Cluster Forst und Holz
von Johannes Metsch
Die zeitliche Entwicklung eines Wirtschaftszweiges lässt sich vereinfacht mit wenigen statistischen Kennzahlen darstellen. Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht stellen die Anzahl der Beschäftigten und der im jeweiligen Wirtschaftszweig erzielte Umsatz zwei wichtige statistische Größen dar. Hier finden Sie die aktuellen Kennzahlen für das Cluster Forst und Holz in Bayern.
Im Cluster Forst und Holz Bayern arbeiten derzeit rund 154.800 Mensch, das entspricht 2,6 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Bayern. Damit ist es die viertgrößte Branche in Bayern. Hinzu kommen noch zahlreiche Selbständige in den Betrieben der Land- und Forstwirtschaft sowie geringfügig entlohnte Beschäftigte, die nicht mehr als 538 € verdienen (sog. Minijobs), in den Daten aber nicht enthalten sind. Neben der Forstwirtschaft werden auch die direkt nachgelagerten Branchen wie das Holzbe- und verarbeitende Gewerbe, Holzhandel, Holzbau und Möbelherstellung aber auch Papier- und Zellstoffindustrie sowie Druck- und Verlagsgewerbe zum Cluster Forst und Holz hinzugezählt.
Abb. 1: Beschäftigte im verarbeitenden Gewerbe in Bayern 2024 (© LWF)
Entwickelten sich die Beschäftigtenzahlen in den vergangenen zehn Jahren zunächst positiv, markiert 2022 einen Wendepunkt. Seitdem ist die Beschäftigtenzahl um -6 % zurückgegangen. Die Gründe dafür sind vielfältig und abhängig von den einzelnen Wirtschaftszweigen.
Abb. 2: Entwicklung der Beschäftigtenzahl im Sektor Forst und Holz Bayern (© LWF)
Abb. 3: Beschäftigte im Sektor Forst und Holz in Bayern nach Wirtschaftszweigen 2024 (© LWF)
Ein wesentlicher Treiber ist der Holzbau. Eine zunehmende Zahl an Gebäuden wird aus Holzbaustoffen (siehe Themenseite Holzbau) errichtet bzw. energetisch saniert. In den vergangen zehn Jahren stieg der Anteil der im Wirtschaftszweig Holzbau Beschäftigten von 20 % auf 24 %, das entspricht einem Zuwachs von rund 8.000 Beschäftigten. Die erhöhte Nachfrage nach Holzbaustoffen und Holz für den Innenausbau und Möbel stärkte auch die anderen Wirtschaftszweige.
Abb. 4: Index der Entwicklung der Beschäftigtenzahl in den einzelnen Wirtschaftszweigen (© LWF)
Abgesehen von Druckereigewerbe und Verlagswesen, die im Zuge einer voranschreitenden Digitalisierung schon seit langem mit einem kontinuierlichen Arbeitsplatzabbau konfrontiert sind, gingen spätestens mit der Energiekrise 2022 und den wirtschaftlichen Folgen die Beschäftigtenzahlen zurück. Die rückläufige Nachfrage nach hochwertigen graphischen Papieren führte in der Papier- und Zellstoffindustrie zu Werksschließungen bei Sappi Stockstadt, UPM Plattling und künftig auch UPM Ettringen. Damit gingen die Beschäftigtenzahlen in der und Papier- und Zellstoff um 1.500 Beschäftigte zurück (-7 %). Ähnlich stark betroffen ist die Holzbe- und Verarbeitung mit 1.700 Beschäftigten (-6 %). Den stärksten Stellenabbau verzeichnet aufgrund der Rezession allerdings die Möbelherstellung mit 3.200 Beschäftigten (-14 %). Druckgewerbe (-7 %) und Verlagswesen (-3 %) waren in diesem Zeitraum nicht überproportional betroffen. Auch im kleinsten Wirtschaftszweig, dem Holzhandel, gingen die Beschäftigtenzahlen zurück (-7 %). Einzig die bayerische Forstwirtschaft konnte als eine leicht positive Entwicklung (+2 %) verzeichnen.
(Beschäftigte Personen in 1.000, Quelle: Bundesagentur für Arbeit (2025). Stichtag 30.06.2024.)
