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Hannes Lemme und Gabriela Lobinger
Trockenstress von Waldbäumen und Gefahr durch Borkenkäfer und Prachtkäfer - Blickpunkt Waldschutz 08/2015

Der Füllstand des Bodenwassersspeichers [%] von Mai bis Anfang August 2015 an den Waldklimastationen in Bayern ging überall deutlich zurück (Grafik: Stephan Raspe).Zoombild vorhanden

Abb. 1: Bodenwasserspeicher
(Grafik: Stephan Raspe)

Die letzten Wochen und Monate waren im Vergleich zum Durchschnitt der letzten Jahre sehr warm und regional trocken. Vor allem in den nordbayerischen Wäldern wirkt sich diese Situation spürbar aus.

Seit April 2015 fielen in Unterfranken nur sehr geringe Niederschläge. Beispielsweise wurden in der Waldklimastation Würzburg zwischen April und Juli nur 41 % der mittleren langjährigen Niederschläge des Zeitraums registriert.
Daher ist der Bodenwasserspeicher in vielen Waldorten in Bayern schon sehr stark aufgebraucht (Abb. 1).
Eichenzweig mit verdorrten Blättern.Zoombild vorhanden

Abb. 2: Zweigabsprünge der Eiche auf einem Waldweg in
Unterfranken, Ende Juli 2015.
(Foto: Hanes Lemme)

Trockenstress ist nicht immer einfach zu erkennen, da ähnliche Schadbilder auch bei Pilzbefall oder Nährstoffmangel auftreten können. Erste Anzeichen von Trockenstress am Baum sind gleichmäßig verbraunte, oftmals aufgedrehte Blattränder. Nimmt der Wassermangel weiter zu, wird die Krone schütter bis hin zu einer vollständigen Entlaubung. Bei einigen Baumarten, so besonders bei den Eichen, kommt es zu Zweigabsprüngen (Abb. 2). Die Bäume verringern durch Reduktion der Blattmasse den Wasserbedarf und sichern so ihr Überleben.

Wassermangel und Hitze machen die Bäume angreifbarer für Schadinsekten. Borkenkäfer wie Buchdrucker und Kupferstecher an Fichten und der Eichenprachtkäfer an Eichen können gestresste Bäume leichter befallen.

Buchdrucker und Kupferstecher an Fichte

Die zweite Jungkäfergeneration des Buchdruckers befindet sich im Flachland derzeit im Larven- und Puppenstadium. Mit dem Ausfliegen der Jungkäfer und der Anlage einer dritten, überwinternden Generation ab Ende August muss daher gerechnet werden. Der Buchdrucker meidet bei Temperaturen über 30 °C sonnenexponierte Bereiche und zieht sich dann vom Bestandesrand in tiefere Bestandesbereiche zurück, wodurch die Befallssuche teils erschwert wird. In den kommenden Wochen ist es wichtig, intensive Befallskontrollen durch zu führen und durch konsequente Aufarbeitung effizient die Käferpopulation abzuschöpfen. So wird die Ausgangslage für das kommende Jahr verbessert.

Der Kupferstecher befällt neben jungen Bäumen auch bevorzugt durch Trockenstress geschwächte Altfichten. Der Befall beginnt im oberen Kronenteil und wird erst erkennbar, wenn sich die Krone von der Spitze aus rötlich verfärbt. Das Schadbild kann sich dann weiter über die gesamte Krone ausdehnen. Häufig folgt dem Kupferstecherbefall in der Krone auch ein Angriff des Buchdruckers im Stammbereich. In der derzeitigen Situation ist es erforderlich, nicht nur die Stämme, sondern auch das Kronenmaterial aufzuarbeiten und aus dem Bestand abzufahren bzw. zu häckseln.

Prachtkäfer an Eiche

Stammteil einer Eiche mit verletzter Rinde (Spechtaufschlag) und Fraßgängen des Eichenprachtkäfers.Zoombild vorhanden

Abb. 3: Spechtaufschlag am Stamm einer Eiche mit Frassgängen des Eichenprachtkäfers.
(Foto: Hannes Lemme)

Durch den Zweifleckige Eichenprachtkäfer werden grundsätzlich nur geschwächte, aber noch lebende Stiel- und Traubeneichen befallen. Zu den Schwächefaktoren zählen insbesondere Witterungsextreme. Nach der Trockenheit dieses Sommers muss daher mit verstärktem Befall von Eichen gerechnet werden.

Anzeichen für einen Befall mit dem Zweifleckigen Eichenprachtkäfer sind starke Vergilbungserscheinungen der Blätter (bis zur Verbräunung) innerhalb der Krone oder einzelner Äste und ein verstärktes Auftreten von Spechteinschlägen im Stammbereich (Abb. 3).
Eichenkrone mit Blattverlust und Totästen.Zoombild vorhanden

Abb. 4: Stark geschädigte Eiche mit starkem Blattverlust und hohen Totholzanteil.
(Foto: Gabriela Lobinger)

Daher müssen jetzt bis September Kontrollgänge durchgeführt und Bäume mit mehr als 75 % Blattverlust und Totastanteilen von mehr als 30 % markiert werden (Abb. 4). Die Entscheidung über das weitere Vorgehen sollte erst nach Ende der Vegetationsperiode getroffen werden. Wir bieten hierfür eine Beratung vor Ort an.

Detaillierte Informationen gibt auch das Faltblatt der LWF "Der Zweipunktige Eichenprachtkäfer" und das Merkblatt der Forstlichen Versuchsanstalt- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg sowie der Forstlichen Versuchsanstalt Rheinland Pfalz "Empfehlungen zur Behandlung von durch den Zweipunkt Eichenprachtkäfer geschädigten Eichenbeständen". Beide Merkblätter sind im Internet abrufbar.