LWF aktuell 149
Waldbewirtschaftung im Kleinprivatwald
von Holger Hastreiter
Zoombild vorhanden
Abb. 1: Kleinwaldbesitzer bewirtschaften ihren Wald meist in Eigenregie und kalkulieren keinen Lohn für die eigene Arbeitskraft. (© T. Hase)
Welchen monetären und zeitlichen Aufwand investieren die Privatwaldbesitzerinnen und -besitzer in Erhaltung und Pflege ihrer Wälder? Mit welchen Erträgen kann im Kleinprivatwald kalkuliert werden? Wie häufig werden chemische Pflanzenschutzmittel eingesetzt? Solche Fragen kann das bayerische „Testbetriebsnetz Kleinprivatwald" beantworten. In diesem Beitrag werden die Ergebnisse aus der Befragung für das Jahr 2023 vorgestellt.
Die Privatwaldfläche in Bayern umfasst etwa 1,4 Mio. ha. Der überwiegende Anteil davon, nämlich 75 %, gehört Waldeigentümerinnen und -eigentümern mit Forstflächen bis zu 50 ha Größe und ist damit dem sogenannten Kleinprivatwald zuzuordnen. Um einen Einblick in die Bewirtschaftung dieser Kleinprivatwaldbetriebe zu erhalten, befragt die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) seit 2012 Waldbesitzende mit bis zu 50 ha Betriebsfläche auf freiwilliger Basis. Der Fokus der Erhebung liegt auf der jeweiligen Aufwands- und Ertragssituation der Betriebe. Dazu werden unter anderem die Maschinenstunden, der persönliche zeitliche Arbeitsaufwand im Wald, Holzeinschlag und -verkauf und die Durchführung sonstiger Betriebsarbeiten (Pflanzung, Waldschutz, Pflege, Wegebau etc.) erfasst. Im Rahmen des „Testbetriebsnetzes Kleinprivatwald" werden die Angaben aller Mitwirkenden zu Durchschnittswerten zusammengeführt. Aufgrund der großen Zahl von 475.000 völlig unterschiedlicher Betriebseinheiten in Bayern und der damit verbundenen Vielfalt der Wälder und der waldbesitzenden Personen kann das Testbetriebsnetz „Kleinprivatwald" letztendlich jedoch nur einen kleinen Ausschnitt aus dieser Grundgesamtheit abbilden.
Betriebsstruktur und Kennzahlen 2023
An der Befragung beteiligten sich 61 Betriebe mit einer Gesamtfläche von 515 ha. Die mittlere Waldfläche dieser Betriebe lag bei 8,4 ha, was deutlich über dem bayerischen Durchschnitt von knapp drei Hektar liegt. Die Betriebsfläche der Teilnehmenden verteilt sich im Mittel auf 4,3 Parzellen, die im Schnitt 3,8 km vom Hauptwohnsitz der Waldbesitzenden entfernt liegen. Der durchschnittliche Nadelholzanteil der teilnehmenden Betriebe lag bei 74 %.
Im Schnitt arbeiteten die befragten Waldbesitzenden im Erhebungsjahr rund 29 Stunden je Hektar in ihrem Wald. Zehn Stunden davon entfielen auf die Holzernte und -bringung, zehn Stunden auf sonstige Forstbetriebsarbeiten und der Rest auf den Holztransport und die Energieholzbereitstellung. Die Arbeiten wurden im Mittel mit 1,2 Arbeitskräften überwiegend in Eigenregie zusammen mit unentgeltlichen Arbeitskräften, meist Familienangehörigen und nahen Verwandten, durchgeführt. 27 Teilnehmer ließen die Waldarbeit zumindest teilweise durch ein Forstunternehmen erledigen. Dabei handelte es sich häufig um Pflanz- und Zaunbauarbeiten und die Hackschnitzelproduktion. Aber auch größere Hiebsmaß- nahmen wurden von Waldbesitzern überwiegend extern vergeben. Der Unternehmereinsatz ist einfach schneller als die Eigentätigkeit, da maschinell von professionellen Forstunternehmen eine viel höhere Festmeterleistung je Stunde erreicht wird. Nicht nur rein betriebswirtschaftlich gesehen ist diese Entscheidung absolut sinnvoll. Insbesondere bei kalamitätsbedingten Zwangseinschlägen wie Sturmwürfen ist von der motormanuellen Aufarbeitung in Eigenregie aus Gründen der Arbeitssicherheit ohnehin zumeist abzuraten. Darüber hinaus ist ein zügiger Arbeitsfortschritt hinsichtlich der Waldschutzsituation sehr vorteilhaft.
