Holger Hastreiter
Sturm und Dürre steigerten 2015 den Holzanfall - LWF aktuell 112

Einschlag 2015 lag deutlich über dem des Vorjahres

18,6 Millionen Festmeter Holz haben die bayerischen Waldbesitzer im Jahr 2015 eingeschlagen. Das ergab die Holzeinschlagserhebung der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft. Damit lag der Holzeinschlag deutlich über dem des Vorjahres. Neben der Erhebung zur Holznutzung befragte die LWF zusätzlich Waldbesitzer mit unterschiedlichen Besitzgrößen zu ihrem Fortbildungsstand.

Die Einschlagserhebung der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) ergab für 2015 eine Holzmenge von 11,3 Millionen Festmetern (Fm) im Privatwald und 1,6 Millionen Fm in Körperschaftswald. Die Einschlagsmengen sind somit um 16 % im Privatwald bzw. 17 % im Körperschaftswald gestiegen.

Aus dem Staatswald wurden 5,4 Millionen Fm gemeldet, der Bundeswald schlug 0,19 Millionen Fm ein. Die Holzmenge aus dem Staatswald lag damit 11 % über und die Menge im Bundeswald um 2 % unter den Werten aus dem Jahr 2014. Der Gesamteinschlag mit 18,6 Millionen Fm lag um 14 % über dem Vorjahresergebnis.

Vier Baumartengruppen

Fichtenwald, in dem eine Fichte mitsamt Wurzelteller umgeworfen wurde und nun auf einer Lichtung liegt.Zoombild vorhanden

Abb.1: Vom Sturm geworfene Altfichten (Foto: S. Gößwein, LWF)

Die Zahlen für den Privat- und Körperschaftswald beziehen sich ausschließlich auf den durch die von der LWF angewendete Erhebungsmethode »erfassbaren« Einschlag. Teilgenommen haben an der Umfrage 724 Privatwald- und 320 Körperschaftswaldbetriebe.

Gemäß der gesetzlich verankerten Einschlagsstatistik werden in der Erhebung vier Baumartengruppen unterschieden. In der Gruppe »Fichte« werden die Baumarten Fichte, Tanne und Douglasie geführt. Die Gruppe »Kiefer« steht für Kiefer und Lärche.

In der Baumartengruppe »Eiche« werden die Holzmengen für Eiche und Roteiche zusammengefasst. Die Rotbuche und alles andere Laubholz werden unter dem Oberbegriff »Buche« gezählt.

Innerhalb dieser Gruppierungen wird die Holzmenge in Erntefestmetern ohne Rinde (Efm. o. R.) nach Stamm-, Industrie- und Energieholz (Scheitholz und Hackschnitzel) erhoben. Ebenfalls abgefragt wird der Anteil an nicht verwertbarem Derbholz (Durchmesser größer als 7 cm), das im Wald verbleibt, dem sogenannten NH.

Einschlag nach Besitzart, Sortiment und Baumartengruppen

Tabelle 1 gibt für alle Besitzarten und den Gesamtwald Bayerns einen Überblick über die Einschlagsmengen in den Baumartengruppen und deren Veränderung im Vergleich zur Vorjahresmenge. Der im Wald verbleibende Derbholzanteil (NH) ist in den Werten enthalten. Informationen, in welcher Menge und in welchem Verhältnis die Sortimente Nadel- und Laubstammholz, Industrieholz sowie Energieholz in den Besitzarten und auf der gesamten Waldfläche ausgehalten wurden, können der Tabelle 2 entnommen werden.

Wie in Tabelle 1 geben die Prozentwerte die Veränderungen zum Jahr 2014 wieder. Die Mengenverteilung der Sortimente innerhalb und zwischen den Baumartengruppen und deren Veränderung sind in der Tabelle 3 dargestellt. Die Zahlen beziehen sich dabei auf den gesamten Wald in Bayern.

