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Hans Feist, Konstantin Benker und Michael Wolf
Neuigkeiten von der INTERFORST 2014 Teil 1 - Forsttechnik-Newsletter 1/2014

4 Männer stehen seitlich vor einem gelb-schwarzem Harvester.

Harvester Ponsse "Scorpion" (Foto: K. Benker)

Der neueste Forsttechnik-Newsletter steht ganz im Zeichen der INTERFORST, die vom 16. bis 20. Juli in München stattfand. Auf über 70.000 qm präsentierten 450 Aussteller ihre Produkte und Neuheiten. Die Messe war mit über 50.000 Besuchern gut besucht. Umfrageergebnisse zeigen, dass sowohl die Aussteller als auch die Besucher sehr zufrieden sind, auch wenn die ganz großen Innovationen ausblieben und es schwer war, einen Megatrend bei der Maschinenentwicklung abzulesen. (Quelle: www.interforst.de)
Für diejenigen, die nicht auf der INTERFORST sein konnten, wollen wir in einem virtuellen Mes-serundgang auf die aus unserer Sicht wichtigsten Neuheiten näher eingehen. Im ersten Teil unseres INTERFORST-Spezials widmen wir uns den Innovationen im Bereich Harvester, Forwarder, Forstspezialschlepper und Forstschlepper. Im zeitnah erscheinenden zweiten Teil, also im nächsten Forsttechnik-Newsletter, werden wir über die technischen Neuerungen bei der Steilhangbewirtschaftung, der Energieholzbereitstellung und den Bereich Geräte und Werkzeuge berichten. Außerdem wird in einer der nächsten LWF aktuell-Ausgaben ein Artikel zur INTERFORST erscheinen.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.interforst.de Externer Link

Harvester, Forwarder, Forstspezialschlepper

Bei der großen Forsttechnik gab es wenig wirklich neues, vieles wurde bereits vor einem Jahr auf der Leitmesse Elmia Wood gezeigt. Da die Neuerungen aber in München erstmals dem deutschen Publikum präsentiert wurden, gehen wir im Folgenden näher darauf ein:

Harvester Ponsse „Scorpion“

Sieht man den 8-Rad-Harvester zum ersten Mal, sticht sofort das neuartige Krankonzept ins Auge. Der Hauptarm des Krans wird über die Kabine geführt, wo er sich teilt.
Nur so ist es möglich, den Kran beiderseits schräg hinter der Kabine zu befestigen. Bei anderen Harvestern ist der Kran entweder vor oder neben der Kabine angebracht. Durch das neuartige Krankonzept des "Scorpion" wird dagegen das Sichtfeld des Maschinenführers nicht mehr eingeschränkt - eine deutliche Verbesserung im Bereich der Ergonomie. Abgesehen vom Kran, verfügt der "Scorpion" über ein Sensorsystem, das den Harvester stabilisieren soll. Dabei wird die Kranrichtung und -position laufend erfasst, um durch gezieltes Gegensteuern mit dem Hinterwagen die dabei auftretenden Kräfte auszugleichen. Selbst bei maximaler Kranauslage wird so die Standsicherheit wesentlich verbessert. Damit ist er mit seinen 210 kW Motorleistung und 252 kNm Bruttohubmoment bestens für die Endnutzung gerüstet.

John Deere „Intelligent Boom Control – IBC“

Sensortechnik ist auch bei John Deere ein Thema, die damit das Kranhandling ihrer Forwarder ver-bessern wollen. Die "Intelligent Boom Control" (IBC) könnte man am besten mit intelligenter Kranspitzensteuerung übersetzen, wobei der Ansatz der Kransteuerung ein völlig neuer ist. Für den Befehl "Zange bewegt sich nach vorne" mussten bisher bis zu drei Teile des Auslegers manuell angesteuert werden: Hauptarm senken, Knickarm heben, Teleskop ausfahren - dies stellt hohe Anforderungen an die Koordinationsfähigkeit des Fahrers. Bei der IBC gibt der Bediener nur noch die Bewegungsrichtung der Kranspitze vor. Welche Kranbestandteile hierzu bewegt werden müssen, entscheidet die Maschine über Computerberechnungen. Die Reaktionen der Unternehmer sind überwiegend positiv, da sie vor allem ungeübten Maschinenführern die Arbeit erleichtert.

