Holger Hastreiter
Der Kleinprivatwald – ein »Draufzahlgeschäft«? – LWF aktuell 129

Ergebnisse aus dem Testbetriebsnetz 2019

Welches Betriebsergebnis erzielten die bayerischen Privatwaldbetriebe bis 50 Hektar Waldfläche im Kalenderjahr 2019? War bei der damaligen Holzmarktlage eine gewinnbringende Bewirtschaftung im Kleinprivatwald überhaupt noch möglich? Das Testbetriebsnetz kann zur Beantwortung solcher Fragestellungen einen Beitrag leisten, weil es die Bewirtschaftung der im bayerischen Privatwald am häufigsten vorhandenen Betriebsgrößenklassen zahlenmäßig abbildet.

Die Privatwaldfläche in Bayern umfasst etwa 1,4 Millionen Hektar. Der überwiegende Anteil davon, nämlich 75 %, gehört Waldeigentümern mit Forstflächen bis zu 50 Hektar und ist damit dem sogenannten Kleinprivatwald zuzuordnen. Um einen Einblick in die Bewirtschaftung dieser Kleinprivatwaldbetriebe zu erhalten, befragt die Abteilung »Waldbesitz, Beratung, Forstpolitik« der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft seit 2012 jährlich zwischen 50 und 60 Waldbesitzer mit bis zu 50 ha Betriebsfläche.

Besprochen werden dabei unter anderem die Themen Maschinenausstattung, stundenmäßiger Arbeitseinsatz im Wald, Holzeinschlag und -verkauf und die Durchführung sonstiger Betriebsarbeiten (Pflanzung, Waldschutz, Pflege, Wegebau etc.). Die freiwilligen Teilnehmer an dieser Untersuchung können aufgrund der enormen Zahl an Betriebseinheiten (über 475.000) und der damit verbundenen Heterogenität der Waldbesitzer in der Grundgesamtheit natürlich nur einen kleinen Ausschnitt abbilden.

Testbetriebsnetz Kleinprivatwald – Ergebnisse und Kennzahlen für 2019

Schuppen mit gespaltenem Brennholz darunterZoombild vorhanden

Abb. 1: Brennholz ist nach wie vor das wichtigste Sortiment, das in der Waldbewirtschaftung des Kleinprivatwaldes anfällt. (Foto: Klaus Schreiber)

Die gemittelte Waldfläche der 55 teilnehmenden Betriebe liegt bei 7,7 ha und damit weit über dem bayerischen Durchschnitt von 2 ha. Ihre Baumartenausstattung ist mit 78 % sehr »nadelholzgeprägt«, liegt damit aber lediglich um 10 % über dem in der Bundeswaldinventur für den bayerischen Privatwald ermittelten Wert. Im Schnitt arbeiteten die befragten Waldbesitzer im Jahr 32 Stunden je Hektar in ihrem Wald. Elf Stunden davon entfielen auf die Holzernte (Hiebsvorbereitung, Holzeinschlag und Holzbringung), zehn Stunden auf die sonstigen Forstbetriebsarbeiten und elf Stunden auf die Energieholzbereitstellung. Die Arbeiten wurden überwiegend in Eigenregie mit im Mittel 1,2 unentgeltlichen Arbeitskräften (Familienangehörige, Verwandte und Bekannte) durchge-führt. 26 Teilnehmer ließen die Waldarbeit teilweise durch ein Forstunternehmen erledigen.

Die Einteilung der Betriebe nach Aushaltung verschiedener Sortimente zeigt, dass 36 Teilnehmer Stammholz gemacht haben. 29 davon haben dieses zumindest teilweise verkauft. Brennholz hingegen wurde in 46 Betrieben ausgehalten, jedoch nur in 17 Fällen verkauft. Hackschnitzel haben 22 Betriebe erzeugt und 9 davon verkauften Hackschnitzel. Prozentual stellt sich die Sortimentsaushaltung am Gesamteinschlag wie folgt dar: 2019 wurden von den Teilnehmern rund 30 % ihres Gesamteinschlages als Stammholz ausgehalten. 50 % wurden dagegen zu Scheitholz und 14 % zu Hackschnitzel verarbeitet.