Tabellen
Tabelle 1: Baumartenverteilung und deren Veränderung in den Besitzarten (in Tsd. Efm. o. R.)
BesitzartFichteKieferEicheBuche
Privatwald8.583
(+25%)
1.413
(-4%)
217
(-12%)
1.086
(-8%)
Körperschaftswald1.149
(+65%)
214
(-32%)
51
(-44%)
235
(-23%)
Staatswald3.713
(+23%)
842
(-5%)
120
(-3%)
755
(-10%)
Bundeswald100
(+10%)
55
(-18%)
3,6
(+13%)
31
(-7%)
Gesamtwald13.545
(+27%)
2.524
(+0%)
391
(-16%)
2.108
(-11%)
Tabelle 2: Sortimentsverteilung und deren Veränderung in den Besitzarten (in Tsd. Efm. o. R.)
BesitzartNadelstammholzLaubstammholzIndustrieholzEnergieholz
Privatwald5.974
(+31%)
204
(+20%)
460
(-5%)
4.555
(+2%)
Körperschaftswald1.031
(+40%)
69
(-33%)
136
(-18%)
367
(+4%)
Staatswald3.368
(+15%)
175
(+1%)
605
(+5%)
662
(+46%)
Bundeswald89
(+3%)
2,5
(+26%)
40
(-8%)
46
(-8%)
Gesamtwald10.462
(+26%)
450
(+1%)
1.241
(-2%)
5.631
(+6%)
Tabelle 3: Sortimentsverteilung und deren Veränderung in den Baumartengruppen (in Tsd. Efm. o. R.)
BaumartengruppenStammholzIndustrieholzEnergieholz
Fichte9.083
(+34%)
727
(+9%)
3.735
(+34%)
Kiefer1.379
(-10%)
164
(-15%)
982
(+13%)
Eiche102
(-23%)
37
(+10%)
253
(-1%)
Buche349
(+10%)
313
(-17%)
1.446
(+2%)
Gesamtwald10.912
(+25%)
1.241
(+0%)
6.415
(+20%)
Tabelle 4: Schadholzmengen und deren Veränderung nach Schadursache (in Tsd. Efm. o. R.)
BesitzartSturmSchneeInsektenSumme
Privatwald1.902
(+485%)
86
(-7%)
1.809
(+246%)
3.798
(+304%)
Körperschaftswald291
(+261%)
11
(+11%)
176
(+230%)
477
(+233%)
Staatswald1.692
(+4541%)
46
(-72%)
494
(+54%)
2.233
(+326%)
Gesamtwald3.885
(+779%)
143
(-47%)
2.480
(+176%)
6.508
(+305%)

2015: Das Jahr des Käfers und der Dürre

Braune, abgestorbene FichtenkronenZoombild vorhanden

Abb.2: Nach dem Sturm folgt der Borkenkäfer. Ihm fielen 2015 über 2 Mio Festmeter zum Opfer. (Foto: F. Stahl, LWF)

Die Werte bzw. die Veränderungen in den Tabellen zeigen einen erheblichen Anstieg der Holzmenge in der Baumartengruppe Fichte und folglich auch beim Nadelstammholz. Ursächlich dafür sind die aufgrund von Witterungseinflüssen und Kalamitäten erheblich gestiegenen Schadholzmengen.

Das Jahr 2015 war in forstwirtschaftlicher Hinsicht zum einen geprägt durch den Orkan »Niklas«, der am 31. März im südbayerischen Raum einen erheblichen Schadholzanfall verursachte. Die dabei meist als Einzel- oder Nesterwürfe angefallenen Schäden erschwerten das Auffinden und verzögerten dadurch die Aufarbeitung teilweise bis Jahresmitte.

Zum anderen waren die Temperaturen in den Sommermonaten extrem hoch und es war bis in den Spätherbst bzw. Frühwinter außergewöhnlich mild. Die Niederschläge hingegen blieben ab dem Frühjahr in einigen Landesteilen weit unter dem langjährigen Durchschnitt.

Viele Bäume befanden sich bereits ab Jahresmitte im Trockenstress, was sich bei den Laubbäumen durch den vorzeitigen Laubverlust sehr gut beobachten ließ. Für die Fichtenborkenkäfer stellte die Konstellation der Ereignisse eine optimale Ausgangslage für die Fortpflanzung dar. Brutmaterial war aufgrund der vorhandenen Schadbäume bzw. der vielen durch Trockenheit geschwächten Fichten reichlich vorhanden.

Die warmen Temperaturen und die fehlenden Niederschläge taten ihr Übriges, so dass sich die Jungkäfer schnell entwickeln und es letztendlich beim Buchdrucker zur Anlage von bis zu drei Käfergenerationen kommen konnte. Die in den Besitzarten und im bayerischen Gesamtwald angefallenen Schadholzmengen, aufgeteilt nach Schadursache, können der Tabelle 4 entnommen werden.