Komatsu Forest „Comfort Ride“

Die Kräfte, die beim Überfahren von Hindernissen wie Stöcke oder Felsblöcke auftreten und sich über die Maschine auf den menschlichen Körper übertragen, sind enorm. Komatsu hat sich dieser Problematik angenommen und bietet mit "Comfort Ride" die technische Lösung. Dabei sitzt die Kabine nicht mehr direkt auf der Maschine, sondern auf einem mit vier Hydraulikzylindern versehenen Rahmen. Durch gezieltes Ansteuern soll dieser in Verbindung mit Bogieachse und Komfortsitzen Erschütterungen auf dem Weg von der Maschine auf die Fahrerkabine bis zu einem gewissen Maß abpuffern. Ein sinnvoller Ansatz, um die Belastungen für den Fahrer auf ein Minimum zu reduzieren. Der Forwarder Komatsu 855 mit dieser Kabine hat bereits das KWF-Gebrauchswertzeichen „Profi“ erhalten. Für diese Erfindung verlieh Georg Windisch, Leiter der bayerischen Forstverwaltung, auf der Interforst eine KWF-Innovationsmedaille an die Firma Komatsu.

EcoLog „688 Steephunter“

Neu auf der INTERFORST zu sehen war der „Steephunter“ von EcoLog. Der Hersteller bewirbt bei diesem Harvester im Wesentlichen zwei Punkte. Zum Einen ist da der enorme Drehwinkel des Krans von 350°. Dadurch kommt trotz des langen Hecks ein kompaktes Maß für den Tiefladertransport zustande. Zum Zweiten soll der Steephunter auch im Steilhang gut zurecht kommen. Die Gründe dafür sieht EcoLog in den 8-Rädern (dadurch können sowohl vorne als auch hinten Traktionsbänder aufgezogen werden) und in den für EcoLog typischen Pendelarmen, mit denen der Maschinenschwerpunkt optimal verlagert werden kann.
Informationen zum Steephunter sind auf der Seite des EcoLog-Importeurs WFW zu finden:

Forstschlepper

Valtra Knicklenkung

Vorderansicht eines orangen Forstschleppers.

Neuer Valtra-Schlepper mit Knicklenkung (Foto: H. Feist)

Der finnische Traktorenhersteller Valtra ist in Deutschland besonders im Bereich der Forstwirtschaft ein fester Begriff.
Um die Wendigkeit der Schlepper zu erhöhen, hat Valtra bereits 2003 ein neues Lenkkonzept mit einer Knicklenkung an der XM-Serie entwickelt. Der Prototyp auf der Interforst 2014 basiert nun auf der stärkeren N-Serie und soll einen noch engeren Wendekreis haben. Die Knicklenkung ist bereits bei Forstspezialschleppern oder Forwardern gang und gäbe. Neu bei dem vorgestellten Valtra N163 ist, dass die Knicklenkung zusätzlich zur standardmäßigen Lenkung der Vorderachse verbaut ist. So ist auch der sogenannte Hundegang möglich, wodurch u. a. die Sicherheit bei quer geneigten Fahrbahnen erhöht wird. Das Gewicht erhöht sich um ca. 300 kg, die optionale Austattungspallette bleibt voll erhalten.
Allgemein soll die Wendigkeit, Flexibilität und dadurch die Effektivität erhöht werden.

Systemschlepper „8x8“

Ansicht des Achtrad-Rückeanhängers eines Forstschleppers.

