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Friedrich Wühr
Das verflixte siebte Jahr – LWF aktuell 118

Auch im Geschäftsjahr 2016 hinterließ Sturm »Niklas« noch seine Spuren. Trotz guter Konjunktur, boomendem Holzmarkt und stabilen, sogar leicht gestiegenen Holzpreisen wurde deutlich weniger Holz eingeschlagen. Die erwirtschafteten Gewinne sanken zum Teil dramatisch zum Vorjahreswert. Über die Ursachen, deren Auswirkung auf die wirtschaftliche Lage der Forstbetriebe und welche Rolle dabei der staatlichen Förderung zukommt, darüber geben die Daten des Testbetriebsnetzes Forst Auskunft.

Mann mit Schutzkleidung zersägt mit einer Motorsäge einen liegenden Fichtenstamm.Zoombild vorhanden

Abb. 1: Aufräumarbeiten (Foto: photo 5000, fotolia.com)

Das Testbetriebsnetz Forst (TBN-Forst) bildet eine wichtige Datengrundlage für die Beurteilung der wirtschaftlichen Lage der Forstwirtschaft, indem es unter anderem die Leistungen, aber auch die Kosten des gesamten Forstsektors abbildet. Es gilt daher als wichtige und zuverlässige Datenquelle. Voraussetzung hierfür ist die freiwillige Teilnahme möglichst vieler Betriebe des Privat- und Körperschaftswaldes. Für die Auswertung des Forstwirtschaftsjahres 2016 konnte in Bayern auf die Daten von 17 Privatwald- und 27 Körperschaftswaldbetrieben sowie den Bayerischen Staatsforsten (BaySF) zurückgegriffen werden. Wegen der besseren Vergleichbarkeit der Betriebe werden sie in Baumartengruppen, Größenklassen und Regierungsbezirke eingeteilt (Abbildung 2).

Wozu das Testbetriebsnetz Forst?

Das Testbetriebsnetz Forstwirtschaft (TBN-Forst) erfüllt den gesetzlichen Auftrag (§41 Abs.3 BwaldG, Art.25 BayWaldG) sowohl dem Bundestag als auch dem Bayerischen Landtag über die wirtschaftliche Lage und Entwicklung (einschließlich der Belastungen aus der Schutz- und Erholungsfunktion) der Forstbetriebe zu berichten. Es entstand aus einer freiwilligen Erhebung, die seit 1951 vom Deutschen Forstwirtschaftsrat durchgeführt und ab dem Jahr 1975/76 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) übernommen wurde.

Die Daten des TBN-Forst fließen in den Agrarbericht des Bundes und der Länder ein. Die Auswertungsergebnisse sind somit eine wichtige Entscheidungshilfe und -grundlage für forstpolitische Entscheidungen auf Bundes- und Landesebene. Sie dienen aber auch als Argumentationshilfe für Politik, Verbände und Verwaltung sowie zur wissenschaftlichen Untersuchung und ermöglichen letztendlich den Teilnehmern den betriebsübergreifenden Vergleich.

Teilnehmer

Die Daten liefern Betriebe des Privat- und Körperschaftswaldes mit einer Waldfläche ab ca. 200 ha sowie der Staatsforst (als Gesamtbetrieb). Die Teilnahme ist stets freiwillig. Im Durchschnitt beteiligen sich bundesweit ca. 330 Waldbesitzer, davon kommen knapp 50 aus Bayern. Um dauerhaft eine zuverlässige Datenquelle sicher zu stellen, ist die Teilnahme möglichst vieler Betriebe unerlässlich.

Erhebung und Auswertung

Die Teilnehmer beantworten – nach einem bundeseinheitlichen Muster – Fragen aus den folgenden Bereichen: Betriebsfläche, Waldstruktur, Hiebssatz, Holzernte, Holzverkauf, Ertrag, Aufwand, Arbeitskräfteeinsatz, Sonstiges (Fördermittel, Erschließung, Nutzungsbeschränkungen). Die Auswertung erfolgt stets anonym – die Weitergabe der Daten ist gesetzlich untersagt.