Die Analyse des Einschlagsverhaltens zeigt, dass im Mittel 12 Festmeter je Hektar Waldfläche angefallen sind. Lediglich vier der 61 befragten Betriebe haben 2023 gar kein Holz genutzt. In 29 Betrieben wurden weniger als 10 Fm/ha eingeschlagen. 18 Betriebe nutzten zwischen 10 und 20 Fm/ha. In sechs Betrieben fielen zwischen 20 und 30 Fm/ha an und in vier Betriebe lag die Einschlagsmenge sogar zwischen 30 und 60 Fm/ha. Meist hingen die großen Nutzungsmengen mit einem hohen Schadholzanfall zusammen, der über alle Betriebe gesehen bei 53 % der Einschlagsmenge lag. Einige der von zufälligen Nutzungen verschont gebliebenen Waldbesitzer griffen aber auch aufgrund der guten Holzerlöse oder aus waldbaulichen Gründen etwas stärker in ihre Bestände ein.
33 der teilnehmenden Betriebe haben Stammholz ausgehalten und in 31 Betrieben wurde dieses Holz auch verkauft. Brennholz hingegen wurde in 49 Betrieben gemacht, jedoch nur in 23 Fällen vermarktet. Hackschnitzel erzeugten 23 Betriebe und 14 davon veräußerten diese zumindest teilweise. Prozentual stellt sich die Sortimentsaushaltung am Gesamteinschlag folgendermaßen dar: Rund 54 % des Holzanfalls wurden als Stammholz ausgehalten, 28 % zu Scheitholz und 17 % zu Hackschnitzel weiterverarbeitet. Vermarktet wurden rund 97 % des Stammholzes und 57 % der Energieholzmenge. Der Eigenverbrauch von Holz belief sich auf 21% der eingeschlagenen Gesamtmenge.
Ohne kalkulatorische Werte geht es nicht
Der Holzertrag eines Forstbetriebes setzt sich aus den tatsächlichen Verkaufserlösen und den kalkulatorischen Werten für den Eigenverbrauch zusammen. Um die Arbeitsleistung, die die Waldeigentümerinnen und -eigentümer für die Pflege und den Erhalt der Wälder aufwenden und damit indirekt auch für die Allgemeinheit erbringen, monetär abbilden zu können, mussten kalkulatorische (fiktive) Lohnkosten für die Eigentätigkeit und unentgeltlich helfende Personen angesetzt werden. Diese wurden konservativ mit 16 Euro in der Stunde kalkuliert, da sie sowohl leichte Tätigkeiten wie die Borkenkäfersuche als auch die manuelle Holzernte abbilden sollen. Den Dieselpreis für die eigenen Maschinen hinterlegte man mit 1,80 € brutto je Liter. Fremdarbeitskosten, Maschinenmiete oder Materialkosten sind mit dem tatsächlich entstandenen Rechnungsbetrag in die Kalkulation eingeflossen. Als Verwaltungskosten wurden nur die Pflichtbeiträge zur landwirtschaftlichen Sozialversicherung und der Jahresmitgliedsbeitrag bei einem forstlichen Zusammenschluss angesetzt.
