Header Holz und Technik

RSS-Feed der Bay. Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft abonnieren

So verpassen Sie keine Neuigkeiten mehr. Unser RSS-Feed "Nachrichten der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft" informiert Sie kostenlos über unsere aktuellen Beiträge.

Aufruf des RSS-Feeds

Stefan Friedrich
Pellethersteller und Pelletproduktion - LWF-Wissen 70

Deutschland war mit einer Gesamtmenge von 1,75 Millionen t (Angabe von Pellets in Tonnen bei Wassergehalt w = 10%) laut Angabe des Deutschen Energieholz- und Pellet-Verbands e.V. (DEPV 2011) im Jahr 2010 nach den USA der zweitgrößte Produzent für Pellets.

Struktur der Pelletindustrie

Die Grafik zeigt eine Umrisskarte von Bayern, in der die Standorte der Pelletwerke eingezeichnet sind. Hierbei wird unterschieden ob die Werke noch aktiv sind oder ihre Produktion nach der Berichterstellung eingestellt wurde.Zoombild vorhanden

Abbildung 18: Karte der Pellether- steller in Bayern (Stand Anfang 2012)

Bayern besitzt die deutschlandweit größten Produktionskapazitäten. Insgesamt wurden in Bayern im Jahr 2010 an 16 Standorten Pellets produziert (2011 an nur 14 Standorten auf Grund von Insolvenz bzw. aussetzender Produktion).

Die größten Pellethersteller sind große Nadelholzsägewerke, die ihre Säge­nebenprodukte (im Wesentlichen Späne, Sägemehl) pelletieren und rund 70% der Produktionskapazitäten besitzen. Eine Übersicht über die Betriebe der Pelletindustrie in Bayern gibt Abbildung 18.

Probleme der Branche (u.a. Überkapazitäten, steigende Rohstoffpreise) führten zu einem Konsolidierungsprozess mit mehreren Insolvenzen, von dem laut dem Europäischen Wirtschaftsdienst (EUWID) erwartet wird, dass er sich auch in der Zukunft fortsetzt (EUWID 2010a).

Aufkommen

Die Gesamtproduktionskapazität lag laut Angaben der Hersteller im Jahr 2010 bei etwa 0,9 Millionen t (Für die vorliegende Studie wurde von einem Wassergehalt von 10% (gem.EN 14961-2) ausgegangen) Pellets. Berücksichtigt man eine technisch realisierbare Maschinenauslastung von 80%, so dürften die tatsächlichen Produktionskapazitäten circa 720.000 t betragen (Deutsches Pelletinstitut DEPI 2011). Im Jahr 2010 wurden insgesamt 0,6 Millionen t Pellets hergestellt, eine Größenordnung, die auch vom DEPI bestätigt wird.

Die im Rahmen des Energieholzmarktberichtes durchgeführte Umfrage bei Sägewerken ergab, dass etwa 546.000 t Sägenebenprodukte pelletiert werden. Dazu kommen Mengen, die über den Handel an Pellethersteller gelangen, so dass sowohl die gemeldete Produktion als auch der angegebene Rohstoffeinsatz plausible Ergebnisse liefern. In Bayern verwenden bis auf einen Hersteller (Enviva) alle Produzenten ausschließlich Sägenebenprodukte als Rohstoff für Pellets. Die befragten Pellethersteller pressten auch Briketts. Deren Produktionsmenge fiel mit etwa 25.000 t deutlich geringer aus als die der Pellets.

Verwendung

Bayern war und bleibt Nettoexporteur für Pellets. Der Gesamtverbrauch in Bayern zur Wärmeerzeugung von 540.000 t (Tabelle 9) nähert sich jedoch der produzierten Menge an. Das Deutsche Pelletinstitut (DEPI 2011) geht von einem Gesamtverbrauch von rund 600.000 t Pellets in Bayern aus. Die Abweichung ist mitunter dadurch zu erklären, dass Anlagen im gewerblichen Bereich durch die Methodik der LWF nicht vollständig erfasst wurden bzw. das DEPI über die Anlagenzahl und einen durchschnittlichen Verbrauch hochrechnet.
   
   
   
   
   
   
   
Tabelle 9: Produktion, Verbrauch und Einfuhr von Pellets in Bayern im Jahr 2010 (Quellen: Eigene Erhebungen, C.A.R.M.E.N. e.V., Biomasseatlas 2012)
Menge [t bei w = 10%] Menge [Fm]
Gesamtproduktion 600.000 1.430.000
Gesamtverbrauch in Bayern, davon: 542.000 1.289.000
•Nutzung in kleinen privaten Anlagen 330.000 785.000
•Nutzung in größeren privaten u. gewerblichen Anlagen (30–100 kW) 198.000 471.000
•Nutzung in Heizkraftwerken und Großpelletheizungen (> 100 kW) 14.000 33.000
Export ins Ausland 132.000 315.000
Laut der Haushaltsbefragung im Auftrag der LWF nutzen 2,9% oder rund 170.000 Haushalte in Bayern Pellets als Heizenergieträger. In dieser Zahl enthalten sind auch Nutzer, die Pellets zusätzlich zu anderen Energieträgern und weiteren Energieholzsortimenten nutzen. Der Gesamtverbrauch betrug rund 330.000 t Pellets. Diese Menge bezieht sich im Wesentlichen auf die Verbraucher in Ein- und Zweifamilienhäusern mit Zentralheizung und Einzelöfen, sowie diejenigen in Mehrfamilienhäusern, die Pellets in einer Einzelfeuerstätte zuheizen. Diese Gruppen stellen die Hauptabnehmer für Pellets in Bayern dar.

