Eine Gruppe von Kindern steht in einem Laubwald.

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Michael Mößnang
Holzwerkstatt: Die das Schwert beherrscht – LWF aktuell 119

Es ist schon erstaunlich, was die zierliche junge Dame mit derart groben Geräten aus einem ebenfalls eher groben Holzklotz herausschnitzt. Ob zwei Pferdestärken oder sieben, Martina behält alles stets unter Kontrolle. Und eines fällt sofort auf: Hier werkt die pure Leidenschaft.

Martina Gast lebt und wirkt in Wilhams, einem kleinen idyllischen Dörfchen im Oberallgäu zwischen Kempten und Immenstadt. Ihr Hobby ist das Schnitzen. Dabei geht es aber weniger ruhig und beschaulich zu, wie man es zunächst vermuten würde. Martina benutzt keine Schnitzeisen, Rosenmesser oder Geißfüße, sie arbeitet vor allem mit Motor- oder Kettensägen. Da kommen dann schon mal ein paar PS zusammen und Gehör- und Gesichtsschutz zählen ebenso zur Grundausstattung wie eine Schnittschutzhose.

Es geschah 2013

Eine junge Frau im orangenen Shirt steht auf einer Wiese und hält eine Motorsäge, fast so groß wie sie selbst, in die LuftZoombild vorhanden

Abb. 1: Martina mit ihrer Säge fürs »Grobe« (Foto: M. Gast)

Eines Sonntags, bei einer Fahrt ins Blaue durch das Allgäu, erblickte Martina eine illustre Menschenversammlung. Es war ein Motorsägen- Schnitzevent. Zahlreiche Motorsägenkünstler stellten hier ihre Schnitzkunst einem interessierten Publikum zur Schau. Martina war fasziniert von diesen Leuten, die ihre lauten Motorsägen wie Zauberstäbe über grobe Baumstämmen schwangen und dabei filigrane Tiere und andere Figuren entstehen ließen.

Schon vom ersten Moment an war ihr klar: Diese Kunst will sie auch beherrschen. Ein paar Wochen später belegte sie ihren ersten Motorsägen- Schnitzkurs bei einem Profi. Das war 2013. Heute sägt, schnitzt und schleift sie selbst mit Leidenschaft und Begeisterung.

»Das kann ich auch!«

Eine junge Frau in Schnittschutzkleidung und Sonnebrille steht neben einem aus einem Holzblock geschnitzten und angemalten, lebensgroßen Bären und reckt den Daumen in die HöheZoombild vorhanden

Abb. 2: Bärenstark: der Schmied aus Holz (Foto: M. Gast)

»Viele Menschen sperren sich selbst ein und setzen sich unnötig selber enge Grenzen, wenn sie sagen: ›Das kann ich nicht‹, « meint Martina. Ihr Credo lautet: »Das kann ich auch«. Am liebsten experimentiert sie mit Holz und Motorsäge, lotet aus, was noch geht. Das ist der beste Weg, sich in dieser Kunst weiterzuentwickeln.

Und überhaupt bietet Holz so viele Möglichkeiten. »Ich liebe Holz, weil es so spannend ist und so gegensätzlich. Holz ist weich und fest, widerspenstig und anschmiegsam, leicht und dann wieder unbeweglich schwer. Holz ist ausdauernd und zugleich verletzlich und zerstörbar. Holz ist wie das Leben an sich«.

Jetzt sägt Martina gerade mal sechs Jahre, und hat doch schon so viel geschafft. Und sie hat sich durchaus weiterentwickelt und Neues geschaffen. Lange schon ist sie über Pilze, Bären, Adler oder Eulen hinausgekommen. So schnitzt sie auch Motorsägen, Häuschen oder Segelboote. Regelmäßig präsentiert sie ihre »Schnitzkunst « auf unterschiedlichen Veranstaltungen und Schnitzevents. Seit ein paar Jahren gibt sie ihr Talent auch in Schnitzkursen an Interessierte weiter.