Aus der Differenz sämtlicher Erträge abzüglich aller notwendigen Aufwendungen ergeben sich für die vergangenen drei Erhebungsjahre die in Abbildung 2 dargestellten Ergebnisse. Die Kleinwaldbesitzer bewirtschaften ihren Wald meist in Eigenregie und kalkulieren keinen Lohn für die eigene Arbeitskraft. Für sie ist also das Betriebsergebnis ohne kalkulatorischen Lohnansatz („Deckungsbeitrag incl. Fördermittel") das Maß für die Rentabilität ihres Waldes. Die gleiche Rechnung mit Ansatz der fiktiven Lohnkosten verdeutlicht, wie groß die finanzielle Ersparnis durch die Eigenleistung tatsächlich ist. Würden die Waldbesitzer beispielsweise alle Tätigkeiten extern vergeben und der Wald sollte in gleicher Intensität weiter bewirtschaftet werden, dann würde der Betriebsertrag erheblich geringer ausfallen.

Abb. 2: Betriebsergebnisse der Jahre 2021 bis 2023 mit und ohne kalkulatorischen Eigenlohnansatz. (© LWF)
Gute Holzerlöse und Unterstützung durch forstliche Förderung
Der durchschnittliche Betriebsertrag inklusive Fördermittel ist verglichen mit dem Vorjahr um 6 % gesunken. Die erzielten Holzpreise lagen mit durchschnittlich rund 88 € je Festmeter aber weiterhin auf einem hohen Niveau. Auch frisches Käferholz konnte wieder zu erheblich besseren Preisen vermarktet werden als in den „Tiefpreisjahren" 2019 und 2020. Die im Jahr 2022 aufgrund der Energiekrise in Folge des Ukrainekrieges erheblich gestiegenen Brennholz- und Hackschnitzelpreise konnten 2023 weiterhin gehalten werden.
Rund ein Drittel der Befragten hat im Jahr 2023 Fördermittel beantragt, vier davon aus dem Bundestopf für „Klimaangepasstes Waldmanagement". Der ausgezahlte Zuschuss je Hektar lag über alle Betriebe gesehen mit 110 € je Hektar jedoch um 25 € unter dem Vorjahreswert. In Anspruch genommen wurden hauptsächlich Fördermaßnahmen zur Wiederaufforstung und zur Schadholzbeseitigung sowie Angebote aus dem bayerischen Vertragsnaturschutzprogramm.
Aufwand für Betriebsarbeiten gestiegen
Die Kosten für die Anschaffung und den Betrieb eigener Maschinen stiegen durch die hohe Inflation der letzten Jahre deutlich. Die Forstunternehmen legten ihren gestiegenen Aufwand ebenfalls auf die Waldbesitzenden um. Der Aufwand für die Bereitstellung von Holz- und Forsterzeugnissen ohne Eigenlohnansatz, also nur bei Betrachtung der eigenen Maschinenkosten und Fremdleistungen, erhöhte sich deshalb um 4 %.
In die Walderneuerung, sprich Kulturbegründung, Nachbesserung, Voranbauten und Begleitwuchsregulierung investierten die Waldbesitzenden mit Eigenlohnansatz 144 €/ha und 80 €/ha ohne Ansatz eigener Lohnkosten. Die Aufwendungen für Waldschutzmaßnahmen (Wildschutz und Kontrollaufwand) betrugen mit Eigenlohn 93 €/ha. Ohne Lohn kostete der Waldschutz im Mittel 32 €/ha. Die Ausgaben für die Waldpflegemaßnahmen (Jungwuchs- und Dickungspflege sowie Wertastung) beliefen sich mit Eigenlohn auf 44 €/ha und ohne Lohnansatz auf 11 €/ha. In die Wegeinstandhaltung flossen 21 €/ha, ohne Lohnansatz waren es 17 €/ ha. Bei den sonstigen Betriebsarbeiten ohne kalkulatorischen Lohn wurde gegenüber 2022 insgesamt ein Mehraufwand von 49 % verzeichnet. Für die Walderneuerung gaben die Waldbesitzer 30 €/ha, für Waldschutz 5 €/ha, für Waldpflege 7 €/ha und für die Walderschließung 5 €/ha mehr aus als im Vorjahr. Der durchschnittliche Verwaltungsaufwand lag bei 50 €/ha.
Waldschutz – Chemie im Wald?