Zusätzlich werden Pellets in Feuerungsanlagen für Wohnanlagen, Gebäudekomplexe und Gewerbebauten (Hotels, Büros, Schreinereien, Krankenhäuser, landwirtschaftliche Betriebe) verbraucht. Diese Menge lässt sich über die Angaben der Datenbank des Biomasseatlas (siehe "Weiterführende Links") berechnen.

Ausgehend von der Zahl der seit 2001 im Rahmen des Marktanreizprogramms geförderten Pelletheizanlagen zwischen 30 kW und 100 kW kann der ­Pelletbedarf hochgerechnet werden. In diesem Leistungsbereich wurden seit 2001 in Bayern rund 370.000 kW thermische Wärmeleistung installiert. Der durchschnittliche Bedarf je Anlage liegt bei 5,4 t Pellets je 100 kW Leistung (Auswertung einer Datenbank des C.A.R.M.E.N.e.V. zu berichtspflichtigen Biomasseheizwerken). Somit ergibt sich ­eine jährliche Bedarfsmenge von 198.000 t.

C.A.R.M.E.N. (2011) hat eine Liste von größeren Pelletheizanlagen zusammengestellt, deren Gesamtverbrauch 5.000 t beträgt. Hinzu kommt der Biomasse­input in Form von Pellets in Heizwerken, die zusätzlich zu den Großanlagen Energie gewerblich ­erzeugen. Eine Hochrechnung über die Angaben der befragten Biomasseheizwerke ergab, dass etwa 35.000 Fm (15.000 t) in Biomasseheiz(kraft)werken verwendet wurden. Im Segment der gewerblichen Wärme- und Stromerzeugung spielen Pellets (sog. ­Industriepellets) somit nur eine sehr untergeordnete Rolle. Auch auf den Gesamtbedarf von Pellets in Bayern bezogen ist die Menge nicht von Bedeutung. Da Überschneidungen zwischen den Datenquellen vorliegen dürften, wird die Masse an Pellets, die beide Kategorien verbrauchen, auf 14.000 t geschätzt.

Die befragten Pellethersteller gaben an, 22% der ­Produktion ins Ausland zu verkaufen. Ausgehend von einer insgesamt hergestellten Menge von 600.000 t Pellets, entspricht dies etwa 132.000 t. Der inner­deutsche Handel wurde nicht erfasst. Die in Bayern verbrauchte Menge von rund 542.000 t Pellets übersteigt zusammen mit der exportierten Menge die bayerische Produktion. Diese in der Bilanz fehlenden Mengen werden im Zuge des Binnen- und Außenhandels nach Bayern geliefert. So produziert beispielsweise German Pellets in einem Werk mit über 250.000 t jährlicher Kapazität im baden-württembergischen Herbrechtingen nahe der bayerischen Landesgrenzen. Der Umfang des Imports und Handels mit anderen Bundesländern ist nicht bekannt.

Preisentwicklung für Rohstoffe und Pellets

Rohstoffpreise

Das Liniendiagramm stellt die Preisentwicklung für Sägespäne in Süddeutschland von 2009 bis 2011 dar. Die beiden Linien zeigen hierbei den unteren und den oberen Preisbereich an.Zoombild vorhanden

Abbildung 19: Preisentwicklung für Sägespäne in Süddeutschland von 2009 bis 2011 (Preise ab Werk für durchschnittliche Industrieabneh- mer) (Quelle: Europäischer Wirt- schaftsdienst)

Die Preise für Sägespäne (EUWID 2011a) stiegen in Süddeutschland im Jahr 2010 von Januar bis Dezember um 15% an (Abbildung 19).

Mittlerweile sind die Rohstoffpreise wieder gesunken und seit Mitte 2011 stabil. Grund hierfür könnte der höhere Stammholzeinschlag bei gleichzeitig rückläufiger Produktion der Holzwerkstoffindustrie sein. Mit dem höheren Stammholzaufkommen dürfte die Schnittholzproduktion in der Sägeindustrie gestiegen sein und damit auch das daran gekoppelte Angebot an Nebenprodukten.

Pelletpreise

Das Liniendiagramm stellt die Preisentwicklung für Holzpellets und Heizöl von 2005 bis 2010 dar. Zoombild vorhanden

Abbildung 20: Preisentwicklung bei Holzpellets und Heizöl von 2005 bis 2010 (Quelle: C.A.R.M.E.N. e.V. 2012)

Zur Darstellung der Verbraucherpreise für Holz­pellets eignet sich der Pellet-Preis-Index des C.A.R.M.E.N. e.V. Dieser beruht auf Erhebungen bei allen dort bekannten Holzpellethändlern, die z.T. ­monatlich ihre Preise melden (C.A.R.M.E.N. 2012).

