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Holger Hastreiter
Waldbewirtschaftung im Kleinprivatwald - LWF aktuell 125

Ergebnisse aus dem Testbetriebsnetz 2018

Wie viele Stunden arbeiten private Waldbesitzer jährlich in ihrem Wald? Welchen Anteil vom Holzeinschlag nutzen die Waldbesitzer zur Deckung ihres Eigenbedarfs? Welches Betriebsergebnis erzielten die bayerischen Privatwaldbetriebe bis 50 Hektar Waldfläche im Kalenderjahr 2018? Der Kleinprivatwald wirft viele Fragen auf, die das Testbetriebsnetz beantworten kann, weil es die Bewirtschaftung der im bayerischen Privatwald am häufigsten vorhandenen Betriebsgrößenklassen zahlenmäßig abbildet.

Die Privatwaldfläche in Bayern umfasst etwa 1,4 Millionen Hektar. Der überwiegende Anteil davon, nämlich 75 %, gehört Waldeigentümern mit Forstflächen bis zu 50 Hektar und ist damit dem sogenannten Kleinprivatwald zuzuordnen. Um einen Einblick in die Bewirtschaftung dieser Kleinprivatwaldbetriebe zu erhalten, befragt die Abteilung »Waldbesitz, Beratung, Forstpolitik« der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft seit 2012 jährlich etwa 50 Waldbesitzer mit bis zu 50 ha Betriebsfläche. Besprochen werden dabei unter anderem folgende Themen:
  • Maschinenausstattung
  • stundenmäßiger Arbeitseinsatz im Wald
  • Holzeinschlag und -verkauf
  • sonstige Betriebsarbeiten (Pflanzung, Waldschutz, Pflege, Wegebau etc.)

Ergebnisse und Kennzahlen der Jahre 2012 bis 2018

Holzpolter im SchneeZoombild vorhanden

Abb. 1: Brennholz für den Eigenbedarf: seit Jahren das wichtigste Sortiment im Kleinprivatwald. (Foto: F. Stahl)

Die gemittelte Waldfläche der Betriebe liegt bei 7,6 ha und damit weit über dem bayerischen Durchschnitt von 2 ha. Ihre Baumartenausstattung ist mit 79 % sehr »nadelholzgeprägt«, liegt aber nur 10 % über dem in der Bundeswaldinventur für den bayerischen Privatwald ermittelten Durchschnitt. Im Schnitt arbeiteten die befragten Waldbesitzer 31 Stunden pro Jahr und Hektar in ihrem Wald.

Zwölf Stunden davon entfielen auf die Holzernte (Hiebsvorbereitung, Holzeinschlag und Holzbringung), neun Stunden auf die sonstigen Forstbetriebsarbeiten und zehn Stunden auf die Scheitholzbereitstellung. In den Jahren 2012 bis 2018 haben die Betriebe im Mittel zehn Festmeter (fm) je Hektar und Jahr eingeschlagen. Die Arbeiten wurden überwiegend in Eigenregie mit im Mittel 1,3 unentgeltlichen Arbeitskräften (Familienangehörige, Bekannte) durchgeführt. Der Unternehmereinsatz schlägt über die Jahre und alle Betriebe gerechnet mit 53 Euro je Hektar zu Buche.

Lässt man den kalkulatorischen Lohnansatz für die Eigentätigkeit außen vor, so erwirtschafteten die Betriebe pro geleistete Stunde ein Einkommen von 12,23 € ohne staatliche Zuschüsse und von 13,03 € mit staatlicher Förderung. Über die Jahre 2012 bis 2018 wurde im Mittel eine staatliche Förderung von 25 €/ha in Anspruch genommen.

Um alle bei der Waldbewirtschaftung anfallenden Kosten (für Holzernte, Brennholzbereitstellung, sonstigen Betriebsarbeiten und Verwaltung) zu decken, war ein Einschlag von 4,97 Fm je Hektar und Jahr erforderlich. Als Verwaltungskosten im weiteren Sinn wurden die Beiträge für die Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft sowie Mitgliedsbeiträge für forstliche Zusammenschlüsse erhoben. Möchte ein Waldbesitzer lediglich diese Kosten decken, dann wäre dazu pro Jahr nur ein Einschlag von 0,59 Fm je Hektar erforderlich.