Was kann man als Waldbesitzer tun, wenn sich die örtliche Rehpopulation über die frisch gepflanzten oder natürlich aufkeimenden Schösslinge hermacht? Falls diese Frage nicht jagdlich gelöst werden kann, müssen sich Waldbesitzende für eine Schutzmaßnahme entscheiden. Zur Auswahl stehen zum einen mechanische Flächenschutzmaßnahmen, also die vollständige Umzäunung der bepflanzten Fläche, zum anderen mechanische Einzelschutzmaßnahmen wie beispielsweise Wuchshüllen und Wuchsgitter. Bei beiden Möglichkeiten ist der Hauptnachteil der hohe Kostenfaktor. Zusätzlich sind Wuchshüllen im Wald für viele Waldbesitzende aus ästhetischen Gründen und im Hinblick auf Müllvermeidung ein „no go". Eine weitere denkbare Alternative ist der Schutz mittels zugelassener chemischer Verbissschutzmittel.
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Abb. 3: Im Schnitt arbeiteten die befragten Waldbesitzenden im Erhebungsjahr rund 29 Stunden je Hektar in ihrem Wald. (© T. Hase)
Die teilnehmenden Kleinprivatwaldbesitzenden wurden deshalb in diesem Zusammenhang gefragt, ob und wie häufig sie in den vergangenen zehn Jahren überhaupt chemische Pflanzenschutzmittel (Herbizide, Insektizide, Rodentizide und chemische Verbissschutzmittel) im Wald eingesetzt haben. Lediglich drei Personen (von 61) gaben an, dass sie innerhalb der letzten 10 Jahre, aufgrund stockender Holzabfuhr, Holzpolter mit einem zugelassenen Insektizid gegen rindenbrütende Borkenkäfer behandelt haben. Verbiss hemmende Produkte wurden in zwölf Betrieben eingesetzt, Mittel gegen Mäusefraß in vier Betrieben. Die Aufwandmengen wurden mit „so wenig wie nötig" angegeben: Zum einen um die Umwelt nicht über Gebühr zu belasten und zum anderen um den eigenen Geldbeutel zu schonen. Die Antworten ließen erkennen, dass viele der befragten Kleinwaldbesitzer eher Zäune errichten als über mehrere Jahre zuverlässig Verbissschutzmittel auf die zu schützenden Pflanzen ausbringen zu müssen.
Fazit
Die Waldbewirtschaftung ist selbst auf kleinen Flächen eine zeitintensive Tätigkeit. Der Arbeitsaufwand für die Waldbesitzenden steigt mit zunehmender Waldflächengröße und der meist damit einhergehenden Besitzzersplitterung weiter an. Trotzdem ist es im Kleinprivatwald üblich, die eigenen Arbeitsstunden oft gar nicht zu zählen. Aus diesem Grund stellt sich der erzielte Betriebsertrag immer recht ordentlich dar. Bei Anrechnung der Eigenleistung und ohne Förderung hätte der durchschnittliche Betriebsertrag im vergangenen Jahr aber tatsächlich im negativen Bereich gelegen. Die forstliche Förderung ist somit ein wichtiges Instrument zur Unterstützung der Waldbesitzer. Schließlich profitiert auch die Allgemeinheit in vielerlei Hinsicht vom Engagement und der Waldverbundenheit der Waldeigentümerinnen und -eigentümer.
Zusammenfassung
Am „Testbetriebsnetz Kleinprivatwald" beteiligten sich 2023 61 Betriebe mit einer Gesamtfläche von 515 ha. Im Schnitt arbeiteten die befragten Waldbesitzenden im Erhebungsjahr rund 29 Stunden je Hektar in ihrem Wald. Viele Kleinwaldbesitzer bewirtschaften ihren Wald in Eigenregie und kalkulieren keinen Lohn für die eigene Arbeitskraft. Der durchschnittliche Betriebsertrag inklusive Fördermittel lag 2023 bei 545 Euro je Hektar und ist damit verglichen mit dem Vorjahr um 6 % gesunken. Die erzielten Holzpreise lagen, auch bedingt durch die guten Brennholz- und Hackschnitzelpreise, mit durchschnittlich rund 88 Euro je Festmeter aber weiterhin auf einem hohen Niveau.
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