Wirtschaftliche Lage der Forstbetriebe 2016

Wie lief es wirtschaftlich 2016 für die bayerischen Waldbesitzer? Dem Anschein nach war es das verflixte siebte Jahr; das Magere, das nun auf sechs gute Jahre folgte. Die Gewinne schrumpften auf das Niveau von 2008/2009, die Jahre der Wirtschafts- und Finanzkrise. Die guten Vermarktungschancen des Rohstoffes Holz vor dem Hintergrund einer robusten Konjunktur schufen im Geschäftsjahr 2016 eigentlich ein stabiles wirtschaftliches Umfeld für die Forstbetriebe.

Die Einnahmen

Verteilung der teilnehmenden Betriebe nach Größenklasse, Regierungsbezirk und HauptbaumartZoombild vorhanden

Abb. 2: Teilnehmende Betriebe (Grafik: LWF)

Auf der Einnahmeseite mussten Einbußen hingenommen werden. Der geringere Ertrag war in erster Linie dem abgeschwächten Holzeinschlag geschuldet. Er lag im Privatwald für alle fünf Produktbereiche bei 457 €/ha. Das waren 17 % weniger als im Vorjahr. Nur im Jahr der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 fiel er noch geringer aus.

Ein ähnliches Bild bot sich auch im Körperschaftswald. Mit 510 €/ha brach der durchschnittliche Gesamtertrag um 21 % zum Vorjahr ein. Allerdings lag er noch über dem Durchschnitt der letzten acht Jahre (503 €/ha).

Die Ausgaben

Reinertrag I (ohne Förderung): Wirtschaftliche Entwicklung der Forstbetriebe im Privatund KörperschaftswaldZoombild vorhanden

Abb. 3: Reinertrag I (Grafik: LWF)

Die Ausgabenseite stellte sich in beiden Besitzarten etwas günstiger als im Vorjahr dar. Ausgabenwirksam waren vor allem die Löhne, Gehälter, Unternehmerleistungen und Nebenkosten.

Im Privatwald stiegen nur die Lohnkosten (+9 %). Die Gehälter (–11 %) hingegen konnten wie auch die Unternehmerleistungen (–18 %) und die Nebenkosten (–26 %) reduziert werden. Insgesamt verminderte sich der Gesamtaufwand um 27 €/ha auf 308 €/ha.

Im Körperschaftswald mussten im Durchschnitt für alle fünf Produktbereiche 457 €/ha aufgewendet werden. Das war um knapp 2 % weniger als im Jahr zuvor. Gestiegen sind die Gehälter(+12 %). Gesenkt werden konnten die Lohnkosten (–5 %), die Ausgaben für Unternehmerleistungen (–15 %) und die Nebenkosten (–6 %).

Reinertrag: Fichtenbetriebe im Vorteil

Holzeinschlag und Reinertrag I (ohne Förderung) nach Größenklasse, Regierungsbezirk und HauptbaumartZoombild vorhanden

Abb. 4: Holzeinschlag und Reinertrag I (Grafik: LWF)

Zieht man für 2016 Bilanz, ging der Reinertrag im Privatwald um 66 €/ha auf 149 €/ha zurück (Abbildung 3). Nur 2009 fiel der Gewinn mit 131 €/ha noch schlechter aus. Das Geschäft hat sich zwar abgeschwächt, dennoch konnte 94 % der Testbetriebe einen positiven Abschluss verbuchen. Welchen Einfluss hatte die Baumart auf das Wirtschaftsergebnis? Ähnlich wie in den Vorjahren auch, erwies sich die Fichte weiterhin als das stabilisierende Element für den wirtschaftlichen Erfolg. Die Betriebe mit über 50 % Fichtenanteil auf der Fläche konnten mit 163 €/ha die höchsten Gewinne verbuchen (2015: 229 €/ha) (Abbildung 4).

Im Körperschaftwald zeigte die Gewinnkurve noch deutlicher nach unten. Der durchschnittlich erwirtschaftete Reinertrag brach um 71 % auf 53 €/ha ein (Abbildung 3). Nur 2009 (–21 €/ha) war die Gewinnsituation noch schlechter. Insgesamt schlossen drei Viertel der Meldebetriebe das Geschäftsjahr positiv ab. In der Kategorie Hauptbaumart bilanzierten auch in dieser Besitzart die Fichtenbetriebe mit 127 €/ha Hektar (2015:414 €/ha) den höchsten Reinertrag (Abbildung 4).