Der Pelletpreis (Preis bei Lieferung von 5 t im Umkreis von 50 km inkl. MwSt. und weitere Pauschalen für Lieferung, Wiegen, Einblasen o.ä.) in Deutschland ist demnach seit dem Jahr 2005 von etwa 180 Euro pro Tonne (Euro/t) auf 230 Euro/t im Jahr 2010 gestiegen. Diese Steigerung verlief im Vergleich zu Preisen für fossile Brennstoffe deutlich moderater (Abbildung 20).

Jedoch stiegen im Winter 2006/2007 auf Grund der hohen Nachfrage und des verhältnismäßig kalten Winters die Pelletpreise stark an (Januar 2006: 184 Euro/t, Januar 2007: 206 Euro/t; + 40 %). Da zeitgleich der Preis für fossile Energieträger sank, war der Energieträger Holz (Holzpellet) zeitweilig teurer als Öl. Der Vorteil des günstigeren Energiepreises beim Heizen mit Holz kam kurzfristig ins Wanken und die Verbraucher wurden verunsichert. Im Jahr 2007 sank der Preis für die Tonne Pellets wieder unter 200 Euro. Diese Entwicklung ist auch an den Absatzzahlen der deutschen und österreichischen Pelletheizungshersteller nachvollziehbar, die im Jahr 2007 einbrachen (Abbildung 21 und Landwirtschaftskammer Niederösterreich 2011).

In Bayern betrug der Durchschnittspreis 2010 je Tonne Pellets 223 Euro (Januar 2008: 186 Euro; Januar 2009: 218 Euro). Im Jahr 2011 erfolgte ein weiterer leichter Anstieg um 1–2%. Die Verbraucher in Bayern zahlen im Bundesvergleich geringere Preise und konnten zuletzt mit Preisstabilität rechnen.

Trends

Marktentwicklung

Das Jahr 2010 war gekennzeichnet durch den weltweiten Ausbau der Produktionskapazitäten (ins­besondere für Pellets zur industriellen Wärme­er­zeugung) und deutschlandweit durch einen Konsolidierungsprozess der Branche (EUWID 2010a). So meldeten seit 2010 mittlerweile zwei Hersteller in Bayern Insolvenz an und Enviva Pellets (ehemals Compactec/Straubing) stellte die Produktion ein (EUWID 2011b).

Insgesamt wurde die Produktion im Jahr 2010 in Deutschland dennoch gesteigert und auch die Kapazitäten weiter ausgebaut. Das Deutsche Pelletinstitut (DEPI 2011) geht weiterhin von einer Überproduktion aus, so dass die deutschen Unternehmen als Exporteure (nach Italien, Österreich, Schweiz) auf den Märkten agieren.

Die von Degenbeck (2012) befragten Hersteller in Bayern gaben an, die Kapazitäten nicht weiter ausbauen zu wollen. In zwei neue Produktionsstand­orte wurde jedoch investiert: Im Herbst 2010 nahm ein ostbayerisches Nadelholzsägewerk die Pelletherstellung auf (EUWID 2010b) und für den neuesten Standort wurde in Wunsiedel im Jahr 2011 der Grundstein für ein Biomasseheizkraftwerk (ORC) mit angegliedertem Pelletwerk gelegt. Dort werden die in einem angrenzenden Sägewerk anfallenden Späne weiterverarbeitet (Frankenpost 2011).

Normen und Zertifizierung von Pellets

Das Säulendiagramm zeigt die Anzahl der über das Marktanreizprogramm in den Jahren 2001 bis 2010 geförderten und installierten Heizungen. Unterschieden wird nach Pellet-, Hackschnitzel- und Scheitholzheizung.Zoombild vorhanden

Abbildung 21: Anzahl der über das Marktanreizprogramm in den Jahren 2001 bis 2010 geförderten und in- stallierten Heizungen (Pellets, Hack- schnitzel und Scheitholz) (Quelle: Biomasseatlas 2012)

Durch die Europäische Norm EN 14961-2 wurden 2010 die Anforderungen an Pellets für den Gebrauch besonders im häuslichen Bereich und in kleinen gewerblichen Anlagen weiter verschärft. Derzeit existieren zwei konkurrierende Zertifizierungssysteme (ENplus und DINplus), die diese Ansprüche erfüllen:

2010 wurden 57% der Pellets nach DINplus–Zertifikat produziert, 23% nach ENplus und 20% nach sonstigen Kriterien. Somit werden in Bayern überwiegend Pellets für den Gebrauch in Haushaltsfeuerungsanlagen produziert, nicht zur industriellen Verwendung.

Im Jahr 2011 sind laut Angaben des Deutschen Pelletinstituts, das die ENplus–Zertifikate vergibt, die meisten großen Produzenten nach ENplus zertifiziert bzw. haben Antrag auf Zertifizierung gestellt. Die Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe geht davon aus, dass die ENplus-Zertifizierung langfristig die DINplus-Zertifizierung ablösen wird (Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe 2010).

Autor

  • Stefan Friedrich