Holzsortimente, Holzverkauf und Eigenverbrauch für 2018

2018 wurden 34 % des Gesamteinschlags der Teilnehmer als Stammholz ausgehalten. 42 % wurden dagegen zu Scheitholz und 18 % zu Hackschnitzeln verarbeitet. Die Gegenüberstellung der ausgehaltenen Sortimentsanteile zeigt deutlich: Der Stellenwert, den die Bereitstellung von Energieholz in den Waldbesitzgrößen bis 50 Hektar einnimmt, ist sehr hoch.

Bezogen auf die im Befragungszeitraum ausgehaltene Gesamtholzmenge wurden 30 % als Stammholz vermarktet und nur 4 % für eigene Bauprojekte selbst genutzt. Von den 60 % des Gesamteinschlags, die als Energieholz ausgehalten wurden, gingen nur 10 % als Scheitholz und lediglich 3 % in Form von Hackschnitzel in den Verkauf. Die Masse des Energieholzes wird also zur Deckung des Eigenbedarfs verwendet.

Der Wert dieser Eigenbedarfsmengen erhöht als kalkulatorische Einnahme den Betriebsertrag. Um die selbst genutzte Holzmenge als Ertrag für die Betriebe anrechnen zu können, wurde der übliche durchschnittliche Marktpreis für das jeweilige Sortiment angenommen. Davon wurden die entstandenen Aufarbeitungskosten abgezogen. Das Ergebnis ist ein ideeller Eurobetrag je Einheit (Festmeter, Raummeter, Schüttraummeter), den sich der Waldbesitzer mit der Nutzung des eigenen Holzes gegenüber dem Zukauf gespart hat. Der Holzertrag in Tabelle 1 setzt sich somit aus den tatsächlichen Verkaufserlösen und den kalkulatorischen Werten für den Eigenverbrauch zusammen.
Tabelle 1
Tabelle 1: Betriebsergebnis mit und ohne kalkulatorischem Eigenlohn für die bisherigen Erhebungsjahre
Betriebsergebnissemit kalkulatorischem Lohn       ohne kalkulatorischem Lohn       
Jahr20122013201420152016201720182012–201820122013201420152016201720182012–2018
Ertrag für Holz und Forsterzeugnisse728736614850684691703715728736614850686691703715
Sonstige Erträge (z. B. Förderung)311422122667926311422122667926
Summe Betriebsertrag759750636862710758712741759750636862710758712741
Aufwand für Holz- und Forsterzeugnisse401469382482529566627494206222183239227261299234
Aufwand für Betriebsarbeiten1451501471382272321901766050434588986464
Aufwand für Verwaltung39393842413939403939384241393940
Summe Betriebsaufwand585658567662797837856710305311264326356398402338
Reinertrag (incl. Fördermittel)1749269200-87-79-14431        
Deckungsbeitrag (incl. Fördermittel)        454439372536354360310403

Betriebsergebnis 2018

Aus der Differenz sämtlicher Erträge abzüglich aller notwendigen Aufwendungen ergibt sich für die bisherigen Erhebungsjahre das in Tabelle 1 dargestellte Ergebnis.

Für den Waldbesitzer, der seinen Wald hauptsächlich in Eigenregie bewirtschaftet und dabei keinen Lohn für die eigene Arbeitszeit einkalkuliert, ist das Betriebsergebnis ohne kalkulatorischen Lohnansatz das Maß für die Rentabilität seines Waldes. Um die kalkulatorischen Lohnkosten für die Eigentätigkeit und die Maschinenkosten für die betriebseigenen Maschinen zu ermitteln, wurden die entsprechenden Durchschnittswerte aus den im Internet verfügbaren Verrechnungssätzen mehrerer bayerischer Maschinenringe herangezogen. Die kalkulatorischen Lohnkosten für die eigene Waldarbeit wurden mit 15 Euro in der Stunde angesetzt.

