Waldklimastation
April nass, Mai teils frühsommerlich
von Dr. Lothar Zimmermann und Dr. Stephan Raspe

Niederschlag – Temperatur – Bodenfeuchte

Balkendiagramm über Bayernkarte an den WaldklimastationenZoombild vorhanden

Abb. 1a: Prozentuale Abweichung der absoluten Abweichung der Lufttemperatur vom langjährigen Mittel 1961–1990 an den Waldklimastationen (© LWF)

2023 brachte das Aprilwetter endlich wieder einmal reichlich Regen: Kein April der letzten 15 Jahre war so nass gewesen. Gleichzeitig zeigte er sich von seiner kühlen Seite, da sich ganz Deutschland am Süd­rand kräftiger Hochs über Nordeu­ropa befand und östliche Strömungen deshalb häufig Kalt-luft zu uns führten. Die Sonne machte sich rar.

Zum Monatsanfang führte ein Tief ergiebige schauerartige Nie­derschläge herbei, die in Teilen Frankens und der Oberpfalz die Flüsse (Regen, Itz, Aisch) über die Ufer treten ließen. Gleichzeitig strömte kalte Festlandluft von Südosten nach Mitteleuropa und sorgte in der Folge für eine insgesamt freundliche, aber kalte erste Aprilwoche mit eisigen Nächten. In den Hochlagen einiger Mittelgebirge und in den entsprechenden Lagen der Alpen gab es Eistage (Tmax < 0 °C). Anschließend sorgten Tiefdruckgebiete für einen steten Wechsel von Sonne, Wolken und Schauern, die teilweise von Gewittern, Starkregen und Hagel (am 11.4. in Unter- und Oberfranken bzw. Niederbayern) begleitet wurden. Zu Beginn der dritten Dekade verlagerte sich der Schwerpunkt der Hochs ostwärts, so dass es zu einem kurzen trockenen Intermezzo mit milderen Lufttemperaturen und einem kurzen Wachstumsschub kam. Danach setzte eine Nordwestströmung die wechselhafte Witterung erneut fort, und nach schweren Gewittern am 23. April wurde es in Bayern wieder kalt. Während der Erstfrühling mit der Forsythienblüte im milden März rund zehn Tage früher als im langjährigen Mittel angefangen hatte, begann der Vollfrühling mit der Apfelblüte drei Tage später als üblich (30.4.). Damit hielt der Erstfrühling ungewöhnlich lange an (DWD 2023). Die Bodenwasserspeicher waren an allen Messstationen bis auf die Waldklimastation (WKS) Höglwald gut bis sehr gut gefüllt. Teil­weise wurde sogar die Feldkapazität deutlich überschritten, so dass es zu einer erheblichen Sickerwasserspende aus dem Wald kam. In der Folge stiegen auch die oberflächenna-hen Grundwasserstände endlich wieder an. Gegen Monatsende führten ergiebigere Niederschläge auch im Höglwald zu einem allmählichen Anstieg der Wasservorräte im Boden (Abbildung 2).

Insgesamt lag der April mit 6,8 °C nur knapp unter dem langjäh­rigen Mittel 1961-90 (–0,2°) – im Vergleich zur aktuellen wärmeren Klimaperiode 1991-2020 waren es aber deutliche -1,7 °. Mit 89,3 l/m2 regnete es lan-desweit deutlich mehr als im Durchschnitt (+27 %). In den ver­gangenen 14 Jahren lagen zwölf Aprilmonate unter dem langjährigen Niederschlagsmittel – der April 2023 zählt somit zu den nassen Aprilmonaten seit 1881. Dabei fiel im Süden Bayerns allerdings relativ und absolut deutlich mehr Niederschlag als nördlich der Donau. In den Alpen regnete es stellenweise mehr als 200 l/m2 und damit mehr als doppelt so viel wie üblich. Aufgrund der vielen Wolken schien die Sonne mit 129,3 Stunden 16 % weniger als im langjährigen Mittel (DWD 2023).
Balkendiagramm auf Bayernkarte mit den Orten der WaldklimastationenZoombild vorhanden

Abb. 1b: Prozentuale Abweichung des Niederschlags vom langjährigen Mittel 1961–1990 an den Waldklimastationen (© LWF)

Die Witterung war im Mai 2023 zweigeteilt: Während in der ersten Monatshälfte noch Tiefdruckeinfluss mit feuchter und milder Luft vorherrschte, überwog in der zweiten Hälfte trockenes und sonniges Hochdruckwetter. Gelegentlich un­ter­brachen Kaltfronten das schöne Maiwetter, sie führten zu einem kurzfristigen Rückgang der Lufttemperatur und an den Nachmittagen zu Schauern und Gewittern.