Die Gegenüberstellung der ausgehaltenen Sortimentsanteile zeigt, dass 25 % als Stammholz vermarktet und nur 5 % für eigene Bauprojekte selbst genutzt wurden. Der Stellenwert, den die Bereitstellung von Energieholz in den Waldbesitzgrößen bis 50 Hektar einnimmt, ist also weiterhin sehr hoch. Bezogen auf die im Befragungszeitraum ausgehaltene Gesamtholzmenge wurden 64 % des Gesamteinschlags als Energieholz ausgehalten. Davon gingen jedoch nur 17 % in den Verkauf, 14 % als Scheitholz und lediglich 3 % in Form von Hackschnitzel.

Die Masse des Energieholzes wird also zur Deckung des Eigenbedarfs verwendet. Der Wert dieser Eigenbedarfsmenge erhöht als kalkulatorische Einnahme den Betriebsertrag. Um die selbst genutzte Holzmenge als Ertrag für die Betriebe anrechnen zu können, wurde der übliche durchschnittliche Marktpreis für das jeweilige Sortiment angenommen.

Davon wurden die entstandenen Aufarbeitungskosten abgezogen. Das Ergebnis ist ein ideeller Eurobetrag je Einheit (Festmeter, Raummeter, Schüttraummeter), den sich der Waldbesitzer mit der Nutzung des eigenen Holzes gegenüber dem Zukauf gespart hat. Der Holzertrag des Betriebes setzt sich somit aus den tatsächlichen Verkaufserlösen und den kalkulatorischen Werten für den Eigenverbrauch zusammen.

Durch die Bildung von Durchschnittswerten aus den im Internet verfügbaren Verrechnungssätzen mehrerer bayerischer Maschinenringe wurden die Lohnkosten für die Eigentätigkeit und die Maschinenkosten für betriebseigene Maschinen ermittelt. Die kalkulatorischen Lohnkosten für die eigene Waldarbeit und unentgeltlich beschäftigte Personen wurden 2019 mit 16 Euro in der Stunde angesetzt. Fremdarbeitskosten, Maschinenmiete oder Materialkosten sind mit dem tatsächlichen entstandenen Rechnungsbetrag in die Kalkulation eingeflossen.
Kleines Heft mit großem praktischem Wert
Cover einer Broschüre der LWF, darauf ein HolzpolderZoombild vorhanden

Abb. 3: Mittlerweile ist das Heft ein fester Bestandteil in der Publikationsliste der LWF und kann kostenlos bestellt werden. (Grafik: LWF)

In kleineren Privatwaldbetrieben ist es eher unüblich, lückenlose Tätigkeitsberichte über die eigene Waldbewirtschaftung zu führen. Als kleine Hilfestellung für die Teilnehmer hat die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) deshalb eine DIN A5-Broschüre mit dem Titel »Mein Wald« erstellt, die weitgehend anlog zu den Tabellenblättern der Testbetriebsnetzdatei aufgebaut ist.

Diese Broschüre schicken wir den Waldbesitzern zu Beginn des für die Abfrage relevanten Jahres zu. Dadurch entsteht ein praktischer Doppelnutzen. Zum einen können die Waldbesitzer am Ende des Jahres alle mit der Bewirtschaftung des eigenen Waldes verbundenen Einnahmen und Ausgaben nachvollziehen oder beispielsweise anhand der Dokumentation des Maschineneinsatzes im Wald die tatsächliche Auslastung der eingesetzten Maschinen ermitteln, zum anderen können die seitens der LWF benötigten Kennzahlen während des Interviews direkt nachgeschlagen und weitergegeben werden.

Die Dokumentationshilfe selbst verbleibt bei den Unterlagen der Testbetriebsnetz-Teilnehmer. Zahlreiche Interviewpartner haben diesen Vorteil erkannt und verwenden diese Hilfestellung gerne auch in ihrem Eigeninteresse. Mittlerweile ist das Heft ein fester Bestandteil in der Publikationsliste der LWF (www.lwf.bayern.de) und kann kostenlos bestellt werden.

Ein ganz besonderer Dank gebührt an dieser Stelle den freiwilligen Teilnehmern am »Testbetriebsnetz Kleinprivatwald«, die ihre Zeit opfern und uns bereits seit mehreren Jahren einen zahlenmäßigen Einblick in das Betriebsgeschehen in ihrem Wald ermöglichen.