Die Gründe für den zum Teil beträchtlichen Gewinnrückgang waren in erster Linie die gesunkenen Einnahmen aus dem Holzverkauf infolge des gedrosselten Holzeinschlages. Vor allem die von Sturm »Niklas« betroffenen Betriebe, die im Vorjahr maßgeblichen zum hohen Reinertrag beigetragen haben, fuhren ihren Einschlag deutlich zurück.

Fördermittel und ihr Einfluss auf die Ertragslage der Forstbetriebe

Zusammen mit der gemeinwohlorientierten Beratung ist die finanzielle Förderung der privaten und körperschaftlichen Waldbesitzer in Bayern ein wesentliches Instrument, um die im Waldgesetz verankerten Ziele bei der Waldbewirtschaftung umzusetzen. Neben der Verbesserung der Wälder dient die staatliche Förderung auch als Ausgleich der Interessen der Allgemeinheit am Wald. Die beanspruchten Fördermittel werden im Rahmen der Datenerhebung für das TBN Forst verbucht. Die Buchung erfolgt auf die fünf Produktbereiche (PB):
  • PB 1: Holz und andere Erzeugnisse
  • PB 2: Schutz und Sanierung
  • PB 3: Erholung und Umweltbildung
  • PB 4: Leistungen für Dritte
  • PB 5: Hoheitliche und sonstige behördliche Aufgaben
Holzpolder am WegesrandZoombild vorhanden

Abb. 5: Fichtenstämme am Wegrand (Foto: F. Stahl, LWF)

Wie die Auswertungsergebnisse zeigen, lag der Schwerpunkt der geförderten Maßnahmen im PB 1 (Holz und andere Erzeugnisse) (Abbildung 6).

Im Zeitraum 2007 bis 2016 wurden die Privatwaldbetriebe durchschnittlich mit 22 €/ha gefördert. Der größte Anteil der Fördermittel, rund 90 %, wurde auf den PB 1 gebucht (Abbildung 6). Im Jahr 2016 betrug der Förderbeitrag für den PB 1 7 €/ha. Überdurchschnittlich hoch war der Bedarf 2009 (69 €/ha) aufgrund der notwendigen Beseitigung und Aufräumung der Sturmschäden nach »Kyrill« (2007) und der nachfolgend erforderlichen Aufforstungsmaßnahmen. Insgesamt trugen in dieser Zeitspanne die Fördermittel dazu bei, dass der Reinertrag I um 12 % aufgebessert werden konnte.
Anteil der Fördermittel am Ertrag im PB 1 und am Ertrag in den PB 2 bis 5 im Privatund KörperschaftswaldZoombild vorhanden

Abb. 6: Anteil der Fördermittel
am Ertrag im PB 1
und am Ertrag in den
PB 2 bis 5 im Privatund
Körperschaftswald (Grafik: LWF)

Die Körperschaftswaldbetriebe wurden in diesem Zeitraum im Schnitt mit 24 €/ha unterstützt. Der durchschnittliche Reinertrag I konnte damit von 81 €/ha auf 105 €/ha verbessert werden. Auch hier lag der Förderschwerpunkt mit 16 €/ha im PB 1. Relativ betrachtet, spielte der Anteil der Fördermittel am Ertrag im PB 1 (3,3 %) eine eher geringe Rolle. Etwas anders ist die Situation in den PB 2 bis PB 5. Hier lag er im Durchschnitt bei 25 %, wobei sich ab 2015 sowohl ein Anstieg des Ertrages als auch eine deutliche Zunahme des Förderanteils in diesen Produktbereichen abzeichnet (Abbildung 6). Als Resümee kann festgehalten werden, dass sowohl die Privatwald- als auch die Körperschaftswaldbetriebe die von Bund und Land aufgelegten Förderprogramme insbesondere nach Schadereignissen (z. B. Kyrill 2007, Niklas 2015) verstärkt nutzten (Abbildung 7).

Die Tendenz, Fördermittel in Anspruch zu nehmen, war bei den Besitzarten jedoch uneinheitlich. Während sie im Körperschaftswald nach oben zeigte, war sie im Privatwald ab 2010 rückläufig. Grund hierfür könnte sowohl die Verbesserung der Gesamtertragslage der Betriebe als auch der Verzicht auf Förderung mit den damit verbundenen Auflagen sein.

