LWF aktuell 144
Digitales Arboretum Bayern
von Norbert Wimmer, Julia Schmucker, Stephan Millitzer, Muhidin Šeho, Joachim Hamberger und Hans-Joachim Klemmt
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Abb. 1: Blüte der Esskastanie (© N. Wimmer, LWF)
Die Folgen des Klimawandels werden zunehmend spürbarer. Deshalb ist der Aufbau klimatoleranter Wälder die aktuelle Kernaufgabe der Forstwirtschaft. Dafür werden verstärkt Baumarten gesucht und angebaut, die hohe Sommertemperaturen und lange Trockenperioden ertragen können und zudem frosttolerant sind. Im Fokus von Praxis und Forschung stehen dabei sowohl heimische als auch alternativen Baumarten. In Bayern wurden bereits viele Waldbestände begründet, die diese Baumarten enthalten. Aktuell erfolgen außerdem gezielt Neuanlagen in Form von Praxisanbauversuchen. Im Digitalen Arboretum Bayern werden Alt- und Neuanlagen sowie autochthone Vorkommen aus verschiedenen Datenquellen zusammengefasst.
Bisher war es oft schwierig, rasch und konsolidiert Informationen zum Vorkommen seltener heimischer und alternativer Baumarten in unseren Wäldern zu erlangen. Diese Informationen sind allerdings sowohl für die Forstpraxis als auch für die Forstwissenschaft hilfreich und wertvoll. Deswegen hat die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) zusammen mit dem Bayerischen Amt für Waldgenetik (AWG) auf Initiative der Arbeitsgruppe »Alternative Baumarten im Klimawandel« des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) das Digitale Arboretum Bayern erstellt. In dieser Datenbank werden vorhandene Informationen aus verschiedenen Datenquellen zum Vorkommen seltener heimischer und alternativer Baumarten in Bayern vereint und praxisgerecht aufbereitet. Anschauungsobjekte und Demonstrationsflächen können so rasch in der näheren oder weiteren Umgebung identifiziert werden. Außerdem wird die Suche nach potenziellen Erntebeständen erheblich erleichtert. Für wissenschaftliche Fragestellungen und Forschungsprojekte wird zudem die Suche nach potenziellen Untersuchungsobjekten vereinfacht.
Datenquellen des Digitalen Arboretums Bayern
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Abb. 2: Vogelkirsche (Prunus avium) (© N. Wimmer, LWF)
In das Digitale Arboretum Bayern gingen ebenso Daten zu Versuchsflächen verschiedener Wissenschaftseinrichtungen (z. B. TUM, LWF) ein (ca. 120 Datensätze). Eine weitere Datenquelle stellte eine bayernweite Umfrage der LWF bei den ÄELF aus dem Jahr 2020 über das Vorkommen von Flatterulmen in Bayern dar (245 Datensätze).
Durch eine Abfrage der Inventur- sowie der Forsteinrichtungsdatenbank der Bayerischen Staatsforsten ergaben sich 4.200 Datensätze.
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Abb. 3: Früchte des Speierling (© N. Wimmer, LWF)
Eine weitere, ständig wachsende Datenquelle für das Digitale Arboretum Bayern ist die Datenbank für Praxisanbauversuche (Details siehe Beitrag Praxisanbauversuche, S. 7). Seit 2020 gibt es im Wald-Förderprogramm der Bayerischen Forstverwaltung den Fördertatbestand »Anlage von Praxisanbauversuchen«. Damit kann im Privat- und Körperschaftswald unter gewissen Auflagen die Anlage von Kulturen mit alternativen Baumarten gefördert werden. Derzeit gehen in das Digitale Arboretum Bayern aus der Datenbank für Praxisanbauversuche rund 250 Datensätze ein.
Aktueller Stand und Ausblick
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Abb. 4: Räumliche und relative Verteilung des Vorkommens seltener heimischer Baumarten in Bayerns Wuchsbezirken gemäß Digitalem Arboretum Bayern Datenstand: September 2023 (© LWF)
Derzeit wird seitens der LWF geprüft, ob weitere Datenquellen (z. B. aus dem Vertragsnaturschutzprogramm Wald) in das Digitale Arboretum Bayern integriert werden können.
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Abb. 5: Räumliche und relative Verteilung des Vorkommens alternativer Baumarten in Bayerns Wuchsbezirken gemäß Digitalem Arboretum Bayern Datenstand: September 2023 (© LWF)
Das Digitale Arboretum Bayern wird dauerhaft an der LWF geführt und weiterentwickelt. Die Ergebnisse sollen über BayWIS den Forstpraktikern zeitnah zur Verfügung gestellt werden. Alle BayWIS – Nutzer sollen dann auch die Möglichkeit haben, weitere Vorkommen laufend zu ergänzen.
Anwendungsbeispiele
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Abb. 6: Zapfen der Libanonzeder, östliches Taurusgebirge, Türkei (© G. Huber)
Das Digitale Arboretum bietet somit eine Plattform, die grundlegende und häufig nachgefragte Informationen über unsere Wälder aufbereitet, regelmäßig erweitert und dauerhaft zugänglich macht.

Abb. 7: Atlaszedern-Altbestand im Rif-Gebirge, Marokko – Potenziale auch in Bayern? (© M. Šeho)

