LWF aktuell 142
Meldungen - LWF aktuell 142

Die Rubrik Meldungen enthält für Sie in aller Kürze wichtige Informationen zu Themen der Forstwirtschaft, des Naturschutzes, der Jagd und anderer relevanter Umweltbereiche in Bayern und Deutschland.

Ein Mann klettert in einer Baumkrone mit Klettertechnik gesichert

BZE 3: Bayernweite Blatt- und Nadelproben
Entwicklungen in Waldböden laufen langsam ab und sind in der Regel mit bloßem Auge nicht erkennbar. Umso wichtiger ist es, genau hinzuschauen, wie sich die verschiedenen Umwelteinflüsse auf die Waldböden in Deutschland auswirken. Dies untersuchen derzeit staatliche Stellen im Rahmen der dritten bundesweiten Bodenzustandserhebung (BZE3). In Bayern führen die Bodenzustandserhebung Expertinnen und Experten der Bayerischen Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft (LWF) durch. Um ein ganzheitliches Bild des verborgenen Lebensraums Boden zu erhalten, erfassen sie an den 385 Inventurpunkten Daten zur Nährstoffversorgung und zum Kronenzustand der Bäume sowie zur Biodiversität. Im Sommer 2023 waren Baumsteiger und im Hochgebirge zudem ein Hubschrauber im Einsatz, um von Buche, Eiche und Bergahorn Blattproben zu gewinnen. Ab Oktober 2023 werden Fichte, Kiefer und Tanne beprobt. Die Probenahme im Gelände geht noch bis Ende 2024, mit der Blatt- und Nadelprobe hat sie 2023 jedoch die höchste Intensität erreicht. Jede gewonnene Probe wird im Anschluss im Labor der LWF aufbereitet und bis Ende 2025 analysiert.

Foto: Baumsteiger bei der Entnahme von Blattproben in der Krone einer Buche (© W. Falk, LWF)

Wolfgang Falk, Arion Turcsán, Horst Herzig, LWF

Wiederbewaldungsparcours in Kemlas eröffnet

Menschengruppe im WaldZoombild vorhanden

Eröffnung des Wiederbewaldungsparcours in Kemlas (© P. Dimke, LWF)

Am 27. Juli 2023 eröffneten Dirk Lüder, Bereichsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg, und Dr. Peter Pröbstle, Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, den Wiederbewaldungsparcours in Kemlas. Die Wälder im Landkreis Hof sowie im benachbarten Landkreis Kronach sind geprägt von klimawandelbedingten Schäden: Seit 2007 (Sturmtief »Kyrill«) dominiert Schadholzaufarbeitung aus Sturmwurf und Borkenkäferbefall die Waldbewirtschaftung – allein in den vergangenen drei Jahren fielen über 10 % der Waldbestände dem Borkenkäfer zum Opfer. Die Wiederaufforstung der Freiflächen stellt die Waldbesitzenden vor große Herausforderungen, weshalb zielführende Aufforstungskonzepte gefragt sind. Das Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten regte deshalb an, Anschauungsobjekte für solche Vorhaben einzurichten. Die beiden Waldumbauparcours an den ÄELF Bayreuth-Münchberg und Coburg-Kronach, die mit Unterstützung der LWF entstanden, zeigen Waldbesitzenden und der interessierten Öffentlichkeit rund 30 altbewährte, aber auch vielversprechende neue Aufforstungsoptionen und Baumartenmischungen. Dabei sind alle dar-
gestellten Varianten über das Förderprogramm WALDFÖPR der Bayerischen Forstverwaltung förderfähig. In dem Privatwald in Kemlas, wo einer der beiden Parcours auf einer Fläche von 1,5 ha entstand, stieß das Modellvorhaben am Eröffnungstag bei Vertretern aus Politik, Jägerschaft und Naturschutz sowie bei Forstkollegen auf großes Interesse.

Ralph König, AELF Bayreuth-Münchberg; Paul Dimke, LWF

Gruppenbild

MultiRiskSuit-Projektpartner während des 1. Präsenztreffens 2022 (© N. Kühl, FVA-BW)

MultiRiskSuit: Vergleich bundesweiter Baumarteneignungsbeurteilungen

Unsere Wälder sind durch den Klimawandel immer längeren Hitze- und Trockenheitsperioden ausgesetzt. Um waldbauliche Anpassungsmaßnahmen vornehmen zu können, sind verbesserte multikriterielle Anbauempfehlungen für heute wichtige Baumarten erforderlich. Hierfür vergleicht das Konsortium des Verbundprojekts »Klimawandelbedingte Mortalitäts- und Wachstumstrends als Grundlage für bundesweit vergleichende Baumarteneignungsbeurteilungen (MultiRiskSuit)« existierende Verfahren zur Beurteilung der Baumarteneignung aus allen Bundesländern. In Bayern erfolgt diese Beurteilung bisher auf Basis der Artverbreitungsmodelle sowie auf Experteneinschätzungen zu Standortrisiken wie beispielsweise Staunässe und geringer Basenversorgung. Auf Grundlage der in der ersten Projektphase geschaffenen gemeinsamen Datengrundlage werden die an der LWF eigens entwickelten Artverbreitungsmodelle, Standort-Leistungs- und Überlebenszeitmodelle sowie Analogansätze angewendet. MultiRiskSuit bezieht dabei auch die klimawandelbedingt gestiegene Waldbrandgefährdung mit ein. Es werden Kriterien erarbeitet, mit denen sich anhand bestehender Klima-, Bestandes- und Standortinformationen besonders gefährdete Gebiete identifizieren lassen. Aus der Vielzahl an Eignungseinstufungen resultieren verbesserte Empfehlungen für die Anbaueignung, die der forstlichen Praxis für eine strategische Waldbauplanung bereitgestellt werden. Das Projekt wird aus dem Waldklimafonds gefördert, dessen Projektträger die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe (FNR) ist.