Neuer Allrad-Rückeanhänger (Foto: H. Feist)

Ebenfalls im Bereich der Forstschlepper haben die Firmen Kotschenreuther, Pfanzelt und Werner jeweils eine Maschinenkombination vorgestellt, die auf den ersten Blick wenig Neuheit verspricht.
Erst auf den zweiten Blick ist die aufwendige und nützliche Technik zu erkennen. Es handelt sich jeweils um einen Allrad-getriebenen Forstschlepper, der wie bei Kotschenreuther zum Beispiel mit Doppeltrommelseilwinde, Polterschild und fest montiertem kräftigen Ladekran ausgestattet ist. Hinzu kommt ein Rückeanhänger mit vollwertigem, synchronisiertem Allradantrieb. Ziel ist es, Schlupf zu vermeiden und die Geländegängikeit zu erhöhen. Der Antrieb des Anhän-gers erfolgt beim WF 2460 von Werner über eine Zapfwelle, beim Kotschenreuther K 175R hingegen über eine Zusatzhydraulik des Schleppers. Die Firma Pfanzelt nutzt den Zapfwellenantrieb, um eine Ölpumpe im Anhänger anzutreiben. Mit angetriebenem Hänger können Geschwindigkeiten von 8-14 km/h gefahren werden, ansonsten 40 km/h bzw. beim WF sogar 50 km/h.
Damit vereinen diese Kombinationen Vorteile von Forwardern und Schleppern. Sie sind flexibel einsetzbar und sollen annähernd so geländegängig sein wie Forwarder. Auch die Zuladung von 9 Tonnen beim WF 2460 bis 15 Tonnen beim Pfanzelt PM Trac 2380 ist ordentlich. Durch die hohen Fahrgeschwindigkeiten ohne Hängerantrieb können auch weitere Strecken schneller auf eigener Achse bewältigt werden. Zudem bieten die Forstschlepper mit ihren vielseitigen Austattungsoptionen verschiedenste Einsatzmöglichkeiten. Alle drei Kombinationsmaschinen haben das KWF-Gebrauchswertzeichen „Profi“.

Etwas näher beschrieben sind die Kombi-Maschinen von Kotschenreuther und Pfanzelt in der Zeitschrift „Forst & Technik“ 7/2014 S. 20-22 und S. 96 ff.

Wohin steuert die Forsttechnik?

Auf der Interforst 2014 fehlten die bahnbrechenden Neuentwicklungen im Bereich der Forsttechnik. Wie also könnte die Entwicklung in diesem Bereich in den nächsten Jahren aussehen? Bei einem Gespräch auf der Grünen Couch* suchten mit Paul Pfanzelt (Pfanzelt Maschinenbau) und Ralf Dreeke (Geschäftsführer bei Wahlers Forsttechnik) zwei Insider nach Antworten auf diese Frage.
Ralf Dreeke erwartet eher keine bahnbrechenden Innovationen im Bereich der Großtechnik. „Allein schon aus Kostengründen“, wie er sagt, denn z. B. die stetigen Anpassungen an immer schärfere Abgasnormen kosten bereits viel Geld. Weitere technische Entwicklungen müssten letztlich vom Waldbesitzer honoriert und bezahlt werden. „Dies ist derzeit eher nicht der Fall“, so Dreeke. Raum für eine Kostenreduzierung durch einfacher ausgestattete Maschinen sehen beide Fachleute jedoch auch nicht, denn „die Kunden haben sehr genaue Vorstellungen zur technischen Ausstattung und wie ein vernünftiger Arbeitsplatz für den Maschinisten aussehen muss. Darüber hinaus stellen auch die Zertifizierungssysteme in Deutschland hohe Anforderungen an die Maschinenausstattung“.
Entwicklungspotential sieht Dreeke aber z. B. im Bereich der Assistenzsysteme, die das Steuern und Bedienen der komplexen Maschinen einfacher und komfortabler machen. Head up-Displays und die Kranspitzensteurung sind erste Entwicklungen in diese Richtung.
Dem Trend zu immer größer werdenden Maschinen, wie er vor allem in Südamerika, Russland und China zu beobachten ist, wiedersteht der Markt in Mitteleuropa dagegen. Dreeke: „Hierdurch verringert sich natürlich das Rationalisierungspotential für den Forstunternehmer erheblich, was deren angespannte betriebswirtschaftliche Situation aufgrund der niedrigen Erlöse auch nicht gerade verbessert“. Durch die hohen Anforderungen an den Bodenschutz und die Ergonomie ist der Trend zu 8-Rad Maschinen auch bei Harvestern klar erkennbar. Darüber hinaus könnten Druckregelanlagen ein weiteres Entwicklungsfeld der nächsten Jahre sein.
Ein anderes Bild zeichnet Paul Pfanzelt für den großen Markt der Anbaugeräte. „Hier wird nicht für Südamerika, Russland oder China produziert, sondern für die vielen heimischen Waldbesitzer.“ Entsprechend umfangreich ist das Angebot bei solchen Geräten und Maschinen. Hier wird es zukünftig eher darum gehen, den Gebrauchswert und die Sicherheit mit unabhängigen Prüfungen und Zertifizierungen zu belegen.