Daten aus dem Privatwald - freiwillig, anonym, geheim

Grundlage für die Frage nach dem Holzeinschlag ist das Agrarstatistikgesetz. Danach sind die Erzeugerbetriebe aller Besitzarten verpflichtet, jährlich Auskunft über die eingeschlagenen Holzmengen sowie über den Schadholzanteil und die Schadensursache zu geben. Seit 1999 führt die LWF im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten diese Erhebung durch. Dazu wurde ein mit dem Waldbesitzerverband und dem Bauernverband abgestimmtes Erhebungsverfahren mittels Fragebögen entwickelt.

Grundlegender Unterschied zur Erhebung in den anderen Bundesländern ist, dass in Bayern die Teilnahme ausschließlich freiwillig erfolgt. Das bedeutet: Kein Waldbesitzer ist verpflichtet, den Fragebogen auszufüllen. Die Daten aus den zurückgeschickten Fragebögen werden selbstverständlich anonym behandelt, keinen Dritten zugänglich gemacht oder für andere Zwecke verwendet. Im Januar jeden Jahres schicken Mitarbeiter der LWF die Fragebögen zum Holzeinschlag des Vorjahres an rund 1.250 Waldbesitzer.

Der Teilnehmerkreis reicht dabei vom mehrjährig bei der Holznutzung aussetzenden Kleinprivatwald mit einer Eigentumsflächen von wenigen hundert Quadratmetern bis zum Großprivatwaldunternehmen mit über tausend Hektar.

Nachdem die Daten aller Fragebögen an der LWF zusammengefasst und berechnet wurden, wird das Ergebnis für Bayern an das Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung weitergeleitet. Über das Landesamt gehen die Daten an das Statistische Bundesamt, wo die Ergebnisse aller Bundesländer zusammengeführt werden und letztendlich im Agrarbericht des Bundes erscheinen.

Nachgefragt: Forstbildungsstand der Waldbesitzer

Grafik, in der die Ergebnisse zur Waldbesitzerumfrage dargestellt werden. Vor allem Großprivatwaldbesitzer sind mit den Angeboten von WBV und FBG vertraut und nehmen daran teil. Zoombild vorhanden

Abb.3: Antwortverhalten der befragten Waldbesitzer nach Besitzgrößenklassen. (Grafik: LWF)

Im Rahmen der Einschlagserhebung werden den privaten Waldeigentümern jährlich Zusatzfragen zu forstlichen Themen gestellt. 2015 dienten die Fragen zur Erhebung des Bekanntheitsgrades verschiedener Fortbildungsmöglichkeiten bzw. der durchführenden Institutionen. Im Falle bereits erfolgter Teilnahme an bestimmten Fortbildungen in den vergangenen fünf Jahren konnte dies auf den Fragebögen vermerkt und auch Auskunft über die Themen der jeweils besuchten Fortbildung gegeben werden.

Die erhobenen Prozentwerte beziehen sich immer auf die Anzahl der Teilnehmer mit einem Waldbesitz unter 200 Hektar, die eine Frage mit »Ja« oder »Nein« beantwortet haben. Stimmenenthaltungen wurden nicht berücksichtigt. Abbildung 3 zeigt die Ergebnisse der Umfrage weiter differenziert nach Besitzgrößenklassen.

1.Platz: Motorsägenkurs

Sieben Männer in ihrer Persönlichen Schutzausrüstung (blau-grüne Overalls und oranger Helm) Stehen im Wald und sehen einem Mann zu, wie er einen Baum entastet.Zoombild vorhanden

Abb.4: Motorsägenkurse zählen bei den Waldbesitzern zu den bekanntesten Fortbildungen. (Foto: Bayer. Bauernverband)

99 % der befragten Waldbesitzer kennen die Motorsägenkurse, die neben der persönlichen Schutzausrüstung bereits verpflichtend sind, um im Staatswald und in vielen größeren kommunalen Forstbetrieben Brennholzselbstwerbung zu betreiben. Teilgenommen an einem solchen Kurs haben im Durchschnitt 77 %. Nach deren Angaben wurden die Kurse hauptsächlich von den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und den Waldbesitzervereinigungen bzw. Forstbetriebsgemeinschaften durchgeführt.

Aber auch andere Institutionen wie Freiwillige Feuerwehr, Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft, Waldbauernschule, Bayerischer Bauernverband oder Bayerischer Jagdverband bieten Motorsägenkurse an. Bei 88 % der Umfrageteilnehmer waren auch die Fortbildungen der Forstbetriebsgemeinschaften und Waldbesitzervereinigungen bekannt und etwa 60 % der Befragten hatten auch schon die eine oder andere Fortbildungsveranstaltung besucht. Hauptsächlich handelte es sich dabei um Jungwuchspflege, Pflanzung und Naturverjüngung, Durchforstung, Holzsortierung und -vermarktung und Holzernte (Tabelle 5).

