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Forschungs- und Innovationsprojekt
Mittel- und langfristige Vegetationsveränderungen im Naturwaldreservat Echinger Lohe - Projekt ST 330

Umgestürzter und vermodernter Baum, rings herum weiße und lila blühende Blumen, darüber lichter Altbestand

Die Echinger Lohe liegt im Nordosten Münchens nahe der Gemeinde Eching. Die isolierte Waldinsel weist eine Größe von 24 ha auf und ist von intensiv genutztem Ackerland umgeben.

Der Waldbestand der Echinger Lohe wird (bzw. wurde) durch verschiedene anthropogene Faktoren direkt oder indirekt beeinflusst und verändert. So wurde der Lohwald bis ins 19. Jahrhundert als Waldweide genutzt, die Bewirtschaftung erfolgte als Mittelwald. Auch während der Weltkriege kam es zu Streunutzungen und somit einem Nährstoffaustrag und einer Verarmung der Böden.

Kurzbeschreibung

Laubmischwald im zeitigen Frühjahr.Zoombild vorhanden

Abbildung 1: Frühling in der Echinger Lohe. (Foto: LWF)

Erst nach der Ausweisung als Naturschutzgebiet im Jahre 1951 (seit 1978 auch Naturwaldreservat) ist der direkte anthropogene Einfluss geringer geworden. Allerdings gibt es seit der großflächigen Verbreitung der Kunstdünger in den 1960er Jahren einen neuen indirekten Einfluss: Den Nährstoffeintrag aus der umgebenden Landwirtschaft. Seit einigen Jahren wirkt sich auch das Eschentriebsterben verstärkt auf die Waldentwicklung in der Echinger Lohe aus.

In der Echinger Lohe wurden seit den 1970er Jahren zahlreiche pflanzensoziologische sowie waldkundliche Vegetationserfassungen auf Dauerbeobachtungsflächen (Vegetationstransekt, pflanzensoziologische Dauerbeobachtungsflächen, Repräsentationsfläche des Naturwaldreservats) durchgeführt, welche für Wiederholungserhebungen geeignet sind.

Neben diesen Dauerbeobachtungsflächen liegen für das Untersuchungsgebiet auch wiederholt durchgeführte Vegetationskartierungen von 1961, 1985 und 2003 vor.
Umgestürzte alte Bäume in einem Laubmischwald.Zoombild vorhanden

Abbildung 2: Die Echinger Lohe ist reich an Totholz. (Foto: LWF)

Aufgrund dieser langen Forschungstradition und der zahlreich vorhandenen echten Dauerbeobachtungsflächen ist das Naturwaldreservat Echinger Lohe geradezu prädestiniert, Forschungsansätze zum Einfluss von sich ändernden Umweltbedingungen sowie zur Erfassung, Bewertung und Veränderung der Biodiversität zu verfolgen.

So kann durch eine wiederholte Erfassung der Vegetation auf den beschriebenen Dauerbeobachtungsflächen sowie durch eine erneute Vegetationskartierung insbesondere den im Folgenden beschriebenen Fragestellungen nachgegangen werden.

Fragestellungen des Vorhabens

  • Lässt sich mithilfe von wiederholten Vegetationserhebungen über einen längeren Zeitraum eine Veränderung der Waldbodenvegetation (inkl. Verjüngung der Baumarten) sowie der Strauch- und Baumschicht erkennen?
  • Lassen sich diese Vegetationsveränderungen mit einer erhöhten Stickstoffversorgung und/oder der Einstellung der Bewirtschaftung in Verbindung bringen?
  • Gibt es ggf. weitere Faktoren, die mit den beobachteten Vegetationsveränderungen in einem ursächlichen Zusammenhang stehen (insb. starkes Voranschreiten des Eschentriebsterbens während der letzten Jahre)?
  • Führen die ablaufenden Prozesse zu einer Veränderung (und ggf. Beeinträchtigung) der Phytodiversität des Schutzguts Echinger Lohe?

