Gabriela Lobinger
Der Eichenprozessionsspinner und die Eichenfraßgesellschaft 2009/2010 - LWF-aktuell 75
Die warm-trockenen Regionen Unter- und Mittelfrankens sind klassische Massenvermehrungsgebiete von Eichen-Schädlingen. 2009 kam es mit dem kombinierten Auftreten von Eichenwickler, Eichenprozessionsspinner und Eichenmehltau zu einer neuen Waldschutz-Situation, deren Auswirkungen auf die Bestände schwer einzuschätzen ist.
Zoombild vorhanden
Abbildung: Die Raupenfliege ist ein Jäger und der natürliche Gegenspieler des Eichenprozessionspinners
Die warm-trockenen Regionen Unter- und Mittelfrankens sind klassische Massenvermehrungsgebiete von Eichenschädlingen. Eichenwickler, Frostspanner und Schwammspinner verursachen hier immer wieder erhebliche großflächige Fraßschäden. Seit einigen Jahren weist der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) dort verbreitet hohe Populationsdichten mit massivem Besatz teils auch innerhalb von Waldbeständen auf. Zusätzlich zum Fraß an der Eiche verursachen die Raupen des Eichenprozessionsspinners gesundheitliche Beeinträchtigungen durch ihre giftigen Brennhaare.
Das regional massive Auftreten vom Eichenprozessionsspinner stellt eine neue Herausforderung für die forstliche Praxis dar, da bisher kaum Erfahrungen zur Auswirkung des Fraßgeschehens auf die Eiche und zum Massenwechsel des Schädlings vorliegen. Zudem schränkt die von den Brennhaaren ausgehende Gesundheitsgefährdung die Erholungsfunktionen des Waldes sowie seine Bewirtschaftung ein.
Erste Untersuchungen zeigen, dass vitale Eichen auch starken Raupenfraß des Eichenprozessionspinners über Jahre schadlos überstehen. Dagegen können bei ungünstigen Witterungs- und Standortsbedingungen oder in bereits vorgeschädigten Beständen Vitalitätsverluste bis zum Absterben von Bäumen eintreten.
Hinzu kommen die schwer einzuschätzenden Folgewirkungen durch Sekundärschädlinge wie Eichenprachtkäfer. Um beurteilen zu können, unter welchen Umständen Bekämpfungsmaßnahmen erforderlich sind, sind Kenntnisse solcher Zusammenhänge zwischen den jeweils herrschenden Rahmenbedingungen und der Ausprägung des Schadbildes unbedingt erforderlich. Auch ist es notwendig, Einblick in die Ansprüche und limitierenden Faktoren für Entwicklung und Vermehrung der Entwicklungsstadien von T. processionea zu gewinnen.
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