Sind Sie Besitzer einer Waldfläche von bis zu 50 ha und der obige Beitrag hat Ihr Interesse geweckt, ebenfalls am »Testbetriebsnetz Kleinprivatwald« teilzunehmen? Dann kontaktieren Sie uns für weitergehende Informationen per Email unter holger.hastreiter@lwf.bayern.de oder telefonisch unter der Rufnummer 08161 4591-703.

Bezug des Hefts Externer Link

Betriebsergebnis 2019 mit und ohne kalkulatorischen Eigenlohn

Aus der Differenz sämtlicher Erträge abzüglich aller notwendigen Aufwendungen ergeben sich für die bisherigen Erhebungsjahre die in den Tabellen 1 und 2 dargestellten Ergebnisse. Für den Waldbesitzer, der seinen Wald hauptsächlich in Eigenregie bewirtschaftet und dabei keinen Lohn für die eigene Arbeitszeit einkalkuliert, ist das Betriebsergebnis ohne kalkulatorischen Lohnansatz das Maß für die Rentabilität seines Waldes.

Betriebsertrag

Die Erträge aus Holz und Forsterzeugnissen stiegen 2019 um 1,8 % und blieben damit etwa auf dem Niveau der Vorjahre. Ein Grund für die stabile Ertragslage dürfte das oben bereits erläuterte Nutzungs- und Verkaufsverhalten der Teilnehmer sein. Die Hälfte des Gesamteinschlages wurde demnach als Brennholz ausgehalten.

Brennholz ist ein Sortiment, welches durch den Holzpreisverfall im Jahr 2019 in geringerem Maß betroffen war als das Stammholz und weiterhin annehmbare Verkaufserlöse bzw. bei Eigennutzung einen entsprechenden geldwerten Ertrag brachte. Die auf den ersten Blick relativ gut erscheinenden Erträge aus Holz und Forsterzeugnissen relativieren sich aber, wenn man bedenkt, dass der durchschnittliche Holzeinschlag von 10 fm/ha in 2018 auf 12 fm/ha im Jahr 2019 stieg.

Der durchschnittliche Erlös je eingeschlagenen Festmeter sank im Jahr 2019. Ursächlich dafür war der generelle Preisrückgang beim Nadelstammholz. Aufgrund des Überangebotes durch die immensen Schadholzmengen der vergangenen Jahre rutschten die Preise teilweise in den Keller. Dabei ist bezeichnend, dass bei den Teilnehmern 61 % der Gesamteinschlagsmenge durch Kalamitäten bedingt war.

Ebenfalls bemerkenswert ist, dass die Testbetriebsnetzteilnehmer mit 32 €/ha wesentlich mehr Fördermittel (+25 €/ha) abgerufen haben als im Vorjahr 2018. Insgesamt betrachtet erhöhte sich damit der durchschnittliche Betriebsertrag im Vergleich zu 2018 um 5,6 %.
Tabelle 1: Reinertrag [€/ha] unter Berücksichtigung eines Eigenlohns für die Erhebungsjahre 2012 bis 2019
BetriebsergebnissemitkalkulatorischemEigenlohn von16 €/Std
Jahr20122013201420152016201720182019
Erträge aus Holz- und Forsterzeugnissen728736614850684691703716
Sonstige Erträge (z. B. Förderung)311422122667936
Betriebsertrag759750636862710758712752
Aufwand für Holz- und Forsterzeugnisse401469382482529566627686
Aufwand für Betriebsarbeiten145150147138227232190255
Aufwand für Verwaltung3939384241393942
Betriebsaufwand585658567662797837856983
Reinertrag (inkl. Fördermittel)1749269200–87–79–144–231

Betriebsaufwand ohne kalkulatorischen Eigenlohn

Der Aufwand für die Bereitstellung von Holz- und Forsterzeugnissen lag 2019 um 13 % je Hektar höher als 2018. Ursachen für die Kostensteigerung waren zum einen der geringfügig höhere Brennholzanteil am Gesamteinschlag, zum anderen die hohe Schadholzquote und leicht gestiegene Maschinenkosten.

Die Aufwendungen für die sonstigen forstlichen Betriebsarbeiten wie Walderneuerung, Waldschutz, Wegebau etc. erhöhten sich gegenüber dem Vorjahr um 53 %. Für die Walderneuerung (Kulturen, Nachbesserung, Voranbauten, Begleitwuchsregulierung etc.) wurden 53 €/ha investiert. Das waren 25 €/ha mehr als im Jahr 2018. Die Aufwendungen für Waldschutzmaßnahmen wuchsen erheblich von 12 auf 27 €/ha.

