Wald kompakt - LWF aktuell 140

EU-Projekt »GOFORESTS« gestartet

Gruppenbild des Kick-off-Treffens des Projektkonsortiums an der Uni Florenz (Bildhälfte 1)Zoombild vorhanden

Kick-off-Treffen des Projektkonsortiums, 6.-8. Februar 2023, Uni Florenz. (© ETA)

Zum 1. Januar 2023 startete das Horizon Europe-Projekt »GOFORESTS – European innovation partnership network promoting operational groups dedicated to forestry and agroforestry« an der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) und 15 weiteren Institutionen in neun EU-Mitgliedsstaaten. Operationelle Gruppen (OG) sind ein Instrument innerhalb des europäischen Landwirtschaftsfonds (ELER) zur Förderung von Innovationen. OGs stellen Arbeitseinheiten von verschiedenen Praxispartnern dar, die für drei Jahre zusammenarbeiten, um Erzeugnisse, Verfahren, Prozesse und Technologien im Agrar-, Forst- und Nahrungsmittelsektor neu- oder weiterzuentwickeln und in die Fläche zu bringen. Bisher wurden sie vor allem für die Umsetzung von landwirtschaftlichen Innovationen genutzt, im Forstbereich jedoch kaum aufgegriffen. So gibt es z. B. in Deutschland und in einigen anderen EU-Mitgliedstaaten bislang keine oder nur wenige Forst-OGs, während Frankreich, Italien, Spanien und Portugal bereits auf vielfältige Erfahrungen mit OGs zurückgreifen können. GOFORESTS verfolgt deshalb das Ziel, das in OGs auf lokaler Ebene gewonnene Praxiswissen über Innovationen im Forstbereich breiter zugänglich zu machen und auf Länderebene Kompetenzen zu entwickeln, um OGs verstärkt für den Forstbereich zu nutzen. Zu diesem Zweck soll ein »Politiklernen« für Entscheidungsträger auf Länder- und EU-Ebene initiiert und neue OGs gegründet werden.
Gruppenbild des Kick-off-Treffens des Projektkonsortiums an der Uni Florenz (Bildhälfte 2)Zoombild vorhanden

Kick-off-Treffen des Projektkonsortiums, 6.-8. Februar 2023, Uni Florenz. (© ETA)

Eine wesentliche Grundlage des Projekts sind die themenbezogenen InnovationHubs, in denen das Praxiswissen aus über 50 OGs ausgewertet und aufbereitet wird. Die LWF ist in GOFORESTS für das Arbeitspaket »Politiklernen« verantwortlich. Anhand der Erkenntnisse, die sich aus den InnovationHubs und quantitativen Befragungen von OG-Mitgliedern und zuständigen Behörden ergeben, wird das LWF-Projektteam förderliche und hinderliche Faktoren für Innovationen im Forstbereich identifizieren und auswerten. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse werden mit politischen Entscheidungsträgern diskutiert und für die Formulierung von thematischen Policy Briefs verwendet. Dem Wissenstransfer auf Länderebene dienen Workshops für forstliche Akteure und Interessensgruppen sowie verschiedene Kommunikationsplattformen.

Dr. Kathrin Böhling, LWF

European innovation partnership network promoting operational groups dedicated to forestry and agroforestry Externer Link

Waldzustandserhebung 2022 in Bayern

Balkendiagramm mit farblich hervorgehobenem Blatt/Nadelverlust in den TrockenjahrenZoombild vorhanden

Entwicklung des durchschnittlichen Nadel-/Blattverlusts seit Beginn der Waldzustandserhebung. Die vergangenen Trockenjahre 2003, 2015, 2018 und 2019 sind farblich gekennzeichnet. (© LWF)