*Die Grüne Couch ist ein Expertentreff für Wirtschaft und Politik und fester Bestandteil des Rahmen-programms auf der Interforst.

KWF vergibt Innovationsmedaillen

Traditionell zeichnet das Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik e.V. (KWF) am ersten Messetag wegweisende forsttechnische Entwicklungen aus. In diesem Jahr gab es zehn von einer Fachjury ausgewählte Preisträger:

Übersicht der Produkte

Ponsse „Scorpion“
8-Rad-Harvester mit neuartigem Kranzkonzept und intelligentem Stabilisierungssystem
Komatsu Forest GmbH „Comfort Ride“
Hydraulische 4-Punkt-Kabinenfederung
John Deere/Nuhn GmbH & Co. KG “IBC – intelligente Kransteuerung”
Neuer, ergonomischer Ansatz der Kransteuerung mittels Computerunterstützung und Sensortechnik
Fa. Pfanzelt Maschinenbau GmbH
Sonderpreis „Innovatives Unternehmen“
Husqvarna 535 FBX
Forstfreischneider mit Kettensägengarnitur und ergonomischen Tragegestell
Protos GmbH „Protos Integral Crash Absorber“
Helmeinlage aus leichtem Kunststoff mit verbesserter Schlagabsorbierung aufgrund Wabenstruktur
Grube KG „Harvester Vorschubwalzen TP Rollers“
Kraftstoffsparende und das Holz schonende Vorschubwalzen durch Tiefenbegrenzer
FOVEA UG „FOVEA – Fotooptische Vermessungs- und Zähl-App“
App zur Poltervermessung via Smart-Phone
Forstreich TR 30
Mechanischer Fällkeil
Siegfried Schmutz „HolzUp“
Werkzeug, das die Handhabung von Holz im Rahmen der Brennholzaufarbeitung erleichtert
Weitere Informationen finden Sie unter:

http://www.kwf-online.org/home.html Externer Link

Termine

17.09.2015: 10. Bayerischer Waldbesitzertag
Ort: Freising-Weihenstephan
Thema: Waldbesitz und Naturschutz

www.forstzentrum.de Externer Link

06.-08.10.2015: Austrofoma
Ort: Stift Schlägl-Hochficht, Oberösterreich
Leitmesse für Seilkrantechnik und Steilhangbewirtschaftung

www.austrofoma.at Externer Link Externer Link

16. und 17. Oktober 2015: 3. KWF-Thementage
Ort: Groß Heins (Landkreis Verden)
Kleiner Wald - was tun? - Nachhaltige Bewirtschaftung kleiner Waldflächen

http://www.kwf-thementage.de/ Externer Link

26.-29.09.2016: Forstwisschenschaftliche Tagung 2016
Ort: Freiburg im Breisgau, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

www.fowita.de

Autoren

Alle Autoren sind Mitarbeiter in der Abteilung 4 „Forsttechnik, Betriebswirtschaft, Holz“ der LWF:

  • Hans Feist
  • Konstantin Benker
  • Michael Wolf