Wald kompakt - LWF aktuell 145

Altes Holz – Neue Wege

Das Bild zeigt zwei Blöcke eines Altholz-Pilz-Komposit. Man kann die Holzspäne noch gut erkenne, welche von einer weißen Masse zusammengehalten werden.Zoombild vorhanden

Innovationsidee: Altholz-Pilz-Komposit (© Philipp Benz, TUM)

In Bayern fallen bei der Herstellung von Holzprodukten und im Baugewerbe wie auch aus dem Sperr- und Siedlungsmüll große Mengen an Altholz an. Im Jahr 2020 waren das circa 1,57 Mio. Tonnen Altholz. Aktuell werden immer noch rund 80 % des Altholzes zum Zweck der Energiegewinnung verbrannt. Die restlichen 20 % finden vorwiegend in der Spanplattenindustrie eine erneute stoffliche Verwendung. Diese Aufteilung entspricht noch nicht den Grundsätzen einer bestmöglichen Kreislaufwirtschaft. Allerdings gibt es auch wenig Anreize, Altholz vermehrt stofflich zu nutzen. Gründe dafür sind Vorbehalte gegenüber Altholz als Rohstoff (Verbraucherakzeptanz), aber auch technische Unsicherheiten bezüglich seiner Inhomogenität sowie Sortierbarkeit. Hinzu kommen Unsicherheiten hinsichtlich seiner langfristigen Verfügbarkeit, insbesondere im Hinblick auf die Entwicklungen auf dem Energiemarkt (Strom und Wärme).
Um neue Potenziale einer stofflichen Altholzverwendung zu erforschen, wurde bereits im Juni 2023 das REGULUS-Projektvorhaben ISAR ins Leben gerufen. Hinter dem Akronym verbirgt sich das „Innovationsnetzwerk stoffliche Altholznutzung auf regionaler Ebene", ein Verbundprojekt von Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft. Das Projekt zielt darauf ab, innovative Nutzungsmöglichkeiten für Altholz zu entwickeln, die sowohl technisch als auch wirtschaftlich umsetzbar sind und gleichzeitig ökologischen und gesellschaftlichen Anforderungen gerecht werden können. Die Technische Hochschule Rosenheim untersucht neben einer erneuten Nutzung von Altholz, welches in seiner Dimension möglichst erhalten bleibt (z.B. alte Dachbalken), auch ein Verfahren zur chemischen Aufbereitung von belastetem Altholz in Bioraffinerien. Die Technische Universität München untersucht die Verwendung in einem neuartigen Werkstoff, der auf Pilzmyzel basiert (Altholz-Pilz-Komposit). Die Marktchancen dieser Produkte werden von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf ausgelotet. Zur Potenzialabschätzung erfasst die LWF das aktuelle Altholzaufkommen getrennt nach Altholzklassen (AI bis AIV) sowie dessen aktuelle Verwendung. In Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München wird daraus das zukünftige Altholzaufkommen modelliert sowie unter­schiedliche Szenarien und mögliche Rückkopplungen auf das Waldholzaufkommen analysiert. Die Ergebnisse des Gesamt­projekts münden final in einer Transformations-Roadmap. Diese zeigt Optimierungspotenziale und konkrete Maßnahmen für eine Umsetzung in der Praxis sowie Transfermöglichkeiten in andere Regionen auf.
Martin Genßler, LWF

Erkenntnisse zur Moorbirke – Nachlese zum „Baum des Jahres"

Die Moorbirke ist eine Baumart mit einer positiven Rolle in Mooren und für die Biodiversität – ein Aspekt, der nicht immer so gesehen wurde bzw. teilweise immer noch nicht wird. Moorbirken können in bewaldeten Niedermooren eine sinnvolle Zielbaumart sein. Es entsteht ein weitgehend klimaneutraler Zustand, wenn man Torf und Holz gemeinsam betrachtet.
Dass Birken und auch speziell die Moorbirken äußerst vielseitig nutzbar sind - in fast allen Baumteilen von der Wurzel (Wurzelbier), über die Rinde bis zu den Blättern (als Tee und als Saft) - ist seit vielen Jahrhunderten bekannt. Das Holz hingegen lief bislang unter Wert, schon allein mangels gezielten Wirtschaftens auf Birkenholz.
DAs Bild zeigt Holzbalken die in einer Halle verbaut werden und aus welchen Wände und eine neue Decke entsteht.Zoombild vorhanden

Birkenholz ist auch für den Holzbau bestens geeignet. (© Wald und Holz NRW / pk-Media)

