Nachrichten aus dem AWG - LWF aktuell 132

Ästchen mit den weiblichen und männlichen Blüten

© AWG

Das Bayerische Amt für Waldgenetik (AWG) verfolgt das Ziel, die Vielfalt der Genressourcen in Bayerns Wäldern zu erhalten. Zu den zentralen Aufgaben des Amtes gehören demzufolge die Herkunftssicherung, die Umweltvorsorge und die Erhaltung der genetischen Vielfalt.

Die neuesten Erkenntnisse und Informationen aus der Landesstelle, den Bereichen Herkunftsforschung, Forschung und allgemeine Nachrichten des AWG finden sie auf dieser Seite. Die Nachrichten aus dem AWG erscheinen auch stets in der jeweiligen Ausgabe von LWF aktuell.

KUP: 300 % Zuwachssteigerung im zweiten Umtrieb

Im zweiten sechsjährigen Umtrieb erreichten die geprüften Balsamhybridpappelsorten Bakan und Skado die 3-fache Biomasseleistung der ersten Ernte. Grundlage waren die Ernteergebnisse des Sortenprüffelds Kaufering, welche im Rahmen einer Bachelorarbeit der Hochschule Weihenstephan untersucht wurden. Die höchsten Leistungssteigerungen waren bei den Neuzüchtungen der Kreuzungsgruppe der Balsampappelkreuzungen P. trichocarpa x P. maximowiczii zu beobachten. Bei den »alten« Energieholzsorten Max 1 und Hybride 275 lagen die Steigerungen beim 1,5 bis 2-fachen Zuwachs im Vergleich zum ersten Umtrieb.

Die jährliche Trockensubstanzproduktion der wichtigsten, auch in den Sortenempfehlungen des AWG aufgeführten Sorten verhielten sich wie folgt:
Sorte1. Umtrieb2. Umtrieb
Bakan10,8 TS t/ha/a38,3 TS t/ha/a
Skado9,9 TS t/ha/a 30,3 TS t/ha/a
Hybride 27510,3 TS t/ha/a 20,3 TS t/ha/a
Max 18,3 TS t/ha/a 12,0 TS t/ha/a
Die beobachteten Zuwachssteigerungen sind Ausdruck des Züchtungsfortschritts bei Pappelkreuzungen, aber auch ein Hinweis auf den sehr leistungsfähigen Lössstandort im Raum Kaufering. Das AWG dankt dem Studenten Maximilian Haun und Professor Stephan Wittkopf für die wissenschaftliche Begleitung der Ernte sowie den Kommunalwerken der Gemeinde Kaufering für die Unterstützung der Messungen. Das Prüffeld Kaufering mit insgesamt 64 Sorten ist im Bayern einzigartig. Es zeigt, dass Versuchsstandorte oft erst nach Abschluss von – meist kurzfristigen – Projekten wertvolle Daten liefern. Auch wenn die Energiewaldthematik wegen des Überangebots an Hackgut derzeit in den Hintergrund gerückt ist, bleiben KUPs mittelfristig ein wichtiger Baustein einer ökologisch orientierten Landnutzung.

Randolf Schirmer und Daniel Glas, AWG

Abschluss-Symposium zu seltenen heimischen Baumarten

Die Gruppe steht um einem alten Baum im LaubwaldZoombild vorhanden

Teilnehmende des Symposiums bei den Exkursionen (© S. Thierfelder, AELF Schweinfurt)

Der Klimawandel stellt die Forstwirtschaft vor große Herausforderungen und trifft das ganze Waldökosystem sowie alle Leistungen und Güter, die unsere Wälder liefern. Die trockenen Jahre 2018 bis 2020 haben aufgezeigt, dass vermehrt Baumarten in den Fokus rücken werden, die bisher eine Nebenrolle gespielt haben. Neben heimischen Hauptbaumarten sollten seltene heimische Baumar­-ten bei den Waldumbaumaßnahmen stärker berücksichtigt werden. Eine große Herausforderung ist bei diesen Baumarten die nachhaltige Versorgung mit hochwertigem und herkunftssicherem Vermehrungsgut. Im Rahmen des Projekts P034 wurde die Erarbeitung von Herkunftsempfehlungen und Verbesserung der Erntebasis für Feldahorn, Flatterulme, Speierling und Eibe in Bayern auf genetischer Grundlage vorgenommen. Die seltenen Baumarten sollten bei Waldumbaumaßnamen aktiv berücksichtigt werden und von der »Ersatzbank« zu »Stammspielern« befördert werden. Die Förderung des Projekts erfolgte durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) über das Kuratorium für forstliche Forschung.

Beim Abschluss-Symposium stellte das Bayerischen Amt für Waldgenetik in Teisendorf die Ergebnisse des Projekts vor. Es wurden Aspekte der Erhaltung und Nutzung seltener heimischer Baumarten im Klimawandel, Kartierung der Vorkommen sowie Bedeutung der Genetik bei den vier Projektbaumarten präsentiert. Ein Vortrag zur Erfahrung beim Anbau und der Bewirtschaftung seltener Baumarten lieferte wertvolle Hinweise für den Anbau dieser ökologisch wertvollen Baumarten. Anschließend konnten die Teilnehmer ausgewählte Bestände des Feldahorns, des Speierlings und der Flatterulme besichtigen, sich ein Bild von den Potenzialen dieser Baumarten verschaffen und offene Fragen diskutieren. Die zuständigen Revierleiter stellten die Be­stände sowie die bisherige Bewirtschaftung vor. Für alle vier untersuchten Baumarten wurden Erhaltungs- und Saatguterntebestände definiert. Die vorgeschlagenen Saatguterntebestände werden in das bayerische Erntezulassungsregister aufgenommen. Das Projekt schafft Grundlagen für die Nutzung seltener Baumarten und für den Erhalt der Biodiversität nach dem Prinzip »Schützen und Nutzen« in den bayerischen Wäldern, um die vielfältigen Funktionen unserer Wälder auch für zukünftige Generationen zu sichern.

Das Symposium wurde in Zusammenarbeit mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt organisiert.

Dr. Muhidin Šeho, AWG und Stephan Thierfelder, AELF Schweinfurt

AWG-Fortbildung »Baumarten- und Herkunftswahl im Klimawandel«

Gruppenfoto im WaldZoombild vorhanden

Teilnehmende der Fortbildung bei der Nachkommen­schaftsprüfung für Bergahorn (© M. Šeho, AWG)

Durch die zunehmende Trockenheit und Dürre der letzten Jahre und dem dadurch bedingten Ausfall von Laub- und Nadelbaumarten wird die Frage der standortsgerechten Baumarten- und Herkunftswahl immer wichtiger. An der diesjährigen Fortbildung zum Thema »Baumarten- und Herkunftswahl im Klimawandel« konnten unter den geltenden Schutz- und Hygienemaßnahmen 15 Teilnehmer aus unterschiedlichen Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten aus ganz Bayern teilnehmen. Bei der Vorstellung der Teilnehmer und dem Erfahrungsaustausch wurde deutlich, dass in der Beratung die Baumarten- und Herkunftswahl eine zentrale Rolle spielt und neue Erkenntnisse zu heimischen und nichtheimischen Baumarten dringend benötigt werden. Die Vorträge zu folgenden Themen »Neue Baumarten und Herkünfte im Klimawandel«, »Biodiversität – mehr als Artenvielfalt« und »Herkunftswahl – entscheidend für Stabilität und Produktivität der Wälder« wurden vorgestellt und mit den Teilnehmern diskutiert. Großes Interesse bestand bei alternativen Herkünften heimischer Hauptbaumarten sowie geeigneten Herkünften seltener heimischer Baumarten. Des Weiteren wurde diskutiert, wie eingeführte und neue nichtheimische Baumarten zur Erweiterung der Baumartenpalette und Risikostreuung genutzt werden können. Das In­strument der »Praxisanbauversuche« sollte genutzt werden, um praktische Erfahrungen zu gewinnen.