79 % kennen die Lehrgänge der Bayerischen Waldbauernschule in Kelheim. Teilgenommen an einem Kurs der Schule haben im Mittel bereits 29 % der Befragten. Inhalte der am häufigsten besuchten Lehrgänge waren der Umgang mit Seilwinden, das Arbeiten mit dem Rückewagen und dem Rückekran und der Grundlehrgang Waldwirtschaft. Eine Übersicht über alle durch die Waldbauernschule Kelheim angebotenen Lehrgänge bzw. Prüfungen gibt es übrigens auf der Homepage.

Die Kurse können dort auch bequem »online« gebucht werden. Das Bildungsprogramm Wald (BiWa) der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ist für 70 % der Umfrageteilnehmer ein bekannter Begriff. Daran teilgenommen haben 30 % der befragten Waldbesitzer. Das BiWa-Programm ist kostenlos und besteht aus einem Theorie- Modul mit mehreren Fortbildungen im Saal sowie einem Praxis-Modul mit Veranstaltungen und Übungen im Wald.

Inhalte des Programms sind unter anderem die Grundlagen des Waldbaus, des Waldschutzes, der Forsttechnik, der Holznutzung und Holzvermarktung bis hin zu den wichtigsten waldrechtlichen Vorgaben. Interessenten können sich direkt bei ihrem zuständigen Amt informieren bzw. für die Kurse anmelden.
Tabelle 5: Von den Waldbesitzern besuchte Fortbildungsveranstaltungen der forstlichen Zusammenschlüsse
WBV/FBG ThemenNennungen
Jungwuchspflege39
Pflanzung und Naturverjüngung32
Durchforstung26
Holzsortierung,Holzvermarktung, Wertholzastung24
Holzernte, Motorsägenkurs, UVV13

Über Forstbildungsangebote gut unterrichtet

Forwarder (Forstmaschine) hat mehrere langeFichtenstämme geladen.Zoombild vorhanden

Abb.5: 18,6 Mio Festmeter haben Bayerns Waldbesitzer im Jahr 2015 eingeschlagen. (Foto: F. Stahl, LWF)

Abschließend kann man sagen, dass neben den Motorsägenkursen auch der Bekanntheitsgrad der Lehrgänge der Waldbesitzervereinigungen bzw. Forstbetriebsgemeinschaften und der Waldbauernschule, aber auch des Bildungsprogramms Wald der Bayerischen Forstverwaltung allgemein recht hoch ist.

Differenziert man das Antwortverhalten nach Waldbesitzgrößenklassen, so ergeben sich in den Fällen der forstlichen Zusammenschlüsse und der Waldbauernschule linksschiefe Verteilungen (siehe Abbildung 3), d.h. Waldbesitzer mit größeren Waldflächen wissen über die Existenz vorhandener Fortbildungsangebote etwas besser Bescheid.

Bei einer bereits erfolgten Teilnahme an diesen Veranstaltungen haben Waldbesitzer mit größeren Waldflächen die Kurse der forstlichen Zusammenschlüsse und die Lehrgänge der Waldbauernschule tendenziell auch etwas häufiger besucht als die Eigentümer kleinerer Waldflächen. Das BiWa- Programm hingegen ist für über zwei Drittel der Teilnehmer ein Begriff und wurde über fast alle Größenklassen hinweg in der gleichen Intensität angenommen.

Teilnehmer gesucht!

Um den gesetzlichen Auftrag der Holzeinschlagserhebung erfüllen zu können, ist die LWF auf die freiwillige Unterstützung der Waldeigentümer angewiesen. Neue Teilnehmer sind deshalb immer willkommen. Alle teilnehmenden Waldbesitzer leisten einen wichtigen Beitrag für die Holzaufkommensstatistik und für weitere grundlegende forst- und umweltpolitische Entscheidungen.

Sollten Sie sich für eine Teilnahme entscheiden, erhalten Sie zu Beginn jeden Jahres ein Anschreiben mit Fragebogen, einen bereits frankierten Rückumschlag für den kostenlosen Rückversand und als kleines Dankeschön eine Ausgabe der Zeitschrift »LWF aktuell«. Bei den bisherigen Teilnehmern an der Erhebung möchten wir uns an dieser Stelle nochmal ganz herzlich für ihre Mitarbeit bedanken.

Bei Interesse oder Fragen kontaktieren Sie uns bitte unter: holger.hastreiter@lwf.bayern. de oder telefonisch unter 08161-71-5122

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