Dies wurde unter anderem auf der Hybrid-Tagung zum Bauen mit Birkenholz von Forst und Holz NRW in Olpe sehr deutlich herausgearbeitet. Angesichts der großen Wiederbewaldungsthematik in NRW entstehen auf erheblicher Fläche Pionierwälder aus Sand- und Moorbirken, so dass man sich sinnvoller Weise frühzeitig mit der Frage der anstehenden Pflege und der zukünftigen Nutzung auseinandersetzt. Das Resultat auf der Basis aufwändiger Messreihen durch einige der dortigen Hochschulen ließ sich in dem Rundgang durch das dortige „Birkenholz-Haus" nicht nur sehen, sondern lässt auch in der Aussage aufhorchen: „Wo die Festigkeitswerte der Fichte enden, beginnen jene des Birkenholzes." So ist Birkenholz weit mehr als ein optimales Brennholz, Verpackungsholz, Sperrholz und Ähnliches. Das Holz der Birke ist äußerst dekorativ und eignet sich somit für den Innenausbau; darüber hinaus ist es „grundsolide" und auch für den Holzbau bestens geeignet. Die Moorbirke dürfte hierbei gegenüber der Sandbirke sogar noch besser abschneiden, da sie vollholziger wächst. Übrigens: Die Birken liefern auch noch einen hochpotenten Bio-Klebstoff, der als Birkenpech seit der Steinzeit eingesetzt wird.
Die Birken erleben derzeit eine Renaissance. Früher waren die Birken oftmals die Baumarten, die man auf den geschundenen Böden noch anbauen konnte, als Niederwälder und Hauberge des Siegerlandes (NRW). Eine Zeit lang wurden Birken sogar gefördert, im ökonomisch optimierten Waldbau späterer Zeit aber waren sie nicht gern gesehen.
Aktuell öffnet man sich, auch dank ihrer Ernennung zum „Baum des Jahres 2023", für ihre zahlreichen Qualitäten und Potenziale. So ist zu hoffen, dass dies, auch zum Nutzen des Moorschutzes und der Biodiversität sowie des Klimaschutzes, verstärkt berücksichtigt wird; anknüpfend an jahrhundertelange Traditionen und aufbauend auf neuen Verarbeitungsmethoden gepaart mit teilweise regelrecht bahnbrechenden neuen Erkenntnissen.
Dr. Stefan Müller-Kroehling, LWF

Kiefernwälder der sarmatischen Steppe – seltener Lebensraumtyp in der Oberpfalz

DAs Bild zeigt den Ausschnitt eines Kiefern-Waldes. Die Baumstämme haben im Bereich der Krone und kurz darunter eine Rotfärbung und der Waldboden ist mit Gräsern und Moosen bewachsen. Zoombild vorhanden

Charakteristisch ausgeprägter Steppen-Kiefernwald im FFH-Gebiet „Lauterachtal". (© F. Eichenseer, AELF Amberg-Neumarkt i.d.OPf.)