Die Ausgaben für die Waldpflegemaßnahmen betrugen 9 €/ha (2018: 6 €/ha) und für die Walderschließung (hauptsächlich Wegeinstandhaltung) 9 €/ha (2018: 18 €/ha). Im Jahr 2019 beauftragte knapp die Hälfte der befragten Waldbesitzer ein Forstunternehmen. Die durchschnittlichen Unternehmerkosten stiegen gegenüber 2018 um 34 % auf 83 €/ha. Insgesamt erhöhte sich der Betriebsaufwand ohne kalkulatorischen Eigenlohn gegenüber 2018 um 18,9 %.
Tabelle 2: Deckungsbeitrag [€/ha] Betriebsergebnis ohne kalkulatorischem Eigenlohn für die Erhebungsjahre 2012 bis 2019
Betriebsergebnisseohne kalkulatorischemEigenlohn von16 €/Std
Jahr20122013201420152016201720182019
Erträge aus Holz- und Forsterzeugnissen728736614850684691703716
Sonstige Erträge (z. B. Förderung)311422122667936
Betriebsertrag759750636862710758712752
Aufwand für Holz- und Forsterzeugnisse206222183239227261299338
Aufwand für Betriebsarbeiten6050434588986498
Aufwand für Verwaltung3939384241393942
Betriebsaufwand305311264326356398402478
Deckungsbeitrag (inkl. Fördermittel)454439372536354360310274

Betriebswirtschaftliche Lage im Kleinprivatwald

Baumstamm liegt im Schnee und wird von einem Mann in kleine Stücke gesägtZoombild vorhanden

Abb. 2: 2019 haben die Teilnehmer der Kleinprivatwald-Umfrage 20 % mehr Holz eingeschlagen als im Jahr zuvor. (Foto: Ramona Frodl)

Der Holzverkauf ist die Haupteinnahmequelle im Kleinprivatwald. Diesem gleichzusetzten ist die Nutzung von Holz aus dem eigenen Wald für den eigenen Bedarf. Der Marktpreis für Rohholz, insbesondere für Nadelstammholz, war bereits im Jahr 2019 erheblich gesunken. Dennoch deckten die Erlöse aus dem Holzverkauf zusammen mit dem monetär bewerteten Eigennutzungen in vielen Fällen die Aufwendungen für die Waldbewirtschaftung.

Allerdings wird bei dieser Betrachtungsweise der erhebliche persönliche Zeitaufwand, den die Waldbesitzer in die Bewirtschaftung und Pflege ihres Waldes investieren, außer Acht gelassen. Steigen die Waldschäden zukünftig weiter so rasant wie in den Jahren 2018 bis 2020 und verharrt der Holzpreis auf dem gegenwärtig niedrigen Niveau oder fällt sogar noch mehr, dann bleibt nach Abzug der Erntekosten nur ein geringer oder gar kein Ertrag mehr übrig.

Damit kann nur wenig Geld für die kostenintensiven Tätigkeiten im Wald wie Pflanzung, Pflege und Waldschutz reinvestiert werden. Man kann für die finanzielle Situation der Waldbesitzer daher nur hoffen, dass der Freistaat Bayern die forstliche Förderung weiterhin im bisherigen Umfang aufrechterhält bzw. noch ausbaut. Die örtlich zuständigen Revierleiterinnen und Revierleiter beraten unentgeltlich über alle Möglichkeiten der forstlichen Förderung.

Fragt man die Kleinprivatwaldbesitzer nach der Bedeutung ihres Waldes, dann erhält man öfter die Antwort: »Der Wald ist mein Hobby«. Es wäre aber sehr kurz gegriffen, den Kleinprivatwald als Liebhaberei Einzelner zu sehen. Wie in der Einleitung bereits beschrieben ist ein erheblicher Anteil der bayerischen Gesamtwaldfläche dem Kleinprivatwald zuzuordnen.

Dieser erbringt aufgrund seines bedeutenden Flächenumfangs eine Vielzahl von positiven Leistungen für die gesamte Gesellschaft. Diese Waldfunktionen werden durch den finanziellen und zeitlichen Einsatz der Waldbesitzer gesichert und stehen uns allen kostenlos zur Verfügung.

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