Holzeinschlag

Prozentualer Anteil der Fördermittel am ReinertragZoombild vorhanden

Abb. 7: Prozentualer Anteil der Fördermittel am Reinertrag (Grafik: LWF)

Ausschlaggebend für den wirtschaftlichen Erfolg der Forstbetriebe ist und bleibt die Höhe des Holzeinschlags. Die nach wie vor starke Binnenkonjunktur, insbesondere der Sektor Wohnungsbau, sorgte auch 2016 für gute Absatzmöglichkeiten für Rohholz. Nichtsdestotrotz hielten sich die Waldbesitzer mit ihrem Holzeinschlag zurück. Im Staatswald fiel er mit 6,5 Erntefestmeter pro Hektar (Efm/ha) (2015: 7,5 Efm/ha) am niedrigsten aus. Unwesentlich höher lag er mit 6,8 Efm/ha (2015: 7,5 Efm/ha) im Privatwald. Die größte Veränderung im Vergleich zum Vorjahr registrierten die Körperschaftswaldbetriebe. Hier nahm er um 21 % auf 7,1 Efm/ha ab (Abbildung 8). Auch wenn der Einschlag im Berichtsjahr deutlich zurückging, entsprach er in allen drei Besitzarten nahezu exakt dem Hiebssatz.

Im Privatwald reduzierten die Fichtenbetriebe den Einschlag um 9 % auf 7,0 Efm/ ha. Die Laubholzbetriebe hingegen steigerten den Holzeinschlag um 14 % auf 6,5 Efm/ha, bewegten sich aber dennoch unter dem Einschlagssoll. In der Kategorie »Größenklasse« dominierte die GK 3 mit einem Einschlag von 7,9 Efm/ha (Abbildung 4).

Entwicklung des Holzeinschlags im Privat-, Körperschaftsund StaatswaldZoombild vorhanden

Abb. 8: Entwicklung des Holzeinschlags im Privat-, Körperschaftsund Staatswald (Grafik: LWF)

Im Körperschaftswald verringerten die Fichten- und die »Übrigen Betriebe« den Holzeinschlag am stärksten. Trotzdem verbuchten die Fichtenbetriebe mit 9,7 Efm/ha (2015: 13,9 Efm/ha) den höchsten Einschlag in dieser Betriebsart. Die »Übrigen Betriebe« meldeten 6,1 Efm/ ha (2015: 9,9 Efm/ha). Im Vergleich dazu war der Einschlag bei den Laubholzbetrieben mit 5,8 Efm/ha eher mäßig. Gegenüber dem Vorjahr steigerten sie sich jedoch um rund 21 %. Deutlich hinter diesen Einschlagsmengen blieben die Kiefernbetriebe mit 4,3 Efm/ha (2015: 4,7 Efm/ha) zurück (Abbildung 4).

Es bleibt die Frage, warum die Forstbetriebe trotz hoher Nachfrage und guter Preislage nicht mehr Holz eingeschlagen haben. Vermutlich waren die hohen Schadholzmengen des vorangegangenen Jahres nur eine von mehreren Ursachen. Widrige Witterungseinflüsse mit einer Reihe von Sturmereignissen beeinflussten den Holzmarkt und verunsicherten die Waldbesitzer. Die niedrigen Zinsen auf dem Kapitalmarkt mögen ein Weiteres dazu beigetragen haben. Ebenso veranlassten die sprudelnden Einnahmen aus der Gewerbesteuer die eine oder andere Kommune, ihre Holzressourcen zu schonen.

Zusammenfassung

»Unter dem Strich« brachte auch das Geschäftsjahr 2016 ein ordentliches Ergebnis. Voraussetzung dafür war, dass sich die Marktsituation in guter Verfassung zeigte, so dass die Bilanz insgesamt befriedigend ist. Die Folgen von Sturm »Niklas« prägten auch noch ein Jahr danach das forstliche Geschäftsjahr. Trotz der anhaltend starken Nachfrage nach Rohholz und leicht gestiegener Holzpreise waren die Waldbesitzer erstmal um Konsolidierung bemüht. Es zeigte sich im Wirtschaftsjahr 2016 einmal mehr, dass in Jahren, in denen es für die Waldbesitzer aufgrund der Auswirkung von Schadereignissen nicht so gut läuft, durch forstliche Fördermaßnahmen ein spürbarer finanzieller Ausgleich erreicht werden konnte.

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