Das FFH-Gebiet „Lauterachtal" liegt in der Hochfläche der Mittleren Frankenalb in den Landkreisen Amberg-Sulzbach und Neumarkt i. d. OPf. Es umschließt die extensiv bewirtschaftete Flussaue der Lauterach und trockene Wacholderheiden auf Malmkalk an den Südhängen. Die Landschaft ist kulturhistorisch in weiten Bereichen durch die Beweidung mit Rindern, Schafen und Ziegen geprägt worden. Im Rahmen des bereits abgeschlossenen „Life+" Projektes zum Erhalt der letzten Wochenstube der Großen Hufeisennase wurden auch einzelne Waldbereiche gezielt aufgelichtet und extensiv mit Zwergrindern der Rinderrasse „Rotes Höhenvieh" beweidet. Ziel war es unter anderem, die Insektenvielfalt mit Dungkäfern zu bereichern und damit das Nahrungsangebot für die Fledermäuse zu verbessern. Gleichzeitig konnte sich auf diesen Waldweideflächen der seltene FFH-Lebensraumtyp (LRT) 91U0 „Kiefernwälder der sarmatischen Steppe" wieder entwickeln, der auf anderen Waldflächen im FFH-Gebiet noch in einem weitgehend charakteristischen Zustand vorkommt. Bei dem Lebensraumtyp handelt es sich um in Bayern nur noch kleinflächig vorkommende Bestände, die durch jahrhundertelange kulturhistorische Nutzung entstanden sind. Dadurch konnten sich seltene und wertvolle Arten wie das Weidenblättrige Ochsenauge (Buphthalmum salicifloium) oder die Frühlingskuhschelle (Pulsatilla vernalis) ansiedeln und etablieren.
In Zusammenarbeit von LWF, unterer Naturschutzbehörde, AELF Neumarkt-Amberg sowie der Fachstelle Waldnaturschutz Oberpfalz soll nun ein Monitoring die Entwicklung der Vegetation in unterschiedlich behandelten Waldflächen begleiten. Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, Erkenntnisse zur Wirksamkeit waldbaulicher Maßnahmen sowie extensiver Waldweide abzuleiten und Handlungsmöglichkeiten zum Erhalt des gefährdeten LRT 91U0 zu entwickeln. In einem ersten Schritt konnten im Frühjahr 2023 Waldbesitzende für das Projekt gewonnen werden. Auf dem „Sandberg" und Umgebung wurden geeignete Flächen ausgewählt und acht Probekreispaare mit weitgehend gleichen Vegetationsstrukturen dauerhaft markiert. Über den Fördertatbestand „Schaffung lichter Waldstrukturen" im Vertragsnaturschutzprogramm Wald wurde die Voraussetzung geschaffen, mit den Privatwaldbesitzenden Erhaltungsmaßnahmen umzusetzen. In einem zweiten Schritt erfolgten im Frühsommer Vegetationsaufnahmen, bei denen alle Pflanzenarten und ihr Deckungsgrad in Probekreisen erfasst wurden. Im dritten Schritt fand noch im selben Winter eine Entnahme der Fichten im gesamten Unterstand sowie ausgewählter Fichten des Zwischenstandes statt. Im darauffolgenden Winter wird dann der restliche Nadelholz-Zwischenstand auf der Projektfläche entnommen. Auf den Nullflächen erfolgte keine Rücknahme aufkommender Nadelholz-Verjüngung (Entbuschung). Im weiteren Verlauf des Projekts ist geplant, Monitoringflächen im nahe gelegenen Gemeindewald Hohenburg am Schwanenwirtsberg einzurichten. Hier sollen beweidete und unbeweidete Bereiche des Kiefernbestandes verglichen und eine mögliche Entwicklung hin zu einem sarmatischen Steppenkiefernwald dokumentiert werden. Das Projekt wird zeigen, ob und wie eine extensive Beweidung zur Wiederherstellung des seltenen Lebens­raumtyps im Privat- und Körperschaftwald beitragen kann.
Aline Schwarz

Forschungsförderung geht ab jetzt online

Seit dem 15.01.2024 ist die innovative Datenbankanwendung des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus (StMELF) in Betrieb. Mit BayRON (Bayerische Ressortforschung Online) werden Forschungsvorhaben komplett digital beantragt und verwaltet. Die Einreichung von Forschungsanträgen und -skizzen per Post oder als PDF mit E-Mail fällt damit ab sofort weg.
Eines der Hauptmerkmale von BayRON ist die detaillierte und effiziente Erfassung von Kalkulationsdaten. Antragsteller können nun jede Kostenart präzise nach Jahr und Kooperationspartner aufschlüsseln, was eine transparente und genaue Budgetplanung ermöglicht. Integrierte Taschenrechner unterstützen bei der Berechnung (z.B. mit hinterlegten Personalkostensätzen).
Ein weiterer Vorteil dieser digitalen Lösung ist die Möglichkeit, PDF-Dokumente direkt den Anträgen hinzuzufügen. Auch die Einreichung von Änderungsanträgen wird durch die Anwendung wesentlich vereinfacht, weil Daten aus der Vorversion per Mausklick übernommen werden.
Ferner können im Projektmonitoring die wichtigsten Termine und ToDo´s eines Projekts nachverfolgt werden. Die Verwaltung der Finanzmittel, eine der wichtigsten Komponenten der neuen Anwendung, profitiert ebenfalls von der Zentralisierung der Daten. Für die drei Forschungsbereiche Ernährung & Landwirtschaft, Nachwachsende Rohstoffe und Forstwirtschaft kann nun auf Knopfdruck der aktuelle Stand der Haushaltsmittel abgerufen werden.
Die Datenbank unterstützt auch strategische Entscheidungsprozesse. Durch die Zuordnung von Schlagworten und Attributen zu den einzelnen Projekten können unterschiedliche Auswertungen vorgenommen werden, die Aufschluss darüber geben, wie die Fördermittel in die strategischen Schwerpunkte des Ressorts fließen.
Für die Öffentlichkeit bietet die Plattform Transparenz durch frei zugängliche Seiten, die einen Überblick über aktuelle Forschungsvorhaben im Bereich des StMELF liefern.

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