Motorsägen-Carving will gelernt sein

So wie vor ein paar Jahren ein Motorsägenkünstler Martina seine Fertigkeiten preisgab, so will auch sie Menschen, die mit der Kettensäge etwas schaffen wollen, dabei helfen, ihre Wünsche umzusetzen. In Einzelkursen oder zu zweit geht es am besten. Vorkenntnisse für die Teilnahme an einem Kurs sind nicht nötig. Lediglich über 18 Jahre alt müssen die Teilnehmer sein. Einzelkurse sind für Einsteiger geeignet, die keinerlei oder nur wenig Erfahrung im Motorsägenschnitzen haben.

Neben guter Laune und einer Idee, was man sich »erschnitzen« will, braucht man nichts mitzubringen. Am Ende des eintägigen Kurses gehen die Teilnehmer mit ihren fertiggestellten Figuren und einem Abschlusszertifikat nach Hause. Wer in einer Gruppe sägen will, der sollte schon etwas Erfahrung und Vorkenntnisse mitbringen. Bei Gruppenkursen holt sich Martina zusätzlich Verstärkung von anderen Motorsägenschnitzern, damit die notwendige Betreuung der Kursteilnehmer gewährleistet ist.
Eine junge Frau steht neben einem lebensgroßen Holzklotz und bearbeitet ihn mit einer kleinen Motorsäge

Abb. 3: Hexe im Roh-
zustand (Foto: M. Gast)

Eine junge Frau steht neben dem selben Holzklotz, nur dass er nun fertig bearbeitet ist und eine Hexe aus dem Märchenbuch zeigt

Abb. 4: Hexe im fertigen Zustand (Foto: M. Gast)

Ein mit der Motorsäge geschnitzter Hahn

Abb. 5: Der Hahn (Foto: M. Gast)

Eine junge Frau bei der Feinbearbeitung eines der Kunstwerkes, des Hahnes

Abb. 6: Feinbearbeitung (Foto: M. Gast)

Baumstumpf-Veredelung

»Da steht er nun und kann nicht bleiben«. Immer wieder kommt es vor, dass ein Baum im Garten weg muss, meist weil er zu groß geworden ist. Hat man früher den Baum gefällt und den Wurzelstock mühevoll ausgegraben, so geht Martina mit dem »Problem« ganz anders um. Aus dem lästigen Baum wird kurzerhand ein Schmuckstück der besonderen Art. Da wird aber nicht einfach eine Blumenschale auf den Baumstumpf gestellt. Selbstverständlich hat der ehemals geliebte Baum etwas Besseres verdient. Die Lösung: Baumstumpf-Veredelung. Je nach Größe des Stamms und Wunsch der Gartenbesitzer lassen sich daraus die schönsten Skulpturen gestalten.

»Eine« Motorsäge macht schon lange keinen Schnitzer mehr

Eine junge Frau in Schnittschutzkleidung, orangem Shirt und schwarzer Mütze kniet hinter ihren Werkzeugen, mindestens aus fünf Motorsägen unterschiedlicher Größe sowie anderen Geräten bestehend, auf dem BodenZoombild vorhanden

Abb. 7: Eine Motorsäge reicht schon lange nicht mehr aus. (Foto: M. Gast)

Längst schon besitzt Martina nicht mehr nur eine Motorsäge, sondern ein paar mehr. Je nach Anforderung bei den unterschiedlichen Arbeitsabschnitten kommen andere Maschinen zum Einsatz. Große Maschinen braucht Martina zum Ausblocken. Je feiner und filigraner die Arbeiten werden, desto kleiner und leichter werden die Maschinen. Elektrische und benzinbetriebene Sägen sind ebenso im Programm wie Troghöhler für Vertiefungen, die unter anderem dafür geeignet sind, den Holztieren das passende Fell zu geben.

Natürlich verwendet Martina auch Schleifwerkzeuge unterschiedlichster Ausführungen. Und für tierische Augen kommen schon mal spezielle Augenfräser zum Einsatz. Damit die Skulpturen im Freien länger halten, kann man die Oberflächen wachsen, ölen, eventuell auch mit Feuer rösten und so das Holz versiegeln.

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