Bayerns Wälder leiden weiter stark unter Trockenheit und Klimastress – das ist nach den Worten von Forstministerin Michaela Kaniber das Fazit des aktuellen Waldzustandsberichts. Die Waldzustandserhebung (WZE) in Bayern wird seit 1983 jährlich durch die LWF durchgeführt. Dabei begutachten speziell geschulte Teams an 449 Inventurpunkten den Gesundheitszustand der Waldbäume. Durch ein festes Inventurnetz und einen einheitlichen Aufnahmezeitraum sind die einzelnen Jahre miteinander vergleichbar. Im Jahr 2022 wurden rund 17.000 Bäume auf vitalitätsmindernde Einflüsse begut­achtet. Dabei erfassen die Experten den Be­laubungs- bzw. Benadelungszustand der Bäume. Zusätzlich werden Schädigungen wie Pilzinfektionen, Insektenfraß oder mechanische Schäden aufgenommen. Der mittlere Nadel- bzw. Blattverlust aller Baumarten hat sich im Vergleich zu den Vorjahren etwas erholt, liegt jedoch immer noch auf einem sehr hohen Niveau. Vergleicht man die Ergebnisse für die Hauptbaumarten miteinander, so wiesen die Kiefern mit 29,1 % den größten Nadel-/Blatt-Verlust auf. Fichten rangierten mit 23,4 % an zweiter Stelle, gefolgt von der Eiche mit 22,3 %. Buchen hatten mit 19,8 % Verlust noch die beste Belaubung unter den Laubbäumen. Auch die Tanne weist als wichtige Nebenbaumart mit 18,9 % einen vergleichsweise geringen Nadelverlust auf. Aufgrund des etwas feuchteren Winters 2021/2022 profitierten die bayerischen Wälder zu Beginn des Blattaustriebs von einem noch ausreichend gefüllten Bodenwasserspeicher. Ab Juni folgte jedoch ein trockener Sommer mit hohen Temperaturen und nur geringen Niederschlägen. Waldbesitzer und Förster berichteten deshalb ab Anfang August 2022 von massiven Trockenschäden, insbesondere die Buche in Unterfranken war besonders betroffen. Da die Aufnahmen für die WZE Anfang August jedoch größtenteils schon abgeschlossen waren, konnten diese Auswirkungen im Bericht nicht abgebildet werden. Möglicherweise schlagen sich diese Schäden in der WZE 2023 nieder – auch in den Trockenjahren 2003, 2015, 2018 und 2019 war erst in den Folgejahren eine teils deutliche Erhöhung des Nadel- bzw. Blattverlustes festzustellen.

Philipp Maldoner, LWF

Waldbericht und Waldzustandserhebung Externer Link

Der Gartenschläfer – Wildtier des Jahres 2023

Mausähnliches Tier mit großen Ohren und schwarz umbänderten Augen, auf Boden von vorne.Zoombild vorhanden

Neben tierischer Kost stehen auch Haselnüsse auf dem Speisezettel des Gartenschläfers. (© jalonsohu@gmail.com, PantherMedia)

Vier Bilcharten sind in Bayern heimisch. Eine davon – der Gartenschläfer – wurde nun von der Deutschen Wildtierstiftung zum Wildtier des Jahres gewählt. Damit will die Stiftung auf den starken Rückgang des Kleinsäugers hinweisen. In den letzten 30 Jahren hat sich sein Verbreitungsgebiet in Europa um rund 50 % verkleinert. Inzwischen gilt die Art auch in Deutschland als »stark gefährdet«.

Der Gartenschläfer ist – anders als sein silbergrauer Verwandter, der Siebenschläfer – kontrastreich mit braungrauem Rückenfell, weißem Bauch und einer schwarzen Augenbinde gefärbt. Deutschlandweit besiedelt er zwei ökologisch sehr unterschiedliche Bereiche: Im westlichen, wärmebegünstigten Tief­land ist er vor allem ein Kulturfolger und fühlt sich in denSiedlungsräumen, Gärten, Streuobstwiesen und Weinbergen wohl. In der Mitte und im Südosten Deutschlands sind dagegen vor allem die Hochlagenwälder der Mittelgebirge sein bevorzugter Lebensraum. Die Verbreitungsschwerpunkte in Bayern finden sich in den ostbayerischen Grenzgebirgen, unter anderem im Frankenwald, Fichtelgebirge und im Bayerischen Wald.

Hier lebt der Bilch in strukturreichen Nadelwäldern, Schlucht- und Hangmischwäldern sowie auf Blockschutthalden. Er nutzt Felsstrukturen und vorhandenes Totholz als Verstecke und Beerensträucher als Nahrungsquelle. Knospen, Samen und Nüsse stehen ebenfalls auf seinem Speisezettel. Den weitaus größten Nahrungsanteil nimmt jedoch tierische Kost ein, allem voran Insekten.

