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Sebastian Gößwein, Hannes Lemme, Allan Buras, Christian Schunk, Annette Menzel, Christoph Straub, Tobias Mette und Steffen Taeger
Kiefernschäden in Bayern - Projekt "Monitoring Kiefernschäden" sucht nach den Ursachen eines neuartigen Kiefernsterbens - LWF aktuell 112

Im Winter 2015/2016 konnten aufmerksame Beobachter bereits auffällige Braunfärbungen an Kiefern feststellen. Die genauen Ursachen für das Absterben der Kiefern sind noch unbekannt. Im Forschungsprojekt »Monitoring Kiefernschäden « sollen nun die kausalen Zusammenhänge der Schäden erforscht werden.

In der Folge des Trockenjahres 2015 zeigten Kiefern in verschiedenen Landesteilen Bayerns bereits ab dem Winter 2015/2016 zunehmende Verfärbungen und Absterbeerscheinungen. Um der Ursache auf den Grund zu gehen, wurde an der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) ein neues Gemeinschaftsprojekt mit der Professur für Ökoklimatologie der Technischen Universität München gestartet.

Projekt "Monitoring Kiefernschäden"

Kiefernwald,aus der Vogelperspektive betrachtet, in denen machne Kiefern eine braune, abgestorbene Krone habenZoombild vorhanden

Abb.1: Kiefernschäden am Teufelsberg AELF Roth (23.06.2016) (Foto: M.Püls)

Zur Abschätzung der Schadflächen werden Sentinel-2 Satellitendaten ausgewertet und Stichprobenpunkte der Bundeswaldinventur in Anlehnung an die bewährte Methodik der Waldzustandserhebung aufgenommen. An fünf Untersuchungsflächen werden detaillierte Untersuchungen gebündelt: Neben der waldwachstumskundlichen Aufnahme werden alle Bäume bonitiert und abiotische und biotische Schädigungen erfasst.

Für die Laboranalyse werden auch Probebäume gefällt. Die Technische Universität München unterstützt die Untersuchungen mit Drohnenbildern aus der Luft und mit Jahrringanalysen. Ziel des Projektes ist, die kausalen Zusammenhänge der Kiefernschäden festzustellen, um mögliche Handlungsempfehlungen für die Zukunft ableiten zu können.

Bisheriger Kenntnisstand über die Schäden an Kiefer

Der Sommer des Jahres 2015 war in Bayern außergewöhnlich heiß und trocken. In Kitzingen wurde zweimal ein neuer Hitzerekord von 40,3 °C gemessen. In Nordbayern fielen an den Waldklimastationen von April bis August nur 41 % der langjährigen mittleren Niederschläge. Hinsichtlich der Anzahl der heißen Tage (TMax ≥ 30 °C) und zum Beispiel der klimatischen Wasserbilanz (Differenz zwischen Niederschlag und potenzieller Verdunstung) im Juli war das vergangene Jahr auch im Vergleich zum Trockensommer 2003 extremer.

In der Folge traten in einigen Teilen Bayerns Schäden an Kiefern auf. Bereits im Winter 2015/2016 verfärbten sich die Kronen zahlreicher Kiefern, die anschließend einzeln oder auch gruppenweise abstarben. Diese Schäden haben nach Beobachtung der betroffenen Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF) bis zum Sommer 2016 stetig zugenommen.

Die bisherige Einschätzung über Schäden an Kiefern in Bayern fußt auf den Rückmeldungen der ÄELF sowie den gewonnenen Eindrücken aus den Bereisungen der LWF bzw. des Projektteams. Detailliertere Aussagen werden im Zuge des Projektes »Monitoring Kiefernschäden« erarbeitet.

Verteilung der Kiefernschäden in Bayern

Über das Waldschutzmeldewesen der LWF liegen Meldungen zu Schäden an Kiefern im Zusammenhang mit diesem Phänomen aus 17 ÄELF vor, hauptsächlich aus den fränkischen Regierungsbezirken und der Oberpfalz, aber auch aus den Ämtern Nördlingen, Krumbach und Töging. Schwerpunktregion mit den auffälligsten Schäden ist das zentrale Mittelfranken, insbesondere in den Amtsbereichen der ÄELF Roth, Fürth, Uffenheim, Ansbach und Weißenburg.

Allerdings liegt auch in diesen Ämtern der Anteil geschädigter Kiefern bezogen auf die Waldfläche im einstelligen Prozentbereich. Die Schäden treten überwiegend an Waldrändern und Hangbereichen auf, insbesondere wenn diese südlich bzw. westlich exponiert sind. Im Bestandesinneren scheinen die Schäden grundsätzlich geringer (ausgenommen Hangbereiche) zu sein. Die Schäden finden sich häufig in Bereichen mit einem im Bayerischen Standortinformationssystem prognostizierten künftig hohen Anbaurisiko der Kiefer (Taeger und Kölling 2016).

Vielfältige Schadsymptome

Ein Stück Kiefernrinde, mir schwarzen Pilz-Fruchtkörpern und Maßband dargestelltZoombild vorhanden

Abb.2: Kiefern-Rindenstück mir schwarzen Fruchtkörpern (Pyknidien) von Diplodia pinea. (Foto: H.Lemme)

Beobachtung wenig vital erscheinender, gräulich-grün benadelter Kiefern über verbraunte Kronenteile bis hin zur kompletten Braunfärbung von Kronen. Es sind sowohl dominante als auch unterständige, beherrschte Bäume betroffen. Teilweise sind die Kiefern von Misteln befallen, in manchen Bereichen sind Symptome des Blauen Kiefernprachtkäfers zu sehen. Auch das Diplodia-Triebsterben, ein pilzlicher Schaderreger, der durch abiotische Vorschädigungen wie zum Beispiel Trockenheit, Hagelschlag etc. begünstigt wird, könnte beteiligt sein.

Gesicherte Aussagen dazu können erst mit den Untersuchungen des Projekts getroffen werden. Abgestorbene Kiefern zeigen auf den ersten Blick keine einheitliche Zuordnung zu einem einzelnen makroskopisch erkennbaren Schaderreger. Die beobachteten Schäden an Kiefer sind in dieser Ausprägung auch nach dem Extremjahr 2015 in dieser Weise nicht erwartet worden.

Die Kiefer ist traditionell als eine Baumart für sehr trockene Standorte bekannt, allerdings weisen Artverbreitungsansätze wie Klimahüllen (Kölling 2007) und das Anbaurisiko des Bayerischen Standortinformationssystems auf ein zunehmendes Risiko bei wärmeren Temperaturen hin (Taeger und Kölling 2016).

Biotische Schaderreger spielen an Kiefer von je her eine große Rolle. Auch historisch gab es immer wieder großflächige Kalamitäten, aus denen eine Reihe der heutigen Kiefernbestände hervorgegangen sind. Absterbeerscheinungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel wurden bisher an der Kiefer nur an ausgewählten Sonderstandorten wie zum Beispiel im Wallis oder in den Pyrenäen berichtet (Allen et al. 2010; Galiano et al. 2010); als Ursachen wurden Trockenheit bzw. Dürreereignisse, Mistelbefall und weitere biotische Schaderreger als Faktorenkomplex diskutiert (z. B. Bigler et al. 2006; Rigling et al. 2010; Rigling et al. 2013).

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