällung von Dürrständern ist ausgesprochen gefährlich, da die Krone nicht mehr das nötige Gewicht aufweist und sich damit der Schwerpunkt nach unten verlagert hat. Die Fällung erfordert daher Seilunterstützung und sollte aus Gründen der Arbeitssicherheit von Unternehmern mit entsprechendem Know-how und Equipment durchgeführt werden. Aus phytosanitärer Sicht ist die Fällung solcher Bäume nicht erforderlich.
4. Aufarbeitung von liegendem bruttauglichem Material
Frische Resthölzer und Kronenmaterial können vom Buchdrucker und Kupferstecher genutzt werden, sie müssen daher ebenfalls unverzüglich aufgearbeitet werden.

Aktuelle Information zum Schwärmflug und der Gefährdungseinschätzung unter:

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