Zoonoseerreger
Bornaviren
von Viola Haring, PD Dr. Dennis Rubbenstroth, Dr. Timo Homeier-Bachmann, Prof. Dr. Martin Beer und Prof. Dr. Rainer G. Ulrich (alle Friedrich-Loeffler-Institut, Greifswald-Insel Riems)

Bestimmte Nagetiere und Spitzmäuse können verschiedenste Krankheitserreger in sich tragen, die auf den Menschen übertragen werden und dort Erkrankungen hervorrufen können. Zu diesen Zoonoseerregern zählen auch Bornaviren. Das »Borna Disease Virus« (manchmal auch »klassisches« Bornavirus genannt) ist schon lange als Erreger der Borna´schen Krankheit beim Pferd und anderen Haussäugetieren bekannt. In den vergangenen Jahren haben Bornaviren verstärkte Aufmerksamkeit wegen tödlich verlaufender Gehirnentzündungen beim Menschen erfahren.

Eine Maus mit spitzem Gesicht im HeuZoombild vorhanden

Abb. 1: Die Feldspitzmaus stellt wahrscheinlich das Hauptreservoir des »klassischen« Bornavirus dar. (Foto: Henning Vierhaus)

In den vergangenen Jahren gab es aus Bayern zunehmend Berichte über tödlich verlaufene Gehirnentzündungen bei Personen unterschiedlichen Alters, die auf Infektionen mit dem "klassischen" Bornavirus (Borna disease virus 1, BoDV-1) zurückzuführen waren. Das Reservoir (natürliches Vorkommen) dieses Virus ist die Feldspitzmaus (Crocidura leucodon), die in weiten Teilen Europas und Vorderasiens vorkommt (Abbildung 1). Ähnlich wie viele andere Zoonoseerreger führt auch die BoDV-1-Infektion in ihrem Reservoirwirt zu keinen erkennbaren Erkrankungen.

Die durch das Virus beim Pferd hervorgerufene Borna´sche Krankheit ist bereits seit dem 19. Jahrhundert bekannt. Bei der seltenen Erkrankung handelt es sich um eine chronisch-fortschreitende Entzündung des Gehirns. Das Krankheitsbild wurde auch bei anderen Fehlwirten des Virus, so zum Beispiel bei Schafen, Alpakas und anderen Haussäugetieren, beschrieben. Alle diese Fehlwirte scheiden das Virus nicht aus, sodass es keine Hinweise auf eine natürliche Übertragung des Virus von infizierten Haussäugern und Menschen auf andere Säugetiere gibt. Die Übertragung erfolgt stattdessen über das Spitzmausreservoir.

Neben dem »klassischen« Bornavirus wurde vor wenigen Jahren ein zweites zoonotisches Bornavirus entdeckt, das von exotischen Hörnchen übertragen werden kann. Dieses Bunthörnchenbornavirus (Variegated squirrel bornavirus 1, VSBV-1) ist bisher nur in Haltungen exotischer Hörnchen, jedoch nicht bei einheimischen Eurasischen Eichhörnchen gefunden worden.

Zur besseren Erfassung dieser Erkrankungen wurde zum 31. März 2020 die Meldepflicht für Bornavirus-Infektionen bei Menschen und Säugetieren eingeführt. Gegenwärtige Untersuchungen durch das Zoonotische Bornavirus-Konsortium (ZooBoCo) konzentrieren sich auf die Aufklärung der Übertragung des Erregers und die Identifikation weiterer Reservoirspezies, um Handlungsempfehlungen zur Verringerung der Übertragungsgefährdung zu erarbeiten.
Wir untersuchen hierzu beispielsweise von Katzen gefangene, verstorbene Kleinsäuger. Sollten Sie unsere Untersuchungen unterstützen wollen, bitten wir um eine persönliche Kontaktaufnahme. Zur Reduktion des potenziellen Ansteckungsrisikos sei hier auf das Merkblatt des Robert Koch-Instituts »Wie vermeide ich Bornavirusinfektionen?« verwiesen.

Weitere Informationen

  • www.openagrar.de/servlets/MCRFileNodeServlet/openagrar_derivate_00020241/Steckbrief_BoDV-1_20190212.pdf
  • www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/bornaviren/
  • www.rki.de/DE/Content/InfAZ/B/Bornavirus/Merkblatt.pdf?__blob=publicationFile

Autoren und Kontakt

  • Autoren: Viola Haring, PD Dr. Dennis Rubbenstroth, Dr. Timo Homeier-Bachmann, Prof. Dr. Martin Beer und Prof. Dr. Rainer G. Ulrich (alle Friedrich-Loeffler-Institut, Greifswald-Insel Riems)
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