Beobachtungen eines Gartenschläfers sind rar: Zum einen ist er nachtaktiv und verschläft die Tage in unterirdischen Verstecken, Felsspalten oder Baumhöhlen, zum anderen hält er von Oktober bis April in frostfreien Quartieren Winterschlaf. Nach dem Aufwachen beginnt die Paarungszeit. Ab Mai bringt das Weibchen in einem Kugelnest aus Moos und Blättern vier bis sechs Junge zur Welt, die nach circa sechs Wochen selbstständig werden. Die durchschnittliche Lebenserwartung des Bilches beträgt drei bis vier Jahre.

Ein vom Bundesamt für Naturschutz finanziertes Projekt untersucht aktuell die Ursachen für den drastischen Rückgang des Gartenschläfers. Erste Ergebnisse zeigen, dass die Populationen im urbanen Raum weitgehend stabil sind, die Vorkommen in den Mittelgebirgswäldern jedoch deutlich zurückgehen.

Christine Franz, LWF

Imprägnierung von Holz mit halogenfreien Feststoffen

Makroaufnahme eines Buchenschälfurniers mit farblich unterscheidbaren Strukturen

Querschnitt Buchenschälfurnier mit zementgefüllten Gefäßen (© TH Rosenheim)

Die Brandbeständigkeit von Holz lässt sich unter anderem durch Imprägnierung mit Flammschutzmitteln verbessern. Diese enthalten jedoch oftmals für Umwelt und Gesundheit bedenkliche Stoffe wie Chlor oder Brom, sogenannte Halogene. Daher untersuchte man im Rahmen eines Forschungsprojekts die Wirksamkeit halogenfreier Wirkmittel zur Erhöhung der Brandbeständigkeit. In einem innovativen Verfahren wurden dabei in Buchenschälfurniere (Fagus sylvatica L.) neben Wasserglas und Rohperlit auch Feinstzement, Aluminiumhydroxid und Phosphate als Wirkstoffe eingebracht. Deren Einbringung erfolgte im Kessel-Vakuum-Druckverfahren unter Zuhilfenahme einer Wasser-Glykol-Mischung als Trägerflüssigkeit der anorganischen Feststoffe. Dadurch konnte die Quellung des Holzes und die damit verbundene Verengung der Lumen während der Kessel-Vakuum-Druckimprägnierung verringert und die frühzeitige Aushärtung des Zements verhindert werden.
Makroaufnahme einer Gefäßwand mit Zementstein im LängsschnittZoombild vorhanden

REM-Aufnahme einer Gefäßwand mit anhaftendem Zementstein im Längsschnitt (© TH Rosenheim)

Erst eine anschließende Wasserlagerung der imprägnierten Furniere aktivierte die Aushärtung des im Holz eingelagerten Zements. Die Testung der brandhemmenden Wirkung der eingelagerten Feststoffe erfolgte entsprechend den in DIN 4102-1:1998 genannten Prüfungen zum Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen. Die behandelten Furniere wurden im Brennkasten, im Kalorimeter und im Brandschacht verbrannt und die ermittelten Eigenschaften mit jenen unbehandelter, nicht imprägnierter Zwillingsproben verglichen. Die mit dem innovativen Verfahren behandelten Holzproben zeigten im Brennkastenversuch eine deutliche Reduktion der Entflammbarkeit im Vergleich zu unbehandelten Zwillingsproben. Zu dreischichtigen, 9 mm starken Furnierschichtholzbauteilen verklebte Einzelfurniere erreichten jedoch bei beiden Schutzmittelbehandlungen die Kriterien zur Einstufung in Baustoffklasse B1 (schwer entflammbar) nicht. In einem weiteren Schritt ist es nötig, die Feststoffaufnahme des Holzes während der Imprägnierung durch bekannte Verfahren (z.B. Incising) zu steigern. Dadurch soll eine Durchimprägnierung der Einzelfurniere abseits des Randbereichs und der Schälrisse erzielt und somit die Wirksamkeit des Schutzmittels erhöht werden.

Dr. Sebastian Hirschmüller, Janine Bösing, BSc, TH Rosenheim

IMHOFE : Imprägnierung von Holz mit anorganischen Feststoffen Externer Link

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