Wirtschaftszweig | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 |
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Forstwirtschaft | 3,9 | 4,3 | 4,3 | 4,4 | 4,6 | 4,9 | 5,0 | 5,2 | 5,4 | 5,4 | 5,5 |
Holzbe- und -verarbeitung | 25,7 | 25,6 | 25,7 | 26,1 | 26,5 | 26,8 | 26,4 | 27,0 | 27,4 | 26,6 | 25,7 |
Möbelherstellung | 21,3 | 21,1 | 21,7 | 22,1 | 22,0 | 22,0 | 22,9 | 23,0 | 23,6 | 21,6 | 20,4 |
Papier und Zellstoff | 20,2 | 20,3 | 20,6 | 20,9 | 21,3 | 21,4 | 21,6 | 21,5 | 21,4 | 20,9 | 19,9 |
Druckgewerbe | 29,6 | 28,9 | 28,3 | 28,2 | 27,1 | 26,6 | 25,1 | 23,1 | 21,7 | 21,4 | 20,2 |
Verlage | 24,3 | 23,2 | 22,9 | 22,7 | 22,3 | 22,1 | 21,3 | 20,6 | 20,7 | 20,5 | 20,0 |
Holzbau | 32,6 | 33,1 | 34,2 | 35,2 | 36,1 | 37,3 | 38,4 | 39,8 | 40,8 | 41,0 | 40,5 |
Holzhandel | 2,3 | 2,3 | 2,3 | 2,4 | 2,6 | 2,8 | 2,8 | 2,9 | 2,8 | 2,7 | 2,6 |
Mit 47.300 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten befinden sich in Oberbayern mit Abstand die meisten Arbeitsplätze im Cluster Forst und Holz, gefolgt von Schwaben und Mittelfranken. In Oberbayern hat der Cluster jedoch nur einen Anteil von 2,0 % an der Gesamtzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, wohingegen in Schwaben 3,6 % der Arbeitnehmenden im Cluster tätig sind. In Ober- und Unterfranken liegt der Anteil bei 3,0 %, in Niederbayern bei 2,9 %. In Mittelfranken und der Oberpfalz liegt der Anteil bei 2,6 %.
Abb. 5: Beschäftigte im Sektor Forst und Holz in den Regierungsbezirken (© LWF)
In Ober- und Mittelfranken liegt der Schwerpunkt in der Möbelherstellung. In Schwaben, Niederbayern und in der Oberpfalz stellt der Holzbau den größten Teil der Arbeitsplätze. In Oberbayern sind etwa gleich viele Menschen im Verlagswesen und in der Holzbaubranche beschäftigt. In Unterfranken werden im Holzbau und den holzbe- und verarbeitenden Gewerben etwa gleich viele Menschen beschäftigt. Bayernweit stellt der Sektor Holzbau ein Viertel der Arbeitsplätze im Cluster Forst und Holz.
Abb. 6: Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte nach Wirtschaftszweigen in den Regierungsbezirken (© LWF)
Die bayerische Übersichtskarte zeigt die Anteile der im Cluster Forst und Holz Beschäftigten je Landkreis und verdeutlicht die regionale Bedeutung der Forst- und Holzbranche: Nicht überraschend ist, dass es ländlich geprägte Räume sind, in denen die Forst- und Holzwirtschaft auf dem Arbeitsmarkt eine besondere Stellung einnimmt. So sorgt beispielsweise die Möbelherstellung dafür, dass 2024 im Landkreis Coburg 10,7 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Wertschöpfungskette Holz arbeiteten. Bayernweit lag der Anteil bei 2,6 %.
Abb. 7: Anteil der Beschäftigten des Clusters Forst und Holz an der Gesamtbeschäftigung in den bayerischen Landkreisen (© LWF)
Die Umsatzsteuerstatistik wird durch das Landesamt für Statistik zwei Jahre nach dem Bezugsjahr veröffentlicht. Im Cluster Forst und Holz wurde im Jahr 2023 ein Umsatz von rund 45 Mrd. Euro erzielt. Die Forstwirtschaft hatte mit rund 1,7 Mrd. € im Branchenvergleich den geringsten Umsatz. Weil aber ein Großteil der Umsätze wegen der Pauschalierung in der Forstwirtschaft von der Umsatzsteuerstatistik nicht erfasst wird, dürften die Umsätze dort deutlich größer sein, als aus dem Diagramm hervorgeht. Den stärksten Umsatz verzeichnete die Holzbe- und Verarbeitung mit 11,2 Mrd. €, worunter Sägewerke und die Holzwerkstoffindustrie fallen.
