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17.09.2020
Nonnenpheromonprognose und Aktuelles zum Borkenkäfer - Blickpunkt Waldschutz 12/2020
von Cornelia Triebenbacher, Karin Bork und Andreas Hahn

Die Nonne (Lymantria monacha L.), ein weiß-/braunschwarz gefleckter Schmetterling, ist eine der bedeutendsten forstlichen Großschädlinge und tritt überall in Bayern an Fichte und Kiefer auf. Der Schaden entsteht durch massiven Nadelfraß der Larven im Mai und Juni. Die Nonne ist dazu befähigt, innerhalb von zwei Jahren aus der Latenz in eine Massenvermehrung überzugehen. Zu Massenvermehrungen neigt die Nonne im Flach- und Hügelland (bis etwa 800 m ü. NN.), hier vor allem in Gebieten mit Jahresniederschlägen von 400 bis 700 mm.

Nonnenpheromonprognose - Nonne weiterhin in Latenz

Balkendiagramme mit fünf Gruppen zu je fünf Balken. Die x-Achse stellt den Zeitraum, die y-Achse den Anteil an den Gesamtflügen in Prozent dar.Zoombild vorhanden

Abb. 1: Aufteilung der Anflugzahlen im Prognosezeitraum (Grafik: LWF)

Seit der großen Nonnenkalamität 1987/88 befindet sich die Nonne in weiten Teilen ihres bayerischen Verbreitungsgebietes in der Latenz. Periodisch kommt es seitdem zwar lokal zu geringfügigen Anstiegen der Populationsdichten, aber nicht zu einer Progradation oder erkennbaren Fraßschäden.

Das Monitoring der Nonne an rund 700 Fallenstandorten in Bayern dient der Früherkennung solcher Massenvermehrungen. Die Pheromonprognose an Kiefer und Fichte stellt die erste Stufe in der Überwachung und Prognose dar. Der Überwachungszeitraum reicht vom 01.07. bis 31.08., um den gesamten Schwärmflug der Nonne bei jährlich unterschiedlichen Bedingungen abzubilden. Wenn an Fallenstandorten die Warnschwelle von 1.000 Faltern je Falle über die Gesamtflugzeit überschritten wird, folgen weitere Untersuchungen.
Falterflug 2020

Durch die Entwicklungsverzögerungen der Raupen aufgrund der kühlen Temperaturen im Mai bis teilweise in den Juni schwärmten die Falter in diesem Jahr verhältnismäßig spät. Schwärmhöhepunkt in Fichten- und Kiefernwäldern war Mitte August (siehe Kreis in Abb.1).
Balkendiagramme mit fünf Gruppen zu je fünf Balken. Die x-Achse stellt das Jahr, die y-Achse die durchschnittliche Fangzahl je Falle und Saison dar.Zoombild vorhanden

Abb. 2: Anflugzahlen in Fichten- und Kiefernbeständen an den Monitoringstandorten (Grafik: LWF)

Fangzahlen 2020
2020 wurde die Warnschwelle an keinem Fallenstandort erreicht (gegenüber 13 Standorten in 2018 und 3 Standorten in 2019). Bei den jeweiligen Nachkontrollen (Puppenhülsen) an den Standorten zeigten sich damals ebenfalls keine Hinweise auf nennenswerte Dichterhöhungen.

Aktuelles zum Borkenkäfer

Intensive Käfersuche und schnelle Aufarbeitung sind auch jetzt noch unerlässlich. Ziel muss sein, die Borkenkäfer abzuschöpfen, die jetzt noch Ihre Entwicklung abschließen. So können die Weichen für das kommende Jahr positiv beeinflusst werden!
Die warmen Tagestemperaturen der letzten und laufenden Woche (Stand: 15.09.2020) veranlassen die Fichtenborkenkäfer weiterhin die Brutbäume zu verlassen. Bei starkem Aufkommen können sie ggf. noch Stehendbefall verursachen oder sie suchen schon befallenes Holz auf, um zu fressen bzw. dieses als Winterquartier zu nutzen.

Hintergrund: Das Schwärmende des Buchdruckers wird grundsätzlich durch die kritische Tageslänge von 14,7 Std. gesteuert. In Mitteleuropa ist dies ab der 3. Augustwoche gegeben. Dauerhaft hohe Spätsommer-Tages¬temperaturen von 23°C und mehr machen die Buchdrucker aber unempfindlich gegenüber der Photoperiode. Somit wird zumindest in Lagen bis 600 m ü. NN noch kein Überwinterungsverhalten ausgelöst.

Buchdrucker können sich also noch neu einbohren – sei es zur Überwinterung oder auch zur Anlage einer dritten Generation.
Zudem entwickeln sich bei Temperaturen über 8,3 °C auch Larven und Puppen unter der Rinde weiter, sodass die Bruten bei einem langen warmen Herbst die Entwicklung bis zum fertigen Jungkäfer abschließen können.

Liniendiagramm mitm mehreren Schwärmkurven. Die x-Achse stellt die Kalenderwoche, die y-Achse die Anzahl Käfer * 1.000 dar.

Abb. 3: Anflüge an den Monitoringstandorten unterschieden nach Höhenlagen (Grafik: LWF)

Handlungsempfehlungen

Älteren Befall sofort aufarbeiten!
Es ist sehr wichtig, Fichten mit älterem Befall (aufplatzende Rinde am Kronenansatz, Gelb-/ Rotfärbung der Krone, Nadelabfall) zügig aufzuarbeiten, um ein weiteres Ausschwärmen fertiger Jungkäfer zu verhindern (s.o.). Da durch den Reifungsfraß die Rinde der Befallsbäume jederzeit abfallen kann, ist zügiges Handeln erforderlich. Fällt die Rinde samt Jungkäfern ab, ziehen sich diese zur Überwinterung in den Boden zurück oder verbleiben in der abgefallenen Rinde – und somit in beiden Fällen im Bestand! Abfallende Rinde (an stehenden Bäumen und Holzpoltern sowie beim Rücken) sollte daher möglichst eingesammelt und unschädlich gemacht werden. Haben die Borkenkäfer eindeutig die Bäume schon verlassen (Rindenprobe!), kann die Fichte stehenbleiben (Vergleiche BP 11/2020).
Frischen Befall suchen!
Die Bohrmehlsuche ist nach wie vor wichtig und sollte regelmäßig v.a. in der Umgebung bereits befallener Fichten und Holzpolter stattfinden. Frisch befallene Fichten sind unbedingt zu markieren und möglichst in einer Karte zu dokumentieren. Die Aufarbeitung dieser Fichten kann im Laufe des Herbstes/Winter erfolgen, da von diesen keine weitere Befallsausbreitung in 2020 mehr zu erwarten ist.

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