Der Monat startete wechselhaft, bevor es kurzfristig etwas trockener wurde. Ab dem 5. Mai zogen gebietsweise jedoch wieder kräftige Schauer und Gewitter durchs Land. Ab dem 10. Mai regnete es ergiebig, besonders intensiv an den Alpen. Bis zur Monatsmitte blieb es unbeständig und die anhaltenden Niederschläge führten in nahezu ganz Bayern zu einer weiteren Auffüllung der Bodenwasserspeicher – auch an den Waldklimastationen, an denen zuvor noch keine vollständige Sättigung erreicht war (Abbildung 2). Auch an der WKS Ebersberg in der Münchner Schotterebene wurde nun die Feldkapazität überschritten, im Höglwald bei Augsburg stieg der Füllgrad des Bodenwasserspeichers auf nahezu 80 % an. Anschließend herrschte trocke­nes und sonnenscheinreiches Hochdruckwetter vor, wobei die klaren Nächte oft noch sehr kalt waren. Zwar regne­te es am 23. Mai am Alpenrand noch­mals flächendeckend, dennoch trockneten die Oberböden bayernweit immer weiter aus und die Waldbrandgefahr stieg an. Tiefer im Boden waren die Speicher noch gut gefüllt. An der WKS Flossenbürg im Oberpfälzer Wald überwog die Transpiration der Bäume den Wassernachschub durch die Niederschläge jedoch deutlich, so dass der Füllstand des Bodenwasser­speichers innerhalb des Monats von über 90 % auf nur noch 60 % zurückging. Ab Mitte Mai war auch an den übrigen Waldklimastationen aufgrund des zunehmenden frühsommerlichen Wetters und der damit ein­hergehenden Transpiration der Wälder ein deutlicher Rückgang der Wasservorräte im Boden festzustellen. Insgesamt blieb die Wasserversorgung der Wälder aber weiterhin gut bis sehr gut. Der phänologische Früh­sommer 2023 startete mit der Blüte des Schwarzen Holunders im Mittel am 29. Mai und damit drei Tage später als im vieljährigen Mittel (DWD 2023).

Im Mai 2023 gab es mit 71,4 l/m2 rund ein Fünftel (-21 %) weniger Niederschlag als im langjährigen Mittel 1961-90. Dafür schien die Sonne mit 226,3 Stunden 17 % mehr als üblich. Zugleich war der Mai mit einer Durchschnittstemperatur von 13,1 °C rund +1,4° wärmer als im Mittel 1961-90, im Vergleich zum aktuellen wärmeren Mittel 1991-2020 betrug das Plus nur 0,2 °. Bezogen auf das aktuelle Klima lag der Mai somit im Durchschnitt.

Das Frühjahr im Überblick

Im Frühjahr 2023 fielen in Bayern insgesamt 245,2 l/m2 – ein Zehntel mehr als im langjäh­rigen Mittel. Gleichzeitig war das Frühjahr mit 8,4 °C Durchschnittstemperatur im Vergleich zur Referenzperiode 1961-90 wärmer (+ 1,2°). Im Hinblick auf die aktuelle Klimaperiode lag die Temperatur aber im Mittel (+0,1°), dies gilt auch für die Sonnen-schein­dauer (469,9 Stunden, + 1 %). Erfreulich: Das Frühjahr 2023 war im derzeitigen Klima ein vergleichsweise feuchtes (DWD 2023) – und damit ein gutes für die Natur.

Bodenwasserspeicher Verlauf

Abb. 2: Entwicklung der Bodenwasservorräte im gesamten durchwurzelten Bodenraum in Prozent zur nutzbaren Feldkapazität (© LWF)

Prozentuale Abweichung des Niederschlags bzw. absolute Abweichung der Lufttemperatur vom langjährigen Mittel 1961–1990 an den Waldklimastationen
WaldklimastationHöhe ü. NN [m]April 2023 Temp. [°C]April 2023 NS [l/m²]Mai 2023 Temp. [°C]Mai 2023 NS [l/m²]
Altdorf (ALT)4066,64713,245
Altötting (AOE)4157,213813,5101
Bad Brückenau (BBR)8122,3998.428
Berchtesgaden (BER)15003,41458,2129
Dinkelsbühl (DIN)4686,16012,428
Ebersberg (EBE)5404.813610.695
Ebrach (EBR)4106.45212,517
Flossenbürg (FLO)8404,513610,495
Freising (FRE)5086,55113,328
Goldkronach (GOL)8003,613310,252
Höglwald (HOE)5455.311511,395
Kreuth (KRE)11002,42199,0159
Mitterfels (MIT)10252.51289,762
Riedenburg (RIE)4755,95713,052
Rothenkirchen (ROK)6703,5699,916
Rothenbuch (ROT)4706,69812,826
Sonthofen (SON)11702,31368,995
Taferlruck (TAF)7703,98310,963
Würzburg (WUE)3304,713610,995

Literatur

  • DWD (2023): Monatlicher Klimastatus Deutschland April und Mai 2023

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