Methodik

Im Rahmen des Projekts sollen verschiedene Aspekte der bisherigen Vegetationserhebungen wiederholt werden (Vegetationserfassung auf Dauerquadraten, flächige Vegetationskartierung, waldkundliche Aufnahme in der Repräsentationsfläche), wobei die jeweils selbe Methodik wie bei den vorausgegangenen Erhebungen angewendet wird, um eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu gewährleisten. Durch einen Vergleich der aktuellen Aufnahmen mit den vorausgegangenen Erhebungen können die im Vergleichszeitraum abgelaufenen Vegetations¬veränderungen aufgezeigt und interpretiert werden.

Ergebnisse

Vier mehrfarbige Diagramme zur Waldentwicklung eines Versuchsbestandes von 1961 - 2018..Zoombild vorhanden

Abbildung 3: Vegetationskarten der Echinger Lohe aus den Jahren 1961, 1985, 2003 und 2018. Über die Zeit ist eine flächige Ausweitung der besser mit Nährstoffen versorgten Vegetationseinheiten (insbesondere Corydalis cava-Einheit) zu erkennen, während die an nährstoffärmere Bedingungen angepasste Carex montana-Einheit heute fast ausschließlich nur noch im Zentrum der Waldinsel anzutreffen ist. (Grafik: LWF)

Tatsächlich konnten deutliche Veränderungen im Zeitverlauf nachgewiesen werden, wobei alle Vegetationsschichten (Kraut-, Strauch-, Baumschicht) gleichermaßen betroffen waren. Bezüglich der Baumschicht zeichnet sich eine Änderung der Baumartenzusammensetzung ab. Während Esche, Bergahorn und Hainbuche ihre Anteile am Vorrat ausbauen konnten, kann für die Stieleiche ein kontinuierlicher Rückgang aufgezeigt werden. Entgegen den Erwartungen hat das in der Echinger Lohe bereits flächig verbreitete Eschentriebsterben bislang noch zu keinem messbaren Rückgang des Holzvorrats der Eschen geführt. Vielmehr ist die Esche die Baumart, die – neben Hainbuche und Bergahorn – am stärksten zum beobachteten Anstieg des Volumens beigetragen hat. Dies wird sich allerdings vermutlich in den nächsten Jahren drastisch ändern, wenn große Teile der Eschen durch das Eschentriebsterben und die damit einhergehenden Folgeschädigungen absterben werden.

Markant sind auch die Änderungen innerhalb der Strauchschicht. So kann ein Rückgang der Artenvielfalt sowie für viele Baum- und Straucharten eine Abnahme der mittleren Deckung verzeichnet werden. Manche Arten (wie z. B. die für das Arten- und Strukturgefüge des Galio-Carpinetum besonders bedeutsame Stieleiche) wurden auf den Aufnahmeflächen innerhalb der Strauchschicht nicht mehr nachgewiesen.

Innerhalb der Krautschicht sind insbesondere eine Zunahme eher schattenverträglicher Arten sowie eine Abnahme lichtbedürftiger Arten auffällig. Unterschiede zwischen den Arten mit positiver und denen mit negativer Reaktion gibt es auch hinsichtlich der Nährstoffansprüche. So sind die „Gewinner“ zumeist Arten, die ihren Verbreitungsschwerpunkt auf meso- bis eutrophen Standorten haben, während Arten oligotropher Standorte eher zu den „Verlierern“ zählen.

Als wesentliche Wirkfaktoren konnten insbesondere die Einstellung der Bewirtschaftung des einst intensiv genutzten Lohwaldes, anthropogene Stickstoffeinträge sowie ein intensiver Wildeinfluss identifiziert werden. Diese Faktoren führen mittel- bis langfristig zu einem Verlust der charakteristischen Arten- und Strukturvielfalt des Labkraut-Eichen-Hainbuchenwaldes und somit zu einer Verschlechterung des Erhaltungszustandes des Schutzgebiets Echinger Lohe. Dieses Beispiel zeigt einmal mehr, dass ein Erhalt der Biodiversität sekundärer Eichen-Hainbuchenwälder in vielen Fällen nur möglich ist, wenn gezielte Managementmaßnahmen ergriffen werden.

Veröffentlichungen

Projektinformationen
Status: abgeschlossen
Projektleiter: Dr. Thomas Kudernatsch und Markus Blaschke (LWF)
Laufzeit: 01.02.2017 - 31.07.2018
Durchführende Institution: Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft
Kooperationspartner: Fachgebiet Geobotanik, TU München; Institut für Ökologie, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten