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30.10.2019
Starke Zunahme der Schäden durch Rindenbrüter an Weißtanne - Blickpunkt Waldschutz 14/2019
von Cornelia Triebenbacher und Karin Bork

Aus vielen Teilen Bayerns werden z. T. massive Schäden an Tannen im mittleren bis starken Baumholz gemeldet. Die Schäden verteilen sich auf alle Tannenvorkommen in Bayern mit Fokus auf Mittel- und Oberfranken, sowie die östlichen Mittelgebirgsregionen und das Alpenvorland.

Nach Störungen aufgrund von abiotischen Schadereignissen wie Schneebruch, Trockenheit und Hitze oder biotischen Vorschädigungen durch Tannenstamm- oder Triebläuse treten oft Gradationen von Borkenkäfern an der Tanne auf. Die Schäden durch Tannenborkenkäfer haben sich im Vergleich zu 2018 auf derzeit gut 15.000 fm mehr als verdoppelt (Stand 31.08.2019).
Die Borkenkäfer an der Tanne sind oft miteinander vergesellschaftet. Vor allem bei Massenvermehrung können einzelne Arten primär werden. Dazu zählt insbesondere der Kleine Tannenborkenkäfer (Cryphalus piceae), der in seinem Schadgeschehen dem Kupferstecher stark ähnelt. Er besiedelt vor allem dünnrindige Bereiche, also den Kronenraum von Alttannen sowie jüngere Bestände. Bei Massenvermehrung und ausreichend Brutraumangebot (Schlagabraum, Kronenmaterial) sind insbesondere Kulturen, Dickungen und Jungbestände von primärem Befall bedroht.

Ebenso sind der Krummzähnige Tannenborkenkäfer (Pityokteines curvidens) und seine nahen Verwandten (Pityokteines spinidens, Pityokteines vorontzovi) häufig am Schadgeschehen beteiligt. Im Nachgang zum Borkenkäferbefall führt auch der Tannenrüssler (Pissodes piceae) zu starken Schäden an Tannen diverser Altersklassen.
Brutbild des krummzähnigen Tannenborkenkäfers am Stamm

Brutbild des krummzähnigen Tannenborkenkäfers

Harzfluss an Tanne

Harzfluss an Tanne

Gemeinsame Befallskennzeichen der häufigen Tannenborkenkäfer

Von Borkenkäfer befallene Tannen zeichnen anfangs wenig, sodass ein Befall meist erst spät in der Besiedlungsphase erkannt wird.
  • Starker Harzfluss entlang der Stammachse, speziell im Bereich des Kronenansatzes mit glänzend frischen Harztropfen (perlschnurartig) Ende September/Anfang Oktober an äußerlich vital erscheinenden Tannen, da Überwinterung von Jung- und Altkäfern in Überwinterungsbäumen
  • Mäßig starker Harzfluss im März/April bzw. Juni/Juli aufgrund der Brutanlage
  • Spechtabschläge und Ablösung größerer Rindenpartien
  • Feines Bohrmehl hinter Rindenschuppen (weniger als bei Buchdruckerbefall), am Stammfuß und der Bodenvegetation nur bei hohen Besatzdichten deutlich erkennbar
  • Nadelrötung und Kronenverlichtung zuerst an einzelnen Ästen in unteren Kronenpartien, später über die gesamte Krone
  • Reifungsfraß der adulten Käfer verursachte krebsartige Wucherungen nebst Harzfluß

Handlungsempfehlungen

Überwachung
Sind Schäden durch Tannenborkenkäfer bekannt, sollten zur Überwachung der Bestände folgende Maßnahmen erfolgen:
  • Suche nach Überwinterungsbäumen mit frischen, glänzenden Harztropfen am Stamm von Mitte September bis Ende Oktober
  • Nach Vorschädigung der Bestände (Sturm/Schneebruch etc.) Kontrolle auf Stehendbefall ab März
Vorbeugende Maßnahmen
Der Brutraumentzug im Rahmen der "sauberen Waldwirtschaft" ist eine bewährte und effektive Methode zur Vermeidung von Folgebefall im Zuge einer Massenvermehrung. Hierzu zählen:
  • Einschlag und Abfuhr aller unbesiedelten Sortimente
  • Die maschinelle Entrindung von Stammholz
  • Hacken des Kronenderbholzes und Astmaterials vor der Besiedlung durch Tannenborkenkäfer
Maßnahmen bei festgestelltem Befall
Die kurativen Maßnahmen bei Borkenkäferbefall an Tanne weichen zum Teil von den einschlägigen Maßnahmen der Borkenkäferregulierung an der Fichte ab:
  • Befallene Bäume umgehend entnehmen und abfahren vor Ausflug der Käfer
  • Lagerung in einem Abstand ≥ 500 m zu befallstauglicher Tanne
  • Entrindung:
    • Sinnvoll bei frischem Befall bis einschließlich weißem Larvenstadium; Rinde kann im Bestand belassen werden; Larven sterben ab.
    • Nicht sinnvoll nach Verpuppung: Verpuppung der Pityokteines -Arten an Tanne vorwiegend im Splint (Puppenwiegen im Splint sind als kreisrunde, mit weißen feinen Bohrspänen verstopfte Löcher kleiner 1 mm erkennbar); Käfer können sich auch am entrindeten Stamm fertig entwickeln!
  • Hacken von Restmaterial:
    • aufgrund der geringen Größe der Imagines der Tannenborkenkäfer nur begrenzt wirksam, nachfolgende thermische Verwertung empfohlen
    • Bei Befall ausschließlich durch den Krummzähniger Weißtannenborkenkäfer: Hacken von Resthölzern über 7 cm Durchmesser wirksam
    • Befall durch Kleinen und Mittleren Tannenborkenkäfer: Verbrennen, Hacken oder Abfuhr von Ast- und Wipfelmaterial
  • Vor-Ausflug-Spritzung:
    • besiedeltes Stammholzes mit gegen rindenbrütende Borkenkäfer zugelassener Pflanzenschutzmittel behandeln; „ultima ratio“ im Rahmen des Integrierten Pflanzenschutzes
  • Befallskontrolle an umstehenden Tannen, auch Kulturen (Gefährdung von Stehendbefall v.a. durch Kleinen Tannenborkenkäfer)
UVV und Holzentwertung
Tannenholz wird rasch von pilzlichen Destruenten besiedelt. Durch die Zersetzung von Zellulose verursachte Weichfäulen stellen eine Entwertung der Holzqualität dar und mindern die Festigkeitseigenschaften, wodurch die Bruchgefahr bei stehenden Tannen deutlich erhöht ist.

Link zur Waldschutz Info 2/2019 der FVA Baden-Württemberg:

Waldschutz Info 2/2019 der FVA Baden-Württemberg Externer Link

Mehr zu Biologie, Lebensweise, Brut- und Schadbild der Tannenborkenkäfer sowie des Tannenrüsslers finden Sie unter "Weitere Informationen".

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