Abb. 8: Umsätze im Cluster Forst und Holz nach Wirtschaftszweigen (© LWF)
Die Umsätze im Cluster Forst und Holz wurden der Umsatzsteuerstatistik entnommen, weil dort fast alle Unternehmen erfasst sind und so die von Kleinst- und Kleinbetrieben geprägte Struktur der Forstwirtschaft und der holzverarbeitenden Betriebe besser abgebildet werden kann. Ausnahme in der Darstellung ist der Umsatz für Papier und Zellstoff, welcher aus der Statistik zum verarbeitenden Gewerbe entstammt.
Die Umsätze im Cluster Forst und Holz sind 2023 nach einer starken Steigerung und einem Rekordhoch erstmals wieder deutlich zurückgegangen. Der Rückgang der Umsätze steht einerseits im Zusammenhang mit den wieder sinkenden Erzeugerpreisen für Baumaterialien: Die hohe Rohstoffnachfrage im In- und Ausland während der Corona-Pandemie, Lieferengpässe und steigende Energiekosten hatten zu deutlich höheren Preisen bei den Rohstoffen aber auch den Holzhalbwaren geführt. Die einzelnen Wirtschaftszweige im Cluster Forst und Holz waren davon unterschiedlich stark betroffen, die Folgen sind nun in den gesunkenen Umsätzen spürbar.
Abb. 9: Entwicklung des Umsatzes und Veränderung zum Vorjahr (grüne und rote Pfeile) im Cluster Forst und Holz Bayern (© LWF)
Innerhalb des Clusters Forst und Holz haben 2023 alle Wirtschaftszweige im Vergleich zum Vorjahr weniger Umsatz erzielt. In der Papier- und Zellstoffindustrie dürften die Werksschließungen von Sappi Stockstadt und UPM Plattling mit verantwortlich für den starken Umsatzrückgang sein (-17 %). Die schlechter werdende Konjunktur und eine rückläufige Zahl von Baugenehmigungen führten dann auch zu einer verringerten Nachfrage von Holzhalbwaren, Holzprodukten und Möbeln. Die Umsätze gingen im Holzhandel (-20 %), in der Holzbe- und Verarbeitung (-15 %) und der Möbelherstellung (-7 %) deutlich zurück. Der Holzbau verzeichnete einen Rückgang um -2 %, die rückläufige Tendenz dürfte sich in den Umsätzen 2024 nochmals deutlicher ausprägen. Während das Druckereigewerbe -4 % Umsatz verlor, verzeichnete das Verlagswesen nur einen geringen Umsatzrückgang unter 1 %. Über lange Sicht sind im Zuge der Digitalisierung insbesondere das Verlagswesen und das Druckereigewerbe als Verlierer zu betrachten: Seit 2013 gingen hier die Umsätze um -14 % bzw. -23 % zurück.
Umsatz in Mrd. € | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 |
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Forstwirtschaft | 0,97 | 1,01 | 1,00 | 1,03 | 1,14 | 1,07 | 1,11 | 1,35 | 1,71 | 1,69 |
Holzbe- und -verarbeitung | 6,86 | 6,95 | 7,27 | 7,37 | 7,81 | 7,88 | 8,33 | 9,92 | 11,22 | 9,52 |
Papier und Zellstoff | 5,58 | 5,52 | 5,67 | 5,75 | 6,32 | 6,15 | 5,71 | 6,41 | 8,31 | 6,89 |
Verlage | 5,36 | 5,09 | 5,03 | 4,97 | 5,35 | 5,32 | 5,06 | 4,91 | 4,76 | 4,75 |
Druckgewerbe | 6,11 | 6,25 | 6,22 | 6,08 | 5,32 | 4,78 | 4,20 | 4,47 | 4,75 | 4,58 |
Möbelherstellung | 4,43 | 4,83 | 5,28 | 5,44 | 5,56 | 5,64 | 5,81 | 6,13 | 6,50 | 6,02 |
Holzbau | 5,18 | 5,30 | 5,63 | 5,83 | 6,34 | 6,56 | 7,26 | 7,24 | 8,15 | 8,03 |
Holzhandel | 2,33 | 2,23 | 2,21 | 2,57 | 2,76 | 2,77 | 2,91 | 3,62 | 3,94 | 3,18 |
Summe | 36,82 | 37,18 | 38,31 | 39,05 | 40,58 | 40,17 | 40,39 | 44,05 | 49,34 | 44,65 |
Differenz Gesamtumsatz zum Vorjahr | 0,51 | 0,36 | 1,13 | 0,74 | 1,53 | -0,41 | 0,22 | 3,66 | 5,25 | -4,60 |
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