08.05.2024
Massiver Befallsdruck durch schwärmende Borkenkäfer - Blickpunkt Waldschutz 6/2024
von C. Triebenbacher, K. Bork

in der Mitte abgebrochene, stehende Fichte in einem WaldZoombild vorhanden

Durch Schnee und Sturm gebrochene Fichten sind derzeit ideales Brutmaterial für die Borkenkäfer. Arbeiten Sie diese Bäume schnellstmöglich auf und suchen Sie im Umkreis nach frischem Befall! (© C. Triebenbacher, LWF)

Die Fangzahlen im Borkenkäfermonitoring stiegen mit den milderen Temperaturen seit der letzten Woche wieder deutlich an. Schwerpunktregionen sind nach wie vor der Frankenwald und das angrenzende Fichtelgebirge, der Bayerische Wald und das östliche Niederbayern.

In den bayernweit ausgelegten Bruthölzern ist die Brutanlage der ersten Generation weit vorangeschritten. Die Altkäfer werden in der kommenden Woche wohl schon zur Anlage der Geschwisterbrut ausfliegen. Das bringt folgende Konsequenzen:

  • Die ausfliegenden Altkäfer befallen stehende Fichten in der näheren Umgebung und legen eine weitere Brut an - wir sprechen von einer Geschwisterbrut. Der Befall weitet sich aus!
  • Im Wald liegendes Holz aus dem Wintereinschlag oder Schneebrüchen ist in den allermeisten Fällen bereits stark befallen: Hier entwickeln sich derzeit die Eier zu Larven.
  • Zur ersten Schwärmwelle von Anfang April, deren Käfer nun zur Anlage einer Geschwisterbrut ausfliegen, kommen in einer zweiten Schwärmwelle nun die Käfer hinzu, die im Bestandsschatten oder im Boden überwintert haben. Sie fliegen jetzt sukzessive zur Anlage ihrer ersten Generation aus. Zudem schwärmen auch noch Jungkäfer, die sich aus den Herbstbruten nun fertig entwickelt haben.
  • Es herrscht also ein großer Befallsdruck!

Handlungsempfehlungen

  • Liegende Hölzer: Entfernen Sie zeitnah noch im Wald liegende Gipfel und gebrochene oder geworfene Baumstämme aus den Wintermonaten. Liegendes, befallenes Holz und alle Fangholzpolter müssen jetzt dringend aus dem Wald verbracht werden! Somit verhindern Sie den Ausflug der Elternkäfer zur Anlage einer neuen Brut und entfernen die bereits angelegten Bruten. Ist eine Abfuhr der Holzpolter nicht möglich, kann als „Ultima Ratio“ die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln in Betracht kommen.
  • Bohrmehlsuche an stehenden Fichten: Suchen Sie bei trockener Witterung Bohrmehl im Umkreis von liegenden Hölzern und im Umkreis der letztjährigen Käfernester! Egal ob die Altkäfer bereits Geschwisterbruten anlegen oder noch bei der ersten Brutanlage sind – sie produzieren dabei gut sichtbares Bohrmehl! Starker Harzfluss ist ebenfalls ein Indiz für Buchdruckerbefall. Schauen Sie unter die Rinde, wenn Sie sich unsicher sind.
  • Kontrollieren Sie Resthölzer und eingebautes Gipfelmaterial auf den Rückegassen. Auch dieses ist z.T. massiv mit Kupferstecher, teilweise sogar mit Buchdrucker befallen! Verbringen Sie befallene Gipfel, Äste und Resthölzer aus dem Wald oder hacken diese.
  • Kontrollieren Sie Ihre Fichtenwälder regelmäßig - gefährdete Bereiche am besten alle 1-2 Wochen!

Weitere Informationen über Befallsmerkmale und das aktuelle Schwärmgeschehen von Buchdrucker und Kupferstecher:

Kontrollieren Sie Ihre Nadelholzkulturen auf Rüsselkäferbefall
Aufgrund der ungewöhnlich warmen Witterung im Frühjahr ist auch der Große Braune Rüsselkäfer schon länger unterwegs. Kontrollieren Sie Ihre Kulturen, indem Sie an 100 über die Kulturfläche verteilten Pflanzen möglichen Fraßschaden aufnehmen. Sind 10 % oder mehr Pflanzen bereits stark geschädigt, sind weitere Maßnahmen anzuraten.