Bei der Exkursion konnten die Teilnehmer verschiedene Alternativbaumarten (z. B. Atlas- und Libanonzeder, Schwarz-
kiefer, Baumhasel und Tulpenbaum) sehen sowie die Vorteile und Herausforderungen bei der Einbringung diskutieren. Entscheidend für den erfolgreichen Anbau ist neben der geeigneten Herkunft die Qualität des Pflanzmaterials. Wie bei heimischen Baumarten sollte bei nichtheimischen Baum­­arten ungeeignetes Pflanzmaterial zurückgegeben werden. Bei weiteren Exkursionspunkten besichtigten die Teilnehmer einen Generhaltungsbestand, in dem das Konzept zum Erhalt und zur nachhaltigen Nutzung forstl­icher Genressourcen sowie das genetische Monitoring vorgestellt wurden. Die Ausweisung weiterer Generhaltungsbestände wird bayernweit fortgesetzt. Am Beispiel von Nachkommenschaftsprüfungen für Bergahorn und Rot­­eiche wurde die zukünftige Anlage und Auswertung von Feldversuchen diskutiert.

Dr. Muhidin Šeho, AWG

Genomik und Anpassung in Waldbäumen

Die EVOLTREE-Konferenz »Genomics and Adaptation in Forest Ecosystems« wurde vom 14. bis 17. September 2021 von der WSL (Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft) in Birmensdorf in der Schweiz veranstaltet. Sie wurde als kombinierte Konferenz mit Teilnehmern vor Ort und online durchgeführt. Mehr als 240 Autoren und Autorinnen waren an den eingereichten Beiträgen beteiligt. Die vorgestellten Beiträge reichten von neuartigen Methoden im Bereich Genomik und Anpassung von Waldbäumen über Genomik im Klimawandel bis zu angewandten Themen wie Erhaltungsstrategien und Wege zu klimafreundlichen Wäldern.

Das AWG war mit dem Vortrag »Genetische Marker unterstützen die Auswahl von Generhaltungsbeständen und Saatguterntebeständen für seltene Baumarten: Flatterulme, Feldahorn, Eibe und Speierling« und als Co-Autoren des Vortrages »Suche nach klimaresistenten Eichen« beteiligt.

Dr. Barbara Fussi, AWG

Neue Zuordnung der Kontroll- und Servicestellen

Mit Realisierung der Ämterreform zum 1. Juli 2021 hat sich die räumliche Zuordnung der vier Kontroll- und Servicestellen geändert. Die konkrete Ausformung kann auf der Homepage des AWG eingesehen werden.

www.awg.bayern.de/159519/index.php

Personaländerung

Porträt von Andreas HermerZoombild vorhanden

© A. Hermer

Mit Andreas Hermer erhielt die Landesstelle zum 1. September 2021 einen weiteren neuen Kollegen zur Leitung einer Kontroll- und Servicestelle. Er folgt Michael Luckas nach, der diese Funktion durch die komplette Übernahme der Geschäftsführung in der Landesstelle FoVG abgegeben hat. Andreas Hermer betreut nun die Kontroll- und Servicestelle 2 mit neuem Dienstsitz am AELF Tirschenreuth-Weiden, wo er seine Stelle mit dem Dienstposten »Qualitätsbeauftragter forstliche Förderung« (QbF) komplettiert. Für die Erfüllung seines Aufgabenbereiches wird dem neuen Kontrollbeamten sicher seine langjährige Berufserfahrung von Nutzen sein. Andreas Hermer war zunächst einige Jahre als Revierleiter am Forstamt Flossenbürg tätig, bevor ihm mit der Forstreform 2005 die Aufgaben des QbF und des Natura2000-Gebietsbetreuers am AELF Pfaffenhofen übertragen wurde. Er behielt diese Doppelfunktion auch nach seinem Wechsel an das AELF Weiden in der Oberpfalz im Oktober 2011 bis August 2021. Der Überwachung der Vorschriften nach dem Forstvermehrungsgutgesetz kommt beim notwendigen Waldumbau und der zunehmenden Nachfrage nach seltenen und neuen Baumarten eine immer größere Rolle zu. Mit großer Aufmerksamkeit und konsequentem Handeln will sich Andreas Hermer künftig dieser Herausforderung stellen.

Michael Luckas

Beitrag zum Ausdrucken

Weiterführende Informationen