2018 blieb der durchschnittliche Holzeinschlag im Vergleich zum Vorjahr gleich. 44 % der angefallenen Holzmenge waren jedoch durch Kalamitäten bedingt. Dies führte zu einem Mehraufwand bei der Erzeugung von Holz- und Forsterzeugnisse um 11 % je Hektar. Um 18 % gesunken sind hingegen die Aufwendungen für die sonstigen forstlichen Betriebsarbeiten. Für die Walderneuerung (Kulturen, Nachbesserung, Voranbauten, Begleitwuchsregulierung etc.) wurden 56 €/ha investiert. Das waren 28 €/ha weniger als im Jahr 2017. Die Aufwendungen für Waldschutzmaßnahmen verringerten sich von 93 auf 81 €/ha. Die Ausgaben für die Waldpflegemaßnahmen betrugen 27 €/ha (2017: 28 Euro) und für die Walderschließung (hauptsächlich Wegeinstandhaltung) 26 €/ha (2017: 27 Euro).

Der Leser mit den aktuellen Holzpreisen im Hinterkopf mag jetzt verwundert denken, wie sich mit dem Wald derzeit ein solcher Deckungsbeitrag erzielen lässt. Wo doch ausbleibende Niederschläge, Sturmereignisse, Schadorganismen wie Pilze und Borkenkäfer sowie massiver Schneebruch nicht nur in Deutschland, sondern auch im angrenzenden Ausland zu einer gewaltigen Welle an Schadholz geführt haben, die den Holzmarkt förmlich überschwemmt hat. Tatsächlich zeigten sich die Auswirkungen dieser Entwicklung auf den Holzmarkt erst so richtig ab dem vierten Quartal 2018, also zum Ende des im Beitrag behandelten Umfragezeitraumes. Seitdem befinden sich die Holzpreise, vor allem für Stammholz und Abschnitte von Fichte und Kiefer im Sinkflug. Die Preise für frisches Nadelholz und Laubstammholzsortimente sowie für Scheitholz generell, aber vor allem aus Eiche, Buche und anderem Hartholz hingegen, waren im Jahr 2018 nicht vom Preisverfall betroffen.

Die derzeitig angespannte Lage auf dem Holzmarkt und die entstehenden Kosten für die Wiederbestockung der geschädigten und ausgefallenen Waldbestände bzw. für den Umbau gefährdeter Wälder werden sich – natürlich abhängig davon, ob und wie stark die teilnehmenden Betriebe durch die Ereignisse betroffen waren – in den Ergebnissen des Testbetriebsnetzes Kleinprivatwald für die kommenden Jahre widerspiegeln.
Kleines Heft mit großem praktischem Wert
In kleineren Privatwaldbetrieben ist es wie erwartet eher unüblich, lückenlose Tätigkeitsberichte über die eigene Waldbewirtschaftung zu führen. Als kleine Hilfestellung für die Teilnehmer haben wir deshalb die DIN A5-Broschüre »Mein Wald« erstellt, die weitgehend anlog zu den Tabellen des Testbetriebsnetzes aufgebaut ist. Diese schicken wir den Waldbesitzern zu Beginn des für die Abfrage relevanten Jahres zu. Dadurch entsteht ein praktischer Doppelnutzen.

Zum einen können die Waldbesitzer am Ende des Jahres alle mit der Bewirtschaftung des eigenen Waldes verbundenen Einnahmen und Ausgaben nachvollziehen oder beispielsweise anhand der Dokumentation des Maschineneinsatzes im Wald die tatsächliche Auslastung der eingesetzten Maschinen ermitteln, zum anderen können die seitens der LWF benötigten Kennzahlen während des Interviews direkt nachgeschlagen und weitergegeben werden.

Die Dokumentationshilfe selbst ist zum Verbleib bei den Unterlagen der TBN-Teilnehmer gedacht. Die Erfahrung zeigt, dass einige Interviewpartner diesen Vorteil erkannt haben und diese Hilfestellung auch im Eigeninteresse gerne verwenden. Das Heft kann unter www. lwf.bayern.de kostenlos bestellt werden.

Ein ganz besonderer Dank gebührt den freiwilligen Teilnehmern am »Testbetriebsnetz Kleinprivatwald«, die ihre Zeit opfern und uns bereits seit mehreren Jahren einen zahlenmäßigen Einblick in das Betriebsgeschehen in ihrem Wald ermöglichen.

Sind Sie Besitzer einer Waldfläche von bis zu 50 ha und der obige Beitrag hat Ihr Interesse geweckt, ebenfalls am »Testbetriebsnetz Kleinprivatwald« teilzunehmen? Dann kontaktieren Sie uns für weitergehende Informationen per Email unter Holger.Hastreiter@lwf.bayern.de oder telefonisch unter der Rufnummer 08161 4591-703.

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