Dr. Astrid Meyer, LWF
Stamm einer dünnen Moorbirke vor unscharfem Hintergrund

Tagung zum Baum des Jahres 2023
Am 26. Juli 2023 veranstalteten die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) und die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Bayern e.V. (SDW) ihre – seit 1994 – alljährliche Tagung zum »Baum des Jahres«. Über 140 Teilnehmende schalteten sich der Online-Veranstaltung zu, um Wissenswertes rund um die Moorbirke (Betula pubescens) zu erfahren – diese Baumart hatte die Dr. Silvius Wodarz Stiftung 2023 zum »Baum des Jahres« ausgerufen. Damit rückten die Mitglieder des Kuratoriums »Baum des Jahres« auch die große Bedeutung von Moor- und Auwäldern für den Klimaschutz und die Artenvielfalt in den Fokus der Öffentlichkeit. Die Referenten der Tagung beleuchteten die Moorbirke aus unterschiedlichen Per-spektiven und stellten aktuelle Forschungsergebnisse vor: Dr. Gregor Aas (Uni Bayreuth) erläuterte deren Verwandtschaft, Biologie und Taxonomie, Dr. Hans-
Joachim Klemmt (LWF) referierte über den waldbaulichen Umgang mit der Moorbirke und Olaf Schmidt (ehemaliger Präsident der LWF) stellte die Moorbirke als wichtigen Bestandteil der Biodiversität in Mooren heraus. Des Weiteren berichtete Dr. Stefan Müller-Kroehling (LWF) über die Rolle der Moorbirke im Moorschutz, Dr. Muhidin Šeho (Amt für Waldgenetik) widmete sich den Themen Saatgut, Genetik und Herkunftsempfehlungen. Den Abschluss bildete der Vortrag »Birkenholz – eine Alternative?«, den Stefan Torno (Cluster Forst und Holz Bayern) hielt.

red

Waldzustandserhebung 2023

Menschengruppe im WaldZoombild vorhanden

Unternehmer und Kontrolleure bei der WZE-Schulung an der Baumart Tanne (© K. Hochholzer)

Mitte Juli 2023 fand an der LWF die Schulung zur diesjährigen Waldzustandserhebung (WZE) in Bayern statt. Dabei wies die an der LWF angesiedelte Landesinventurleitung 30 Forstleute in das Erhebungsverfahren an den Baum-arten Eiche, Buche, Fichte, Kiefer und Tanne ein. Da der Hauptparameter der WZE – die Kronenverlichtung – gutachterlich bewertet wird, ist die Schulung ein wichtiges Instrument zur Qualitätssicherung. Damit alle Aufnahmeteams den Nadel- bzw. Blattverlust der rund 17.000 Probebäume gleichermaßen beurteilen, wurden die Augen der Aufnehmenden an über 100 Bäumen »geeicht«. Erst als die Bewertungen des Nadel- bzw. Blattverlusts übereinstimmten, begann die jährliche Großrauminventur. Fünf Mitarbeiter der Forstverwaltung unterstützten die freiberuflichen Forstleute bei den Aufnahmen. Sie übernahmen zum einen Kontroll-aufgaben und standen zum anderen für Detailfragen zur Verfügung. Die Aufnahmeteams waren in ganz Bayern unterwegs und erhoben an 452 Inventurpunkten auf einem systematischen Raster von 8x8 km das Verlichtungsprozent der Baumkronen sowie sämtliche an den Probebäumen erkennbaren Schäden. Nach der Auswertung der Daten an der LWF werden die Ergebnisse der Waldzustandserhebung im Rahmen des Bayerischen Waldberichts gegen Ende des Jahres im Bayerischen Landtag vorgestellt. Die bayerischen Daten sowie die aller anderen Bundesländer gehen in den Bundeswaldbericht ein und dienen als Grundlage für waldpolitische Weichenstellungen und die forstliche Forschung.

Philipp Maldoner, LWF

Neue Partner für waldwissen.net

Gruppenbild am BiertischZoombild vorhanden

Die vier Betreiber von waldwissen.net mit den beiden neuen Partnern in ihrer Mitte (v. l. n. r.): BFW (Dr. Peter Mayer), FVA Baden-Württemberg (Prof. Dr. Ulrich Schraml), NW-FVA (Dr. Thomas Böckmann), Landesforstanstalt Mecklenburg-Vorpommern (Jörn Luboeinsky), WSL (Dr. Thomas Wohlgemuth), LWF (Dr. Peter Pröbstle) (© C. Lackner, BFW)

Mit über 3.700 Beiträgen und monatlich rund 180.000 Nutzern ist waldwissen.net die wichtigste forstliche Informationsplattform im deutschsprachigen Raum. Bereits seit 2005 verbreiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Expertinnen und Experten aus der Praxis dort Waldwissen über Ländergrenzen hinweg. Im Juli 2023 unterzeichneten die vier verantwortlichen Betreiber – die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF), das österreichische Bundesforschungszentrum für Wald (BFW), die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) und die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) – einen Partnervertrag mit der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA) und der Landesforstanstalt Mecklenburg-Vorpommern. Seit Jahren unterstützt auch die angewandte forstliche Forschung aus Sachsen (Kompetenzzentrum Wald und Forstwirtschaft), Brandenburg (Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde, LFE), Nordrhein-Westfalen (Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald) und Thüringen (Forstliches Forschungs- und Kompetenzzentrum, FFK Gotha) das Wissensportal. Mit Aufnahme der beiden neuen Waldwissen-Partner sind nun alle deutschen forstlichen Landesanstalten auf waldwissen.net ver­treten.

red

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